Drogensucht ist ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen und Gemeinschaften weltweit betrifft. Sie manifestiert sich in einem unkontrollierbaren Verlangen nach Drogen wie Heroin, Kokain, Methamphetaminen sowie verschreibungspflichtigen Medikamenten. Diese Sucht kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen und hat sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen.
Ursachen der Drogensucht
Die Ursachen für Drogensucht sind vielfältig, wobei psychische Gründe eine zentrale Rolle spielen. Menschen, die unter Stress, Angst oder Depressionen leiden, greifen häufig zu Drogen, um ihre emotionalen Belastungen zu bewältigen oder schwierige Lebenssituationen zu überstehen. Auch das soziale Umfeld hat einen großen Einfluss: Menschen, die in Umgebungen aufwachsen, in denen Drogen leicht verfügbar sind oder in denen der Drogenkonsum toleriert wird, haben ein höheres Risiko, abhängig zu werden. Zudem können traumatische Erlebnisse oder der Mangel an Unterstützung und positiven Beziehungen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass jemand Drogen als Bewältigungsmechanismus verwendet.
Auswirkungen auf Gesundheit und Gesellschaft
Drogensucht hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Sie kann zu physischen Erkrankungen wie Herzproblemen, Lungenschäden und Infektionen führen. Psychisch leiden Betroffene oft unter Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Störungen. Die sozialen Auswirkungen sind ebenfalls gravierend: Viele Süchtige verlieren ihren Arbeitsplatz, geraten in finanzielle Not und erleben Beziehungsprobleme mit Freunden und Familie. Drogensucht kann Betroffene in verzweifelte Situationen bringen, in denen sie möglicherweise auf kriminelle Aktivitäten zurückgreifen, um die notwendigen Mittel für ihre Sucht zu beschaffen.
Heroin: Eine gefährliche Droge
Heroin ist ein halbsynthetisches Opioid. Grundlage für die Herstellung von Heroin ist Opium, das aus dem Saft der Schlafmohn-Pflanze gewonnen wird. Aus Opium erhaltene Substanzen werden auch als Opiate bezeichnet. Zu ihnen zählen beispielsweise die beiden Opiumalkaloide Morphium und Codein - sowie Heroin. Am illegalen Drogenmarkt wird Heroin in pulverisierter Form gehandelt und meist mit anderen Substanzen gestreckt, die die Gesundheit schädigen können. Eine der häufigsten Konsumformen ist das intravenöse (in die Vene) Spritzen. Zudem wird es z.B. auch über die Nase oder oral aufgenommen oder geraucht, etwa durch Erhitzen auf Metallfolie und anschließendes Inhalieren.
Heroin wirkt beruhigend, schmerzlösend und löst ein momentanes Hochgefühl aus. Negative Empfindungen wie Angst, Unlust, Leere, Probleme und Belastungen werden nicht mehr stark oder gar nicht mehr wahrgenommen.
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Risiken des Heroinkonsums
- Heroin dämpft das Atemzentrum, was bei einer Überdosierung zu einem tödlichen Atemstillstand führen kann.
- Es können Komplikationen wie Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge), Hirnödem (Wasseransammlung im Gehirn), Schock und Koma auftreten.
- Außerdem besteht die Gefahr, bewusstlos zu werden und an Erbrochenem zu ersticken.
- Heroin hat ein sehr hohes körperliches und psychisches Abhängigkeitspotenzial.
- Wird der Heroinkonsum abgesetzt, treten starke Entzugssymptome auf (beispielsweise Schwitzen, Frieren, Zittern, Schmerzen oder Schlafstörungen).
- Durch Verunreinigungen des Heroins können längerfristige körperliche Schädigungen entstehen.
Psychische Auswirkungen des Drogenkonsums
Psychotrope oder psychoaktive Substanzen haben einen direkten Einfluss auf die Psyche des Menschen und können unter anderem die Art und Weise der Stimmungs- und Situationswahrnehmung verändern. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird angesteuert und der Konsument fühlt sich nach der Einnahme der Droge besser als vorher. Dafür ist in vielen Fällen die Ausschüttung des motivierenden und antriebsfördernden Neurotransmitters Dopamin verantwortlich, der nicht umsonst als „Glückshormon“ bekannt ist. Das Stimmungshoch nach dem Drogenkonsum wird im Gehirn des Konsumenten gespeichert; das sogenannte „Suchtgedächtnis“ entsteht. An einer Abhängigkeit erkrankte Menschen möchten diesen positiven Zustand immer wieder erleben.
Viele Menschen sehen den Drogenkonsum als eine Art Fluchtmöglichkeit, um unangenehme Gefühle wie Stress, Angst oder Unsicherheit zu betäuben. Der Ärger mit dem Chef, die Trauer über eine zerbrochene Partnerschaft oder die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben geraten durch den Drogenkonsum in den Hintergrund, scheinen weniger wichtig und belastend.
