Die Diagnose von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist ein komplexer Prozess, der darauf abzielt, die spezifischen Merkmale und Auswirkungen dieser neurologischen Erkrankung zu identifizieren. Eine sorgfältige Diagnosestellung ist sehr wichtig, um unruhige, unterforderte oder traumatisierte Kinder von jenen mit ADHS zu unterscheiden.
Der Weg zur Diagnose
Die ADHS-Diagnostik unterscheidet sich nicht grundlegend von anderen differentialdiagnostischen Verfahren. Der Fokus liegt jedoch speziell auf ADHS, wodurch sich der gesamte Prozess darauf konzentriert. Die klinisch-psychologische Diagnostik beginnt in der Regel mit einem umfassenden Erstgespräch, in dem Anamnese und Exploration erhoben werden. Parallel dazu erfolgt eine kontinuierliche Verhaltensbeobachtung.
Verhaltensbeobachtung
Diese zeigt sich z.B. in motorischer Unruhe auf unterschiedlichste Art und Weise. Für die spezifische Erfassung von ADHS-Symptomen werden verschiedene Messinstrumente und Interviews eingesetzt. Im Kinder-, Jugend- und Erwachsenenalter wird eine Fremdbeobachtung durchgeführt. Im Kinder- und Jugendalter erhalten oft Eltern und Lehrkräfte einen Fragebogen, um festzustellen, ob die Symptome auch in anderen Kontexten beobachtet werden können. Im Erwachsenenalter kann die Fremdbeobachtung auch über den Partner erfolgen.
Zeugnisse als Hinweise
Die Voraussetzung für die Diagnosestellung ist der Nachweis, dass auffälliges Verhalten und die Merkmale von ADHS bereits im Kindesalter vorhanden waren. Hierbei können spezifische Fragebögen und auch schulische Beurteilungen wichtige Hinweise liefern.
Diagnose-Kriterien
Für die Diagnose ADHS müssen in Österreich bestimmte Kriterien vorliegen. Diese orientieren sich an den Kriterien der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD). Dort wird auch genau beschrieben, wie sich Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität äußern können.
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- Tätigkeiten werden oft abgebrochen (z.B. Vergesslichkeit im Alltag).
- Häufige Unruhe (z.B. häufiges Aufstehen während man ruhig sitzen sollte (z.B. überstarker Bewegungsdrang („wie angetrieben“).
- Andere Menschen werden häufig unterbrochen (z.B. Schwierigkeiten zu warten, bis man an der Reihe ist.
Welche Kriterien müssen vorliegen, um die Diagnose ADHS zu stellen?
- diese Anzeichen sind bereits vor dem siebten Geburtstag aufgetreten.
- das Verhalten wird in mehr als einer Umgebung beobachtet (z.B.
- der Alltag ist durch das Verhalten stark beeinträchtigt (z.B.
- andere psychische Erkrankungen sind keine Ursache für das auffällige Verhalten.
Die Rolle der sozialen Medien
In der heutigen Zeit gewinnen immer mehr Menschen über soziale Medien Kenntnisse über ADHS. Viele erkennen sich in den Beiträgen und Beschreibungen wieder, was dazu führt, dass sie im Internet nach weiteren Informationen recherchieren. Menschen mit ADHS neigen oft dazu, ihre Symptome als normal zu betrachten und die Schwierigkeiten auf ihre eigene Person zu beziehen. Durch die Online-Recherche wird ihnen jedoch bewusst, dass diese Symptome nicht normal sind und eine Ursache haben können.
Recherche im Internet
Die Auseinandersetzung mit der ADHS-Symptomatik im Internet führt nicht zu einer bewussten Beschwerdeausweitung während der Diagnostik. Stattdessen wird den Betroffenen klar, in welchen Bereichen ADHS-Symptome vorliegen und welche Verhaltensweisen oder Gedanken mit der ADHS-Symptomatik in Verbindung stehen könnten.
Konsequenzen der ADHS-Diagnose
Die Diagnosestellung von ADHS kann unterschiedliche Konsequenzen haben. Es ist entscheidend sicherzustellen, dass es nicht zu einer Aggravation kommt, bei der Symptome bewusst verstärkt dargestellt werden, um eine bestimmte Diagnose zu erreichen. Die Validierung der Beschwerden sollte als Sicherheit für die Betroffenen dienen.
