Die Herausforderungen im österreichischen Schulsystem sind vielfältig: überforderte Lehrer, verzweifelte Eltern und ein System, das oft als starr und wenig innovativ wahrgenommen wird.
Das österreichische Schulsystem im Wandel?
Das Schulsystem in Österreich ist wohl jener Bereich, wo sich am wenigsten in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten getan hat. Innovation, moderne Arbeitsplätze, neue Technologien finden überall anders statt, nur nicht dort. Durch die Covid-Krise hat ein Digitalisierungsschub stattgefunden. Was man aber schon sagen kann, ist, dass sich das Gedankenkonzept und die Struktur nicht verändert haben. Es wurde nichts an die radikal anderen Zeiten von heute angepasst, und die sind anders als für die Kinder der 80er- und 90er-Jahre.
Wir können Lexikon-Wissen per Knopfdruck abfragen. Denken in Zusammenhängen, Lösungsfindung für verschiedenste Probleme ist jetzt gefragt. Doch das lernen die Kinder und Jugendlichen an den Schulen nicht. Wir haben immer noch ein Kasterldenken mit Fächern, wo wir Wissen hineinstopfen. Auch der Frontalunterricht ist noch immer nicht verschwunden. Doch so sollte Schule nicht mehr funktionieren.
Alternative Pädagogik: Waldorfschule als mögliche Lösung?
Viele Eltern suchen nach Alternativen zum Regelschulsystem und erwägen Waldorfschulen als Option. Waldorf ist sicherlich auch nicht schlecht. - Da gibt's halt sehr viel Struktur - sehr viel "gemeinsam" und sehr viel Bewegung in der Klasse... Nur wie gesagt - schau dir die Lehrer genau an - und schau zu - dass du dein Kind mitnimmst.
Waldorf muss man akzeptieren und bezahlen können! Für kreative, etwas langsame Kinder, kann Waldorf eine tolle Alternative darstellen. Auch durchaus für hb Kinder, wenn sie nicht ständig den Drang verspüren oder vermittelt bekommen, schneller, höhger, weiter.
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Erfahrungen mit Waldorfschulen
Einige Eltern berichten von positiven Erfahrungen mit Waldorfschulen, insbesondere für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Mein Sohn hat diese Schule besucht und ich war im großen und ganzen zufrieden. Er ist aus einer öffentlichen Schule gekommen und er selber hatte fast keine Umstellungsschwierigkeiten. Ich hatte sie, weil für mich war dieses Schulsystem eine ganz eigene Welt, da ich vorher 15 Jahre Kinder in sog. "normalen" Schulen hatte. Unser Lehrer hat mit viel Zuneigung, egal welche Besonderheit das Kind hatte, aber auch den nötigen Grenzen unterrichtet.
Es gibt jedoch auch Bedenken. Ich denke Waldorf ist mit vielen Dingen negativ behaftet, vor allem vom Hörensagen. Es mus nicht zwangsläufig so sein, das ein Kind sich dort langweilt, genausowenig wie ein hb Kind immer auffällig ist. Das sind Vorurteile und was wir wir denn schon? Die Mamas vom Nachbardorf oder die Kommentare aus der Bildzeitung.
Waldorfpädagogik: Was steckt dahinter?
Eine zentrale Besonderheit der Waldorfpädagogik ist das Fach Eurythmie, auch Bewegungskunst genannt. Bei Waldorf muss man wissen, was die Lehren Steiners sind. Die sollte man akzeptieren können. Man sollte aber auch wissen, das die eine Schule Waldorf so praktiziert, die nächste wieder ganz anders. Genaues ansehen ist also wichtig.
ADHS und Schule: Eine besondere Herausforderung
Viele Eltern von Kindern mit ADHS fühlen sich im Stich gelassen. Manchmal habe ich das Gefühl, es geht darum alle Menschen zu "normen" und wer anders ist, hat halt Pech gehabt, kann in die Sonderschule gehen oder sich in der Regelschule irgendwie durchwurschteln oder eine Privatschule suchen, die mit einem normalen Gehalt kaum zu finanzieren ist. Ich fühle mich echt im Stich gelassen!
Die Diagnose ADHS ist im Lehrplan nicht enthalten - gibt's nicht - tut man nicht... kann man nicht... Ein Kind dass keine Menschenansammlungen aushält dann mit Medikamenten in eine SPF-Schule zu geben - sorry - .. ein spf hat nicht notwendigerweise etwas mit sonderschullehrplan zu tun!
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Individuelle Förderung statt Normierung
Schule stellt das einzelne Kind in den Mittelpunkt und führt es in seinem besten Interesse durch. Es gibt eine Person, nennen wir ihn Coach, der von Anfang an da ist und schaut, welche Fähigkeiten oder Interessen das Kind mitbringt. Alle zwei Wochen, eine halbe Stunde, checkt er ab, wie es dem Kind geht, ob es soziale Probleme gibt, Entwicklungsrückstände, was an Sprachen da ist. Wir haben eine Stammklasse von 20 Kindern.
Bestimmte Gegenstände werden nicht im Klassenverband unterrichtet, sondern in kleineren Gruppen mit maximal zehn Schüler:innen, die ungefähr einen ähnlichen Lernstand haben. Man muss nicht alle Gegenstände in derselben Intensität bis zur Matura fortführen. Alles läuft individualisierter ab. Man schaut, dass jedes Kind mitkommt. Es gibt Unterstützung im Vorhinein statt Nachhilfe im Nachhinein. Alles Schulische wird an der Schule geleistet und es kommt nicht mehr darauf an, was die Eltern im Hintergrund leisten.
Die Rolle der Lehrer und Eltern
Es braucht ein System, das einen Paradigmenwechsel vollzieht und alle anderen rundherum als Team sieht. Es braucht eine Kommunikation auf Augenhöhe mit den Eltern. Viele Pädagog:innen wollen das Beste für die Schüler:innen, aber es gibt immer noch genügend, bei denen man spürt, dass sie wissen, dass sie am längeren Ast sitzen. Diese Art der Kommunikation muss der Vergangenheit angehören.
Viele Eltern sind verärgert, weil sie das Gefühl haben, dass ihr Kind nicht bestmöglich begleitet wird, Lehrer sind ausgebrannt. Es braucht ein System, das einen Paradigmenwechsel vollzieht und alle anderen rundherum als Team sieht.
Ein Blick in die Zukunft
Es braucht die völlige Neukonzeption des Bildungssystems. Finnland hat auch die Schule neu aufgesetzt und fährt große Erfolge damit ein. Auch Covid hat gezeigt, wieviel plötzlich geht. Man muss sich einfach nur trauen.
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