Umgang mit Angstzuständen: Was tun?

Angst ist ein Teil unseres Lebens, der zwei Seiten aufweist. In der Evolution des Menschen sind diese Ängste ein wichtiger Bestandteil, um Gefahren zu vermeiden. Auf der anderen Seite können Ängste übermäßig stark werden, ohne erkennbaren Grund auftreten und das Leben einschränken. Diese krankhaften Ängste stellen nicht nur eine erhebliche Belastung für die Betroffenen dar, sondern führen auch zu weiteren Folgeproblemen im Privat- und Berufsleben.

Etwa jeder 5. Mensch hat Ängste, die das Leben einschränken und die Lebensqualität beeinträchtigen. Dazu gehören besonders:

  • Existenzängste
  • Angst, unheilbar krank zu sein
  • Angst vor Kontrollverlust und Hilflosigkeit
  • Angst vor Einsamkeit und sozialer Isolierung
  • Übermäßige Schüchternheit bis hin zur Angst vor sozialen Situationen
  • Angst, nicht zu funktionieren oder nicht zu genügen
  • Angst, Fehler zu machen
  • Angst vor Tieren
  • Angst vor Menschenansammlungen und öffentlichen Plätzen
  • Höhenangst und Platzangst

Wenn Angst aber ein sinnvolles Ausmaß überschreitet, bringt sie mehr Nachteile als Vorteile. Im Rahmen vieler psychischer Erkrankungen (z.B. Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Zwängen) tritt Angst als Symptom auf.

Formen von Angststörungen

Angstzustände werden in unterschiedliche Formen unterteilt, wenn es sich um krankhafte Zustände der Angst handelt. Man spricht dann von Angststörungen.

Panikstörung

Das Hauptmerkmal einer Panikstörung ist, dass panikartige Angstzustände (Panikattacken) immer wieder auftreten. Die überfallsartigen Angstzustände, die von intensiver Furcht oder stark anflutendem Unwohlsein geprägt sind, können entweder in Situationen auftauchen, in denen Betroffene sie erwarten, oder aus heiterem Himmel auftauchen. Ein typisches Symptom der Panikstörung ist auch die sogenannte „Angst vor der Angst“.

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Bei Panikattacken kommt es zu einem Teufelskreis der Angst, der zu einer Aufschaukelung der Symptome führt. Typischerweise treten innerhalb von wenigen Minuten starkes Herzklopfen, Druck auf der Brust, Schwitzen, Schwindel, Zittern, Kurzatmigkeit und andere Symptome auf, die oft so intensiv erlebt werden, dass die Angst vor einem Herzinfarkt oder umzufallen vorhanden ist (Todesangst). So kann ein Teufelskreis der Angst entstehen, bei dem zum Beispiel Herzrasen zu Angst vor einem Herzinfarkt führt, und dadurch in weiterer Folge das Herzrasen zunimmt. Wenn bereits ein oder mehrmals solche Panikattacken aufgetreten sind, dann ist das Risiko für ein weiteres Auftreten erhöht. Es entwickelt sich eine Sensiblisierung und negative Erwartungshaltung.

Die Panikstörung tritt bei ca. 2 - 3,5% der Bevölkerung einmal im Leben auf, wobei bei ca. 30-50% der Betroffenen auch eine Agoraphobie (Platzangst) vorhanden ist. Das erste Auftreten ist typischerweise im jungen Erwachsenenalter bis ca. zum 30.

Agoraphobie (Platzangst)

Die Agoraphobie - auch Platzangst genannt - bezeichnet die Angst vor verschiedensten Orten und Situationen, in denen das Gefühl vorhanden ist, eingesperrt zu sein, oder es besteht die Angst, dass im Notfall keine Hilfe verfügbar ist. Typische Situationen sind Kaufhäuser, Einkaufszentren, U-Bahn, Kino, Lift, enge Räume, große Plätze oder auch alleine zu Hause zu sein.

