Reaktive Depression: Ursachen, Symptome und Behandlung

Niedergeschlagen, freudlos und erschöpft: Seit jeher begleiten Depressionen den Menschen. Dabei handelt es sich um eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung, die ohne eine entsprechende Behandlung nicht von allein verschwindet. Die Symptome und Ursachen können vielseitig sein. Erfahren Sie hier alles Wichtige zum Thema.

Was ist eine Depression?

Frust, Trauer, Erschöpfung und Niedergeschlagenheit kennt jeder. Es gibt Momente im Leben, in denen einem nichts Freude bereitet und man antriebslos ist. Doch das sind meist nur Phasen, die wieder verschwinden. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die den Betroffenen stark beeinträchtigt. So werden dadurch sein Denken, Handeln und Fühlen negativ beeinflusst. Dabei muss es sich nicht nur um ein seelisches Leiden handeln, auch manche Körperfunktionen können in Mitleidenschaft geraten.

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die viele Gesichter haben und jeden treffen können. Etwa jeder 3. Mensch erleidet einmal in seinem Leben eine Depression. Frauen sollen häufiger erkranken als Männer. Es gibt verschiedene Formen von Depressionen. Die Definition von Depression hat sich gewandelt. Es wird heute nach dem Schweregrad und Verlauf zwischen leicht, mittel und schwer unterschieden. Die Beschwerden können nach einer erfolgreichen Behandlung endgültig verschwinden, sicher aber auch wiederholen. Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet an einer wiederkehrenden also rezidivierenden Depression. Depressionen können auch zusammen mit anderen Erkrankungen auftreten.

Symptome einer Depression

Nicht nur in ihren Formen ist eine Depression unterschiedlich, sondern auch in ihrer Ausprägung und Symptomatik. So wird zwischen einer leichten, mittleren und schweren Depression unterschieden. Die Einstufung erfolgt anhand der auftretenden Symptome und deren Ausprägung. Bei einer Depression gibt es 3 Hauptsymptome.

  • Niedergeschlagenheit: Die Betroffenen leiden unter einer anhaltenden depressiven Stimmung.
  • Antriebslosigkeit: Depressive fühlen sich geistig und körperlich erschöpft - selbst alltägliche Aufgaben können sie nur schwer oder gar nicht bewältigen.

Depressive sind aber nicht nur niedergeschlagen, freud- und antriebslos, sondern es gibt weitere Anzeichen, die sich dazu gesellen. Es kann auch eine Panikattacke auftreten.

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Wie erkennt man eine Depression?

Die vielfältigen Symptome und Formen machen es oft nicht leicht eine Depression zu erkennen. Manchmal stehen auch körperliche Probleme im Vordergrund, sodass die psychischen erst erkannt werden, wenn es keine organischen Ursachen für die Beschwerden gibt. Es gibt im Internet einige Tests, die einen Hinweis auf eine Depression liefern können, wie beispielsweise der Goldberg-Test. Allerdings stellen diese Selbsttests keine konkrete Diagnose dar, deshalb sollte bei Beschwerden stets ein Arzt aufgesucht werden. Wenn die Symptome einen stark beeinträchtigen und/oder über einen längeren Zeitraum bestehen, sollte ein Gang zu einem Mediziner oder Psychologen erfolgen.

Für die Diagnose erfolgt zunächst eine Anamnese (Patientengespräch). Auch eine körperliche Untersuchung kann folgen, um Erkrankungen auszuschließen. Um eine Depression festzustellen, gibt es bestimmte Fragebögen und Leitlinien, die die Kriterien definieren. Es müssen mindestens 2 der Hauptsymptome vorliegen sowie 2 der Nebensymptome, damit die Erkrankung als Depression definiert werden kann. Außerdem müssen diese mindestens 2 Wochen vorhanden sein. Die Anzahl der Symptome sowie deren Ausprägung entscheidet über den Schweregrad der Depression und deren Behandlung.

