In der Fortsetzung des Pixar-Hits "Alles steht Kopf" muss sich Teenagerin Riley mit einigen neuen Emotionen auseinandersetzen.
Neue Emotionen sorgen für Aufruhr
Es steht großes Gefühlskino an, wenn neben Wut, Freude, Trauer, Angst und Ekel plötzlich auch Zweifel, Neid, Ennui und Peinlich mitmischen.
Die neuen Charaktere im Detail
- Zweifel: Ein Energiebündel, das Riley auf alle möglichen negativen Szenarien vorbereiten will. Während Angst sich mit existierenden Problemen auseinandersetzt, richtet Zweifel den Fokus auf Schwierigkeiten, die eventuell kommen könnten.
- Neid: Sie mag klein sein, aber sie weiß genau, was sie will. Sie ist ständig eifersüchtig auf alles, was alle anderen haben, und sie scheut sich nicht davor, dauernd darüber zu klagen.
- Ennui: Ihr ist alles völlig egal. Was französisch ist für "Langeweile".
Handlung und Hintergründe
Im Kopf des Teenagers Riley geht auch im zweiten Teil des Pixar-Hits "Alles steht Kopf" wieder alles drunter und drüber. Das Mädchen steht kurz vorm Eintritt in die Highschool und auf einmal tauchen weitere Besucher in ihrem Kopf auf. Bisher kannten wir ja Freude, Wut, Kummer, Angst und Ekel. Doch welche neuen Emotionen kommen nun hinzu?
Wir erinnern uns: In Teil 1 von "Alles steht Kopf" begleiteten wir die junge Riley durch die erste emotionale Krise ihres Kinderlebens. Ihre Familie übersiedelte von Minnesota nach San Francisco, doch die Elfjährige bekam in der neuen Heimat schreckliches Heimweh und beschloss schließlich, von daheim auszureißen und mit dem Bus zurück in ihre alte Heimat zu fahren. Erst in letzter Sekunde besann sie sich eines Besseren und lief zurück zu ihrer vor Sorge bereits kranken Familie.
Emotionen in Person
Was den 2015 veröffentlichten Animationsfilm so besonders und einzigartig macht, ist die Tatsache, dass hier erstmals die unterschiedlichen Emotionen der handelnden Figuren als Personen dargestellt werden, die in der "emotionalen Schaltzentrale" dieser Figuren gemeinsam daran arbeiten, "ihre" Menschen durch die diversen emotional fordernden Situationen des Lebens zu bringen.
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"Freude", "Kummer", "Angst", "Zorn" und "Ekel" sind die emotionale Grundausstattung der kleinen Riley und bestimmen ihre Gefühle und dadurch ihr Handeln, wobei jedem der Fünf eine bestimmte Aufgabe zukommt. Rileys emotionale Grundausstattung: "Kummer" (blau), "Freude" (gelb), "Ekel" (grün), "Angst" (lila) und "Zorn" (rot). Sie steuern gemeinsam die Gefühlswelt des jungen Mädchens und sorgen dafür, dass jeder dieser Basis-Emotionen der nötige Platz eingeräumt wird. Dieses emotionale Gleichgewicht gerät in Teil 2 allerdings aus den Fugen - denn Riley kommt in die Pubertät.
Mit der kleinen Änderung, dass Riley inzwischen 13 Jahre alt ist und über Nacht (im wahrsten Sinne des Wortes) in die Pubertät kommt. Für das Emotions-Quintett bedeutet das, dass ein Hormon-Bautrupp plötzlich aufmarschiert und ihre "Schaltzentrale" einreißt, um sie neu und größer aufzubauen. Denn es machen sich vier neue Gefühle bei Riley bemerkbar: "Zweifel", "Neid", "Peinlich" und "Ennui" - was französisch ist für "Langeweile" und von besagter Emotion so aufreizend gelangweilt erklärt wird, dass es bestimmt einige Eltern aus eigener Erfahrung wieder erkennen.
Für das reale Leben des frisch gebackenen Teenagers bedeutet die Änderung, dass sie nun auf die High School geht, in ihrem Eishockeyteam hin und her gerissen ist zwischen ihren Freundinnen und einer neuen Clique, die unheimlich cool wirkt, und auch das andere Geschlecht plötzlich in ganz neuem Licht erscheint. Für die fünf "alten" Gefühle heißt das, "dass es jetzt ans Eingemachte geht" - und tatsächlich werden die bekannten und stabilen, aber eben wenig spannenden Gefühle von ihren neuen Kollegen in ein Einmachglas gesperrt und beiseite geschoben. Denn ab nun weht ein anderer Wind in Rileys Kopf … Aber letztlich werden nur die "alten" und die "neuen" Gefühle gemeinsam "ihren Menschen" durch diese herausfordernde Zeit bringen können.
