Hans Morschitzky: Therapie von Angststörungen

Angststörungen sind der Schwerpunkt des Linzer Psychotherapeuten Hans Morschitzky.

Was sind Existenzängste?

Existenzängste sind Ängste vor dem Verlust zentraler Geborgenheitserfahrungen.

Es geht also um die Bedrohung zentraler, das Leben sinnvoll und wertvoll machender Bereiche wie die ökonomische Sicherheit und die Sicherheit von Beziehungen.

Diese Bedrohung kann entweder bereits eingetreten sein oder es wird befürchtet, dass sie eintreten könnte.

Hilflosigkeit als zentrales Gefühl

Wesentliches Merkmal von Angst ist das Gefühl von Hilflosigkeit.

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Wenn noch nichts passiert ist, habe ich das Gefühl, keinen Einfluss auf die Situation zu haben.

Wenn jedoch was Schlimmes passiert ist, lebe ich mit der Erfahrung und Tatsache, die ebenso hilflos machen können.

Umgang mit Angst: Strategien und ihre Tücken

Manche Menschen haben die Strategie, sich immer auf das schlimmste Szenario einzustellen.

Hinter dieser Strategie steckt das scheinbare Gefühl von Kontrolle, subjektiv immer recht zu haben.

Wenn das Schlimme eintritt, kann ich sagen: Ich habe es euch ja gesagt.

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Wenn es nicht eintritt: Nochmals Glück gehabt.

Warum diese Strategie nicht sinnvoll ist

Es ist nicht sinnvoll, weil es lähmt.

Es ist wichtig, dass man neben dem Worst-Case-Szenario mehrere lebbare Alternativ-Szenarien entwickelt - das ist das Grundprinzip bei allen krankhaften und realen Ängsten.

Einige Menschen stellen das Worst-Case-Szenario in den Mittelpunkt und werden dadurch gelähmt; andere wiederum leugnen mögliche Bedrohungen.

Beides sind keine sinnvollen Strategien.

Was tun gegen die Angst?

Besser ist es zu sagen, da ist diese und jene Gefahr.

Welche realistische Wahrscheinlichkeit gibt es, dass dies und jenes eintritt, und was habe ich dann für Strategien, damit umzugehen.

Viele Menschen werden durch die Angst wie gelähmt, anstatt kreativ nach Lösungen zu suchen.

Die Angst soll nicht lähmen, sondern mobilisieren.

Die Macht des Handelns behalten

Ja, es geht bei den Ängsten immer um das Gefühl von Einfluss und Kontrolle.

Je existenzieller und zentraler etwas ist, was nicht von mir selbst abhängt (etwa Gesundheit, Beruf, Beziehungen), umso mehr fühlt man sich hilflos ausgeliefert.

Ziel ist es, Einfluss zu gewinnen in dem mir größtmöglichen Ausmaß.

Wann ist ein Arztbesuch ratsam?

Wenn die Angst zu erheblichen Beeinträchtigungen in wichtigen Lebensbereichen führt, die der Betroffene zu vermeiden beginnt, zum Beispiel wenn er/sie aus Angst vor Mobbing nicht mehr zur Arbeit geht.

Dann werden Ängste als „krankhaft“ definiert.

Betroffene sind durch ihre Angst im schulischen, beruflichen oder sozialen Leben beeinträchtigt und leiden erheblich darunter.

Angst-Charakter und Unsicherheit

Ja, es gibt sicher Menschen, die von Natur aus ängstlicher sind als andere.

Und noch vor der Angst steht die Unsicherheit.

Die Basis der Angst ist Unsicherheit.

Am Anfang steht eine existenzielle Verunsicherung, die ich noch gar nicht Angst nennen würde.

Es ist im Geistigen gesehen eine Unsicherheit, im Körperlichen eine motorische Anspannung.

Ich bin unruhig, nervös, kann nicht schlafen, nicht essen.

Die Unsicherheit ist schwer zu ertragen.

Man weiß nicht, wie sich etwas entwickeln wird, man beginnt konkrete Vorstellungen zu entwickeln, die dann Angst machen.

Angststörungen nehmen zu

Ja, nicht nur die normalen, auch die krankhaften Ängste.

Das beobachte ich nicht nur in meiner Praxis, das ist auch durch Studien belegt.

Durch die Medien bekommt man heute ein ganz anderes Bild von Bedrohungen mit.

Auswirkungen der Wirtschaftskrise

Ich glaube schon, dass sich viele jetzt mehr Sorgen um ihren Job machen.

Ich hatte zum Beispiel vor Kurzem einen 24-jährigen Patienten bei mir, der aufgrund von psychischen Problemen zahlreiche Krankenstandstage hat.

Dieser sagte zu mir, dass er fürchtet, der Erste zu sein, wenn Jobs in seinem Betrieb abgebaut würden.

Wie kann man Angst am besten behandeln?

Bei vielen Ängsten profitieren Betroffene von einer Kombinationstherapie aus Psychopharmaka und Psychotherapie.

Bei akuten Angstattacken kann zunächst der Patient durch Psychopharmaka stabilisiert werden, ehe eine Psychotherapie greifen kann.

Psychopharmaka sind dann sinnvoll, wenn sie helfen, am Leben teilzunehmen.

Arten von Angststörungen

Das ICD-10 unterscheidet grundsätzlich zwei Arten von Angststörungen: Phobien wie Agoraphobie, soziale Phobie und spezifische Phobien sowie sonstige Angststörungen wie Panikstörung und generalisierte Angststörung.

Es wäre wünschenswert, dass im ICD-11, das im Jahr 2018 erscheinen soll, die hypochondrische Störung als weitere Angststörung anerkannt wird, neben einer Trennungsangststörung im Erwachsenenalter.

Das neue amerikanische psychiatrische Diagnoseschema DSM-5 hat sich dem ICD-10 insofern angenähert, als die Zwangsstörung und die posttraumatische Belastungsstörung aus der Gruppe der Angststörungen ausgegliedert wurden.

Häufigkeit von Angststörungen

Angststörungen sind nach einer aktuellen deutschen Studie die häufigsten psychischen Störungen.

In den letzten zwölf Monaten hatten 15,3 % der 18- bis 79-jährigen Deutschen eine Angststörung.

Zum Vergleich: Affektive Störungen traten mit einer Häufigkeit von 9,3 % auf.

Die Zwölf-Monats-Prävalenz der verschiedenen Angststörungen ergibt folgende Häufigkeitsraten: Panikstörung 2,0 %, generalisierte Angststörung 2,2 %, Agoraphobie 4,0 %, soziale Phobie 2,7 %, spezifische Phobien 2,2 %.

Verlauf und Folgen von Angststörungen

Angststörungen haben ohne Behandlung oft einen chronischeren Verlauf als Depressionen.

Angststörungen führen häufig zu weiteren psychischen Störungen, vor allem zu Depressionen bis hin zu Suiziden und schädlichem Gebrauch von Alkohol und Tranquilizern bis hin zur Abhängigkeit.

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