Häufig ist eine Kopplung mit der Panikstörung vorhanden, wobei meist zunächst einzelne Panikattacken auftreten, die dann zur Vermeidung von jenen Situationen führen, in denen die Panik aufgetreten ist.

Sozialphobie

Die Soziale Angststörung zeigt sich, indem Betroffene Angstzustände im Zusammenhang mit sozialen Interaktionen oder bestimmten Situationen haben, wenn sie fürchten, in solchen Stationen negativ bewertet zu werden. Die Sozialphobie bezeichnet die übermäßige Angst vor der kritischen Beurteilung durch andere Menschen. Es besteht die Angst davor, etwas falsch zu machen bzw. Angstsymptome zu zeigen (z.B. Erröten, Zittern). Häufige angstauslösende Situationen sind vor einer Gruppe zu sprechen, mit Autoritätspersonen sprechen, in der Öffentlichkeit zu essen, ein Gespräch zu beginnen, zu Einladungen und Partys zu gehen, etc.

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Die Häufigkeit schwankt je nach Untersuchungskriterien von 3-13%, wobei mehr als 20% (jeder Fünfte!) der Bevölkerung Angst vor öffentlichem Sprechen haben (z.B. einen Vortrag zu halten).

Generalisierte Angststörung (GAS)

Angstzustände, die im Zuge der generalisierten Angststörung auftreten, sind davon gekennzeichnet, dass sie mehrere Bereiche des Lebens betreffen. Die Generalisierte Angststörung (GAS) beschreibt die übermäßige Angst und Sorge in verschiedensten Situationen des alltäglichen Lebens, begleitet von körperlicher Unruhe (Nervosität, Kopfschmerz, Herzrasen, Schwitzen, psychosomatischen Beschwerden, etc.). Betroffene sorgen sich um viele verschiedene Aspekte und beschreiben anhaltendes Gedankenkreisen und anhaltende Besorgtheit. Neben diesen mentalen Symptomen können sich generalisierte Angstzustände auch in körperlichen Symptomen wie Rastlosigkeit, schneller Ermüdung, Konzentrationsproblemen, Muskelspannung, somatoformen Störungen oder Einschlafproblemen bzw. äußern.

Die Angst ist nicht auf bestimmte Situationen beschränkt, sondern geht von einer Situation auf die andere über. Häufig ist die Sorge um Beruf, Familie, Schulleistungen der Kinder, Krankheiten oder es sind finanzielle Sorgen vorhanden, obwohl kein objektiver Grund dazu besteht. Die Ängste sind übertrieben stark ausgeprägt und führen im Allgemeinen zur Vermeidung dieser Situation bzw.

Spezifische Phobien

Die spezifische Phobie ist davon gekennzeichnet, dass Betroffene Angstzustände vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation haben, obwohl diese Furcht und Angst der tatsächlich herrschenden Gefahr keineswegs entsprechen und völlig unverhältnismäßig sind. Spezifische Phobien sind häufig vorhanden (ca. 10% der Bevölkerung), wobei viele Betroffene nur wenig dadurch beeinträchtigt sind, da durch ausgeklügelte Vermeidungsstrategien die Angst minimiert werden kann. Je nach Lebenssituation kann eine bereits längerfristig vorliegende Phobie subjektiv eine deutlichere oder geringere Beeinträchtigung im Alltag darstellen. Alltagssprachlich sagt man dann auch, jemand „hat eine Phobie“ vor etwas.