Wer einmal einen Drogenrausch erlebt hat, sehnt sich nicht selten schon bald nach dem nächsten Mal. Schließlich verspüren die Betroffenen häufig ein Gefühl der inneren Leere, sobald die Wirkung der Droge nachlässt. Um diese depressive Stimmung zu betäuben und stattdessen erneut das Glücksgefühl des Rausches genießen zu können, wird wieder und wieder zum Suchtmittel gegriffen. Die psychische Abhängigkeit führt so weit, dass Süchtige sich ohne Drogen nicht mehr wohlfühlen. Selbstzweifel und Ängste bestimmten das Denken.
Drogensüchtige ziehen sich in der Regel stark aus ihrem Umfeld zurück, beschäftigen sich meist nur noch mit sich selbst und den Gedanken an die Droge und deren Beschaffung/Verfügbarkeit. Der soziale Rückzug kann später in einer regelrechten Isolation und/oder Verwahrlosung münden.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung von Drogensucht erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der medizinische, psychologische und soziale Unterstützung bietet. Der erste Schritt ist oft die Entgiftung, bei der der Körper von den Drogen gereinigt wird. Dies kann in einer Klinik unter medizinischer Aufsicht erfolgen, um Entzugserscheinungen zu bewältigen. Nach der Entgiftung folgt die Therapie, die den Betroffenen hilft, die Ursachen ihrer Sucht zu verstehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Gruppentherapien und Selbsthilfegruppen bieten eine Gemeinschaft von Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und sich gegenseitig auf dem Weg zur Genesung unterstützen.
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Die Therapie orientiert sich an den individuellen Voraussetzungen der/des Betroffenen, sie kann stationär und/oder ambulant stattfinden. Oftmals sind verschiedene Einrichtungen daran beteiligt, wie Ambulanzen, Abteilungen in Krankenhäusern, Drogenhilfeeinrichtungen etc. Die Therapie beinhaltet im Idealfall eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsansätzen, wie etwa medizinischer Therapie und psychotherapeutischer sowie sozialtherapeutischer Behandlung.
Neben der Behandlung der Abhängigkeit bzw. Behandlung eines Entzugssyndroms kann auch die Therapie von akuten schweren Vergiftungen im Vordergrund stehen (intensivmedizinische Behandlung). Die Patientin/der Patient wird häufig im Zuge der Behandlung auf ein ärztlich verordnetes opioidhaltiges Arzneimittel eingestellt, das anstatt des illegalen konsumierten Heroins verabreicht und schrittweise abdosiert (reduziert) wird. Entzugserscheinungen können medikamentös behandelt werden. Oftmals ist eine Behandlung in spezialisierten Kliniken oder entsprechenden Abteilungen von Krankenhäusern notwendig.
Substitutionsbehandlung
Eine Substitutionsbehandlung (auch Drogenersatztherapie) ist ein Teil der Therapie einer Abhängigkeit von Heroin. Sie findet beispielsweise im Rahmen einer Reduktionsbehandlung statt, bei der die Reduktion der Dosis des Substitutionsmittels bis zur Abstinenz vorgenommen wird (Entwöhnung). Eine Substitutionstherapie kann aber auch langfristig verabreicht werden. Bei der Überbrückung der Wartezeit auf eine abstinenzorientierte Therapie bzw. einen Entzug wird die Substitutionsbehandlung ebenfalls genutzt. Bei einer medikamentös gestützten Substitutionstherapie wird anstatt des illegal konsumierten Heroins ein opioidhaltiges Arzneimittel ärztlich verordnet. Eingesetzt werden im Zuge der Behandlung z.B. die Wirkstoffe Methadon, Buprenorphin sowie retardierte Morphine (Substitol-Kapseln), die oral eingenommen werden (z.B. als Trinklösung oder Kapsel). Die ambulante Substitutionstherapie ist in Österreich gesetzlich geregelt.
Wird der Konsum von Heroin reduziert oder eingestellt, zeigen sich typische Entzugssymptome. Die Beschwerden dauern einige Tage an. Treten mindestens drei davon auf, spricht man vom Entzugssyndrom. Herzrasen (Tachykardie), erhöhter Blutdruck (Hypertonie). Es besteht die Gefahr, dass die Betroffenen versuchen, Symptome mit neuerlichem Konsum von Heroin zu lindern. Die Symptome können jedoch medikamentös behandelt werden. Bei Abhängigkeit von mehreren Substanzen findet der Entzug meist schrittweise nacheinander statt.