Um den Schweregrad der Depression zu bestimmen, kann ein psychologisches Testverfahren zum Einsatz kommen. Beim Beck-Depressions-Inventar, kurz BDI, erhält der Patient einen Fragebogen zum Ankreuzen.

Ursachen einer Depression

Wie eine Depression entsteht, ist noch nicht eindeutig geklärt. Es gibt verschiedene Ursachen, wobei meist mehrere zusammenwirken. Bei Betroffenen ist der Botenstoffwechsel des Gehirns gestört. So lässt sich meistens ein Mangel an Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin feststellen. Das kann sowohl eine mögliche Ursache für eine Depression sein als auch eine Folge der Erkrankung. Das Gleiche gilt für fehlregulierte Stresshormone, wozu Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol gehören.

Zwillingsstudien ergaben, dass die genetische Disposition eine Rolle bei der Entstehung einer Depression spielt. Andere Erkrankungen kommen ebenfalls als Auslöser infrage, das gilt sowohl für körperliche, wie zum Beispiel Krebs oder eine Schilddrüsenunterfunktion, als auch für psychische Krankheiten, wie Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen. Ob jemand an einer Depression erkrankt und wie stark diese ausgeprägt ist, hängt auch von der Persönlichkeit ab. Auch die bisherigen Erfahrungen können eine Depression begünstigen.

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Eine Depression entsteht im Gehirn. Gerät die Chemie im Gehirn aus dem Gleichgewicht, drückt das die Stimmung und eine Depression kann sich entwickeln. Depressionen entstehen durch diese Einflüsse:

  • Biologische Einflüsse - dazu zählen ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn oder eine familiäre Neigung zu Depressionen durch die Gene.
  • Psychisch-soziale Einflüsse - dazu gehören Stress, Krisen oder sehr schlimme Erlebnisse.

Eine Depression entsteht immer durch einen komplizierten Mix aus körperlichen und psychischen Einflüssen. Neuere Studien weisen darauf hin, dass körperliche Erkrankungen und das Entstehen einer Depression zusammenhängen. Die Wissenschaft hat das zum Beispiel bei Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt.

Verschiedene Formen von Depressionen

Es gibt verschiedene Formen von Depressionen. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Art und Häufigkeit der Symptome, die Ursache sowie durch persönlichkeitsspezifische Merkmale:

  • Unipolare Depression: Hierbei treten typische Depressionssymptome wie Traurigkeit und Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten auf.
  • Bipolare Depression: Bei einer bipolaren Depression oder bipolaren Störung wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab.
  • Dysthymie: Bei der Dysthymie sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, aber über einen langen Zeitraum vorhanden. Daher wird diese Form auch als "chronische Depression" bezeichnet.
  • Winterdepression: Manche Menschen sind nur in der dunklen Jahreszeit depressiv, aber dafür jedes Jahr wieder.
  • Postnatale Depression: Bei manchen Frauen entsteht eine Depression nach der Geburt.
  • Agitierte Depression: Eine agitierte Depression äußert sich in ängstlicher Getriebenheit.
  • Atypische Depression: Im Unterschied zur klassischen Ausprägung einer Depression lässt sich die Stimmung bei der atypischen Depression durch positive Ereignisse verbessern.

Reaktive Depression (Anpassungsstörung)

Auch der Begriff „reaktive Depression“, auch Anpassungsstörung genannt, bezieht sich auf externe Auslöser. Hier entsteht die Depression als direkte Reaktion auf ein für die Betroffenen belastendes Ereignis.

Die Person reagiert auf ein äußeres, zumindest für sie selbst nachvollziehbares, unmittelbar auslösendes, einschneidendes Ereignis in ihrem Leben ( z.B. Trennung, Tod,...).Wenn die/der Betroffene die Veränderungen bewältigt hat, klingen die Symptome relativ rasch wieder ab und können eine einmalige Episode bleiben.

