Wie häufig ist Schizophrenie? Eine statistische Übersicht

Ungefähr einer von 100 Menschen erkrankt im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen daran. Die Zahl der von Schizophrenie betroffenen Personen kann als Prävalenz oder Inzidenz ausgedrückt und als Prozentsatz oder Anzahl der betroffenen Personen einer Population angegeben werden.

Prävalenz und Inzidenz von Schizophrenie

Die Prävalenz der Schizophrenie bezieht sich auf die Gesamtzahl der an Schizophrenie erkrankten Personen in einer Population. Die Inzidenz der Schizophrenie bezieht sich auf die Anzahl der Personen, bei denen Schizophrenie neu diagnostiziert wird. Betrachtet man zunächst die Prävalenz der Schizophrenie, zeigen die Berichte, dass zwischen 0,3 % und 0,9 % der Weltbevölkerung mit Schizophrenie oder einer psychotischen Störung leben und dass etwa 1 % der Weltbevölkerung irgendwann im Laufe ihres Lebens von Schizophrenie betroffen sein wird.

Die Inzidenz der Schizophrenie wird auf durchschnittlich 15 von 100 000 Menschen geschätzt. Das entspricht den Resultaten der systematischen Überprüfung mehrerer Studien, denen zufolge die geschätzte Inzidenz der Schizophrenie jedoch im Bereich zwischen ungefähr 7 von 100.000 bis zu 43 von 100 000 Personen rangiert. An Schizophrenie erkranken zwischen 0,5-1,6 % der Weltbevölkerung. In Österreich leidet etwa 1 % der Bevölkerung an dieser Erkrankung.

Schizophrenie in Österreich

Einer von hundert Menschen in Österreich erkrankt im Lauf seines Lebens an Schizophrenie. Das macht rund 90.000 Betroffene hierzulande. Etwa 1 % der Österreicher leben mit der Diagnose "schizophren".

Symptome und Verlauf von Schizophrenie

Bei dieser psychischen Erkrankung fällt es schwer, zwischen Wirklichkeit und eigener Realität zu unterscheiden. Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Persönlichkeitsveränderungen äußern sich am häufigsten bei der paranoiden Schizophrenie. Die Krankheit verläuft typischerweise in psychotischen Schüben.

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Welche Symptome können bei Schizophrenie auftreten?

  • Halluzinationen: Eine Halluzination ist die Wahrnehmung von etwas, das in der Realität nicht da ist. Bei Schizophrenie kommt es häufig zum Hören von Geräuschen oder Stimmen.
  • Wahn: Bei einem Wahn handelt es sich um eine Fehlbeurteilung der Wirklichkeit. Diese führt zu festen Überzeugungen. Am häufigsten tritt Verfolgungswahn auf.
  • Beeinträchtigung der Sprache: Es fällt schwer, Sätze richtig zu formulieren. Betroffene sprechen oft unverständlich.
  • Denkstörungen: Das Denken erscheint durcheinander und wirr. Es kommt zur Wiederholung von immer wieder denselben Gedanken.
  • Ich-Störung: Bei einer Ich-Störung haben Betroffene beispielsweise das Gefühl, dass andere Menschen ihr Erleben und Denken steuern oder ihre Gedanken lesen.
  • Bewegungsauffälligkeiten: Manche Menschen haben einen ziellosen Bewegungsdrang, andere ahmen Bewegungen nach, schneiden Grimassen oder erstarren in ungewöhnlichen Körperhaltungen.
  • Auffällige Gefühle: Es kann zu innerer Leere, fehlenden Gefühlen oder depressiver Verstimmung kommen. Auch plötzlicher Stimmungswechsel oder unpassendes Verhalten ist möglich, zum Beispiel lachen in einer unangebrachten Situation.
  • Eingeschränkte Denkleistung: Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis sind gestört. Komplexe Aufgaben sind schwierig zu bewältigen.
  • Sozialer Rückzug: Betroffene ziehen sich stark vom sozialen Leben (z.B. ihrem Freundeskreis) zurück.

Akute Psychosen kündigen sich meist schon Wochen oder Monate vor Ausbruch an. Auch Angehörige merken dabei, dass sich die Person verändert. Es kommt zum Beispiel zu Ruhelosigkeit und Angespanntheit. Betroffene schlafen schlechter und haben Probleme mit Gedächtnis und Konzentration. Ebenso können depressive Verstimmung, Stimmungsschwankungen oder Ängste auftreten.

Formen von Schizophrenie

Es gibt verschiedene Formen von Schizophrenie.

