Der Fall des Profi-Surfers Mick Fanning, der von einem Hai angegriffen wurde, erschütterte die Öffentlichkeit. Zum Glück überlebte er die Attacke unverletzt. Doch es gibt auch tragische Fälle, wie den eines Surfers, dem von einem Hai ein Arm abgebissen wurde.
Tatsächlich zieht es Haie heuer verhältnismäßig häufig an die Ostküste der USA - es wurden bislang mehr Hai-Angriffe als in den vergangenen 80 Jahren gezählt. Doch Experten warnen vor Panik.
Wissenschaftler der Stanford Universität haben die Daten aus Kalifornien seit den 1950ern ausgewertet und festgestellt, dass die Zahl der Haifischattacken zwar gestiegen sei, weil mehr Menschen als früher ins Wasser gehen. Gleichzeitig sinke aber das Risiko des Einzelnen, von einem Hai angegriffen zu werden.
Wo treten Haiangriffe am häufigsten auf?
Laut International Shark Attack File muss man an der Ostküste Kaliforniens, in Queensland und New South Wales, besonders aufpassen. Das "Australian Shark Attack File" geht sogar von insgesamt 704 Fällen aus.
Hier ist eine Übersicht der Haiangriffe nach Kontinenten:
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- Nordamerika: 1052 Fälle (Besondere Gefahr droht in den Staaten Florida und Kalifornien)
- Australien: 520 Fälle
- Afrika: 339 Fälle (Besonders gefährlich ist Südafrika)
- Asien: 129 Fälle
- Südamerika: 117 Fälle (Vor allem in Brasilien ist Vorsicht geboten)
- Europa: 47 Fälle
Betrachtet man die Zahlen, so geht von Haifischen im Vergleich zu anderen Tieren zwar immer noch eine geringere Gefahr aus. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz erschlagen zu werden, 76-fach höher ist als die Gefahr eines tödlichen Haiangriffs: Immer wieder geschehen Unglücksfälle, wenn die „Meeresräuber“ ihren Weg in seichte Gewässer finden.
Ursachen für gehäufte Haiattacken
Angesichts der sich zuletzt gehäuften Haiattacken vermuten Experten nicht nur einen Zusammenhang mit dem immer beliebteren Wassersport. Zumindest in North Carolina nehmen Kritiker auch zunehmend die Fischerei in der Nähe von Badestränden argwöhnisch ins Visier.
Das besonders beim Haifang praktizierte Chumming könnte nämlich dafür verantwortlich sein, dass sich Haie zu weit dem Land annähern. Beim Chumming wird eine Mischung aus Blut, Fischresten und Fischöl in ein Wäschenetz oder Ähnliches gefüllt, das dann an ein Boot oder den Pier gebunden wird. Der Geruch wandert kilometerweit und lockt die Meeresräuber an.
Auch wenn Angler gar nicht aktiv versuchen, Haie zu ködern, könnten Piers in der Nähe von Badestränden ein Magnet für Haie sein. Denn die von den Pierfischern im Wasser verankerten Netze bieten viel Platz für kleinere Beutefische und sind deswegen ein reizvolles Jagdziel für Haie. Außerdem landen auch Überreste und Blut von gereinigtem Fischfang immer wieder im Meer, auch das zieht die Tiere an.
Maßnahmen gegen die Anlockung von Haien
„Wenn Fische angelockt werden, werden sicher auch Haie angelockt“, so Louis Daniel von der North Carolina Division of Marine Fisheries zur „Star Tribune“. „Sollten die Haie in die Surf-Zone kommen, wo das Wasser ein wenig schlammig und trüb ist und wo tote Fische und ihre Teile herumschwimmen, kann das die Haie verwirren, und sie beißen Menschen.“
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Den beliebten Haifischfang selbst haben viele Städte an der US-Ostküste bereits verboten, an spezielle Plätze verbannt oder nur in der Nacht erlaubt.
Aus Angst, die Haie könnten Menschen langfristig mit Futter assoziieren, dürfen jetzt nur noch Personen mit spezieller Genehmigung Weiße Haie fangen oder anlocken. Zuwiderhandlung wird allerdings nur mit einer Strafe von 100 Dollar bestraft.
Bei der Frage, ob direkte Futtergaben das Beuteverhalten von Haien tatsächlich nachhaltig beeinflussen, scheiden sich allerdings die Geister.
Wie verhält man sich bei einer Hai-Sichtung?
Es ist die Horrorvorstellung schlechthin: Man schwimmt gerade im Meer und plötzlich sieht man einen Hai, der auf einen zukommt.
Wie sollte man sich da verhalten?
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- Zu allererst sollte man sich dem Hai zuwenden - auch wenn das schwierig sein mag, man muss gegen die Angst ankämpfen und Panik vermeiden.
- Falls man Gegenstände bei sich hat, wie ein Surfbrett, eine Kamera oder eine Sauerstoffflasche, sollte man diese vor sich halten. So kann man den Hai auf Abstand halten.
- Ist man zu zweit im Wasser, muss man sich unbedingt Rücken an Rücken positionieren. So kann man Angriffe besser abwehren.
- Wenn der Hai attackiert und zubeißen will, schlagt auf die Weichteile zu. Dazu gehören Augen, Kiemen und die Schnauze. Wendet sich der Raubfisch ab, könnt ihr euch schnell in Sicherheit bringen.
Was sollte man auf keinen Fall machen?
- Als No-Go bei einem Hai-Agriff zählt vor allem das wilde Strampeln mit Armen und Beinen. Panik ist hier der größte Feind, denn wilde Bewegungen könnte auch andere Haie anlocken.
- Auf keinen Fall sollte ihr versuchen panisch wegzuschwimmen. Der Hai wird in der Regel ein schnellerer und besserer Schwimmer sein.
- Keine gute Idee ist es sich tot zu stellen. Ein Hai könnte euch dann als leichte Beute auffassen und beißt erst recht zu.
Experten raten, sich im Falle eines Hai-Angriff nicht passiv zu verhalten, sondern sich zur Wehr zu setzen. Hat man die Möglichkeit, raten die Experten der International Shark Attack File dazu, dem Tier mit einem harten Gegenstand auf die Nase zu schlagen. Das führe für gewöhnlich dazu, dass der Hai seinen Angriff vorübergehend abbricht. In dieser Zeit sollte man versuchen, aus dem Wasser zu gelangen.
Haiattacken: Tipps zur Vorbeugung
Um es erst gar nicht zu Haiattacken kommen zu lassen, sollten in Risikogewässern Badende folgende Regeln beachten:
- Nur im bewachten Bereich schwimmen oder surfen.
- Keine grelle, auffällige Schwimmkleidung oder Accessoires tragen: "Es ist wichtig, was man trägt. Schmuck ist ein No-Go".
- Vermeiden, alleine ins Wasser zu gehen.
- Nicht in trübem Wasser schwimmen.
- Nicht nach Stürmen oder heftigem Regenfall baden, weil dann Beutetiere unterwegs sind.
- Schnell, aber ruhig das Wasser verlassen, wenn große Fischschulen auftauchen.
Zwischen Mythos und Realität: Haie lösen Urängste aus, doch die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs ist verschwindend gering. Wer ruhig bleibt, signalisiert dem Tier, dass es sich nicht um leichte Beute handelt. Ein Hai, der einen Menschen umkreist, prüft in erster Linie, ob Gefahr droht oder ob es sich lohnt, näherzukommen. Die meisten Begegnungen enden harmlos - oft verschwindet der Hai, bevor man ihn überhaupt richtig wahrgenommen hat.