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Neurotische Depression

Die Bezeichnung „neurotisch“ weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Ursachen auf psychische Konflikte in der Lebensgeschichte der Betroffenen zurückzuführen sind. Bereits in der Vergangenheit entstand die Neigung in der Persönlichkeit, auf Belastungssituationen der Gegenwart mit depressiven Symptomen zu reagieren. Gerade im universitären Umfeld werden bestehende neurotische Tendenzen gar nicht so selten aktualisiert. Belastend wirken: schwierige und teilweise unklare Leistungsanforderungen wenig haltgebende soziale Strukturen eines Universitätsstudiums häufig offene Zukunftsperspektiven von Studierenden.

Es ist meist das Zusammenwirken äußerer Ereignisse und innerer Faktoren, die zur Entstehung beitragen, wie die folgenden Beispiele: Belastungen aus der Kindheit können, ohne dass sie einem bewusst zugänglich sind, die Grundlage sein. Lange zurückliegende psychische Defizite, Verletzungen und Konflikte können sich an einem aktuellen Anlass, der nach außen nicht so dramatisch erscheint, aktualisieren: Als Kind erlebt jemand immer wieder, dass sie/er sich mit ihren/seinen Wünschen oder Abgrenzungsversuchen nicht durchsetzen kann. Als Lebensmotto entsteht Resignation: „Es ist sowieso sinnlos“. Nach missglückter Prüfung (die vielleicht gar nicht wichtig war) kommt die neurotische Depression plötzlich zum Ausbruch. Eine sog. „gelernte Hilflosigkeit“ kann ebenfalls einer neurotischen Depression zugrunde liegen, erworben dadurch, dass die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Kindes häufig abgeschnitten wurden oder das Beispiel eines hilflosen Elternteils zu gut „erlernt“ ist. Der Lebenspartner verlässt den/die Betroffene/n und er/sie wird von einer Depressionen eingeholt.

Häufig neigen auch besonders gewissenhafte Menschen mit sehr hohen Selbstanforderungen zu depressiven Störungen nach dem Motto „Nobody is perfect, but I have to be“.

Endogene Depression

Bei Menschen, die in ihrem Lebensverlauf ohne unmittelbare Auslöser mehrere depressive Episoden erleiden, wird häufig eine „endogene Depression“ angenommen. Dabei wird von einer ererbten Disposition ausgegangen, das Risiko einer Erkrankung ohne gravierende äußere auslösende Faktoren liegt viel höher. Nach aktueller Forschungslage sind die neurotische und endogene Depression nicht genau gegeneinander abgrenzbar.

Manisch-depressive Störung (Bipolare Störung)

Bipolare Störung: Eine manisch-depressive Erkrankung wird als bipolare Störung bezeichnet. Auf eine depressive Phase kann dann eine Euphorie folgen. Der Betroffene fühlt sich besonders leistungsstark und ist energiegeladen. Dabei ist die soziale Umgebung mit betroffen, in extremen Fällen kann ein Erkrankter seine Familie mit finanziellen Projekten ruinieren oder es kommt zu massiven Schwierigkeiten in Partnerschaft und im Arbeitsalltag. Wer in euphorischer Hochstimmung schwelgt, erlebt sich dabei auch nicht als behandlungsbedürftig. Dennoch bietet sich vor allem eine medikamentöse Behandlung an, kombiniert mit einer Aufarbeitung von psychischen und aktuellen Ursachen und Folgen.

Depressive Symptome infolge körperlicher Erkrankungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten

Außer psychischen Auslösern kann eine depressive Symptomatik auch die Folge von körperlichen Erkrankungen sein. Da die Balance von Botenstoffen im Gehirn unmittelbar mit Antrieb und Stimmung verknüpft ist, haben eine Reihe von Medikamenten und Hormonen Auswirkungen, die bis zur Ausbildung von depressiven Symptomen reichen können. Vom Erscheinungsbild sind sie nicht von psychisch bedingten Symptomen unterscheidbar.