Zwangsstörung

Bei der Zwangsstörung werden Zwangsgedanken und Zwangshandlungen unterschieden. Wiederholte, sich aufdrängende Gedanken, Impulse oder Vorstellungen, die als störend und ungewollt erlebt werden, werden Zwangsgedanken genannt. Sie haben häufig einen negativen, bedrohlichen oder quälenden Inhalt und beziehen sich nicht auf Sorgen über tatsächliche Lebensprobleme. Zwangshandlungen sind wiederholte Handlungen, die nach bestimmten Regeln oder stereotyp ablaufen, um eine vermeintliche Gefahr oder Unannehmlichkeit zu verhindern. Häufig sind Wasch-, Kontroll- oder Zählzwänge vorhanden. Wird den Impulsen nicht nachgegeben, kommt es meist zu einem steigenden Unbehagen bzw. zu Angst, verbunden mit körperlicher Anspannung. Die Häufigkeit liegt bei ca. 2,5% der Bevölkerung, wobei der Beginn häufig in der Pubertät bzw. im jungen Erwachsenenalter liegt.

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Akute Belastungsreaktion und Posttraumatische Belastungsstörung

Von akuter Belastungsreaktion spricht man, wenn durch eine außergewöhnliche körperliche oder seelische Belastung (Unfall, Naturkatastrophe, Krieg, Gewalt, Verlust eines nahestehenden Menschen, etc.) ein gemischtes Bild aus Angst, Depression, Ärger, Verzweiflung und Rückzug auftritt. Die Symptome sind dabei unterschiedlich stark und nach zwei bis drei Tagen nur mehr minimal vorhanden. Wenn die oben genannten Beschwerden länger andauern, wird von der posttraumatischen Belastungsstörung gesprochen.

Ursachen von Angststörungen

Für die Entstehung von krankhaften Angstzuständen gibt es leider keine einzelne Ursache, die für alle Menschen und alle Zustände der Angst gilt. Die Ursachen von Angststörungen sind vielfältig und individuell sehr unterschiedlich. Wie bei vielen psychischen Erkrankungen wird ein bio-psycho-soziales Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren angenommen, welches in seiner Gesamtheit die Ursache für eine manifeste Angststörung ist. Im folgenden werden einige häufig vorhandene Bedingungen dargestellt, die das Risiko des Auftretens einer Angststörung erhöhen. Mögliche Entstehungsbedingungen werden auch durch ein erhöhtes Stressniveau, Überlastung, negative Erfahrungen in der Vergangenheit, Lernen am Modell und fehlende Lernerfahrungen begünstigt.

Ungünstige Einflüsse in der Kindheit und Jugend

Ungünstige Einflüsse in der Kindheit und Jugend sind oft wesentlich dafür, ob jemand im späteren Leben bestimmte Ängste entwickelt. Eltern, die selbst ängstlich sind und ihr Kind vor einer vermeintlich gefährlichen Welt warnen, wiederholte Aussagen, wie „Sei vorsichtig; in der Dunkelheit ist es gefährlich; geh nicht in den Regen, sonst wirst du krank“ vermitteln dem Kind den Eindruck, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist und es gute Gründe gibt, sich Sorgen zu machen und Angst zu haben. Ein hoch ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis kann dazu führen, dass neue, unsichere Situationen vermieden werden, aus Angst dass etwas passieren könnte.

Eltern, die übermäßig kritisch sind und hohe Standards vorgeben, bewirken, dass sich die Kinder der Akzeptanz durch die Eltern nicht sicher sind. Es werden vor allem die Leistungen des Kindes bewerten und nicht das Kind in seiner Persönlichkeit. Das Kind versucht, den Eltern zu gefallen und alles richtig zu machen, wodurch ein hoher Druck entsteht, der zu innerer Anspannung führt. Als Erwachsener kann dann ein übermäßiges Perfektionismusstreben vorhanden sein, das ständig einen selbstverursachten Stress erzeugt. Als Erwachsener kann die Person auch möglicherweise darauf bedacht sein, immer nett zu sein und anderen einen Gefallen zu tun.

Wiederholte Kritik und Bestrafung für den Ausdruck von Gefühlen (wenn das Kind laut spricht, lacht, impulsiv reagiert, etc.) führt dazu, dass es die eigenen Gefühle unterdrückt. Dadurch wird mitunter nicht gelernt, mit Gefühlen von Angst, Ärger, Trauer oder auch Freude umzugehen. Diese starken Emotionen können im Erwachsenenleben als bedrohlich empfunden werden und zu Angst führen. Mangelnde Förderung der Selbstsicherheit des Kindes kann zu einer Hemmung bei Sozialkontakten mit Gleichaltrigen in der Schule und später am Arbeitsplatz führen.

