Persönlichkeitsstörungen (PD) gehören zu den psychischen Störungen, die mit einer Vielzahl von persönlichen und interpersonellen Schwierigkeiten und negativen langfristigen psychosozialen Folgen einhergehen und somit auch eine erhebliche sozioökonomische Belastung für die Gesellschaft darstellen. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine Persönlichkeitsstörung, die oftmals im frühen Erwachsenenalter ausbricht.
Was ist Borderline?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung gehört zur Gruppe der emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen, wie sie in der internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) beschrieben sind. Sie ist vor allem durch eine ausgeprägte emotionale Labilität, Impulsivität, intensive zwischenmenschliche Konflikte und ein anhaltendes Gefühl innerer Leere gekennzeichnet. In Deutschland sind etwa zwei bis drei Prozent der Allgemeinbevölkerung von der Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen. Unter den psychisch Erkrankten leidet etwa jeder Fünfte zusätzlich zu seiner Erkrankung auch an einer Borderline-Störung.
Erste Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung treten meist im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter auf. Bei vielen Betroffenen lässt die Symptomintensität mit zunehmendem Alter, insbesondere nach dem 30. Lebensjahr, nach. Obwohl das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist, finden sich in der psychiatrischen Versorgung deutlich mehr Frauen.
Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die ersten Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung treten meist mit Beginn des Erwachsenwerdens (Adoleszenz) auf. Die Hauptmerkmale der Borderline-Störung sind die starke eingeschränkte Impulskontrolle und die damit einhergehenden Stimmungsschwankungen. Den Betroffenen fehlt die Fähigkeit, Erlebtes und die dadurch ausgelösten Gefühle angemessen zu kontrollieren und zu regulieren. Daraus resultieren extreme innere Anspannungszustände, die Betroffene als unerträglich empfinden.
Um die intensive innere Anspannung kurzfristig zu reduzieren, können impulsive Verhaltensweisen auftreten. Oft kommt es auch zu dissoziativen Zuständen, also einer Abspaltung von Gefühlen oder Wahrnehmungen, um die innere Belastung besser auszuhalten. Einige Betroffene neigen auch zu selbstverletzendem Verhalten und fügen sich beispielsweise Brandwunden zu, indem sie Zigaretten am eigenen Körper ausdrücken. Auch ist die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und des Selbstbildes (Identitätsstörungen) gestört. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist häufig ein Muster von Instabilität erkennbar.
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Andere Personen werden abwechselnd idealisiert und entwertet, was auf eine tiefe Angst vor Nähe und gleichzeitig vor Verlassenwerden zurückzuführen ist. Dies kann zu einem Wechsel aus klammerndem und ablehnendem Verhalten führen.
Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die Borderline-Erkrankung kann von verschiedenen Einflüssen begünstigt werden. Eine mögliche Ursache stellt eine genetische Veranlagung dar, d.h. Erkrankungen wie die Borderline-Störung treten familiär gehäuft auf. Und auch traumatische Ereignisse in der frühen Kindheit können ursächlich für eine Borderline-Störung sein. Fast zwei Drittel aller Betroffenen haben als Kind die Erfahrungen von sexueller oder körperlicher Gewalt, seelischer Misshandlung oder Vernachlässigung gemacht. Auch eine geringfügige Funktionsstörung des Nervensystems (minimale zerebrale Dysfunktion) im Kleinkindesalter kann eine Borderline-Störung hervorrufen.
Eine weitere mögliche Ursache der Persönlichkeitsstörung liegt auch in einem Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn. Zu diesen sogenannten Neurotransmittern zählen unter anderem Serotonin sowie Noradrenalin und Dopamin.
Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Um eine Borderline-Störung zu diagnostizieren, führt das medizinische Fachpersonal zunächst eine Befragung zu familiär auftretenden Persönlichkeitsstörungen sowie psychischen Auffälligkeiten im Kindesalter durch (Anamnese). Hierfür befragt der Arzt oder die Ärztin nicht nur Betroffene, sondern nach Möglichkeit auch Bezugspersonen, z.B. Bei Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung findet eine Reihe psychologischer Tests statt. Dabei setzen die Fachärzte strukturierte klinische Interviews und verschiedene Checklisten ein, um die Diagnose zu sichern und von anderen Persönlichkeitsstörungen abzugrenzen.
Zusätzlich führt der Arzt oder die Ärztin Untersuchungen durch, die organische Ursachen als Grund für die Borderline-Störung ausschließen. Neben einer Untersuchung des Blutes überprüft der behandelnde Arzt oder Ärztin dabei auch die Schilddrüsenwerte und den Vitamin- und Mineralspiegel der Betroffenen. Weiterhin lassen sich bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Elektroenzephalografie (EEG) einsetzen, um das Gehirn genauer zu untersuchen.
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MRT-Bildgebung in der Forschung und Therapie
Neue bildgebende Verfahren können bis zu einem gewissen Grad die Wirksamkeit von Psychotherapie oder einem Medikament bei bestimmten psychiatrischen Erkrankungen belegen. Es ist vor allem die so genannte funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), die sichtbar machen kann, welche Gehirnareale bei Personen mit einer Depression oder Angsterkrankung besonders aktiv sind.
So etwa hat eine Untersuchung gezeigt, dass im Falle einer Depression die Mandelkerne (Amygdalae), der Hippocampus und die Rinde des Vorderhirns bei Betroffenen übermäßig aktiv sind. Nach 15 Monaten Psychotherapie konnte man unter anderem mithilfe der fMRT sichtbar machen, dass sich die Aktivität dieser Hirnareale verringert bzw. normalisiert hatte. Auch die Wirkung von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern zur medikamentösen Behandlung von Depressionen konnte mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie dargestellt werden. Hier wurden vor allem veränderte Gehirnaktivitäten in der rechten Hälfte der Amgydala, des Mandelkerns beobachtet.
Mit ähnlichen Befunden können Wissenschaftler die Wirksamkeit einer Psychotherapie im Bereich von Angst- und Zwangsstörungen oder bei einer Borderline-Erkrankung nachweisen.
Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Grundlage einer Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung stellt eine Psychotherapie dar. Zusätzlich kann eine medikamentöse Therapie durch einen Facharzt erfolgen, um Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angst zu behandeln. So setzen Ärzte gegen Schlafstörungen und Anspannungszustände sogenannte niedrigpotente Neuroleptika ein. Gegen depressive Verstimmungen sowie Angst- und Zwangsstörungen werden Antidepressiva häufig eingesetzt. Leiden die Betroffenen zusätzlich unter wahnhaften Symptomen werden Antipsychotika verwendet. Liegt eine erhöhte Gefahr von selbstverletzenden Handlungen vor kann der behandelnde Arzt auf eine Wirkstoffklasse zurückgreifen, die als Benzodiazepine bezeichnet wird.
Selbsthilfe bei Borderline-Persönlichkeitsstörung
Wenn Sie unter innerer Anspannung leiden oder dazu neigen, sich selbst zu verletzen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann nach einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen entscheiden, ob eine Überweisung an einen Psychiater oder Psychotherapeuten sinnvoll ist. Die Borderline-Störung galt lange Zeit als ungünstige Prognose, jedoch lassen sich mit den neuen, auf die Erkrankung zugeschnittenen Therapien große Behandlungserfolge erzielen. In ca. Für viele Menschen mit Borderline besteht oftmals ein Interesse daran, etwas über die Borderline-Störung zu erfahren und sich selbst besser zu verstehen.
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Selbsthilfegruppen und Psychotherapie bieten diese Möglichkeit. Auch für Angehörige ist es empfehlenswert sich gut über die Borderline-Störung zu informieren. Dies kann hilfreich sein, um die Störungen besser einzuordnen und das extreme Verhalten der betroffenen Menschen nicht persönlich zu nehmen.
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