Medikamente für Herz- und Kreislauferkrankungen, blutdrucksenkende Mittel, die „Pille“, auch einige Antibiotika können Depressionen als drastische Nebenwirkung haben. Auf ähnliche Weise können auch suchterzeugende Substanzen wirken, z.B. Alkohol, Schlafmittel, Beruhigungsmittel etc.

Behandlung von Depressionen

Bei der Behandlung spielen sowohl die Ausprägung als auch die Symptome und eventuelle andere Erkrankungen eine Rolle. Es gibt verschiedene Methoden, um einer Depression zu begegnen. Zum einen gibt es verschiedene Therapien und zum anderen unterschiedliche Medikamente. In vielen Fällen erfolgt eine Kombination beider Methoden.

Bei Antidepressiva stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die in unterschiedlicher Weise das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn beeinflussen. Bis eine Wirkung eintritt, können mehrere Wochen vergehen und nicht jedes Mittel hilft bei jedem Menschen. Normalerweise werden die verschreibungspflichtigen Medikamente bei Depressionen nur über einen bestimmten Zeitraum eingenommen. Bei einer leichten Depression kann Johanniskraut oft eine positive Wirkung erzielen. Es ist zwar rezeptfrei erhältlich, aber trotzdem sollte zuvor Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

Die Homöopathie hält auch verschiedene Mittel parat, wie zum Beispiel Sepia, Phosphorus oder Natrium muriaticum. Jedoch entscheidet stets der Einzelfall, sprich der Betroffene und seine Beschwerden, darüber, welches Homöopathika verwendet wird. Allerdings konnte bisher keine positive Wirkung durch Studien belegt werden.

Meistens kommen kognitive Verhaltenstherapien zum Einsatz. In einigen Fällen ist eine klassische Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie besser geeignet. Es gibt aber auch noch andere Therapieansätze, die manchmal hilfreich sein können oder zusätzlich unterstützen, wie zum Beispiel eine Kunst- oder Familientherapie. Auch die Angehörigen von Depression-Betroffenen können mit in die Therapie eingebunden werden.

Als Unterstützung bei der Behandlung von Depressionen können Meditation, Achtsamkeitstraining, Entspannungsübungen, Musik und Massagen hilfreich sein. Auch eine gesunde Ernährung und insbesondere Sport können bei der Linderung der Symptome unterstützen.

Für die Diagnose einer Depression berücksichtigen Ärztinnen oder Ärzte unter anderem den Schweregrad und die Dauer der Symptome. Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es? Was kann ich selbst oder als angehörige Person tun? Und wohin kann ich mich wenden?

Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung. Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma.

Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen. Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:

  • Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
  • Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
  • Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.

Die Ärztin oder der Arzt legt mit der betroffenen Person Ziele der Behandlung fest. Die Ziele können sich auch im Verlauf der Behandlung ändern. Milderung bzw. Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.

Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.

Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.

Bei der Behandlung einer Depression können auch andere Medikamente als Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie über die Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie Nutzen und Risiko der Medikamente auf.

Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.

Weitere Therapieansätze

  • Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut.
  • Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt.
  • Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.
  • Musiktherapie: Bei der Musiktherapie kommen musikalische Mittel zum Einsatz.
  • Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie.
  • Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt.

Zudem können Selbsthilfegruppen u.a. durch gegenseitigen Austausch entlasten. Wenn die Patientin oder der Patient damit einverstanden ist, können Angehörige in die Behandlung eingebunden werden. Zum Beispiel klärt die Ärztin oder der Arzt diese über die Erkrankung auf.

Akuttherapie: Diese dient u.a. der Linderung des Leidensdrucks, der Behandlung der Symptome, Wiederherstellung der beruflichen sowie psychosozialen Leistungsfähigkeit sowie sozialer Teilhabe. Die Akuttherapie findet statt, bis die Symptome deutlich zurückgehen bzw. nicht mehr vorhanden sind. Kommen Medikamente zum Einsatz, erfolgt die medikamentöse Einstellung.