Stress

Stress wird hier als jegliche Form der psychischen Belastung verstanden, die nicht oder nur ungenügend bewältigt werden. Folgende Stress-Situationen treten häufig auf: beruflicher Stress, Zeitdruck, Ärger mit Kollegen oder in der Familie, mangelnde Kontrolle über bestimmten Situationen, hohe Verantwortlichkeit, Überforderung und große belastende Lebensereignisse (Tod, Scheidung, etc.).

Besonders belastende Kindheitserlebnisse, wie Todesfälle in der Familie, Naturkatastrophen (Überschwemmung), Kriegserlebnisse und Gewalterlebnisse können zu Belastungen führen, die sich erst viele Jahre später in Form einer Angststörung manifestieren.

Weitere Faktoren

  • Die übermäßige Einnahme von Coffein (Kaffee, Schwarztee, Red Bull, etc.) und Drogen (v.a.
  • Als direkter Auslöser ist hier noch ein Abfall des Blutzuckerspiegels durch Diätmaßnahmen von Bedeutung. Jedes Jahr in der Fastenzeit erleben einige Menschen Panikattacken, die durch die Einschränkung der Nahrungsaufnahme ausgelöst wurden.
  • Es können überdies in seltenen Fällen auch organische Ursachen hinter Angstzuständen liegen. Dazu gehören bestimmte Herzkrankheiten oder Krankheiten der Lunge.

Aufrechterhaltende Bedingungen

Aufrechterhaltende Bedingungen führen dazu, dass die Angst bestehen bleibt, auch wenn die ursprünglichen Auslöser (z.B. Die Vermeidung angstauslösender Situation tritt häufig bei der Agoraphobie, der Sozialphobie und spezifischen Phobien auf. Hier wird dann von der „Angst vor der Angst“ gesprochen, d.h. die Angst davor, dass wieder ein Angstzustand auftreten könnte. Durch die Vermeidung wird die Angst „übermächtig“ und es wird nicht gelernt, dass die Situation an sich nicht bedrohlich ist.

Gedanken und innere Selbstgespräche, wie z.B.: „Ich könnte wieder Panik bekommen“, „Was werden bloß die anderen Leute denken“, „Niemand ist hier, um mir zu helfen“, „Ich bin dem hilflos ausgeliefert“, „Ich könnte einen Herzinfarkt bekommen“ führen dazu, dass der Teufelskreis der Angst weiter angetrieben wird und sich die Angst immer weiter verstärkt. Auch sogenannte irrationale Überzeugungen, wie „Die Welt ist gefährlich“, „Ich darf mir keine Fehler erlauben“, „Es steht mir nicht zu, einmal nichts zu tun“, „Andere Menschen sind feindselig“, „Alle Hunde sind gefährlich“, etc.

Selbstunsicherheit führt dazu, dass die eigenen Gefühle, Wünsche oder auch Beschwerden zu wenig ausgedrückt werden und dadurch das Gefühl entsteht, keinen Einfluss auf seine Umgebung zu haben. Wenn zu wenig auf die eigenen Bedürfnisse, wie Erholung und Genuss geachtet wird, kann es zu einer psychischen und körperlichen Überforderung kommen und Angstzustände können ausgelöst werden bzw. weiterbestehen.

Körperliche Anspannung durch Stress, Fehlhaltungen (Muskelverspannung) oder ein ungünstiges Atemmuster (z.B. Hyperventilation) stellt selbst wieder eine Stress-Situation dar, in der das Wohlbefinden beeinträchtigt ist, oder Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, etc. entstehen.

Was tun bei Angstzuständen?