Die Diagnosestellung kann für die Betroffenen eine Entlastung sein, weil man nun weiß, was hinter dem auffälligen Verhalten steckt. Sie kann auch belasten oder anfangs auch von Betroffenen oder Angehörigen abgelehnt werden. Ein aufklärendes Gespräch über die Erkrankung kann helfen, damit umzugehen. Zudem kann die Ärztin/der Arzt über weitere Möglichkeiten der Unterstützung informieren, z.B. Selbsthilfegruppen.
Die Diagnose kann besonders schwierig sein, wenn das Verhalten nicht ganz so auffällig bzw. behandlungsbedürftig ist. Mehrere Untersuchungstermine ermöglichen es dann, die Situation besser einschätzen zu können. Dabei erfolgt z.B. eine ausführliche Entwicklungsdiagnostik des Kindes oder eventuell auch eine Verhaltensbeobachtung.
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Ablauf der ADHS-Diagnostik
Eine ADHS beginnt in den meisten Fällen im Kindes- und Jugendalter. Bei vielen Betroffenen nehmen die Symptome mit zunehmendem Alter ab. Jungen bzw. Männer sind häufiger betroffen als Mädchen bzw. Frauen. Bei manchen dauern die Symptome jedoch bis ins Erwachsenenalter an. Manchmal wird ADHS auch erst im Erwachsenenalter als Diagnose gestellt.
- Die Ärztin/der Arzt erhebt die Krankengeschichte (Anamnese) und fragt nach Beschwerden.
- Um mögliche andere Erkrankungen auszuschließen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Unter anderem klärt die Ärztin/der Arzt ab, ob andere psychische Erkrankungen (z.B. bipolare Störung) bzw. eine Persönlichkeitsstörung (vor allem dissoziale Persönlichkeitsstörung und emotional-instabile Persönlichkeitsstörung) vorliegen oder ausgeschlossen werden können.
- Bildgebende Verfahren (CT, MRT) und EEG können zum Ausschluss neurologischer Erkrankungen zum Einsatz kommen.
- Ebenso kann klinisch-psychologische Diagnostik ergänzend hilfreich sein (z.B. mittels Selbst- und Fremdeinschätzungsfragebögen).
- Die Verhaltensauffälligkeiten bestehen seit der Kindheit.
- Es gibt mindestens sechs Anzeichen dafür, dass Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Hyperaktivität vorhanden sind.
- Es gibt in mehr als einem Lebensbereich Schwierigkeiten. Das soziale Leben und der berufliche Alltag sind stark beeinträchtigt.
Je jünger ein Kind ist, desto eher ist unreifes und impulsives Verhalten altersgerecht und somit „normal“. Die Diagnose einer ADHS sollte nicht vor dem Alter von drei bis vier Jahren erfolgen.
Eine Erhebung der Krankengeschichte sowie ein ausführliches Gespräch stehen am Beginn der Diagnosestellung. Die Ärztin/der Arzt führt zudem eine körperliche Untersuchung durch. Andere Ursachen für die Symptome müssen ausgeschlossen werden (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Schlafstörungen, Seh- oder Hörschwierigkeiten, andere psychische oder neurologische Erkrankungen). Zudem wird abgeklärt, ob Krankheiten vorliegen.
Zur Diagnosestellung kann auch eine klinisch-psychologische Diagnostik ergänzend hilfreich sein. Dabei werden Tests durchgeführt bzw. Fragebögen ausgefüllt. Eine Einbeziehung in die Diagnostik vom weiteren sozialen Umfeld von Kindern (z.B. aus der Schule) kann hilfreich sein. Dies dient dazu, das Verhalten aus Schule oder Kindergarten beurteilen zu können.
Ein weiteres internationales Klassifikationssystem, das bei ADHS international angewandt wird, ist das sogenannte DSM. Nähere Informationen welche Rolle es bei ADHS spielt, finden Sie auf www.gesundheitsinformation.de.
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Befragung und Tests
Um einem begründeten Verdacht auf ADHS oder auch dessen Ausschließung näher zu kommen, müssen, wie schon erwähnt, auch die besten Diagnostiker vor allem eines tun: Fragen stellen! Doch für ein multifaktorielles Störungsbild wie ADHS ist der Stellenwert gerade dieser Diagnose-Methodik ganz besonders hoch.