Einzelne Lösungen waren schlicht genial - etwa die Tatsache, dass Erinnerungen Glaskugeln sind, die in jener emotionalen Farbe leuchten, mit der sie primär verbunden werden. Und je nachdem, wie gehaltvoll die einzelnen Erinnerungen sind, werden sie entweder im Kurzzeit- oder im Langzeitgedächtnis abgelegt - groß! Und gleichzeitig gelingt es dem Film scheinbar spielend, jedes Publikum in seiner Sprache anzusprechen. Kinder lieben die niedlichen Figuren und die humorvolle Handlung, ältere Kids verstehen die Zusammenhänge und bekommen ein Bild näher gebracht, das ihre Phantasie anregt, Erwachsene können die Komplexität und Kreativität der Gedankenwelt der Autorinnen und Autoren des Streifens bewundern.
Riley ist inzwischen kein kleines Kind mehr, sondern auf dem Weg zu einer jungen Erwachsenen. Ihre Gefühls- wie auch ihre sonstige Welt werden komplexer und vielschichtiger - und entsprechend muss auch "Alles steht Kopf 2" mehr Themen und Charaktere jonglieren. Alleine die Zahl der Emotionen hat sich beinahe verdoppelt, auch Rileys Sozialleben wird zunehmend von mehr und vor allem neuen Menschen geprägt. Das schafft zahlreiche neue Verbindungen und Interaktionen - und die wollen erst einmal sinnvoll und verständlich erzählt werden.
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Dementsprechend richtet sich "Alles steht Kopf 2" auch an ein tendenziell älteres Publikum, als es Teil 1 tat. Ganz schlicht deshalb, weil die Vorgänge in Rileys Verstand komplexer werden. Der Freude an der Kreativität der Autoren und Regisseure ("Alles steht Kopf 2" wurde wieder vom Dreamteam Pete Docter und Ronaldo del Carmen in Szene gesetzt) tut das keinen Abbruch, die Gags werden allerdings auch zunehmend erwachsener. Für kleinere Kinder bleibt dennoch genügend Stoff, den sie mögen werden.
Mit „Alles steht Kopf 2“ wird Pixar seinem Ruf endlich wieder gerecht - Unterhaltung mit Herz, Hirn und Humor für alle Altersgruppen.
Das dunkle Geheimnis im Tresor
Tatsächlich solltet ihr unbedingt bis ganz zuletzt in den Kinositzen ausharren, denn wir bekommen eine Post-Credit-Szene nachgereicht. In dieser kurzen Sequenz wird an eine frühere Szene angeknüpft und tatsächlich ein dunkles Geheimnis gelüftet. Zweifel sperrte ja etliche Minuten vorher die ursprünglichen Gefühle in ein Verlies.
Dort trafen die Emotionen auf verschiedene andere Figuren aus Rileys verdrängten Erinnerungen - darunter Lance Stash Slashblade, der aus einem Videospiel stammt oder den ständig singenden Bloofy auf Rileys Lieblingskinderserie. Doch da gibt es eben auch eine riesige Gestalt, die sich als "das dunkle Geheimnis" entpuppt.
Nachdem die anderen Figuren wieder aus dem Safe entkommen konnten, blieb dieser Riese freiwillig zurück. In der Szene nach dem Abspann machen sich die Emotionen nun wieder zum Verlies auf, um das Geheimnis endlich zu befreien. Auf die Frage, welches Geheimnis der Koloss den eigentlich hüte, meint er, dass Riley einst ein Loch in einen Teppich gebrannt habe. Daraufhin entgegnet die lachende Freude, sie habe eher gedacht, dass das Mädchen einmal in einen Swimmingpool gepinkelt habe. Das genügt, um das große, düstere Geheimnis wieder ins dunkle Verlies zurückzutreiben, wo es hinter sich die Tresortür schließt.
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Somit ist also unfreiwillig doch ein gut gehütetes Geheimnis ans Licht gekommen - wenn auch nur für ein paar Sekunden.
Kinostart
"Alles steht Kopf 2" kommt am 12. Juni in die Kinos.