ADHS Selbsttest: Symptome erkennen und richtig handeln

Fühlen Sie sich oft unruhig oder fällt es Ihnen schwer, Ihre Gedanken zu ordnen? Sind Sie schnell abgelenkt oder haben Sie häufig Gefühlsausbrüche? Dann fragen Sie sich vielleicht: “Habe ich ADHS?”. Mit dem kostenlosen ADHS-Test für Erwachsene können Sie Ihre Symptome online überprüfen und eine erste Einschätzung erhalten, ob Sie möglicherweise an einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden.

Was ist ADHS?

ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die im Kindes- und Jugendalter auftritt. Meist reagieren Betroffene mit impulsiven Verhaltensweisen oder übermäßiger Hyperaktivität. Die Aufmerksamkeit ist sehr gering und oft haben Menschen mit ADHS Probleme im Umgang mit anderen Menschen.

In der Regel tritt ADHS akut im Kindesalter auf. Bei Erwachsenen bilden sich die Symptome meist zurück und sind schwächer ausgeprägt. Sie sind weniger hyperaktiv, neigen jedoch zu Rastlosigkeit und innerer Unruhe. Viele Betroffene benötigen im Erwachsenenalter keine Behandlung mehr. Dennoch weisen etwa 50 - 80 % der im Kindesalter Betroffenen auch als Erwachsene noch ADHS-Symptome auf.

Ursachen von ADHS

Wie ADHS entsteht, ist wissenschaftlich nicht vollständig geklärt. Man geht aber davon aus, dass mehrere Faktoren zur Entwicklung von ADHS beitragen:

  • Genetik: Dass Aufmerksamkeitsstörungen bis zu einem gewissen Grad vererbbar sind, ist bereits wissenschaftlich erwiesen.
  • Neurotransmitter: Die bei ADHS veränderten Gene bewirken unter anderem, dass die Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) nicht in gewohnter Art und Weise ausgeschüttet werden.
  • Gehirn: Im Gehirn von Kindern mit ADHS lassen sich diese Veränderungen nachzeichnen - es kommt zu einer genetisch bedingten Verzögerung der Hirnentwicklung. So ist z.B. das Frontalhirn davon beeinträchtigt: Dieses ist für die exekutiven Funktionen (u.a. Planung und Steuerung von Handlungen) zuständig.

Zudem gibt es einige Risikofaktoren für die Entwicklung von ADHS vor der Geburt: Wenn die Mutter in der Schwangerschaft raucht, Alkohol trinkt oder virale Infektionen hat, kann das Zentralnervensystem geschädigt werden.

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Symptome von ADHS

Die Symptome müssen vor dem 7. Lebensjahr aufgetreten sein und über sechs Monate hinweg andauern. Außerdem müssen sie in mindestens zwei Lebensbereichen (z.B. Schule und Familie) auftreten.

Aus jeder der Symptomgruppen muss eine bestimmte Anzahl von Verhaltensweisen beobachtet werden, bevor von ADHS gesprochen wird.

ADHS Selbsttest für Erwachsene

Der obige ADHS-Selbsttest ist ein kostenloser Online-Test für Erwachsene. Der Test besteht aus einer Reihe von Fragen, die die typischen Symptome von ADHS, also Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, abdecken.

Der Selbsttest basiert auf der ADHS-Selbstbeurteilungsskala (ADHS-SB) und dem „Adult ADHD Self-Report Scale“ (ASRS) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dabei handelt es sich um wissenschaftlich anerkannte ADHS-Screening-Tests mit Selbstbeurteilungs-Skala für Erwachsene. Der Online-Test eignet sich daher nicht für Kinder, bei denen sich ADHS-Symptome häufig auf andere Weise äußern.

Der Selbsttest auf dieser Seite kann Ihnen dabei helfen, Ihre Symptome besser einzuordnen und sich zum Beispiel auf das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt vorzubereiten.