Ärzte, an deren Konsultation bei ernsthafter Herangehensweise für Eltern wohl kein Weg vorbeiführt, verwenden also mittlerweile ziemlich aufwändige aber standardisierte Befragungsmethodiken: Mit vielen Fragebögen und Tests, die nach internationalen Kriterien standardisiert sind (z.B. DSM IV-Handbuch), grenzen z.B. Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinderpsychologen die Ursachen für die Symptomatiken ein. Idealerweise erfolgt das in drei Phasen:
- Befragung des Kindes, der Eltern und Bezugspersonen über die spezifischen Symptome (Anamnese)
- Intelligenz- und Leistungsdiagnostik. Hintergrund ist, dass intellektuelle Überforderungen oft Schulprobleme nach sich ziehen
- Abklärung der Beziehungssituation innerhalb der Kernfamilie des Kindes (die schon angedeuteten psychosozialen Faktoren). Modern ausgedrückt: Der »systemische Ansatz« in Kernfamilie und Umfeld. Hier liegen bedeutende Ansatzpunkte für eine spätere Therapie.
Für die angesprochenen psychosozialen Komponenten in diesem Erscheinungsbild sollte jedoch auch der Gang zu einem einfühlsamen Familien- oder Erziehungsberater oder Kinder-Psychologen erwogen werden.
Für die Fremdurteile (Lehrkräfte, Eltern) steht eine Reihe von Fragebogenverfahren zur Verfügung. Hierzu gehört beispielsweise der Screening-Bogen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS-Bogen), mit dessen Hilfe Hinweise auf ADHS oder ADS sowie deren Begleiterscheinungen erfasst werden sollen. Hierbei werden die beiden Lebensbereiche Familie und Kindergarten bzw. Schule auf einer jeweils vierstufigen Antwortskala getrennt betrachtet.
Es hat sich gezeigt, dass es überaus hilfreich für ein späteres Diagnostikverfahren ist und dieses auch abkürzt, wenn man zunächst eine kleine »Sammlung« von direkten Beobachtungen des Kindes in der Schule und zu Hause anlegt. Dass diese Beobachtungsliste bei einer eventuellen späteren eingehenden Anamnese hilfreich sein kann, ist sicher leicht nachvollziehbar.
Eine testpsychologische Untersuchung sollte mindestens zwei bis drei Stunden dauern, um auch eine gründliche Verhaltensbeobachtung in der Testsituation zu gewährleisten. Reine Konzentrationstests wie etwa der d2-Test (Brickenkamp) oder der BP-Konzentrationstest nach Esser reichen alleine nicht aus, um eine Aussage über die Konzentrationsfähigkeit eines Kindes im Alltag zu treffen, zusätzlich sollten eine Reihe weiterer Tests, z. B. der Denkfertigkeiten durchgeführt werden. Auch sollte eine Intelligenzdiagnostik durchgeführt werden.
Des Weiteren interessant in diesem Zusammenhang ist die DCL-ADHS (Diagnose-Checkliste für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen).
Voraussetzungen für die Diagnose
Eine Diagnose sollte sich auf Informationen aus unterschiedlichen Quellen stützen, da ein einzelner Test nicht die komplette Differentialdiagnostik (siehe im nächsten Absatz) abdecken kann. Zur grundlegenden Diagnostik gehören daher neben der Befragung des betroffenen Kindes, der Eltern/Erzieher und Lehrkräfte auch eine gründliche psychologische Testdiagnostik, eine neurologische Untersuchung sowie Verhaltensbeobachtung.
Als Voraussetzung für die Diagnose ADHS müssen die Symptome mindestens seit sechs Monaten vorliegen und erstmals schon vor dem siebten Lebensjahr aufgetreten sein. Nach Krause (»ADHS im Erwachsenenalter«, 2005) kann sich ADHS allerdings bei Frauen auch erst in der Pubertät zeigen. Auf jeden Fall müssen die Symptome deutliche Beeinträchtigungen für das tägliche Leben der betroffenen Person mit sich bringen. In vielen Arzneimittel-Kompendien und Studien-Unterlagen steht beispielsweise eine medizinische Indikation erst dann im Vordergrund, wenn, wie schon in der Einleitung zur Diagnostik erwähnt, Formulierungen wie »abnorm erhöhte Symptomatik« oder »signifikanter Leidensdruck« zutreffend sind.
Differentialdiagnostik (Ausschluss)
Ein Ausschluss von möglichen anderen Störungen, welche die hyperkinetischen Symptome besser erklären würden, ist in jeder Diagnoseebene unerlässlich. Es darf zum Beispiel keine tief greifende Entwicklungsstörung, keine Schizophrenie oder keine andere psychologische Störung vorliegen.
Um ADHS von anderen Krankheitsbildern abzugrenzen ist ein klinischer Untersuchungsbefund unverzichtbar, genauso wie andere psychologische Untersuchungen, die ADHS von beispielsweise verringerter Intelligenz separieren sollen.
