Die Zeit des Nationalsozialismus war von unvorstellbarem Leid und Verbrechen geprägt. Auch in der Psychiatrie Ellwangen wurden Menschen Opfer von Verfolgung, Euthanasie und Vernichtung. Dieser Artikel soll an einige dieser Schicksale erinnern und das Grauen dieser Zeit verdeutlichen.
NS-Euthanasie
Im Rahmen der NS-Euthanasie wurden zahlreiche Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten deportiert und ermordet. Auch Menschen aus der Heil- und Pflegeanstalt Hall fielen diesem Programm zum Opfer. Hier sind einige Beispiele:
- Hermann Allgäuer, geboren am 9.2.1912 in Mutters, wurde am 20.3.1941 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall nach Hartheim bei Linz deportiert.
- Heinrich Arnold, geboren am 28.6.1906 in Innsbruck, wurde am 20.3.1941 nach Hartheim deportiert.
- Jakob Arnold, geboren am 12.11.1903 in Sölden, wurde am 20.3.1941 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert.
- Franz Arnost, geboren am 9.9.1884 in Lukau (Loučová), wurde am 10.12.1940 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert.
- Leonhard Auer, geboren am 22.5.1877 in Roppen, wurde am 20.3.1941 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert.
- Max Auer, geboren am 1.2.1913 in Landeck, wurde am 20.3.1941 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert.
- Simon Bachler, geboren am 27.10.1877 in St. Johann in Tirol, wurde am 10.12.1940 nach Hartheim deportiert.
- Karl Beck, geboren am 2.11.1879 in Lochau, wurde am 31.8.1942 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Niedernhart in Linz deportiert.
- Karl Benzer, geboren am 21.11.1883 in Hohenems, wurde am 31.8.1942 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Niedernhart in Linz deportiert.
- Josef Mair, geboren am 16.11.1904 in Arzl im Pitztal, wurde am 10.12.1940 von der Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert.
Auch Frauen waren unter den Opfern der NS-Euthanasie:
- Maria Agerer, geboren am 17.2.1920 in Telfs, wurde am 23.5.1941 nach Hartheim bei Linz deportiert.
- Emilie Amann, geboren am 29.6.1882 in Wien, wurde am 20.3.1941 nach Hartheim deportiert.
- Paulina Ampferer, geboren am 12.11.1907 in Brandenberg, wurde am 29.5.1941 nach Hartheim deportiert.
- Maria Arzberger (Sr. Irmunda), geboren am 2.7.1886 in Wolkersdorf (Kärnten), wurde am 29.5.1941 nach Hartheim deportiert.
- Anna Assmair, geboren am 6.9.1882 in Abfaltersbach, wurde am 20.3.1941 nach Hartheim deportiert.
- Maria Bachmann, geboren am 10.5.1877 in Mieders, wurde am 20.3.1941 nach Hartheim deportiert.
Jüdische Opfer
Die jüdische Bevölkerung wurde während des Nationalsozialismus systematisch verfolgt und ermordet. Auch in Innsbruck gab es zahlreiche jüdische Opfer.
- Oberbaurat Ing. Josef Adler, geboren am 18.10.1885 in Wien, starb am 23.1.1939 in Wien an den Folgen eines Angriffs in der Pogromnacht.
- Dr. Wilhelm Bauer, geboren am 14.3.1893 in Innsbruck, starb am 10.11.1938 in Innsbruck an den Folgen von Misshandlungen durch SS-Männer.
- Karl Bauer, geboren am 11.12.1879 in Innsbruck, starb 1966 in New York City an den Folgen von Verletzungen, die ihm in der Nacht zum 10.11.1938 zugefügt wurden.
- Oberbaurat Ing. Richard Berger, geboren am 8.7.1885 in Sebrovitz bei Brünn, starb am 10.11.1939 in Innsbruck.
Auch Alice Bauer, geb. Klein, geboren am 22.3.1897 in Budapest, war ein Opfer der Verfolgung. Sie musste 1939 nach Wien übersiedeln und floh später mit ihrem Mann nach New York.
Lesen Sie auch: Informationen zur Psychiatrie
Roma und Sinti
Auch Roma und Sinti fielen dem NS-Regime zum Opfer. Ein besonders tragisches Beispiel ist das Schicksal von Sidonie Adlersburg:
Ende 1942 wurde ihre leibliche Mutter in Hopfgarten ausfindig gemacht, eine „Zigeunerin“, wie die Kripo Innsbruck dem Jugendamt mitteilte. Die Kripo überstellte Sidonie am 30.3.1943 nach Hopfgarten, die Gendarmerie am nächsten Morgen alle Roma und Sinti des Ortes ins Innsbrucker Polizeigefängnis. Am 3.4.1943 fuhr der Zug ab ins KZ Auschwitz. Am 6.8.1943 starb Sidonie Adlersburg an Typhus.
Politischer und Religiöser Widerstand
Trotz der allgegenwärtigen Gefahr gab es Menschen, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten. Einige Beispiele sind:
- Paul Anetter, geboren am 23.3.1893 in Oberdrauburg (Kärnten), starb am 1.10.1942 im KZ Mauthausen. Er war Angehöriger der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und wurde wegen kommunistischer Gesinnung deportiert.
- Josef Außerlechner, geboren am 4.9.1904 in Kartitsch, starb am 13.6.1944 im KZ Dachau. Er war Prämonstratenser und wurde wegen seiner religiösen Überzeugung verhaftet.
- Josef Axinger, geboren am 25.10.1871 in Michaels-Neukirchen (Oberpfalz), starb am 3.8.1944 in München-Stadelheim. Er war Mitglied der SPD und der SPÖ. Weil er Feindsender hörte und Flugblätter der Alliierten verbreitete, wurde er hingerichtet.
- Maria Cäcilia Autsch, geboren am 26.3.1900 in Röllecken (Sauerland), gestorben 23.12.1944 im KZ Auschwitz. Sie trat vehement gegen die drohende Aufhebung des Klosters auf.
Weitere Opfer
Auch Zwangsarbeiter fielen dem NS-Regime zum Opfer. Ein Beispiel ist:
- Johann Beca, geboren am 13.1.1919 in der Ukraine, gestorben 8.1.1945 in Leisach, Osttirol. Er war ein ukrainischer Zwangsarbeiter, der bei einem Unfall ums Leben kam.
Auch Soldaten, die desertierten, wurden Opfer der NS-Justiz, wie Josef Beinstein, geboren am 12.3.1913 in Wien, gestorben 13.10.1942 in München-Stadelheim.
Lesen Sie auch: Umfassende Inhalte zur Dualen Reihe Psychiatrie
Der Fall Wolfgang Dieter Hogl
In einem aktuellen Fall fahndet die Polizei im Landkreis Lindau nach dem 55-jährigen Wolfgang Dieter Hogl, der während eines Toilettenganges flüchtete. Hogl war vom Landgericht Ellwangen wegen Sexual- und Eigentumsdelikten verurteilt worden. Aus diesem Grund ist er in der Forensischen Abteilung des Südwürttembergischen Zentrums für Psychiatrie in Bad Schussenried untergebracht.
Lesen Sie auch: Leistungen der Asklepios Klinik Brandenburg
tags: #psychiatrie #ellwangen