Psychopharmaka und Psychotherapie - das sind die Mittel der ersten Wahl bei Depressionen. Diese beiden Behandlungsmöglichkeiten weisen laut „Depressionsbericht Österreich“ in der Akuttherapie „eine ähnlich moderate Wirkstärke auf“. Sport und Bewegung wird lediglich als unterstützende Ergänzung angeführt.
Sport und Bewegung als Hauptstütze bei Depressionen
Dass Sport nicht nur das körperliche, sondern auch das psychische Wohlbefinden verbessern kann, ist wissenschaftlich vielfach belegt. Eine großangelegte Studie deutet nun aber sogar darauf hin, dass Sport bei Depressionen eine ähnliche Wirkung wie Medikamente und Psychotherapie haben kann. Das Forschungsteam um Ben Singh von der University of South Australia in Adelaide bezeichnet Sport und Bewegung in der Studie als eine der Hauptstützen in der Behandlung von Depressionen.
Die Metaanalyse, die kürzlich im „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlicht wurde, ergab nun aber, dass sich die Symptome von Depressionen alleine durch körperliche Aktivität verringern lassen. 97 Übersichtsarbeiten, die 1.039 Studien mit insgesamt 128.119 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einschlossen, wurden für die Analyse herangezogen.
Die Ergebnisse der Studie könnten laut dem Forschungsteam weitreichende Auswirkungen haben: Wenn Sport und Bewegung ebenso wirksam wie Psychotherapie und Medikamente seien, könnten sie ebenso als Mittel erster Wahl für Menschen mit Depressionen und Angstzuständen eingesetzt werden, so die Studienautorinnen und -autoren.
Laut der Metaanalyse aus Australien ist Sport an vier bis fünf Tagen in der Woche optimal. Eine höhere Intensität der Trainingseinheiten war mit einer stärkeren Verringerung der Symptome verbunden. Die Wirkung nahm allerdings mit zunehmender Dauer der einzelnen Einheiten ab. Das könnte daran liegen, dass es für Menschen einfacher ist, kürzere Aktivitäten beizubehalten, vermutet das Forschungsteam.
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Ein weiteres Ergebnis der Studie: Alle Formen von Bewegung haben ihren Nutzen, allerdings zeigten sich je nach Sportart unterschiedliche Wirkweisen. So verringerte etwa Krafttraining die Symptome von Depressionen am stärksten, Trainingsformen wie Yoga und Pilates jene von Angstzuständen. Eine Erkenntnis, die medizinischem Fachpersonal dabei helfen könnte, die jeweils ideale Form der körperlichen Aktivität vorzuschlagen, so das Forschungsteam.
Die Rolle von Entzündungsfaktoren und Lebensstiländerungen
Die Änderung des Lebensstils sei jedenfalls sicher „ein wesentlicher Punkt“, so Lanzenberger. Denn Sport und Bewegung in einem bestimmten Ausmaß verändern den Stoffwechsel - und dadurch sinke die Wahrscheinlichkeit für neuroinflammatorische Prozesse. Diese wiederum spielen bei einem bestimmten Subtyp der Depression eine wesentliche Rolle.
„Diese Entzündungsfaktoren, die auch direkt im Gehirn ausgeschüttet werden, werden durch Sport teilweise in ihrer Wirksamkeit unterdrückt, verringert, unwahrscheinlicher gemacht.“ Und das könne therapeutisch eingesetzt werden, so der Klinische Neurowissenschaftler: „Bei jenen Subtypen der Depression, bei denen Neuroinflammation eine Rolle spielt, wird Sport wirken.“
Die Bedeutung individueller Therapieansätze
„Therapie mit Sport und Bewegung wird wahrscheinlich nur bei bestimmten Subtypen gut wirken - genauso wie es auch bei Medikamenten ist“, gibt Rupert Lanzenberger, Professor im Fachbereich Klinische Neurowissenschaften an der MedUni Wien, zu bedenken. Denn Depression sei eine sehr heterogene Erkrankung: „Es gibt verschiedene Subtypen oder - biologisch betrachtet - sogar unterschiedliche Erkrankungen. Auch der Schweregrad ist sehr unterschiedlich, und altersgruppenspezifische Typen spielen auch eine große Rolle.“
Bei vielen verschiedenen Formen von Depression sei Psychotherapie „wahrscheinlich ausreichend“, so Lanzenberger im Interview mit science.ORF.at. Klassische Antidepressiva wirken bei etwa einem Drittel der Fälle „ganz gut“. Oft brauche es aber eine Kombination der Therapien. Welche Therapie anzustreben sei, könne im Einzelfall nur der behandelnde Psychiater beurteilen. Abhängig von der Depressionsform beginne man aber normalerweise „nicht gleich mit den schwersten Geschützen“.
