Richtiges Verhalten bei Geisterfahrern: Ein umfassender Leitfaden

Geisterfahrer sind ein Horrorszenario für viele Autofahrer. Der Albtraum vieler Autofahrer: Sie sind auf der Autobahn unterwegs und in Ihrem Bereich wird eine Geisterfahrerwarnung durchgesagt! Ihnen möchte niemand begegnen: Geisterfahrer sind die Schreckgespenster des Straßenverkehrs.

Es handelt sich um Lenker:innen, die mit ihren Kfz meist auf Autobahnen oder auch Schnellstraßen entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung unterwegs sind und so nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmende massiv gefährden.

Trotz mittlerweile zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen wie Geisterfahrer-Warntafeln, Fahrbahn-Sensoren, Geisterfahrer-Sperren (Geisterfahrerkrallen) oder auch Fahrbahnmarkierungen gibt es nach wie vor immer wieder Falschfahrer.

Trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung entstammen Falschfahrten nicht dem Reich des Übernatürlichen, sondern sind in den meisten Fällen meist auf einen folgenschweren Irrtum, Unachtsamkeit oder auch Alkoholisierung zurückzuführen.

Ursachen für Geisterfahrten

Die Hauptursache ist menschliches Fehlverhalten wie Unachtsamkeit, Fahrlässigkeit, Ablenkung, Drogen- oder Alkoholeinfluss, gesundheitliche Probleme. Durch eben diese Gründe kann es jedoch auch passieren, dass Sie selbst versehentlich zum Geisterfahrer werden … Dazu kommen vielleicht noch schlechte Sicht, verwirrende Beschilderung oder Orientierungsprobleme - und schon ist die Geisterfahrt gestartet.

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Wie kann das denn bitte passieren? fragen Sie sich vielleicht, wenn Sie an Geisterfahrer denken. Auf der richtigen Spur zu bleiben scheint doch das Logischste auf der Welt zu sein. Tatsächlich kommt es gerade dann zu Geisterfahrten, wenn das Logikvermögen nachlässt: Alkoholisierung ist ein häufiger Grund, warum Lenker zu Geisterfahrern werden. Doch auch Überforderung kann dazu führen, dass man sich plötzlich auf der falschen Spur wiederfindet.

Man glaubt es kaum, aber manche Personen werden mehr oder minder absichtlich zu Geisterfahrern - zum Beispiel, weil die Ausfahrt verpasst oder etwas in der Autobahnraststätte vergessen wurde. Da scheint ein schnelles Wenden oder Zurückschieben vielleicht die effizienteste Lösung. Als „Lösung“ würden wir ein Vorgehen wie dieses, das andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, allerdings nicht bezeichnen.

Wie viele Geisterfahrer gibt es in Österreich?

Im Jahr 2023 verzeichnete der Radiosender Ö3 insgesamt 444 Geisterfahrer-Meldungen, was einen Anstieg um 54 Meldungen (=13,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Es handelt sich um die höchste Anzahl an Geisterfahrern seit 15 Jahren.

2023 ereigneten sich 14 Unfälle mit Geisterfahrer-Beteiligung, dabei wurden 23 Personen verletzt und zwei Menschen getötet.

Die meisten Geisterfahrer wurden laut Ö3 auf der A2 Südautobahn (73 Meldungen) gesichtet, bei den Bundesländern führt Niederösterreich das Ranking an. Der Wochentag mit den meisten Geisterfahrer-Meldungen war im Vorjahr der Samstag. Im Tagesverlauf werden Falschfahrten mehrheitlich am frühen Abend zwischen 18 und 21 Uhr gemeldet.

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Der Tag mit den meisten Falschfahrten im Jahr 2023 war Samstag, der 23. Dezember. An diesem Tag wurden 8 Geisterfahrer gemeldet, das ist die zweithöchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen (Rekord: 10 Meldungen innerhalb eines Tages).

Geisterfahrer-Meldungen in Österreich (2023)

Kategorie Details
Gesamtzahl der Meldungen 444 (höchste Anzahl seit 15 Jahren)
Anstieg gegenüber Vorjahr 54 Meldungen (13,8%)
Unfälle mit Beteiligung 14
Verletzte Personen 23
Todesfälle 2
Autobahn mit den meisten Meldungen A2 Südautobahn (73 Meldungen)
Bundesland mit den meisten Meldungen Niederösterreich
Wochentag mit den meisten Meldungen Samstag
Tageszeit mit den meisten Meldungen 18-21 Uhr

Richtiges Verhalten bei einer Geisterfahrer-Meldung

Bei einer Geisterfahrer-Meldung für den Streckenabschnitt, auf dem man selbst gerade unterwegs ist, sollte man vor allem eines: ruhig bleiben. "Hört man eine Geisterfahrer-Meldung für den Straßenabschnitt auf dem man gerade unterwegs ist, dominiert häufig das Gefühl, der Situation hilflos ausgeliefert zu sein.