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Bitte beachten Sie: Dieser Test wurde auf Grundlage der Fragen des WHO-Selbsttests erstellt. Bitte beachten Sie, dass dieser Test keinen diagnostischen Wert hat und eine individuelle klinisch-psychologische Diagnostik nicht ersetzen kann. Der Selbsttest ist lediglich ein Screening und soll Dir bei der Entscheidung helfen, ob Du eine individuelle Diagnostik in Anspruch nehmen möchtest. Ihre Antworten werden weder gespeichert noch anderweitig verwendet. Bei Überschreiten des angegebenen Cutoff-Wertes empfehlen wir eine individuelle diagnostische Abklärung.

Solltest du dich hier mehrfach erkennen, bedeutet das nicht, dass du sicher ADHS hast! Wenn du unsicher bist, Unterstützung am Weg suchst oder mehr wissen möchtest, kannst du gerne professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Typische Symptome im Selbsttest

  • Unaufmerksamkeit: Es geht nicht um das Fehlen von Aufmerksamkeit! Verlierst du häufig Dinge die du für den Alltag brauchst (z. B. Schlüssel, Handy, etc.)?
  • Hyperaktivität: In erster Linie eine getriebene Unruhe die bei Erwachsenen vorwiegend im Kopf stattfindet. Fühlst du dich unwohl, wenn du über längere Zeit still sitzen musst z. B. im Meeting? Stehst du oft spontan auf, auch wenn du eigentlich still sitzen solltest z. B. im Kino? Versuchst du Nervosität oder Unruhe zu kaschieren indem du kleine, unauffällige Bewegungen machst (z. B. mit den Füßen wippen)?
  • Impulsivität: Im klassischen Sinne bedeutet das unüberlegte Entscheidungen zu treffen und spontan zu handeln. Fällt es dir schwer zu warten, bis du an der Reihe bist? z. B. im Restaurant?
  • Emotionale Dysregulation und exekutive Dysfunktion: Wörtlich genommen beschreibt es die Fähigkeit etwas durch- oder auszuführen, nur dass das halt nicht so richtig funktioniert. Das die Steuerung dafür im präfrontalen Kortex sitzt, verwundert nicht.

Masking (Kontrollfragen)

Gerade in der Diagnostik von Erwachsenen sind Fragen zu den eigentlichen ADHS Symptomen oft nicht zielführend. Sie leben ja schon immer mit ihrer ADHS und haben sich diverse Möglichkeiten angeeignet um ihre Symptome zu verstecken. Ein Selbstschutz, der zwar zeitweise ganz gut funktioniert, aber viel zusätzliche Energie kostet. Diese Verhaltensmuster kommt unter Druck oder Stress schnell ins Wanken.

Diagnose von ADHS

Sollten Sie den Verdacht haben, an dieser Störung zu leiden, lassen Sie dies ärztlich abklären. Fachleute können beispielsweise anhand des Patientengesprächs (Anamnese) sowie verschiedener Fragebögen einschätzen, ob Sie an ADHS leiden.

Zu Beginn erfolgt ein ausführliches Gespräch und eine körperliche sowie neurologische Untersuchung, um andere mögliche Ursachen ausschließen zu können.

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Zur Diagnosestellung werden von den Kindern und Jugendlichen selbst, aber auch von Eltern und Lehrkräften verschiedene Informationen eingeholt. Psychologische Tests, die z.B. die Aufmerksamkeit überprüfen, können weitere Hinweise liefern.

Bei der Erstellung der Diagnose achten die Ärzt:innen und Psycholog:innen auch darauf, welche Form der ADHS vorliegt. Beim Mischtypus liegen sowohl Unaufmerksamkeit, als auch Hyperaktivität / Impulsivität vor. Wenn keine Hyperaktivität auftritt, wird von ADS statt ADHS gesprochen.

In vielen Fällen haben Kinder und Jugendliche mit ADHS auch andere Beeinträchtigungen, die bei der Erstdiagnose abgeklärt werden müssen.

Behandlung von ADHS

Um ADHS zu behandeln, stehen verschiedene nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapien zur Auswahl, die häufig kombiniert werden.