Es gibt verschiedene Tipps und Tricks, mit denen man Angstzustände lindern kann. Allerdings kann es Ausprägungen der Angst geben, bei denen professionelle Hilfe unbedingt erforderlich ist.

Selbsthilfe-Strategien

Unabhängig von bzw. zusätzlich zu einer ärztlichen oder therapeutischen Begleitung können Sie selbst einiges dazu beitragen, Ihre Angstzustände in den Griff zu bekommen.

  • Informieren Sie sich möglichst umfassend zum Thema Angst und Angstbehandlung.
  • Achten Sie darauf, sich nicht zu isolieren und zurückzuziehen.
  • Versuchen Sie nicht durch Beruhigungsmittel oder Alkohol die Angst zu reduzieren.
  • Lernen Sie ein Entspannungstraining (Biofeedback, Atementspannung, etc.) und führen Sie die Entspannung regelmäßig durch. Bei leichten Angstzuständen kann bereits dadurch eine deutliche Besserung erreicht werden. Bei Panikattacken sollte Entspannung jedoch mit einer psychologischen Therapie kombiniert werden. Entspannung alleine kann bei einigen Personen mit Panikattacken durch die verstärkte Wahrnehmung des Körpers zunächst auch Angst auslösen.
  • Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, dass der Spiegel unseres Stresshormons Cortisol sinkt und Endorphine, die sogenannten Glückshormone, freigesetzt werden. Dadurch spüren wir eine Verringerung von Angstzuständen und unser Wohlbefinden steigt. Körperliche Aktivität kann sich also positiv auf deine Ängste auswirken. Empfohlen wird, sich mindestens 3-mal pro Woche für mind.
  • Bei akuter Angst oder Panik lenken deine Aufmerksamkeit auf deine Umgebung.
  • Atemzählen: Atme normal ein und aus. Konzentriere dich auf deine Atmung und zähle dabei jeden Atemvorgang: Ein - 1, Aus - 2, Ein - 3, Aus - 4, und so weiter, bis du bei 10 angekommen bist.
  • 5-Finger-Technik: Streiche langsam mit deinem Zeigefinger entlang der Finger deiner anderen Hand. Bei jedem Strich nach oben atmest du ein, bei jedem Strich nach unten aus.
  • Vermeidung von ängstigenden Situationen kann die Angstzustände noch verstärken. Konfrontation kann dabei helfen, sich von Angstzuständen zu lösen. Nehmen Sie beispielsweise bei der Agoraphobie bewusst den Lift, anstatt auf die Treppen auszuweichen, wenn Sie sich davor ängstigen.
  • Suchen Sie sich stattdessen eine für Sie passende Atemübung aus dem Internet und führen Sie diese als Ablenkung in einem Angstzustand durch. Alles, was Ihre Konzentration auf etwas Anderes bündelt, kann hilfreich sein.
  • Es kann allerdings beim Lösen von Angstzuständen hilfreich sein, Freund:innen und Angehörige, denen Sie vertrauen, einzuweihen und sie aktiv um Unterstützung zu bitten. Etwa beim Bewältigen einer Situation, die Angstzustände in Ihnen auslöst (z. B.
  • Auch bewusstes Ausdauertraining in der freien Natur kann bei psychischen Belastungen als hilfreich erlebt werden. Sport ist ergänzend zu klassischen Therapiemöglichkeiten bei Angstzuständen als unterstützend anzusehen.
  • Um Ihre Angstzustände zu lösen, sollten Sie überdies vor allem auch darauf achten, angstverstärkendes Verhalten zu reduzieren. Beobachten Sie dafür, welche Umstände bei Ihnen Zustände der Angst verstärken (z. B.

Professionelle Hilfe

Wenn die Selbsthilfe-Strategien nicht den gewünschten Erfolg erbringen, sollten Sie überlegen, einen Klinischen Psychologen aufzusuchen. Je früher die psychologische Therapie ansetzt, umso rascher stellt sich der Erfolg ein.

