Tageszeit Depressionen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Depressionen sind eine häufige und ernstzunehmende psychische Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern kann. Die gesamte Symptomatik des älteren Depressiven ist einem Biorhythmus in der Weise unterworfen, dass sie zu irgendeiner Tageszeit besonders betont ist. Es ist demnach der ganze Mensch von diesem Leiden "Depression" betroffen.

Symptome der Depression

Mit dem Begriff "Depression" ist folgende Symptomkonstellation gemeint:

  • Massive emotionale Herabgestimmtheit: Der Patient erlebt keine Affekte, keine Emotionen mehr, er kommt sich wie versteinert vor.
  • Angst: Es quält ihn massive Angst - Versagensangst oder phobisch akzentuierte Beeinträchtigungen.
  • Antriebsstörungen: Im Sinne einer Hemmung der Motorik wie der Assoziationen und Gedanken oder eine innere Erregtheit mit körperlicher Unruhe und Konzentrationsstörungen machen sich bemerkbar.
  • Vegetative Symptome: Obstipation oder Diarrhöe, trockene Haut und Schleimhäute oder starke Schweißausbrüche und Hypersalivation, Veränderung des Muskeltonus etwa in ein und dem selben Muskel.
  • Schlafstörungen: Durchschlafstörungen mit mehrmaligen Aufwachen nachts (Etappenschlaf), Schlafverkürzung im Sinne des frühen Aufwachens oder Tagesmüdigkeit und Einschlafstörungen bis in die Morgenstunden.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Bestehen in Konzentrationsstörungen, Urteilsschwäche, Unentschlossenheit, Gedächtnisstörungen sowie Verlangsamung des Denkablaufs.
  • Wahnhafte Verdichtungen: Der Denkinhalt kann bis zu wahnhaften Verdichtungen verändert sein: Verarmungswahn, Schuldwahn, Versündigungswahn, hypochondrischer Wahn, wie er sich zum Beispiel einer Angst vor einer Krebserkrankung äußern kann.
  • Hormonelle Störungen: Zusätzlich kann es noch zu hormonellen Störungen kommen, die in Menstruationsstörungen beziehungsweise in einer Amenorrhoe bestehen; doch Schilddrüsenhormone können betroffen sein. Es empfiehlt sich daher bei depressiven Menschen eine Kontrolle der Schilddrüsenhormone durchzuführen.
  • Herabgesetzte Libido: Die Libido ist bei den meisten Depressiven herabgesetzt oder stark vermindert.

Er zieht sich zurück, stellt sich seinen Lebensaufgaben nicht mehr, läßt die Dinge geschehen, ohne dass er wie früher aktiv eingreift und mitbestimmt.

Ursachen der Depression

Zum Auftreten einer Depression im Alter führen viele Faktoren, die alle mehr oder weniger massiv ausgeprägt sein können:

  • Psychische Ursachen: Verminderte Zukunftserwartungen, gescheiterte Hoffnungen, Aussichtslosigkeit die eigene Situation betreffend.
  • Somatische Faktoren: Körperliche Erkrankungen, Behinderungen und Abbauprozesse anführen.
  • Soziale Umstände: Verluste von Partnern, Freunden, Wohnungswechsel, Pensionierung, daraus resultierende zunehmende Isolation, Verlust von anregenden Erlebnissen, Eintönigkeit, Wegziehen von Kindern und Freunden und so weiter.

Diese Ursachen können sich auch bei depressiven Menschen in jüngeren Altersepochen einstellen. Hier im Alter gewinnen sie eine dynamische Facette dergestalt, dass sie in Qualität und Quantität verschieden ausgeprägt sein können und einander multiplizieren können: ein älterer Mensch, der im vierten Stockwerk eines Miethauses ohne Lift leben muss, gehbehindert ist und noch dazu an einem Herzleiden laboriert, wird notgedrungenermaßen isolierter sein, an Kontaktarmut leiden, emotional eher versteinern als ein älterer Mensch, der einen Aufzug zur Verfügung hat und deshalb seine körperlichen Beschwerden leichter kompensieren kann.

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Viele organische Erkrankungen im Alter wie Herzschwäche, Nierenleiden, Diabetes mellitus und so weiter gehen mit einer depressiven Beeinträchtigung einher. Man spricht dann von Begleitdepressionen.

Bei vielen anderen Erkrankungen können depressive Episoden der organischen Beeinträchtigung vorausgehen, ohne dass sich noch eindeutige Hinweise auf das organische Leiden aufzeigen lassen. Dies kann bei einigen hirnorganischen Krankheiten wie dem Morbus Parkinson und dem Morbus Alzheimer, bei arteriellem Hochdruck, auch bei Krebserkrankungen der Fall sein.

Daher ist eine klare Diagnosestellung der depressiven Störung zum Ausschluß einer organischen Erkrankung wichtig. Sie muss immer auch mit einer körperlichen Untersuchung einhergehen, damit eine körperliche Erkrankung rechtzeitig erkannt beziehungsweise behandelt werden kann.

Depression im Alter wird zwar manchmal als Mangel an Zuwendung, ja sogar als Mangel an Liebe interpretiert; bisweilen besteht der Eindruck, daß Hoffnungslosigkeit, Aussichtslosigkeit der eigenen Situation gegenüber, Hilflosigkeit und Bereitschaft aufzugeben eine nicht unbedeutenden Anteil bei der Auslösung depressiver Beeinträchtigungen aufweisen; schließlich leben wir dank positiver Emotionen, dank Zukunftshoffnung und Begegnungen, dank der Liebeszuwendung, die wir anderen geben und von anderen erhalten.

