Verhalten bei Wildschweinangriffen: Sicherheitstipps für Wanderer und Stadtbewohner

Wildschweine, Wölfe oder Bären: Die Tiere erobern den Wald zurück - und im Fall der Wildschweine manchmal sogar die Innenstädte. Immer wieder kam es dabei zuletzt auch zu Angriffen. Wie also sollten Sie sich verhalten, wenn Sie plötzlich einem solchen Tier gegenüberstehen?

Begegnung mit Wildschweinen im Wald

Stellen Sie sich vor, Sie gehen im Wald spazieren - und plötzlich steht ein Wildschwein vor Ihnen. Was tun Sie jetzt? Zunächst einmal: Grundsätzlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie einem solchen Tier überhaupt begegnen. Wildschweine sind scheu und werden alles daran setzen, auf Distanz zu Ihnen zu bleiben. Da die Tiere sehr gut riechen und hören können, nehmen Wildschweine Sie in der Regel zuerst wahr - und entfernen sich.

Auf Distanz zu Wildschweinen bleiben

In der Regel gelingt es nur geübten Jägern, sich einem Wildschwein zu nähern. Sollte es aber trotzdem einmal vorkommen, dass Sie im Wald ein Wildschwein sehen, dann gehen Sie am besten einfach weiter, bleiben Sie auf Distanz und ignorieren Sie das Tier.

Wildschweine in der Stadt

Zu Attacken kommt es vor allem in Innenstädten: Wildschweine weichen manchmal dorthin aus, wenn ihr Lebensraum geschrumpft ist oder wenn sich die Tiere stark vermehrt haben. Oft werden sie aber auch angefüttert und finden in den Städten leicht ihr Futter, weil sie zum Beispiel Mülltonnen umstoßen.

In der Stadt fühlt sich ein Wildschwein aber auch leichter in die Enge getrieben und bedroht - es kann sich nicht so gut verstecken wie im Wald und hat nur wenige Rückzugsorte. Deshalb kann es passieren, dass es dort eher zum Angriff übergeht.

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Eine solche Attacke ist dann durchaus gefährlich: Keiler, die männlichen Wildschweine, wiegen bis zu 150 Kilogramm und haben sehr scharfe Zähne. Sie versuchen in der Regel, ihren Gegner umzuwerfen.

Droht eine solche Attacke, sollten Sie sich zügig entfernen - in der Regel möchte das Tier nur seine Ruhe haben und wird Sie nicht verfolgen. Nähern Sie sich weder in der Stadt noch im Wald einem Wildschwein, auch wenn es noch so zutraulich wirken sollte. Füttern Sie die Tiere auch nicht: Das erhöht das Risiko, dass sie ihre Scheu vor den Menschen verlieren und angreifen.

Verhalten bei Begegnungen mit Wildschweinen

Das richtige Verhalten bei einer Wildschweinbegegnung: auf jeden Fall Ruhe bewahren! Dem Tier keinesfalls näherkommen, keinen Versuch unternehmen, es zu verscheuchen - das könnte es als Angriffsgeste deuten. Ohne Hektik den Rückwärtsgang antreten, keine schnellen Bewegungen machen, keine Ausweichmanöver, kein Wegrennen, aber zügig Distanz herstellen, um dem Tier den sicheren Rückzug zu ermöglichen.

Wer einen Hund dabei hat, sollte diesen sofort zurückrufen, ins Haus bringen bzw. anleinen, bei sich halten und ihn beruhigen. Eventuell kann der Hund mit Futter abgelenkt oder hergelockt werden. Der Hund ist für das Wildschwein der primäre Angreifer, nicht der Mensch. Sehr wichtig ist zudem, den Tieren in so einer Situation keine Fluchtwege zu versperren.

Oft werden Menschen nur deswegen angegriffen, weil Jungtiere im Spiel sind oder die Wildschweine in Ermangelung an Auswegen das Risiko eingehen und die Konfrontation wagen. Falls das Wildschwein dennoch angreift: Den Hund sofort ableinen, damit er die Flucht ergreifen kann. Hunde können im Gegensatz zu Wildschweinen enge Kurven rennen. Die Wildschweine anbrüllen und dabei in die Hände klatschen, da diese sehr lärmempfindlich sind.

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Zusammenfassend: So verhalten Sie sich richtig

  • Die meisten Tiere sind ungefährlich, solange man sich ruhig verhält.
  • Sie beobachten die Menschen genauso, wie wir sie beobachten.
  • NICHT BERÜHREN!
  • Weichen Sie möglichst allen Tieren aus und berühren Sie sie auf keinen Fall (auch tote Tiere nicht!).
  • Verständigen Sie bitte den örtlichen Jäger oder die Polizei.

