Psychische Gesundheit: Was tun, wenn es nicht mehr geht?

Manchmal fühlen wir uns alle traurig, niedergeschlagen und schwach. Jedoch empfinden einige Menschen diese Stimmungen intensiver und über lange Zeiträume hinweg (Wochen, Monate oder sogar Jahre).

Ob Lebenskrisen, Burnout, Mobbing oder psychische Erkrankung - die menschliche Seele leidet oft still. Dabei kann jede/jeder von psychischen Problemen betroffen sein.

Psychische Krankheiten zeigen sich in vielen Facetten. Von Angststörungen über Depressionen bis hin zu Zwängen. Abhängigkeit bzw. Sucht hat verschiedene Aspekte. Neben den stoffgebundenen Abhängigkeiten, wie Alkohol oder Nikotin, gibt es auch solche, die nicht an Stoffe gebunden sind. Dazu zählen Spielsucht, Kaufsucht oder Sexsucht.

Burnout ist ein Zustand des „Ausgebranntseins“. Die völlige Erschöpfung ist nicht plötzlich da, von einem Tag auf den anderen, sondern entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Am Arbeitsplatz zeigen sich oft Einflüsse, die psychisch belastend sind. Dem stehen positive Aspekte wie Freude und Motivation im Berufsleben entgegen.

Im täglichen Leben haben Kränkungen leider einen festen Platz. Werden sie gut überwunden, stärken sie nachhaltig. Wenn nicht, können sie krank machen. Es gibt keine richtige oder falsche Art zu trauern. In den meisten Fällen klingt die Trauer im Lauf der Zeit von alleine wieder ab.

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Psychische Leiden zu verhindern ist nicht immer möglich. Seelische Balance kann sich aber positiv auf die psychische sowie körperliche Gesundheit auswirken.

Es gibt verschiedene Gründe, professionelle Hilfe und Unterstützung bei psychischen Problemen in Anspruch zu nehmen. Welche Möglichkeiten gibt es, sich helfen zu lassen? Und wie finde ich die passende Hilfe? Wer übernimmt die Kosten?

Auch, wenn es derzeit vielleicht nicht so scheint: Es gibt immer einen Ausweg aus einer Krise.

Was ist eine psychische Erkrankung?

Eine Angststörung ist weit mehr als ein Gefühl von Stress und Sorgen. Stress und Angstgefühle sind eine natürliche Reaktion auf Situationen, in denen der Mensch unter Druck steht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestimmt die sogenannte psychosoziale Gesundheit als Zustand des Wohlbefindens, in dem ein Mensch seine Fähigkeiten ausschöpfen, die alltäglichen Sorgen bewältigen, produktiv arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen. Bei der psychosozialen Gesundheit spielen äußere und innere Gesichtspunkte zusammen - Wohlbefinden, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, soziale Beziehungen, Arbeitsbedingungen, finanzielle Mittel, Sicherheit, erbliche Vorbedingungen etc. Sie ist, zumindest bedingt (in bestimmtem Ausmaß), beeinflussbar.

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Krisen sind keine Krankheit. Wenn ein Mensch in einer Krise steckt, haben sich Belastungen zugespitzt, die er allein zunächst nicht mehr meistern kann. Gefühle von Ausweglosigkeit und Verzweiflung können dann zu Gedanken über Selbstverletzung, Selbstmord oder zu Verhalten, das andere oder einen selbst schädigt, führen.

Erste Hilfe bei psychischen Krisen

Nicht nur bei körperlichen Notfällen kann Erste Hilfe notwendig sein, sondern auch bei psychischen Krisen. Oft ist bereits ein Gesprächsangebot an Menschen in einer Krisensituation hilfreich.

Bei der Entstehung einer psychosozialen Krise spielen belastende Situationen eine tragende Rolle, die für die betroffene Person momentan nicht bewältigbar erscheinen. Dabei ist es auch wesentlich, um welche Art von Belastung es sich handelt und wie schwer die Herausforderungen zu bewältigen sind. Es kann sich zum Beispiel um einen Verlust - etwa den Tod einer nahe stehenden Person - oder um eine andere einschneidende Lebensveränderung handeln.

Im Vergleich zu einer psychosozialen Krise liegt einem psychiatrischen Notfall meist eine akute psychische Erkrankung oder ein akutes körperliches Leiden zugrunde, das zu psychiatrischen Symptomen führen kann. Bei einem psychiatrischen Notfall ist rasche medizinische Hilfe unerlässlich!

Wie Sie helfen können:

  • Die Situation einschätzen. Wie verhält sich die betroffene Person?
  • Auf eine ruhige Umgebung und Schutz vor Störungen achten, z.B. vor unerwünschten anderen Personen.
  • Aus der eigenen Perspektive sprechen. Dafür eignen sich sogenannte Ich-Botschaften.
  • Nach Unterstützungsmöglichkeiten im nahen Umfeld fragen, zum Beispiel im Freundeskreis oder in der Familie.
  • Professionelle Anlaufstellen suchen und die betroffene Person darauf hinweisen, dass es Hilfe gibt. Möchte das die Person nicht, können Sie fragen, warum das so ist.

Es kann sein, dass die betroffene Person nicht über das Problem sprechen möchte. Das ist meist nicht gegen jemanden persönlich gerichtet. Sie können dann sagen, dass Sie da sind, wenn die Person doch darüber reden möchte.