Besondere Bedeutung kommt der Therapie und Betreuung zu, die aus verschiedenen Ansätzen besteht - sowie der Intervention und der Motivierung der Betroffenen, eine Therapie in Angriff zu nehmen und nach dem Entzug eine Abstinenz auch fortzusetzen. Auf die Entzugsbehandlung folgt die Entwöhnungsbehandlung, während der die Patientin/der Patient lernen soll, ein Leben ohne Heroin (und anderen Suchtgiften bzw. psychotropen Substanzen) zu führen. Dies erfolgt mithilfe von substitutionsgestützter Therapie sowie Psychotherapie, psychosozialen Therapien sowie Hilfestellungen - z.B. bei der Reintegration ins Arbeitsleben etc. Die Rückfallprophylaxe ist ein wesentlicher Teil dieses Behandlungsabschnittes. Ambulante Nachbetreuung kann dabei helfen.
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Diagnose und Therapie
Zur Abklärung einer Abhängigkeit führt die Ärztin/der Arzt eine Anamnese und verschiedene körperliche Untersuchungen durch. Angaben zu Heroinkonsum, zu Verwendung eventueller anderer psychotroper Substanzen sowie Vergiftungen und Entzugsbehandlungen sind wesentlich. Bestehende körperliche wie psychische Begleiterkrankungen, die soziale und finanzielle Situation sowie eventuelle juristische Probleme werden ebenfalls mit einbezogen. Drogen können z.B. über Drogenscreening im Urin nachgewiesen werden. Bei Abhängigen von Heroin werden meist nicht nur Laboruntersuchungen auf Opiate (wie Heroin) vorgenommen, sondern auch auf weitere Substanzen (z.B. Cannabis, Benzodiazepine). Mögliche Infektionen werden ebenfalls abgeklärt (beispielsweise Hepatitis C, HIV). Leberenzyme, Blutbild, CRP gehören zu den Werten, die erhoben werden.
Bestimmte Merkmale wie z.B. Einstichstellen, Infektionen der Einstichstellen oder der Haut sowie Vergiftungen sind mögliche Hinweise auf eine Heroinabhängigkeit. Auch auf Entzugssymptome und Anzeichen eines Delirs achtet die Ärztin/der Arzt.
Laut ICD-10, dem internationalen statistischen Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, ist die Drogensucht oder auch Drogenabhängigkeit als Störung von Psyche und Verhalten zu definieren, die durch psychotrope Substanzen ausgelöst wird. Unterteilt werden hierbei verschiedene Formen der Erkrankung: von der akuten Intoxikation über das Abhängigkeitssyndrom bis hin zur verzögert auftretenden psychotischen Störung.
Kriterien für Drogensucht (ICD-10)
Für eine erste Klassifizierung können die nachfolgenden Kriterien herangezogen werden. Die Diagnose der Abhängigkeit stellen Arzt oder Ärztin, wenn innerhalb der vergangenen zwölf Monate drei oder mehr der folgenden Drogensucht-Symptome gleichzeitig auftreten:
- Craving: Starkes, teilweise unwiderstehliches Verlangen, die Substanz einzunehmen.
- Kontrollverlust: Probleme, den Zeitpunkt sowie die Dauer und Menge des Konsums zu steuern. Versuche, den Konsum dauerhaft einzuschränken, scheitern.
- Entzugssymptome: psychische und körperliche Entzugserscheinungen
- Toleranzentwicklung: Für dieselbe Wirkung wird eine immer höhere Dosis benötigt.
- Vernachlässigung von Interessen und Aufgaben: Beschaffung, Konsum und Erholung vom Rausch stehen zunehmend im Lebensmittelpunkt. Andere Interessen und Verpflichtungen werden vernachlässigt.
- Konsum trotz negativer Konsequenzen für Gesundheit, Beruf, Sozialleben
Prävention und Unterstützung
Prävention spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Drogensucht. Bildung und Aufklärung über die Gefahren des Drogenmissbrauchs sind wichtig, um vor allem Jugendliche zu sensibilisieren und ihnen zu helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Frühinterventionen können helfen, die Entwicklung einer Sucht zu verhindern.
Eine erste Ansprechstelle bei einer Abhängigkeit kann die Hausärztin/der Hausarzt sein, die/der gegebenenfalls Überweisungen in die Wege leitet. Auch spezialisierte ambulante Einrichtungen (z.B. Suchtberatungsstellen) sowie spezialisierte Kliniken können kontaktiert werden. Bei Jugendlichen sind Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde sowie für Kinder- und Jugendpsychiatrie Ansprechpartner.
Wichtige Hinweise
- Eine Überdosierung ist ein intensivmedizinischer Notfall und muss rasch entsprechend behandelt werden (Notruf 144 oder 112!).
- Die Gefahr eines Rückfalls ist bei Heroinabhängigen hoch. Nicht immer kann eine vollständige bzw. dauerhafte Abstinenz erreicht werden.
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