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Herausforderungen und Grenzen der Sporttherapie
Gerade das Verschreiben von Sport- und Bewegungseinheiten könnte sich allerdings als Schwachstelle in der Therapie erweisen. Denn die Studienautorinnen und -autoren stellten auch fest, dass einige Patientengruppen die Verschreibung von körperlicher Aktivität ablehnen. Sie zeigten sich etwa frustriert darüber, dass ihnen gesagt wurde, sie sollten „einfach nur Sport betreiben“, um ihre psychische Gesundheit zu verbessern.
Sicherzustellen, dass Patientinnen und Patienten eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung steht, und sie in die Entscheidung der Therapieform einzubeziehen, sei „wahrscheinlich ein besserer Ansatz als einfach Psychopharmaka und Psychotherapien durch die Verschreibung von Yoga zu ersetzen“, so das Forschungsteam.
„Das Problem ist oft die Motivation“, sagt Lanzenberger. Verschiedene Formen der Depression seien mit Anhedonie verbunden, der Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden. „Normalerweise und von den meisten Menschen kann Sport als belohnend erlebt werden, und dann macht man natürlich sehr gerne Sport. Wenn Belohnungsreize aber nicht mehr entsprechend wahrgenommen werden können, dann ist die Motivation, hinauszugehen und Sport zu betreiben, deutlich reduziert.“
Ein großes Problem sei zudem die Antriebshemmung: „Viele Patientinnen und Patienten können Sport- und Bewegungstherapie nicht so wirklich annehmen - vor allem, wenn sie wirklich antriebsarm sind. Das gilt nicht nur für Sport, sondern für alle Tätigkeiten, die man vielleicht machen sollte.“
Bei schweren Formen der Depression reiche daher sicher nicht der Tipp: „Machen Sie bitte Sport!“ Erst müsse eine Grundlage geschaffen werden, um die Antriebshemmung deutlich zu reduzieren. Gerade deshalb sei bei schweren Fällen eine Kombinationstherapie empfehlenswert, so der Psychiater: Psychotherapie, pharmakologische Therapie und zusätzlich andere Maßnahmen wie Sport und Veränderungen in der Ernährung. „Sport verändert die Verdauung, Sport verändert auch das Mikrobiom. Die Zusammenhänge sind sehr vielfältig.“
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Schwachstellen in der Forschung zu schweren Depressionen
Gerade die Frage, ob Sport auch bei schweren Depressionen wirkt, hat sich als Schwachstelle der Metaanalyse herausgestellt. Diese Frage konnte das australische Forschungsteam nicht beantworten, denn die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der herangezogenen Studien litten unter leichten bis mittelschweren Depressionen. Patientinnen und Patienten mit schweren Depressionen fanden sich kaum - was auch auf die Motivation, an einer Studie teilzunehmen, zurückzuführen sein könnte.
Die Situation sei zudem „beispielsweise bei jungen Menschen anders, als wenn jemand im höheren Alter schwere Depressionen bekommt“, sagt Lanzenberger. Das große Problem von Metaanalysen sei oft, „dass meist nur bestimmte Subgruppen eingeschlossen und sehr viele Dinge zusammengeworfen werden, die klinisch und biologisch unterschiedlich zu bewerten sind“.
Die Rolle von Neuroplastizität und Antidepressiva
Sogenannte SSRIs, kurz für selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, gehören zu den häufig verschriebenen Antidepressiva. Sie wirken in der Regel nach einigen Wochen und zeigen wenige Nebenwirkungen. Wie genau die Medikamente im Gehirn das Neurotransmitter-Regime und neuronale Netzwerke verändern, war bisher nur teilweise im menschlichen Gehirn erforscht.
Mit bildgebenden Verfahren ist es einem Team um Projektleiter Lanzenberger gelungen zu zeigen, dass SSRIs die Neuroplastizität ankurbeln und so bestimmte Lernprozesse im Gehirn erleichtern. Der Neurotransmitter Serotonin bestimmt mit, was im Gehirn im Laufe des Lebens gespeichert oder verändert werden soll.