Bei der Behandlung von Angststörungen gibt es mehrere Ansätze, wobei mitunter auch eine Kombination aus medikamentöser, psycho- und sozialtherapeutischer Verfahren eingesetzt wird. Im psychotherapeutischen Kontext können Sie mit professioneller Unterstützung mehr Einsicht in die Entstehung, Aufrechterhaltung und Funktion von Angststörungen gewinnen und Möglichkeiten finden, diese Ängste zu bewältigen. In der therapeutischen Beziehung können unbewusste Konflikte, die der Angst zugrunde liegen, bearbeitet werden. Häufig ist eine Konfrontation mit angstauslösenden Situationen mit therapeutischer Unterstützung hilfreich und notwendig; auch das Erlernen von verschiedenen Entspannungstechniken sowie die Auseinandersetzung mit Denkmustern, die Ängste aufrechterhalten, kann in diesem Zusammenhang unterstützend sein.

Die psychologische Therapie besteht aus verschiedenen Ansätzen, die in Abhängigkeit von den individuellen Problemen maßgeschneidert zum Einsatz kommen. Besonders bewährt haben sich Methoden aus der Klinischen Psychologie, die den Patienten in die Lage versetzen, die Angst selbst zu bewältigen (bewältigungsorientierte Therapie). In einigen Fällen ist es darüber hinaus sinnvoll, die Entstehung der Ängste sorgfältig zu analysieren, um bestimmte Lebensprobleme zu identifizieren, die für die Angst verantwortlich sind (klärungsorientierte Therapie). Diese - häufig unbewussten - Probleme werden in der Therapie dann bewusst gemacht (aufgearbeitete) und damit einer Lösung zugeführt.

Die Kombination der psychologischen Therapie mit medikamentöser Therapie ist vor allem bei stark ausgeprägten Ängsten sinnvoll, um eine möglichst rasche Erleichterung zu erreichen. Besonders bei mittelstarken bis starken Ängsten kann eine medikamentöse Therapie oder die Einnahme von Aminosäuren eine deutliche Linderung der Ängste bewirken.

Medikamentöse Behandlung

In der medikamentösen Therapie kommen hauptsächlich Antidepressiva sowie andere angstlösende Medikamentengruppen zum Einsatz. Als Überbegriff ist auch der Ausdruck „Psychopharmaka“ geläufig. Neben den synthetischen Wirkstoffen gibt es mittlerweile auch einen rein pflanzlichen Wirkstoff, der in Studien seine angstlösende Wirkung belegen konnte. Der Arzneistoff, der aus dem medizinischen Lavendel gewonnen wird, heißt Silexan® und ist unter dem Markennamen Lasea® rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Die Wirkung von Lasea® basiert auf dem Einfluss auf die spannungsabhängigen Calciumkanäle im Gehirn. Der pflanzliche Angstlöser aus der Natur wird bei temporärer ängstlicher Verstimmung eingesetzt.

Unterstützung für Angehörige

Die Begleitung eines Menschen mit Depressionen oder Angststörungen kann dem Umfeld vieles abverlangen. Nehmen Sie sich Zeit, um mit der beziehungsweise dem Betroffenen zu sprechen. Sie müssen stark und verlässlich bleiben - nicht nur für die Person, um die Sie sich sorgen, sondern auch für sich selbst. Dadurch können Sie nachvollziehen, warum sich eine erkrankte Person auf eine bestimmte Weise verhält.

Es kann sinnvoll sein, dass Sie sich mit Ihren Freundinnen und Freunden oder Familienangehörigen über Ihre Rolle als betreuende Person austauschen. Wenn Sie mit jemandem, der unter einer Depression oder Angststörung leidet, zusammenleben oder diese Person betreuen, fühlen Sie sich vielleicht manchmal isoliert, oder haben den Eindruck, dass Ihre Mühe nicht bemerkt oder als selbstverständlich angesehen wird. Versuchen Sie, mit Menschen zu sprechen, die in einer ähnlichen Lage sind. Eine Selbsthilfegruppe kann hier eine gute Möglichkeit zum Austausch bieten.

