Persönlichkeitstheorien versuchen, den inneren Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften zu erklären. Grundlegend sind praktisch allen aktuellen Persönlichkeitstheorien die Eigenschaftstheorien. Aspekte einer Person, die eine Verhaltensbereitschaft vorhersagen lassen. Beispiele sind Temperament oder Intelligenz im Unterschied zu situativen Zuständen, wie Wut oder Müdigkeit.
Die Big Five (Fünf-Faktoren-Modell, FFM) sind ein Persönlichkeitsmodell mit fünf Hauptdimensionen, die als stabil, unabhängig und kulturenübergreifend beschrieben werden. Diese Theorien wurden in den letzten etwa 100 Jahren entwickelt und sind in Grundzügen schon im lexikalischen Ansatz von Thurstone, Allport und Odbert (1930er) vertreten.
Die Persönlichkeit eines Menschen gilt als relativ stabil - grundlegende Eigenschaften verändern sich kaum oder nur sehr langsam. 2. Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit - anhand dieser fünf Merkmale („Big Five“) teilen Psychologinnen und Psychologen die Persönlichkeiten von Menschen ein. Das Standardmodell geht davon aus, dass sich diese Charakterzüge ab einem gewissen Alter kaum verändern und wenn, dann sehr langsam: Laut einer älteren Studie verändern wir uns nur alle zehn Jahre ein kleines bisschen.
Allerdings waren nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen betroffen. Besonders bei jungen Erwachsenen hat die Pandemie anscheinend Spuren in der Persönlichkeit hinterlassen. Laut den Forscherinnen und Forschern waren sie launischer, stressanfälliger, misstrauischer und weniger gewissenhaft, als das in dieser Altersgruppe ansonsten der Fall ist. Normalerweise werde die Persönlichkeit in dieser Lebensphase stabiler und verträglicher.
Es könnte sein, dass sich manche Einschnitte ins alltägliche Leben erst langfristig auswirken, heißt es in der Studie, aber auch die Stimmung, die sich mit der andauernden Pandemie deutlich veränderte, könnte eine Rolle gespielt haben.
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Unter anderem sanken die Werte bei der Extraversion. Ein Jahr des erzwungenen oder mitunter auch freiwilligen sozialen Rückzugs könnte laut dem Team dazu geführt haben, dass sich Menschen im Schnitt introvertierter fühlten. Auch die Gewissenhaftigkeit hatte unter der andauernden Pandemie gelitten - fehlende Strukturen und Stabilität haben es wohl vielen über die lange Zeit zunehmend erschwert, sich zu organisieren und Verpflichtungen einzuhalten.
Bei der Verträglichkeit und der Offenheit gab es ebenfalls einen Abfall: Anhaltende Unsicherheit, gesellschaftliche Verwerfungen und eine geringere Mobilität könnten dazu beigetragen haben, dass sich Menschen im Schnitt weniger für Neues interessierten und gleichzeitig misstrauisch wurden.
Zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 konnte das Team um Angelina R. Sutin vom Florida State University College of Medicine nur bei einer der fünf Persönlichkeitsdimensionen eine Veränderung feststellen, beim Neurotizismus. Menschen mit einer hohen Ausprägung sind meist labil, ängstlich und verletzlich. Die Werte in der Anfangsphase der Pandemie waren im Schnitt geringer als davor, insbesondere bei älteren Menschen. Das sei besonders überraschend, da in dieser Zeit auch Depressionen und Ängste zugenommen haben.
Es gibt laut den Forscherinnen und Forschern aber Erklärungen für diesen Widerspruch: Ängstliche und leicht gestresste Menschen hatten nun eine bessere Erklärung für ihre Gefühle. Außerdem halfen Verhaltensmaßnahmen wie Hände waschen, Maske tragen und Social Distancing vermutlich, besser mit Ängsten umzugehen. Auch die Aufforderung, auf sich selbst zu achten, könnte hilfreich gewesen sein. Der anfänglich beobachtete soziale Zusammenhalt könnte den individuellen Neurotizismus ebenfalls gedämpft haben.
Wie die Studienautoren und -autorinnen feststellten, gingen diese positiven Effekte jedoch im Lauf der Pandemie verloren, der allgemeine Neurotizismus war wieder auf vorpandemisches Niveau gestiegen. Dafür waren zwischen 2021 und 2022 plötzlich statistisch signifikante Veränderungen in allen vier anderen Persönlichkeitsdimensionen nachweisbar.
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Ebenfalls überdurchschnittlich von den Veränderungen betroffen waren laut der Auswertung Menschen mit lateinamerikanisch-hispanischen Wurzeln. Diese Gruppe habe gesundheitlich und ökonomisch auch besonders unter der Pandemie gelitten.
Wie das Team betont, könnten in den USA auch andere belastende kollektive Ereignisse eine Rolle gespielt haben, etwa der Tod von George Floyd und die darauffolgenden Unruhen und der Sturm auf das Kapitol durch Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump. Abgesehen davon könnten Untersuchungen in anderen Ländern generell zu anderen Ergebnissen kommen.
Der Begriff Soft Skills wurde erstmals 1972 in einem Ausbildungshandbuch der US-Armee verwendet. Es gibt keine abschließende Definition von Soft Skills. facheinschlägigen Kompetenzen, den Hard Skills, dem beruflichen Fortkommen dienen und die Beziehungen zum sozialen Umfeld charakterisieren.
Die folgende Tabelle fasst die fünf Hauptdimensionen des Big-Five-Modells zusammen:
Dimension | Beschreibung |
---|---|
Neurotizismus | Tendenz zu negativen Emotionen wie Angst, Trauer und Reizbarkeit. |
Extraversion | Geselligkeit, Aktivität und der Wunsch nach Stimulation. |
Offenheit | Interesse an neuen Erfahrungen, Ideen und Werten. |
Gewissenhaftigkeit | Organisation, Verantwortungsbewusstsein und Zielstrebigkeit. |
Verträglichkeit | Freundlichkeit, Kooperationsbereitschaft und Empathie. |
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