Geisterfahrer sind unberechenbar. Um Unfälle zu vermeiden, ist es umso wichtiger, dass jeder Kraftfahrer darüber informiert ist, wie er sich im Ernstfall richtig verhält.

Wenn von einem Geisterfahrer gesprochen wird, vergewissern Sie sich: Ist der Geisterfahrer auf meinem Autobahnbereich? Wird diese Frage mit „ja“ beantwortet, sollten Sie sich unbedingt an folgende Maßnahmen halten:

  1. Bleiben Sie ruhig. Das klingt natürlich leichter, als es ist. Doch unüberlegtes Handeln verschlimmert gefährliche Situationen meist nur. Darum gilt: Ruhe bewahren und die folgenden Schritte der Reihe nach durchgehen.
  2. Reduzieren Sie das Tempo. Es mag verlockend erscheinen, bei einer Geisterfahrerwarnung an Tempo zuzulegen - schließlich möchte man die Autobahn so schnell wie möglich verlassen. Sollten Sie dabei jedoch auf den Geisterfahrer treffen, steigt mit höherem Tempo auch das Risiko eines schweren Unfalls.
  3. Fahren Sie so bald wie möglich auf die rechte Fahrspur
  4. Halten Sie deutlichen Abstand zum Vorderfahrzeug Ein großzügiger Abstand zum Vorderfahrzeug ist ebenfalls wichtig, falls dieses wegen dem Geisterfahrer abrupt abbremsen oder ausweichen muss. Wenn dem Fahrer vor Ihnen der Geisterfahrer entgegenkommt und er zu einer plötzlichen Bremsung gezwungen wird, sind Sie so auf der sicheren Seite.
  5. Schalten Sie die Alarmblinkanlage an. So warnen Sie andere Verkehrsteilnehmer - und den Geisterfahrer selbst, wenn er Ihnen entgegenkommt.
  6. Überholen Sie nicht. So reduzieren Sie das Risiko, dass Sie sich plötzlich auf derselben Spur wie der Geisterfahrer wiederfinden. Besonders wichtig: Ruhe bewahren und auf keinen Fall überholen.
  7. Suchen Sie im Idealfall den nächsten Parkplatz/Raststätte auf und warten dort, bis über den Verkehrsfunk eine Geisterfahrer-Entwarnung durchgesagt wird Es empfiehlt sich außerdem, bei der nächsten Raststätte abzufahren und abzuwarten, bis der Geisterfahrer die Autobahn verlassen hat. Entwarnungen erfolgen ebenso wie Geisterfahrer-Meldungen über den Verkehrsfunk. Lassen Sie dort das Radio an und warten Sie, bis Entwarnung gegeben wurde.
  8. Weichen Sie im Ernstfall auf den Pannenstreifen aus

Was tun, wenn Sie einen Geisterfahrer sehen?

Einem Geisterfahrer selbst zu begegnen - das ist meist ein Schock. Doch auch wenn Sie sich stark gestresst fühlen, sollten Sie unbedingt die zuständige Behörde informieren. So schützen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.

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Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen gilt daher Folgendes:

  1. Alarmieren Sie die Autobahnmeisterei. Fahren Sie dazu an den Fahrbahnrand, sobald Sie die nächste Notrufsäule sehen - so wird der genaue Standort automatisch ermittelt. Falls Sie den Geisterfahrer sehen - alarmieren Sie via nächster Notrufsäule die Autobahnmeisterei. Somit kann der exakte Standort festgestellt werden. Wenn man einen Geisterfahrer sieht, sollte man über die nächste Notrufsäule die Autobahnmeisterei alarmieren.
  2. Wenn Sie den Notruf mit dem Handy durchgeben: Achten Sie auf die genauen Autobahnkilometer, damit der Abschnitt präzise lokalisiert werden kann.
  3. Versuchen Sie auf keinen Fall, den Geisterfahrer zu stoppen. Begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr - überlassen Sie dieses Unterfangen der zuständigen Exekutive. Keinesfalls versuchen, selbst einen Geisterfahrer zu stoppen.

Was tun, wenn Sie selbst zum Geisterfahrer geworden sind?

Nicht nur die Begegnung mit einem Geisterfahrer ist eine Stresssituation. Noch schlimmer kann es sich anfühlen, wenn Sie feststellen, dass Sie selbst zum Geisterfahrer geworden sind. Auch hier gilt: Ruhe bewahren und die richtigen Maßnahmen setzen.