Umgang mit Ängsten bei Kindern

Die meisten kindlichen Ängste sind Zeichen für eine gesunde Entwicklung. Jeder Entwicklungsschritt im Leben eines Menschen lässt ihn ein Stück reifen, wappnet ihn gegen die Herausforderungen in der Welt und bedeutet ein Stück mehr Selbständigkeit und Autonomie. Kinder „erobern“ so die Welt. Gleichzeitig macht das Kennenlernen neuer Perspektiven und Situationen oft Angst. Und wir Eltern stehen manchmal hilflos daneben.

Um Kinderängste zu bewältigen, können Eltern ihre Hilfe anbieten. Tatsächlich führt der Weg des Kindes aus der Angst aber nur heraus, wenn es ihn selbst gehen darf. Bieten Sie Ihrem Kind eine oder mehrere Möglichkeiten der folgenden Methoden an (je nach Alter und Persönlichkeit), aber vertrauen Sie darauf, dass es dieses Werkzeug dann selbst verwendet!

  • Fragen stellen: „Machst du dir Sorgen?“ Manchmal fällt es Kindern (auch altersabhängig)schwer, ihre Ängste einzuordnen und zu benennen.
  • Ängste kreativ auszudrücken hilft besonders, wenn Worte fehlen oder nicht ausreichen. Ein Bild dessen vor sich zu haben, wogegen man kämpfen muss, macht die Herausforderung weniger furchteinflößend.
  • Nutzen Sie die heilenden Kräfte des Spiels (z. B. mit dem Doktorkoffer auf einen Krankenhausaufenthalt vorbereiten). Vielleicht liebt Ihr Kind auch Kasperlfiguren, Stofftiere oder Puppen. Ermutigen Sie es auch hier, durchaus in die Rolle des Bösewichtes oder Gespenstes zu schlüpfen, wenn es mag.
  • Wenn angsterregende Situationen mit immer wiederkehrenden, schönen Traditionen verknüpft werden, kann aus einem bedrohlichen Gewitter ein wunderschönes Kuschelritual werden.
  • Verplanen Sie den Tagesablauf Ihres Kindes nicht zu sehr, sondern gönnen Sie ihm Zeit für „unverplante“ Beschäftigung und Tagträume.
  • Sport und Bewegung: Sport stärkt das Selbstbewusstsein und macht Ihr Kind dadurch stark. Gerade ängstliche Kinder haben manchmal ein mangelndes Körpergefühl, das sich durch Sport und viel Bewegung deutlich verbessern lässt.

Wenn es Ihnen und Ihrem Kind Freude macht, können Sie miteinander einen Angstkoffer packen, der jederzeit zur Verfügung steht, wenn man ihn braucht. Darin kann alles sein, was Ihrem Kind hilft, z.B.: Traumfänger, Sorgenfresserchen, Antimonsterspray, Zauberspray, Nachtlicht, Lieblingsbuch,Schutzamulett, Yogabuch, Fantasiereisen, Kräutertee, Hand-Staubsauger (zum Monster-unterm-Bett-entfernen), Superman-Pyjama, Geister verboten -Schild, Notfalls-Mut-Pillen (verzauberte Zuckerl), usw.

Zusammenfassung

Angsterkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen - im Laufe eines Lebens leiden knapp 15% aller Menschen an einer Angststörung. Heutzutage können Angststörungen sehr wirksam behandelt werden. Je früher eine individuell passende Therapie erfolgt, desto besser ist dies für den Krankheitsverlauf. Zur Behandlung von Angststörungen bewährt sich eine längerfristige Psychotherapie, insbesondere die Verhaltenstherapie, wobei die Betroffenen mit ihren Ängsten konfrontiert werden und ungesunde Denkmuster bearbeiten. In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung hilfreich sein oder eine Kombination aus beiden.

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