Wildschweine sind faszinierende Tiere, die jedoch auch zu Konflikten mit dem Menschen führen können. Besonders in der kalten Jahreszeit ziehen sie in Rotten umher, um Nahrung zu finden.
Wildschweine im Lebensraum
Wildschweine sind eines der anpassungsfähigsten Wildtiere Europas und kommen von Flachland- und Augebieten bis in das Mittelgebirge des Voralpenlandes vor. Sie bevorzugen feuchte Laubwälder und Laubmischwälder, da sie dort reichlich Nahrung finden.
- Sozialstruktur: Mehrere weibliche Tiere bilden zusammen mit ihren Jungen einen Familienverband, die sogenannte Rotte. Erwachsene Keiler sind Einzelgänger und treffen nur in der Paarungszeit auf die Bachen.
- Lebensraum: Rotten bewohnen ein Gebiet von etwa 8-30 km², wobei die Streifgebietsgröße stark vom Lebensraum und weiteren Einflüssen abhängt. Innerhalb des Aktionsraums befinden sich Wechsel, Suhlen, Schlaf- und Wurfkessel.
- Ernährung: Wildschweine sind Allesfresser, bevorzugen aber pflanzliche Kost wie Bucheckern, Gräser, Wurzeln, Kastanien und Eicheln. Sie fressen auch Feldfrüchte wie Mais, Weizen, Hafer und Kartoffeln.
Verhalten bei Begegnungen mit Wildschweinen
Wenn Wildschweine Menschen schon von weitem hören oder riechen, werden sie Abstand suchen, daher sind Wildschweinbegegnungen äußerst selten. Allerdings kann es vor allem in der kalten Jahreszeit dazu kommen, dass Gruppen von Wildschweinen, sogenannte „Rotten“, auf der Suche nach Nahrung umherziehen und dabei die Wege von Menschen kreuzen.
Das richtige Verhalten bei einer Wildschweinbegegnung:
- Auf jeden Fall Ruhe bewahren!
- Dem Tier keinesfalls näherkommen, keinen Versuch unternehmen, es zu verscheuchen - das könnte es als Angriffsgeste deuten.
- Ohne Hektik den Rückwärtsgang antreten, keine schnellen Bewegungen machen, keine Ausweichmanöver, kein Wegrennen, aber zügig Distanz herstellen, um dem Tier den sicheren Rückzug zu ermöglichen.
- Wer einen Hund dabei hat, sollte diesen sofort zurückrufen, ins Haus bringen bzw. anleinen, bei sich halten und ihn beruhigen. Eventuell kann der Hund mit Futter abgelenkt oder hergelockt werden. Der Hund ist für das Wildschwein der primäre Angreifer, nicht der Mensch.
- Sehr wichtig ist zudem, den Tieren in so einer Situation keine Fluchtwege zu versperren.
Oft werden Menschen nur deswegen angegriffen, weil Jungtiere im Spiel sind oder die Wildschweine in Ermangelung an Auswegen das Risiko eingehen und die Konfrontation wagen. Falls das Wildschwein dennoch angreift: Den Hund sofort ableinen, damit er die Flucht ergreifen kann. Die Wildschweine anbrüllen und dabei in die Hände klatschen, da diese sehr lärmempfindlich sind.
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Was tun, wenn einem ein Muttertier mit Frischlingen begegnet?
Gerade Frischlinge führende Bachen sind nötigenfalls wehrhaft. Sehen sie ihren Nachwuchs in Gefahr, sind sie überaus wehrhaft. »Egal, wo es uns begegnet: Schwarzwild lassen wir immer Vorfahrt.« Kommen Frischlinge neugierig auf uns zu, ist auf jeden Fall ein Rückzug angesagt, sonst geht die Bache dazwischen«, rät Noack. Das schlimmste Fehlverhalten ist es, ein Jungtier hochzuheben: »Das ist komplett wider die Natur eines Frischlings. Er fängt fürchterlich zu quieken an und dieser Angstschrei bringt die Mutter auf den Plan. Dann wird es wirklich gefährlich.« Ein Angriff sehe immer gleich aus: »Erst überrennt einen die Bache mit ihren 70, 80 Kilo Körpergewicht, dann dreht sie sich blitzschnell um und rammt einem ihre spitzen Zähne in die Schenkel.«
Schutzmaßnahmen für Gärten
Aber was, wenn die Wildschweine aus dem Wald in den eigenen Garten einfallen und diesen verwüsten? Bei Grundstücken in der Nähe von Wäldern ist es notwendig, als Anrainer diverse Schutzvorkehrungen zu treffen. Zäune, Mauern und Baumumfriedungen haben sich als wirksamstes Mittel gegen den Besuch von Wildschweinen erwiesen.