Nach einer Akuttherapie erfolgt eine weiterführende Einnahme der Medikamente über vier bis neun Monate bzw. Vor allem bei einem hohen Risiko eines Rückfalls bzw. eines chronischen Verlaufs rät die Ärztin oder der Arzt zu einer Rückfall-Vorbeugung. Diese kann mehrere Jahre andauern. Die Einnahme der Medikamente wird so fortgesetzt, wie sie bisher gut gewirkt hat.

Die Behandlung verläuft nicht immer nach einem bestimmten Schema. Es kann sein, dass die Ärztin oder der Arzt im Verlauf der Behandlung eine Anpassung der Maßnahmen vorschlägt.

Behandlung einer leichten depressiven Episode: Hier können etwa ärztliche Gespräche, Psychoedukation oder psychotherapeutische Beratung ausreichend sein.

Behandlung einer schweren depressiven Episode: Hier empfehlen Fachleute eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten.

Auch ohne Behandlung kann eine Depression nach einiger Zeit wieder abklingen.

Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben.

Jeder Mensch ist für manche Krankheiten anfälliger als für andere - manche Menschen erkranken an Diabetes, manche nicht. Genauso ist es bei einer Depression.

Außerdem beeinflusst die Feinfühligkeit eines Menschen, wie man mit Erlebnissen umgeht. Es ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden, wie verletzlich oder sensibel jemand ist. Einflüsse wie Stress, Verluste oder Kränkungen wirken sich daher bei zwei Menschen oft ganz unterschiedlich aus.

Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig und bilden ein System. Manchmal wird einfach alles zu viel und es kommt zu einer Überlastung dieses Systems und dann wird man krank. Dazu gibt es in der Wissenschaft eigene Modelle, zum Beispiel das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell.

Einflüsse, die zu einer Depression führen können

  • Krisen
  • Schlimme Erlebnisse
  • Schicksalsschläge
  • Chemisches Durcheinander im Gehirn
  • Gene
  • Depressionen in der Familie
  • Stress

Sie haben mit diesen Faktoren ein höheres Risiko für eine Depression:

  • Sie haben enge Verwandte, die eine Depression haben.
  • In Ihrem Leben gibt es eine große Veränderung.
  • Sie haben ein psychisches Trauma erlitten, also ein belastendes Ereignis, das die Psyche stark erschüttert.
  • Sie stehen unter großem Stress.

Chronische körperliche Krankheiten und andere psychische Krankheiten können eine Depression verschlimmern. Und umgekehrt: Depressionen können zu anderen körperlichen und psychischen Krankheiten beitragen und diese verschlimmern.

Schweregrade von Depressionen

Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein. Beobachtet wird, inwieweit der/die Betroffene noch in der Lage ist, den vorher gewohnten Alltag in Beruf oder Ausbildung und im sozialen Umfeld aufrecht zu erhalten. Dazu gehört auch, ob jemand noch zumindest zeitweise Abstand zu seinen negativen Gedanken und Gefühlen hat und für Familienangehörige, Partner und Freunde zugänglich ist, oder ob, in ganz schweren Fällen, Selbstmordgefahr besteht.

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die verschiedenen Schweregrade von Depressionen und deren Hauptmerkmale:

Schweregrad Hauptmerkmale
Leichte depressive Episode Mindestens zwei oder drei der typischen Depressionssymptome sind vorhanden.
Mittelgradige depressive Episode Vier oder mehr der typischen Depressionssymptome sind vorhanden.
Schwere depressive Episode Mehrere quälende Symptome, Verlust des Selbstwertgefühls, Schuldgefühle, Suizidgedanken oder -handlungen, mögliche psychotische Beschwerden.

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