Verschiedene Tierversuche unterstützen die Theorie, dass SSRIs die Schwelle dafür absenken und so die Neuroplastizität erhöhen: „Im Prinzip kann jedes Gespräch die Mikrostruktur unseres Gehirns verändern, und Serotonin moduliert im Gehirn, wie stark dieses auf Umgebungsreize neuroplastisch reagiert. Bei Erwachsenen wird nicht mehr jede Erfahrung so leicht abgespeichert, folglich ändern sich die neuronalen Mikrostrukturen des Gehirns nicht mehr so wie bei Kindern und Jugendlichen. Aber wenn sich beispielsweise unser Arbeitsweg durch eine Baustelle verändert, müssen wir darauf reagieren.
Die Hypothese der Forschenden hat sich bestätigt: SSRIs bewirken, dass neue Zusammenhänge leichter gespeichert werden, wie die sichtbaren Veränderungen im Gehirn belegen. „Die Erhöhung der Neuroplastizität ist ein wesentlicher Wirkungsmechanismus von SSRIs“, betont Rupert Lanzenberger. Sie drehen das Gehirn sozusagen wieder auf Empfang für neue Verknüpfungen und erleichtern das Lösen von alten.
„Letztlich scheint es bei der Therapie der Depressionen auch darum zu gehen, gelernte Zusammenhänge zu lösen und quasi eine neue Sicht auf die Welt zu gewinnen“, beschreibt der Gehirnforscher und ergänzt: „Wir sehen, dass die Medikation bei Depressionen oft nur der erste Schritt ist.
Wirksamkeit von Magnesium bei Depressionen
Negative Gedanken, die alles überschatten. Nichts macht mehr Freude. Selbst kleine Aufgaben strengen unglaublich an, machen müde. Das sind typische Anzeichen einer Depression. Nicht immer ist eine Behandlung nötig. Wenn doch, kommen in der Regel Antidepressiva und/oder eine Psychotherapie zum Einsatz. Wer in dieser Situation im Internet nach Hilfe sucht, stößt auf diverse Seiten, die die Einnahme von Magnesium gegen Depressionen anpreisen.
In einigen Studien wurde auch ein Zusammenhang zwischen einem niedrigen Magnesiumspiegel und Depression beobachtet. Das muss erst in soliden Studien untersucht werden. Wir haben solche Studien gesucht, aber lediglich drei gefunden [1,2,3], an denen jeweils nur sehr wenige Menschen teilnahmen. Hinzu kommt, dass bei zwei Studien [1,2],die Diagnose Depression nicht zuverlässig gestellt wurde. Das schränkt die Aussagekraft deutlich ein.
Eine der Studien verglich Magnesium mit dem Antidepressivum Imipramin [1]. Dabei gingen die Beschwerden in beiden Gruppen gleich stark zurück. Allerdings lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass Magnesium einem Antidepressivum ebenbürtig ist. Aus diesem Grund fordert die europäische Zulassungsbehörde für Studien mit Antidepressiva, dass eine Gruppe zwecks Vergleich ein Scheinmedikament erhält, um diesen Effekt herausrechnen zu können [12].
In der zweiten Studie [2] wurde Magnesium mit einem Scheinmedikament verglichen. Die Beschwerden verbesserten sich mit Magnesium zwar etwas stärker. In der dritten Untersuchung [3] bekamen alle Teilnehmenden ein Antidepressivum und zusätzlich entweder Magnesium oder ein Scheinmedikament.
Zu der Widersprüchlichkeit der Ergebnisse und der schwere Vergeleichbarkeit kommt, dass die Qualität der Studien nicht besonders gut war: In allen Untersuchungen fehlen in den Auswertungen die Daten einiger Teilnehmenden. In einer Studie [1] wussten die Teilnehmenden außerdem, zu welcher Gruppe sie gehörten.
Dabei hatte jeder Vierte bei der Einnahme von Magnesium Bauchschmerzen und Durchfall. Es fehlen jedoch Angaben dazu, wie die unerwünschten Effekte genau erhoben wurden. Es ist lediglich bekannt, dass zwei Teilnehmende mit Imipramin wegen der Nebenwirkungen vorzeitig die Studie abgebrochen haben, aber keiner mit Magnesium.
Die Herausforderung therapieresistenter Depressionen
Die richtige Therapie gegen eine Depression zu finden, ist oft schwierig: Was dem einen hilft, schlägt bei der anderen nicht an. Vorhersehen ließ sich das bislang nicht. Medikamente und Therapien werden nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ eingesetzt.