Behandlung von Depressionen

Die therapeutischen Möglichkeiten wie Psychotherapie und Psychopharmakotherapie kombiniert eingesetzt können die Bereitschaft des Kranken, wieder Hoffnung zu schöpfen und Hilflosigkeit zu durchbrechen, steigern.

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Die Depression im Alter ist gut behandelbar; allerdings werden längere Zeitabstände dafür notwendig sein, um dem Gesamt der verschiedenen Faktoren therapeutisch gerecht werden zu können.

Für nicht unerheblich halte ich den Einfluss der Gesellschaft, die mit ihrer starken Leistungsorientierung dem älteren Menschen keinen Stellenwert mehr einräumt. Zuwendung, Zärtlichkeit, Begegnungsmöglichkeiten als nicht leistungsbezogene Einstellungen einzelner Menschen werden als bedeutungslos klassifiziert. Inzwischen kommt ihnen noch immer und immer wieder die allergrößte Bedeutung zu.

Saisonale Depressionen

Jedes Jahr zur gleichen Zeit macht die Psyche Probleme: Schlafstörungen, gedrückte Stimmung, Appetitlosigkeit und mehr. Die saisonal abhängige Depression (SAD) tritt meistens im Winter auf und wird daher oft fälschlicherweise als „Winterdepression“ bezeichnet.

Dabei können jahreszeitbedingte Verstimmungen ebenfalls im Sommer auftreten - wenn auch weitaus seltener. Die Winterdepression ist bekannt; dass einige Menschen aber jeden Sommer mit psychischen Problemen zu kämpfen haben hingegen nicht.

Betroffene finden oft schwer Hilfe oder fühlen sich unverstanden beziehungsweise wenig ernstgenommen, da man sich im Sommer „ja eigentlich besser fühlen sollte als sonst“.

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Während die Winterdepression gut erforscht ist und es effektive Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Lichttherapie gibt, gilt das für die Sommer-Variante nicht, was auch an der Seltenheit der Erkrankung liegt.

Sommerdepression

Als mögliche Ursache für die Verstimmungen im Sommer wird die Melatoninproduktion des Körpers gehandelt. Melatonin (nicht zu verwechseln mit dem Melanin, das Haut, Haare und Augen färbt) ist ein wichtiger Botenstoff, der unseren Schlaf-Wachrhythmus regelt.

Ausgeschüttet wird das Hormon aus der Zirbeldrüse im Gehirn, wenn es dunkler wird - in Folge werden wir müder und schlafen ein. Wenn die Tage im Sommer länger sind und die Sonne heller strahlt, könnte es zu Störungen bei der Produktion und/oder Ausschüttung des Hormons kommen.

„Störungen in chronobiologischer Rhythmik werden bei affektiven Erkrankungen im Allgemeinen und bei SAD im Besonderen immer wieder diskutiert.

Unregelmäßigkeiten in der Alltagsführung und in den Schlaf-Wach-Zeiten führen zu psychischen und körperlichen Beschwerden, wohingegen eine wiederkehrende Struktur positive Effekte hat.

Wenn wir also einem geregelten Rhythmus folgen, kann der Körper üblicherweise die Ausschüttung der Neurotransmitter, wie Serotonin und Melatonin, gut selbst steuern. Im Sommer gelten aber meist andere Regeln: Ferien, Urlaube und lange Tage können den Tagesablauf durcheinanderbringen.

Man geht davon aus, dass die Sommerdepression etwa 4-6% der Bevölkerung betrifft, wobei junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren am häufigsten daran erkranken.

„Die Behandlung der Sommerdepression verläuft praktisch ident mit anderen depressiver Störungen.

Depression bei Multipler Sklerose

Depression kann individuell sehr unterschiedliche Ursachen haben, auch ihre Äußerungsformen sind vielfältig. Sie ist eine häufige Begleiterscheinung der immer wieder herausfordernden Auseinandersetzung mit der MS-Erkrankung und meist gut behandelbar.

Ein sinnvoller erster Schritt ist, Ängste und Sorgen konkret zu benennen und zu hinterfragen, wobei dem Gespräch mit der behandelnden Neurologin bzw. dem behandelnden Neurologen eine besondere Rolle zukommt.

Die MS-Gesellschaft Wien bietet dafür ausführliche psychosoziale Beratungsgespräche an, die Gelegenheit bieten, belastende Fragen anzusprechen, Möglichkeiten zu klären und Perspektiven zu entwickeln.

Weitere Aspekte

Die oft stark verminderte körperliche Leistungsfähigkeit mit abnorm rascher Ermüdung und Erschöpfung wirkt im Alltag extrem belastend. Dennoch kann es sein, dass die Umwelt diese Belastung nicht oder nur unzureichend wahrnimmt.

Multiple Sklerose kann sich auf das Sexualleben auswirken. So können beispielsweise Veränderungen des Nervensystems die sexuelle Reaktion und/oder das sexuelle Empfinden beeinträchtigen. Auch körperliche Veränderungen im Rahmen der Erkrankung können das sexuelle Empfinden und die Sexualfunktionen indirekt beeinflussen.

Bis zu zwei Drittel aller Menschen mit MS klagen im Verlauf der Erkrankung über Gedächtnisprobleme. Durch neuropsychologische Testung kann festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um kognitive Probleme durch die MS handelt, oder ob eine Depression die Ursache der Konzentrations- und Gedächtnisstörung ist.

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