Weitere wichtige Hinweise

  • Halten Sie sich an die Spielregeln der Natur und bleiben Sie im Wald auf den markierten Wegen.
  • Dann laufen Sie auch nicht Gefahr, sich im Frühjahr den Unmut einer Bache zuzuziehen.
  • Auf beschilderten Wanderwegen ist es meist völlig ungefährlich, denn dort riecht es für die Tiere intensiv nach Menschen.

Wildschweine im Garten

Aber was, wenn die Wildschweine aus dem Wald in den eigenen Garten einfallen und diesen verwüsten? Bei Grundstücken in der Nähe von Wäldern ist es notwendig, als Anrainer diverse Schutzvorkehrungen zu treffen. Zäune, Mauern und Baumumfriedungen haben sich als wirksamstes Mittel gegen den Besuch von Wildschweinen erwiesen.

Futter lockt die Tiere mit ihrer feinen Nase an, deshalb sollte man sämtliches Futter für Haustiere, aber auch Fallobst, Essensreste oder Obst auf dem Komposthaufen oder Vogelfutter am Boden vermeiden, abdecken und wegräumen. Kompost, Fallobst und Laub sollte man auch nicht zum Waldrand karren, da dies die Wildschweine ebenso anlockt und verführt weiter in den Garten vorzudringen.

Selbstständiges Handeln ist gefragt, um den Garten vor Zerstörung zu bewahren!

Für Auskünfte oder Anfragen bezüglich Wildschweinen ist die Bezirkshauptmannschaft zuständig. Sollten verletzte Tiere im Spiel sein, ist am besten die Polizei zu verständigen.

Die Rolle der Bache und Frischlinge

Gerade Frischlinge führende Bachen sind nötigenfalls wehrhaft. Sehen sie ihren Nachwuchs in Gefahr, sind sie überaus wehrhaft. »Egal, wo es uns begegnet: Schwarzwild lassen wir immer Vorfahrt. »Wie auch immer ein Wildschwein reagiert, es ist überlegen.

»Kommen Frischlinge neugierig auf uns zu, ist auf jeden Fall ein Rückzug angesagt, sonst geht die Bache dazwischen«, rät Noack. Das schlimmste Fehlverhalten ist es, ein Jungtier hochzuheben: »Das ist komplett wider die Natur eines Frischlings. Er fängt fürchterlich zu quieken an und dieser Angstschrei bringt die Mutter auf den Plan. Dann wird es wirklich gefährlich.«

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Ein Angriff sehe immer gleich aus: »Erst überrennt einen die Bache mit ihren 70, 80 Kilo Körpergewicht, dann dreht sie sich blitzschnell um und rammt einem ihre spitzen Zähne in die Schenkel.« Zu gebührendem Respektabstand rät auch Egbert Gleich, Wildbiologe und Wildschweinexperte bei der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft: »Distanz ist auch beim Fotografieren oder Filmen geboten.

Unmissverständliche Drohgebärden einer Bache: aufgestellte Ohren und Schwanz sowie hochgestellte Nackenborsten. Beide ExpertInnen raten, besser auf frequentierten Wegen zu bleiben. »Wirklich gefährlich sind Bachen nach der Geburt«, weiß Anneli Noack, »dafür suchen sie sich aber einen ruhigen Ort.

Wildschwein-Fakten

Das Wildschwein gehört zur Familie der „echten“ oder „altweltlichen“ Schweine und zur Ordnung der Paarhufer. Damit ist es direkt mit unserem Hausschwein verwandt.

Name Schwarzwild
Name des heranwachsenden Männchen Frischling (im 1. Lebensjahr), Überläufer bzw. Überläuferkeiler (im 2. Lebensjahr)
Name des heranwachsenden Weibchen Frischling (im 1. Lebensjahr), Überläufer bzw. Überläuferbache (im 2. Lebensjahr)
Junge 5-6 (mind. 2-3, max. 10-12)

Wildschweine bevorzugen unterholzreiche, feuchte Mischwälder oder Laubwälder die auch Gewässer mit schlammigen Ufern oder morastige Stellen enthalten. Wildschweine sind übrigens hervorragende Schwimmer.

Wildschweine sind Allesfresser. Larven, Engerlinge und Regenwürmer dienen ihm genauso als Nahrung wie Eier, Mäuse und Aas, Bucheckern oder Eicheln bzw. Kartoffel, Rüben, Mais oder Getreide. Sie suchen sich sehr genau aus, was sie fressen. Mit ihrer Schnauze können sie hervorragend in der Erde wühlen und daher sind auch Blumenzwiebel eine beliebte Nahrung.

Trotz seiner kurzen Beine schafft es eine Laufgeschwindigkeit von bis zu 50 Kilometer pro Stunde.

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