So kann es X Versuche sowie Monate oder sogar Jahre benötigen, bis eine Strategie gefunden wird, die wirklich hilft. Die Psychologie spricht dann von einer therapieresistenten Depression. Und bei manchen Patientinnen und Patienten scheint gar nichts zu wirken.
Biotypen von Depressionen
Tatsächlich sind Depressionen ohnehin kein einheitliches Krankheitsbild. Sie äußern sich ganz unterschiedlich. Bei vielen Betroffenen steht eine lähmende Antriebslosigkeit im Vordergrund, bei anderen eher ein Gefühl tiefer Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Die Vermutung, dass auch die zugrundeliegenden biochemischen Auslöser der Erkrankung ganz unterschiedlich sein könnten, liegt auf der Hand. „Auf Anhieb die beste Therapie finden“
Forschende der Stanford University School of Medicine sind dem nun auf den Grund gegangen. Dazu haben sie die Hirnaktivitäten von 801 depressiven Menschen und 137 psychisch gesunden Personen verglichen.„Unser Ziel ist, herauszufinden, wie wir auf Anhieb die beste Therapie auswählen“, sagt Studienleiterin Leanne Williams.
Dafür scannte das Team die Gehirne der Teilnehmenden zunächst im passiven Zustand. Anschließend lösten die Testpersonen Aufgaben, die unterschiedliche kognitive und emotionale Fähigkeiten erforderten. Insgesamt konzentrierten sich die Forschenden auf Gehirnregionen und -netzwerke, von denen bereits bekannt war, dass sie eine Rolle bei Depressionen spielen.
Die Bilder aus dem funktionellen Magnetresonanztomographen (fMRT) ließ das Team anschließend mithilfe künstlicher Intelligenz sortieren. Am Ende kristallisierten sich dabei sechs charakteristische Muster heraus, die für sechs Biotypen von Depression stehen könnten.
Rund 250 Teilnehmenden erhielten per Zufallsprinzip ein Antidepressivum oder auch eine Psychotherapie. So konnten die Forschenden testen, welche Verfahren bei welchem Depressionstypus am besten wirkten.
Die sechs identifizierten Biotypen:
- Biotyp 1 (CA+): Überaktive Hirnregionen der zentralen Exekutive, ängstlicher, wenig Freude, negative Weltsicht. Spricht gut auf Venlafaxin an.
- Biotyp 2 (DC+ SC+ AC+): Intensive Verschaltung von Aufmerksamkeits- und Ruhearealen, verzögerte Reaktion auf traurige Gesichter, Konzentrationsschwierigkeiten. Spricht gut auf Verhaltenstherapie an.
- Biotyp 3 (AC−): Weniger aktives Aufmerksamkeitsnetzwerk, schlechte Konzentration, selten psychische Anspannung. Verhaltenstherapie weniger erfolgreich.
- Biotyp 4 (NSA+ PA+): Aktive bewusste Emotionsverarbeitung, mangelnde Fähigkeit zur Freude, starkes Grübeln.
- Biotyp 5 (NTCC- CA-): Wenig Grübeln, herabgesetzte Fähigkeit zur Emotionsregulation. Seltenste Form.
- Biotyp 6 (DX SX AX NX PX CX): Keine auffälligen Veränderungen in depressiven Schaltkreisen. Vermutlich spielen andere, noch unbekannte Netzwerke eine Rolle.
Das Forschungsteam möchte in einem nächsten Schritt die Untersuchung auf eine größere Gruppe von Erkrankten ausweiten und dann auch andere, weniger verbreitete Therapieformen zur Behandlung von Depressionen testen. Dazu gehören beispielsweise Wirkstoffe wie Ketamin oder auch eine Elektrokrampftherapie.
Weitere Aspekte und alternative Therapieansätze
So wie die genannten Betroffenen leiden hierzulande derzeit etwa 650.000 Menschen an einer Depression. Das heißt, sie haben eine depressive psychische Grundstimmung, sind gefangen in einer negativen Gedankenspirale und sitzen sozusagen in einem „schwarzen Loch“ fest. Zudem plagen sie Begleiterkrankungen wie Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Herz- oder Schluckbeschwerden, Migräne und Kreislaufstörungen. Depressive Frauen leiden oft an Unterleibsbeschwerden, für die es keine organische Ursache gibt.