  • Psychoedukation: Sowohl die Kinder als auch die Eltern werden in der Psychoedukation umfassend über ADHS informiert und Handlungsstrategien erarbeitet.
  • Ergotherapie: In der Ergotherapie werden u.a. die Aufmerksamkeit und die Impulskontrolle trainiert.
  • Stimulanzien: Wirkstoffe wie Methylphenidat und Amphetamin werden bereits seit langer Zeit zur Behandlung von ADHS eingesetzt und haben eine gute Wirksamkeit. Vereinzelt werden auch andere Medikamente wie z.B. Atomoxetin eingesetzt.

Für Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass sie auch selbst Anlaufstellen haben, wo sie ihre Probleme im Alltag besprechen können. Wenn die Eltern ihre Kinder gut unterstützen können, verbessert das den Therapieerfolg.

Eltern sollten außerdem immer hinter ihrem Kind stehen und gut mit der Schule zusammenarbeiten. Ein an das Kind angepasster Unterricht (z.B. bekommt das Kind Aufgaben, wo es sich bewegen darf, wie z.B. Austeilen) kann ebenfalls hilfreich sein.

ADHS im Erwachsenenalter

Zwar sind die Symptome von ADHS bei Erwachsenen häufig weniger stark ausgeprägt als bei Kindern. Jedoch kann ADHS das tägliche Leben trotzdem erheblich beeinflussen - von der Arbeit über soziale Beziehungen bis hin zu persönlichen Projekten.

„Manche Erwachsene mit ADHS machen Dinge, die sie bei längerem Nachdenken nicht getan hätten“, beschreibt es Mediziner Reif. Er denkt dann zum Beispiel an Unfälle wegen Unaufmerksamkeit und generell an Risikobereitschaft. „Es kann um Alkohol gehen, um Drogen, um Sex.“ Suchterkrankungen, Depressionen und Angststörungen könnten ihre tiefere Ursache deshalb auch in ADHS haben.

Vor allem Menschen mit hohem Intellekt oder guter Anpassungsfähigkeit seien oft in der Lage, für sich eine passende Nische zu finden. Denn Männer und Frauen mit ADHS denken oft besonders schnell und kreativ, haben viel Schwung, handeln fix und gelten als witzig, empathisch und hilfsbereit.

Hilfe und Unterstützung

Die Lage ist verzwickt. Nach Daten der Krankenkasse AOK gab es zwischen 2006 und 2023 bei den Diagnosen einen Anstieg von hyperkinetischen Störungen, zu denen auch ADHS zählt, von 0,1 auf 0,5 Prozent bei erwachsenen Mitgliedern.

Ein Problem: Die Wartelisten für eine Diagnose bei Fachärzten sind lang, es kann viele Monate dauern bis zu einem Termin.

Pädagogische Online-Beratung

Im pädagogischen Online Beratungsgespräch haben Sie die Möglichkeit Fragen zu stellen, die ihr Kind betreffen - auch ohne dass ihr Kind dabei ist. Zudem erhalten Sie individuelle Lösungsvorschläge. In enger Zusammenarbeit mit Eltern und Kind kann ein vertrauensvolles, angenehmes Umfeld geschaffen werden, um das gewünschte Ziel konsequent in liebevoller Art und Weise zu erreichen.

Organisatorische Vorbereitung auf das Online-Gespräch

Einer der großen Vorteile der Onlineberatung: Sie sind zu Hause und können es sich bequem machen. Dies lässt sich am Laptop meist leichter umsetzen als am Handy, weshalb grundsätzlich die Kommunikation per Computer empfohlen wird. Je nachdem welches Medium Sie verwenden und in welchem Raum Sie sich befinden, empfiehlt es sich meist auch die Verwendung von Kopfhörern. Diese verbessern in der Regel die Tonqualität und führen dazu, dass Störgeräusche besser ausgeblendet werden können.

Autor & Quellen

Autor: Silke Stadler, Online-Medizinredakteurin

Quellen:

  • F. Schneider (Hrsg.): Klinikmanual Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Springer Medizin Verlag, 2008
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. et al.: The World Health Organization Adult ADHD Self-Report Scale (ASRS): a short screening scale for use in the general population, in: Psychol Med. 2005 Feb;35(2):245-56; doi: 10.1017/s0033291704002892

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