Um die Unfallgefahr zu reduzieren, halten Sie sich an die folgenden Schritte:

  1. Reduzieren Sie Ihr Tempo. So geben Sie sich selbst und anderen Verkehrsteilnehmern mehr Zeit, um im Falle des Falles rechtzeitig zu reagieren. Sofort das Tempo reduzieren und die Warnblinkanlage sowie das Abblendlicht einschalten, um die Sichtbarkeit des Fahrzeugs für andere Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.
  2. Schalten Sie die Warnblinkanlage an. Damit senden Sie ein Warnsignal aus, das herankommende Fahrzeuge zur Vorsicht mahnt.
  3. Kreuzen Sie niemals die Fahrbahn. In Stresssituationen neigt man zu unbedachten Handlungen - und kann so leicht ein entgegenkommendes Fahrzeug übersehen.
  4. Versuchen Sie nicht, zu wenden. Das Risiko, herankommende Fahrzeuge zu gefährden, ist dabei zu groß. Schalten Sie daher auch nicht in den Rückwärtsgang, um die Autobahn zu verlassen.
  5. Fahren Sie an den nächstgelegenen Fahrbahnrand. Steigen Sie dort aus und suchen Sie hinter der Leitplanke Schutz - so können Sie sicher auf das Eintreffen der Exekutive warten. Am nächstgelegenen Fahrbahnrand anhalten.

Präventive Maßnahmen der ASFINAG

In einem Blogeintrag fasst die ASFINAG die Maßnahmen zusammen, mit denen Geisterfahrten vorgebeugt werden soll. Auf den österreichischen Autobahnauffahrten wurden über 400 Warntafeln installiert, die Autofahrer davon abhalten sollen, versehentlich in falscher Richtung auf die Autobahn aufzufahren. Zudem gibt es Sensoren auf der Fahrbahn, die Fahrzeuge registrieren, die in der entgegengesetzten Fahrtrichtung unterwegs sind.

Im Streckennetz der ASFINAG sind zudem insgesamt 20 so genannte "Geisterfahrerkrallen" verbaut: Diese Vorrichtungen werden aktiviert, wenn ein Fahrzeug in falscher Richtung auf die Autobahn auffährt, und durchbohren die Reifen, um das Geisterfahrzeug aufzuhalten. ASFINAG vs. Zwanzig so genannter „Geisterfahrerkrallen“ sind im Boden der Fahrbahn verbaut. Fährt ein Auto falsch auf die Autobahn auf, springt ein Scherengitter mit scharfen Stahlspitzen aus dem Boden heraus und durchstößt die Reifen.

Am Knoten Villach treffen die A2, A10 und A11 zusammen - hier kommt es häufig zu Falschfahrten. Um diesen vorzubeugen, wurden laut ASFINAG bereits vor dem Sommer 2023 die Richtungen Italien und Slowenien auf den Schildern mit Farbhinweisen ersichtlicher gemacht und zusätzliche seitliche Beschilderungen zur Verdeutlichung der richtigen Spuren angebracht.

Ene relativ neue Anti-Geisterfahrer-Maßnahme befindet sich gerade in der Pilotphase: Bunte 3D-Markierungen direkt auf der Fahrbahn, die durch einen optischen Effekt aus der falschen Fahrtrichtung gesehen wie ein Hindernis wirken, sollen Geisterfahrer auf ihren fatalen Irrtum aufmerksam machen. Mit einem Pilotprojekt testet die ASFINAG eine neue und innovative Maßnahme um Geisterfahrten zu verhindern. Diese in Gelb und Rot gehaltenen Markierungen wirken in der richtigen Fahrtrichtung gar nicht. Nähert man sich von der falschen Seite, wirken diese Pfeile „erhaben“, also wie ein am Boden liegendes, aber leicht erhöhtes Hindernis. Die Tests im Echtbetrieb sollen neben Wirksamkeit auch die Belastbarkeit überprüfen.

Rechtliche Konsequenzen

Daher droht eine Geldstrafe bis zu 2.180 Euro, zudem wird der Führerschein für mindestens sechs Monate entzogen. Die Folgen einer Geisterfahrt können dramatisch sein - dementsprechend schwer sind die rechtlichen Konsequenzen. Geisterfahrern droht unter anderem eine Geldstrafe von bis zu 2.180 Euro. Aufgrund der großen Gefahr, die herbeigeführt wird, kommt es bei Geisterfahrern zudem zum Führerscheinentzug für mindestens sechs Monate. Um den Führerschein wiederzuerlangen, muss eine Nachschulung absolviert werden.

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