Bei allen Betroffenen geht das Leiden mit Veränderungen im Gehirnstoffwechsel einher. Es mangelt ihnen u. a. am „Glückshormon“ Serotonin, ihre Antriebslosigkeit könnte auch durch einen Noradrenalinmangel mitbedingt sein. Bestimmte Botenstoffe, die so genannten Neurotransmitter, funktionieren nicht so, wie sie funktionieren sollten.
Die Standardtherapie bestehe deswegen in der Gabe von Psychopharmaka, Antidepressiva, die sechs bis zwölf Monate genommen werden. 60 bis 70 Prozent der Betroffenen sprechen nach der Erfahrung Stuppäcks so gut auf diese Medikamente an, dass keine weitere Therapie notwendig ist. Noch besser bewährt habe sich allerdings eine Kombinationstherapie aus der Gabe von Medikamenten und einer Psychotherapie. Von jenen, die sich dafür entscheiden, kann 90 Prozent sehr gut geholfen werden.
In jüngster Zeit versucht man den Behandlungserfolg immer öfter durch Sport, der in Gruppen ausgeübt wird, kreative Gruppentherapien und Musiktherapie weiter zu verbessern.
Als kreative Begleittherapien für Depressive empfehlen sich, so Stuppäck, eher Tätigkeiten, die die Betroffenen vor der Erkrankung nicht beruflich durchgeführt haben. Wer aber z. B. noch nie ein Bild gemalt hat und unter Anleitung eine schöne Landschaft auf Papier bannt, habe hingegen ein Erfolgserlebnis - und das wirkt aufbauend.
Anders beim Musikhören, wozu es keiner großen Anstrengungen bedarf. Und dass Musik gegen Depression wirkt, wurde schon in mehreren Studien bewiesen. Auch von Vera Brandes, Musikwirkungsforscherin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Im Rahmen einer klinischen Studie hat sie zuletzt geklärt, welche Musik es ist, die depressive Patienten bewegt.
Die Patienten hörten über mehrere Wochen hinweg zweimal täglich speziell für depressive Menschen komponierte Musikstücke. „90 Prozent der Patienten merkten praktisch sofort, dass die Musik ihnen guttut“, sagt Brandes. Nach 15 Wochen Therapie hatte sich der Schweregrad der Depression bei 89 Prozent der Patienten um 60 Prozent reduziert.
Während Lieblingsmusik bei Gesunden das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, ist das bei depressiven Menschen nicht oder nur deutlich abgeschwächt der Fall. „Depressive Patienten haben sozusagen ihr inneres Lied verloren.“
Die Musiktherapie steigert die Herzfrequenzvariabilität, also die Fähigkeit, die Frequenz des Herzrhythmus zu verändern. „Je höher die Herzfrequenzvariabilität, umso niedriger der Schweregrad der Depression“, so Brandes.
Tipps gegen Depressionen
Neben den genannten Therapieformen gibt es auch weitere Möglichkeiten, die bei der Behandlung von Depressionen helfen können:
- Hirnbalance durch Strom: Elektrokrampftherapie bei schweren Depressionen, bei denen Medikamente und Psychotherapie versagen.
- Durchwachte Nacht: Wachtherapie zur kurzzeitigen Linderung der Symptome.
- Therapie im Internet: Professionelle Beratung über das Internet, insbesondere bei Schwierigkeiten, das Haus zu verlassen.
- Sport als Antidepressivum: Regelmäßige Bewegung zur Stressreduktion und Beeinflussung von Botenstoffen.
- Lichttherapie gegen Winterblues: Einsatz von starkem künstlichem Tageslicht bei Winterdepressionen.
- Schrittmacher fürs Gemüt: Tiefe Hirnstimulation zur Beeinflussung von Stimmungszentren im Gehirn.
Prävention und Umgang mit Depressionen im Alltag
Krisen sind normal. Resilienz, die psychische Widerstandkraft, ist erlernbar. Setzen Sie sich realistische Ziele, hegen Sie keine überzogenen Erwartungen, auch mit kleineren Erfolgen zufrieden ist.
Dauerstress erhöht den Cortisolspiegel, Bewegung reduziert ihn. Meditation schafft innere Ruhe, schirmt vom Außen ab und liefert vielen Menschen neue Kraft und Energie. Starten Sie mit einer Minute pro Tag, in der Sie Ihrem Atem bei seiner Arbeit zuhören.
Offene Arme anderer Menschen federn seelische Erschütterungen ab, soziale Anbindung ist gesund. Pflegen Sie Kontakte, treffen Sie Freunde und Familie und nehmen Sie auch Unterstützung an, wenn man Ihnen Hilfe anbietet.
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