Weitere Tipps, um Wildschweine fernzuhalten:
- Futter lockt die Tiere mit ihrer feinen Nase an, deshalb sollte man sämtliches Futter für Haustiere, aber auch Fallobst, Essensreste oder Obst auf dem Komposthaufen oder Vogelfutter am Boden vermeiden, abdecken und wegräumen.
- Kompost, Fallobst und Laub sollte man auch nicht zum Waldrand karren, da dies die Wildschweine ebenso anlockt und verführt weiter in den Garten vorzudringen.
Die Rauschzeit der Wildschweine
Die Paarungszeit des Schwarzwildes wird Rauschzeit genannt und findet zwischen Oktober und Mai statt. In dieser Zeit gesellen sich Keiler zur übrigen Rotte und tragen Rangkämpfe aus. Die Keiler sind in dieser Zeit sehr aggressiv und verteilen Urin und zu Schaum geschlagenen Speichel an den umliegenden Bäumen und Sträuchern.
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Die „Rauschzeit“ fällt in der Regel in die Zeit zwischen Oktober und März, wobei die Hauptzeit die Wintermonate November bis Jänner sind. Wann die Rauschzeit anfängt, bestimmen die Bachen - also die weiblichen Wildschweine. Genauer gesagt die jeweiligen Leitbachen der einzelnen Rotten. Diese Abfolge, beginnend mit der Leitbache, wird in der Fachsprache auch Paarungssynchronisation genannt.
Die Keiler - also die männlichen Wildschweine - stoßen erst dann zur Rotte, wenn die Bachen rauschig sind. Nach einer Tragezeit von rund vier Monaten (114 - 118 Tage) kommen die Frischlinge zur Welt.
Verhaltensregeln während der Rauschzeit:
- Markierte Wege im Wald nicht verlassen.
- Den Hund nicht ohne Leine im Wald laufen lassen.
Schäden durch Wildschweine und Vorbeugung
Die Schäden, die Wildschweine anrichten, betreffen bislang vor allem die Landwirtschaft. Wildschweine lieben Maiskolben und wühlen gerne in Wiesen nach Fressbarem. Auch in Weingärten graben sie gerne nach Nahrung und verzehren die Trauben.
Verhaltensregeln, um das Eindringen von Wildschweinen in Siedlungsgebiete zu verhindern:
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- Nicht füttern!
- Komposthaufen in Gärten am Waldrand unzugänglich machen.
- Keine Gartenabfälle im Garten oder im Wald deponieren.
- Keine Lebensmittel auf Picknickplätzen liegen lassen.
- Privatgärten am besten durch 1,5m hohe und in der Erde verankerte, solide Zäune unzugänglich machen.
Merkmale von Wildschweinen
Es hat einen gedrungenen Körper mit hohem, keilförmig gestrecktem Kopf. Letzterer macht gemeinsam mit dem vorderen Brustteil ca. ein Drittel der Gesamtlänge aus. Der Kopf ist keilförmig und besitzt kleine Augen und große, dreieckige Ohren. Der Rüssel (“Wurf”) endet in einer verbreiterten, runden, unbehaarten Rüsselscheibe mit den Nasenöffnungen. Der Schwanz („Pürzel“), an dessen Ende sich lange Haare befinden, ist bis circa 25 Zentimeter lang. Die Haut („Schwarte“) ist mit steifen, an der Spitze mehrfach gespaltenen Borsten bedeckt. Im Winter schützt zusätzliche Unterwolle das Schwarzwild vor Kälte. Die Borsten sind silbergrau bis schwarz im Winter. Borsten und Unterwolle werden nur einmal, im Frühjahr, gewechselt. In der Färbung gibt es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Nur die Jungen („Frischlinge“) sind charakteristisch längsgestreift.
Trittsiegel von Wildschweinen
Wildschweine besitzen an ihren Füßen zwei große Schalen und weiter oben am Fuß zwei weitere kleinere Schalen (Afterklauen). Die Afterklauen sind groß und werden häufig abgedrückt, dann unterhalb des Trittsiegels als dicke Striche jeweils rechts und links seitlich nach außen versetzt. Der Vorderfußabdruck ist oft quadratisch, der des Hinterfußes oft länger als breit. Die Schalen verlaufen häufig „schief gekrümmt“, weswegen das Trittsiegel asymmetrisch wirkt. Der nicht platt gedrückte Bereich zwischen den Schalen reicht oft nur von der Spitze bis zur Hälfte der Trittsiegellänge, wie ein dreieckiger „Keil“ der zwischen die Schalen gesteckt wurde.
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