In Kliniken oder ärztlichen Praxen wird aus Kostengründen selten zusätzlich eine MRT angefertigt. Ein EEG wird durchgeführt, um Auskunft darüber zu geben, ob andere Erkrankungen vorliegen. Vor allem im Falle einer Medikation soll auf diese Weise ausgeschlossen werden, dass etwa eine Epilepsie vorliegt.
Medikamentöse Behandlung
Nach erfolgter ADHS-Diagnose eröffnen sich für die Betroffenen vielfältige Optionen. Diese reichen von medikamentöser Behandlung bis hin zur Beantragung verschiedener Unterstützungsleistungen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Diagnostik fachlich fundiert und bestmöglich abgesichert ist.
Medikamente kommen bei ADHS ab dem Alter von sechs Jahren zum Einsatz. Das am häufigsten verwendete Medikament bei ADHS ist der Wirkstoff Methylphenidat. Tritt keine erwünschte Wirkung ein, kann auch eine Behandlung mit den Wirkstoffen Atomoxetin, Guanfacin oder Lisdexamfetamin eine Alternative sein. Dexamphetamin und Lisdexamfetamin sind nur für Kinder und Jugendliche zugelassen, wenn vorher eine Behandlung mit Methylphenidat versucht wurde. Guanfacin verschreibt die Ärztin/der Arzt erst, wenn andere Mittel unverträglich oder wirkungslos waren.
Vor Beginn der Therapie erfolgt eine genaue körperliche Untersuchung sowie ggf. eine Blutabnahme. Es erfolgen regelmäßig Kontrolluntersuchungen. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Betroffene dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen.
Die Vor- und Nachteile der Medikamenteneinnahme werden von dem Kind/Jugendlichen, Eltern und Ärztin/Arzt gemeinsam abgewogen. Medikamente bei ADHS sollten im Zuge einer umfassenden Therapie zum Einsatz kommen. Das bedeutet, dass nicht nur Medikamente eingenommen werden. Begleitend werden soziale, psychotherapeutische und pädagogische Maßnahmen gesetzt.
Therapie von ADHS
Die Therapie von ADHS besteht aus mehreren Säulen, die einander ergänzen. Eine wichtige Maßnahme ist die Aufklärung über ADHS von Eltern, Familie und Betreuungspersonen aus dem sozialen Umfeld (etwa Kindergarten oder Schule). Die Aufklärung über die Erkrankung wird Psychoedukation genannt und erfolgt z.B. in Form von Elternschulungen. Bei einer Elternschulung erfahren die Eltern mehr über ADHS (was es ist, wie es auf den Körper wirkt etc.) und den Umgang damit. Zum Beispiel welche Verhaltensweisen man beeinflussen kann, welche das Kind ändern kann und welche nicht. Diese Schulung unterstützt bei der Erziehung und auch bei Problemen mit ADHS im Alltag.
Der Alltag eines Kindes mit ADHS sollte zum Beispiel gut strukturiert sein. ADHS hat meist Auswirkungen auf den Alltag im Kindergarten oder der Schule. Daher ist eine Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindern, den behandelnden Personen und dem Kindergarten bzw. der Schule hilfreich. So können zum Beispiel Lernbedingungen angepasst werden (z.B. Übungen im Unterricht). Klare Botschaften und Regeln, eine gut geplante Tagesstruktur, das Vermeiden von Überforderung oder immer wieder mal ein gerechtfertigtes Lob sind zudem hilfreich.
Im Vorschulalter stehen dabei meist Erziehungsberatung der Eltern, Einbezug des Kindergartenpersonals und eine Spieltherapie im Vordergrund. Bei der psychotherapeutischen Behandlung von Schulkindern mit ADHS wird unter anderem mittels verhaltenstherapeutischen Maßnahmen gelernt, die Gefühle besser zu regulieren oder Probleme zu lösen. Das schulische sowie soziale Umfeld wird mit einbezogen. Mittels Psychoedukation soll das Verständnis für die Störung gefördert werden. In einer Gruppentherapie können Jugendliche z.B. auch ihre sozialen Fähigkeiten in Kontakt mit Gleichaltrigen verbessern.
Die medikamentöse Therapie wird von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen begleitet. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Eltern dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen. Diese/dieser kann dann gemeinsam mit Eltern und Kind besprechen, welche Anpassungen der Medikation notwendig bzw. Die Medikamente können die Symptome lindern, solange sie eingenommen werden.