  • Paranoide Schizophrenie: Bei dieser stehen Wahnvorstellungen und Halluzinationen (vor allem Stimmenhören) im Vordergrund. Zudem haben Betroffene das Gefühl, von anderen Menschen beeinflusst und beobachtet zu werden.
  • Hebephrene Schizophrenie: Bei einer hebephrenen Schizophrenie kommt es vor allem zu Veränderungen des Gefühlslebens. Die Gefühle passen dabei nicht zur jeweiligen Situation. Das Denken wirkt zerstreut und überreizt, das Verhalten erscheint unangemessen.
  • Katatone Schizophrenie: Bei der eher seltenen katatonen Schizophrenie kommt es vor allem zu Auffälligkeiten der Bewegung. Zum Beispiel ist der Bewegungsdrang ausgeprägt, wirkt jedoch ziellos. Betroffene können auch erstarren oder ungewöhnliche Grimassen schneiden.
  • Schizophrenes Residuum: Bei einem schizophrenen Residuum („Rest“) bleiben chronische Beschwerden nach einer akuten Psychose zurück. Betroffene sind antriebslos und bedrückt. Sie ziehen sich sehr zurück. Der Gesichtsausdruck (Mimik) und das sprachliche Ausdrucksvermögen sind reduziert. Es kann zudem zu Störungen von Gedächtnis und Konzentration kommen.

Behandlung von Schizophrenie

Ziel einer Behandlung ist es, Patienten ein selbstbestimmtes, weitgehend von Krankheitssymptomen freies Leben zu ermöglichen. Dafür ist es nötig, einen Gesamtbehandlungsplan zu erstellen, in den das gesamte Umfeld einbezogen wird. Die gängige Behandlung erfolgt mit Neuroleptika. Moderne Antipsychotika mit Depotwirkung ermöglichen es Patientinnen und Patienten, ihre Therapie einzuhalten, ohne täglich Tabletten einnehmen zu müssen. Auch Langzeitprognose und Lebensqualität können dadurch deutlich verbessert werden, machte der Psychiater und Neurologe Georg Psota aufmerksam.

Für viele Schizophrenie-Patienten ist die tägliche Tabletteneinnahme eine Hürde. "Fehlende Krankheitseinsicht oder Wahnvorstellungen führen oftmals zu einer Ablehnung der Medikamenteneinnahme. Das ist immer wieder ein großes Problem. Bei Depotpräparaten jedoch fällt die tägliche Entscheidung, ob man das Medikament nimmt oder nicht, weg und dadurch auch die tägliche Konfrontation damit, 'krank' zu sein."

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Therapiemöglichkeiten:

  • Medikamente: Sogenannte Antipsychotika helfen gegen die Symptome und können vor Rückfällen schützen.
  • Psychotherapie: Durch Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie oder systemische Familientherapie) können sich die Beschwerden bessern.
  • Psychoedukation: Bei der Psychoedukation lernen Betroffene etwas über die Erkrankung.
  • Training sozialer Fähigkeiten: Betroffene werden dabei unterstützt, besser im Alltag und sozialen Beziehungen zurechtzukommen.
  • Training von kognitiven Funktionen: Dieses Training kann z.B. im Rahmen einer Ergotherapie oder klinisch-psychologischen Behandlung erfolgen.
  • Bewegungstherapie: Physiotherapie und mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochene sportliche Tätigkeiten können Betroffene ebenfalls unterstützen und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
  • Soziotherapie: Tageszentren, Berufs- und Ausbildungszentren, therapeutische Wohngemeinschaften etc. können helfen, sich beruflich und sozial einzugliedern und ein eigenständiges Leben zu führen.

Zusätzlich zur Therapie kann es hilfreich sein, sich in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen. Familie, der Freundeskreis oder die Arbeitsumgebung können Betroffene unterstützen, zum Beispiel durch ein offenes Ohr und Hilfe im Alltag.

Auswirkungen von Schizophrenie

Die Erfahrung einer akuten Psychose ist für Betroffene oft nicht leicht zu verarbeiten. Manche Menschen finden sich dennoch wieder gut im Alltag zurecht. Andere Menschen sind durch die Erkrankung auf Dauer eingeschränkt und benötigen intensive Unterstützung zur Bewältigung des täglichen Lebens. Im sozialen Leben kommt es häufig zu Problemen, Freunde zu finden. Betroffene ziehen sich meist zurück. Zudem kann es zu Abbrüchen in Schule und Studium kommen. Der Einstieg in das Arbeitsleben ist oft schwierig. Arbeitslosigkeit und Berufsunfähigkeit sind möglich.

Risikofaktoren für Schizophrenie

Bis jetzt hat die Forschungswelt die genauen Ursachen von Schizophrenie noch nicht geklärt. Es ist wahrscheinlich, dass es verschiedene Risikofaktoren gibt. Diese könnten sich gegenseitig beeinflussen. Manche Menschen haben ein erblich bedingtes erhöhtes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Das Risiko ist vor allem erhöht, wenn ein Eltern- oder Geschwisterteil daran erkrankt ist. Es beträgt etwa 12 Prozent von Kindern, bei denen Mutter bzw. Vater an Schizophrenie erkrankt sind. Zudem können große Lebensveränderungen die Neigung zu einer Schizophrenie begünstigen. Zum Beispiel ein Umzug, eine berufliche Veränderung oder Trennung von einer nahestehenden Bezugsperson.

Statistiken im Überblick

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten statistischen Daten zur Schizophrenie zusammen:

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Aspekt Statistik
Weltweite Prävalenz 0,3 % - 0,9 % der Weltbevölkerung
Weltweite Inzidenz 15 von 100.000 Menschen
Betroffene in Österreich Ca. 1 % der Bevölkerung (90.000 Menschen)
Erbliches Risiko 12 % bei Kindern, deren Elternteil erkrankt ist

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