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Im Rahmen einer psychosozialen Krise kann es auch zu Suizidgedanken kommen.

Was Sie vermeiden sollten:

  • Die Situation der betroffenen Person verharmlosen.
  • Auch gut gemeinte Ratschläge unterstützen nicht.

Wo finden Sie Hilfe?

Sind Sie auf der Suche nach einem Spital in Ihrer Nähe? Diese und ähnliche Erkrankungen müssen von Fachkundigen, die gemeinsam mit Ihnen herausfinden müssen, wie Ihnen geholfen werden kann, behandelt werden. Mit Menschen sprechen zu können, die Ähnliches erlebt haben, ähnlich oder ganz anders auf das Erlebte reagieren, kann helfen.

Wenn Sie sich mit Ihrer Situation überfordert fühlen, nicht mehr weiter wissen oder Suizidgedanken haben, rufen Sie die PsyNot-Krisenhotline unter 0800 44 99 33 an!

Eine erste Ansprechstelle bei psychischen Krisen ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt. Für Diagnose und Behandlung finden Sie Fachärzt*innen für Neurologie oder Fachärzt*innen für Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin der in Ihrer Nähe über die Ärztinnen- und Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark.

Hier finden Sie eine Übersicht von Anlaufstellen:

  • PsyNot - Das psychiatrische Krisentelefon für die Steiermark: PsyNot ist eine kostenfreie 24h-Notfall-Hotline, die bei Krisen als erste Ansprechstelle zur Verfügung steht. Sie erreichen PsyNot rund um die Uhr unter der Telefon-Nummer 0800 44 99 33.
  • Psychologisches Beratungsservice des Berufsverbands Österreichischer Psycholog*innen: Von Montag bis Donnerstag zwischen 9:00 und 13:00 Uhr stehen Psycholog*innen für Ihre Fragen und persönlichen Anliegen zur Verfügung. Unter der Telefon-Nummer 01 504 8000 erhalten Sie Rat und Unterstützung in akuten Krisen und belastenden Situationen.
  • Telefonseelsorge: Die Telefonseelsorge bietet vertrauliche Gespräche rund um die Uhr. Das Angebot ist kostenlos und für alle, die jemanden zum Reden und zum Zuhören brauchen. Unter der Telefon-Nummer 142 erreichen Sie die Mitarbeiter*innen der Telefonseelsorge.
  • Ö3 Kummernummer: Wenn es Ihnen nicht gut geht und Sie ein offenes Ohr und vielleicht einen Rat brauchen, dann sind Sie bei der Ö3-Kummernummer richtig.

10 Schritte zur seelischen Gesundheit

  1. Sich selbst annehmen: Niemand ist perfekt. Akzeptieren Sie Ihre Schwächen und machen Sie sich Ihre Stärken bewusst.
  2. Aktiv bleiben: Bewegung ist wichtig für die körperliche und seelische Gesundheit und ein idealer Ausgleich zu Stress.
  3. Sich entspannen: Kurz innehalten, Pausen und bewusstes Ein- und Ausatmen helfen, sich zu entspannen.
  4. Darüber reden: Geteiltes Leid ist halbes Leid! Ein wertschätzendes Gespräch kann neue Perspektiven zeigen und entlasten.
  5. Etwas Kreatives tun: Kreatives Arbeiten gleicht aus und kann als Kraftquelle genutzt werden. In jedem von uns stecken verborgene Talente.
  6. Neues lernen: Neue Impulse stärken das Selbstvertrauen und den Selbstwert.
  7. Mit Freunden in Kontakt bleiben: Gute Freundschaften sind nicht selbstverständlich und müssen gepflegt werden. Menschen, die Ihnen wichtig sind, geben Kraft und Unterstützung - in guten wie in schlechten Zeiten.
  8. Sich beteiligen: Sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen macht stark und gibt Selbstvertrauen. Dafür braucht es Mut zur Begegnung mit anderen - zum Beispiel in einem Verein oder durch eine ehrenamtliche Tätigkeit.
  9. Sich nicht aufgeben: Wenn scheinbar nichts mehr geht ist es wichtig, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Welche Dinge funktionieren gut? Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht für alles verantwortlich sind.
  10. Um Hilfe fragen: Schicksalsschläge, Schock oder Trauer - mit manchen Krisen können wir nicht alleine zurechtkommen. In solchen Situationen ist es wichtig, sich Hilfe zu holen. Das ist kein Ausdruck von Schwäche, im Gegenteil: es zeigt Mut, Probleme aktiv in Angriff zu nehmen.

Mythen und Fakten über psychische Gesundheit

  • Mythos 1: Nur schwache Menschen sind psychisch krank.Falsch! Die psychische Gesundheit hängt nicht von Stärke oder Schwäche ab. Jede und jeder kann psychisch erkranken.
  • Mythos 2: Psychische Krankheiten sind keine echten Krankheiten.Das stimmt nicht. Psychische Erkrankungen sind so echt, wie andere Krankheiten auch. Betroffene brauchen auch bei psychischen Erkrankungen eine Behandlung.
  • Mythos 3: Bei psychischen Erkrankungen kann man nicht helfen.Glauben Sie das nicht! Fakt ist: Jeder Mensch kann helfen! Oft reicht es, ein Gespräch zu beginnen und das Gefühl zu vermitteln, dass es okay ist, auch mal nicht okay zu sein.

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