Auch klinisch-psychologische Behandlungstechniken werden eingesetzt. Mithilfe einer Ergotherapeutin/eines Ergotherapeuten werden etwa Fähigkeiten in Bezug auf Bewegung, Ausführung von Alltagstätigkeiten oder sozialem Austausch verbessert, das Selbstbewusstsein wird gestärkt. Es gibt Hinweise, dass Ausdauersport bei ADHS hilfreich ist. Allerdings ist dies wissenschaftlich noch nicht ausreichend überprüft. Eltern und Kinder empfinden Sport jedoch oft als hilfreich.
Andere immer wieder mit ADHS in Verbindung gebrachte Maßnahmen wie Neurofeedback, Diäten/Ernährungsumstellungen, pflanzliche Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel sind unzureichend erforscht.
Ist der Alltag nur noch schwer zu bewältigen und ein Kind sehr hyperaktiv und impulsiv, kann ein Aufenthalt in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. Kinder- und Jugendpsychosomatik sinnvoll sein. Auch wenn weitere schwere psychiatrische Erkrankungen vorliegen, ist ein Spitalsaufenthalt möglicherweise notwendig. Auch eine Rehabilitation kann unterstützend sein.
Der Alltag mit ADHS kann sehr herausfordernd für die ganze Familie sein. Oft kommt es zu Konflikten in der Schule, zu Streit mit anderen Kindern oder Angehörigen. Für Geschwister ist es auch nicht leicht. Und natürlich leiden die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst an ihrem Verhalten und den Folgen im sozialen Umfeld. Sie finden zum Beispiel schwieriger Freundinnen und Freunde.
Im Familienalltag helfen meist klare Regeln und Routinen. Ein Austausch in einer Selbsthilfegruppe für Eltern ist oft hilfreich. Sich immer wieder bewusst zu machen, dass das Kind nicht mit Absicht so handelt, ist ebenso unterstützend.
Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind an ADHS leidet, wenden Sie sich an eine Kinderpsychiaterin/einen Kinderpsychiater bzw. eine Kinderärztin/einen Kinderarzt mit Spezialisierung auf Psychosomatik oder eine der spezialisierten ADHS-Ambulanzen. Diese/dieser leitet dann weitere notwendige Untersuchungen bzw.
Behandlung im Erwachsenenalter
Die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter richtet sich nach der persönlichen Lebenssituation und den bestehenden Symptomen bzw. Problemen. Sie wird gemeinsam mit Ärztin/Arzt bzw. auch etwa Psychotherapeutin/Psychotherapeut besprochen und sollte gut für Betroffene annehmbar sein. Erwachsene suchen sich auch häufig eigene Bewältigungsstrategien, um mit ADHS umzugehen.
Die Medikamente wirken gegen die Hauptsymptome von ADHS (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität). Es kommt dabei vor allem der Wirkstoff Methylphenidat zum Einsatz. Wurde der Wirkstoff Lisdexamfetamin bereits im Jugendalter eingenommen, kann die Behandlung damit bei Bedarf auch im Erwachsenenalter fortgesetzt werden. Kommt es mit den genannten Medikamenten nicht zum Therapieerfolg, kann auch der Wirkstoff Atomoxetin verschrieben werden.
Bewältigung psychosozialer Probleme (z.B. die Behandlung von möglichen weiteren psychischen Erkrankungen (z.B. Dabei kommt Psychoedukation ein wichtiger Stellenwert zu. Zudem kommt auch klinisch-psychologische Behandlung zum Einsatz (z.B. Erinnerungshilfen einsetzen (z.B. Routinen festlegen (z.B. Gegenstände immer am gleichen Ort hinlegen, feste Abläufe in der Früh oder am Abend). Für jede/jeden Betroffenen kann es unterschiedliche Strategien geben, die hilfreich sind. Mit der Zeit, können diese herausfinden, was wirklich guttut.
Wurde die Diagnose ADHS bereits im Kindesalter gestellt, wird die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt gegebenenfalls die Patientin/den Patienten noch einige Zeit im jungen Erwachsenenalter begleiten und nach gegebener Zeit an eine Fachärztin/einen Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) überweisen. Diese übernehmen dann die weitere medizinische Betreuung. Auch eine bestehende Psychotherapie kann meist weitergeführt werden.
Wird die Verdachtsdiagnose mit 18 Jahren oder später geäußert, ist die erste Anlaufstelle eine Fachärztin/ein Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin). Diese/dieser leitet dann weitere diagnostische bzw.
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