Wie wird Schizophrenie diagnostiziert?

Schizophrenie ist eine psychiatrische Erkrankung, von der etwa ein Prozent der Weltbevölkerung betroffen ist. Trotz ihrer Häufigkeit wird die Erkrankung oft missverstanden. Dieser Artikel beleuchtet die Diagnose von Schizophrenie und gibt Einblicke in die verschiedenen Aspekte der Erkrankung.

Was ist Schizophrenie?

Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die das Denken und die Gefühlswelt der Betroffenen stört. Den unter der Krankheit leidenden Personen fällt es schwer, zwischen Wahn und Realität zu unterscheiden. Teile der Wahrnehmung, des Denkens, der Ich-Umwelt, des Affektes und der Psychomotorik können betroffen sein.

Die Schizophrenie zeigt sich vielgestaltig und umfasst verschiedene Störungen. Die psychischen Beschwerden beeinflussen vor allem die Denkstruktur, die Sinneswahrnehmung und wie Reize verarbeitet werden. Das beeinträchtigt unter anderem das Hören, Sehen oder Riechen betroffener Personen. Dadurch werden Eindrücke fehlinterpretiert, was sich oft negativ auf die Gefühlswelt der Betroffenen auswirkt. Als Folge fällt es ihnen zunehmend schwer, ihren Alltag und Beruf zu bewältigen.

Wie kommt es zur Erkrankung?

Ursache der schizophrenen Erkrankung ist eine Störung der Nervenübertragungsbotenstoffe, allen voran des Dopamins. Eine überhöhte Dopaminausschüttung in bestimmten Gehirnarealen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Folge. Eine ungünstige psychosoziale Umgebung im Kindesalter trägt ihr Übriges dazu bei. Ebenso wie der Konsum von Drogen.

Die gegenwärtige Forschung geht davon aus, dass eine Erkrankung mit dem "Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell" in Zusammenhang steht. In diesem Konzept werden sowohl neurobiologische, psychologische als auch soziale Kriterien berücksichtigt, die die Entstehung der Erkrankung bzw. die Disposition für diese Krankheit erklären sollen. Basierend auf diesem Konzept werden genetische Faktoren, aber auch Ereignisse verantwortlich gemacht, die noch vor der Geburt oder knapp danach eingetreten sind, wie z.B. Geburtskomplikationen.

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Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Belege, wonach belastende Lebensereignisse, Drogenkonsum oder instabile familiäre Strukturen eine Ursache für eine Schizophrenie darstellen, sie können aber eine psychotische Episode auslösen oder Rückfälle begünstigen. Auch ließ sich zeigen, dass die Art der Kommunikation in der Familie den Verlauf der Erkrankung beeinflussen kann.

Symptome der Schizophrenie

Zu den grundlegenden Symptomen zählen kognitive Störungen. Es treten Konzentrationsprobleme auf, darüber hinaus ist die Assoziationsfähigkeit beeinträchtigt. Der Experte spricht von einer assoziativen Lockerung. "Das kann bis hin zum Wortsalat gehen." Gesagtes ergibt oft keinen Sinn, logische Zusammenhänge fehlen.

Hinzu kommen für gewöhnlich Halluzinationen und paranoische Gedanken. Der Patient fühlt sich verfolgt. Oft bringt er auch Ereignisse oder Dinge, die in keinerlei Zusammenhang stehen, miteinander in Verbindung.

Weitere Symptome sind:

  • Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
  • Zusammenhangsloses, durcheinanderes, unlogisches oder nicht nachvollziehbares Denken
  • Halluzinationen (akustische Halluzinationen sind besonders häufig)
  • Widersprüchliche Gefühle
  • Starrer Gesichtsausdruck, reduzierte Gestik und Mimik
  • Sozialer Rückzug

Wie wird Schizophrenie diagnostiziert?

Da die Schizophrenie viele Erscheinungsbilder hat, ist es gerade zu Beginn schwierig, die Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Es ist sinnvoll Angehörige miteinzubeziehen, da sie aus einem anderen Blickwinkel berichten können.

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Die Diagnose wird anhand der vorhandenen Symptome, darunter etwa die bereits beschriebenen Halluzinationen und die sogenannte assoziative Lockerung, gestellt. "Das Ganze muss mindestens ein halbes Jahr bestehen, sonst spricht man von Vorläufersymptomen", so Kasper. "Der geübte Psychiater erkennt, dass das in die Richtung geht."

Neben der psychiatrischen Anamnese ist in der Diagnostik einer möglichen Schizophrenie-Erkrankung bei Erstmanifestation psychotischer Symptome auch die Erhebung des psychopathologischen Befundes vorgeschrieben. Eine ausführliche Diagnostik ist von großer Wichtigkeit, da zahlreiche Erkrankungen Schizophrenie-ähnliche Symptome hervorrufen können. Diese können sich beispielweise auch bei Schilddrüsenstörungen, Hirntumoren, Anfallskrankheiten und andere Erkrankungen des Gehirns zeigen.

Um andere Erkrankungen auszuschließen, ist eine Zusatzdiagnostik erforderlich. Sie umfasst eine neurologische Untersuchung, Blutbild, Bestimmung von Leber- und Nierenwerten, Schilddrüsenuntersuchung, Drogenanamnese und EKG.

ICD-Codes

ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.

Behandlung von Schizophrenie

Die Medikation ist bei einer schizophrenen Erkrankung unerlässlich. "Wenn ein Patient keine Medikamente nimmt, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei rund 85 Prozent", warnt der Facharzt. Mit der richtigen Behandlung dagegen sinkt besagtes Risiko innerhalb von drei Jahren auf zehn bis 15 Prozent.

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Bei der Behandlung der Schizophrenie kommen vor allem antipsychotisch wirkende Medikamente zum Einsatz. Diese wurden früher auch als Neuroleptika bezeichnet. Antipsychotika dienen dazu, die im Gehirn aus der Balance geratenen Botenstoffe wie Dopamin und Serotonin wieder „ins Lot“ zu bringen.

Ist eine ausreichende Stabilisierung erreicht, helfen psychotherapeutische Angebote wie kognitive Verhaltenstherapie oder Psychoedukation, den Umgang mit der Erkrankung zu verbessern. Ziel ist es, Selbstwirksamkeit zu stärken, Rückfällen vorzubeugen und Alltagskompetenzen zu fördern.

Prognose

Früherkennung und frühe Behandlung sind im Hinblick auf Schizophrenie entscheidend. Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, umso besser ist das Ergebnis.

Einen prognostisch günstigen Verlauf einer Schizophrenie gibt es, wenn Betroffene sozial gut integriert sind. Die Familie, der Freundeskreis sowie die Arbeitsumgebung können eine Stütze sein und Hilfe im Alltag bieten. Sie spielen demnach eine wichtige Rolle in der Genesung des/-r Erkrankten.

Bei betroffenen Personen hängt die Prognose vor allem von der ordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente ab. Denn ohne medikamentöse Behandlung erleiden 70 bis 80 Prozent innerhalb eines Jahres nach der Diagnose einen Rückfall. Die medikamentöse Einnahme verringert zudem die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Hospitalisierung.

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