Krähen erfreuen sich unterschiedlicher Beliebtheit: Während sie bei manchen Menschen auf große Zuneigung und Bewunderung stoßen, fallen sie anderen auf die Nerven.
In Österreich sind acht verschiedene Krähenarten heimisch: Eichelhäher, Elster, Tannenhäher, Alpendohle, Dohle, Saatkrähe, Aaskrähe, Kolkrabe. Krähen sind Singvögel.
Fakten über Krähen
Saatkrähen und Aaskrähen werden oft verwechselt.
Saatkrähe
Die Saatkrähe ist der Beweis dafür, dass Schwarz nicht immer gleich unscheinbar bedeutet. Natürlich liegt das nicht nur daran, dass ihre schwarzen Federn interessante Farben aufschimmern lassen, sondern auch an ihrem Verhalten und ihrer durchaus beachtlichen Größe. Saatkrähe ist nicht gleich Krähe und Krähe ist erst recht nicht gleich Rabe.
Auch wenn sich Krähen und Raben durchaus ähnlichsehen können, so gibt es dennoch Unterschiede. Besonders gerne verwechselt wird die Saatkrähe mit der Rabenkrähe. Das wohl wesentlichste Unterscheidungsmerkmal stellt der Schnabel dar. Dieser ist im Gegensatz zur Rabenkrähe nicht gänzlich schwarz gefärbt, sondern weist besonders am Ansatz eine grauweiße Färbung auf. Außerdem trägt die Saatkrähe an der Schnabelbasis keine Federn.
Lesen Sie auch: Hilfe bei Angst
Wer genau hinsieht, sollte insbesondere im Sonnenlicht bemerken, dass das Federkleid der Saatkrähe nicht einfach nur schwarz ist. Es weist einen metallisch wirkenden Schimmer auf, der vom Bläulichen bis ins Violette reicht. Auch auf den ersten Zentimetern der Beine tragen Saatkrähen Federn. Dieses Beingefieder wird aufgrund der Erscheinung auch als Hose bezeichnet.
Ausgewachsene Vögel erreichen eine beachtliche Körpergröße von etwa 45 Zentimetern. Nicht verwunderlich ist daher ihre ebenso imposante Flügelspannweite von bis zu 99 Zentimetern. Der Schnabel der Saatkrähe ist in Größe und Form dem restlichen Körper angepasst.
Saatkrähen sind zumeist Wintergäste aus Russland, die von November bis März zu tausenden die Stadt bevölkern. Wenige heimische Kolonien sind Restbestände einer einstmals großen österreichischen Population. Erkennbar ist diese Vogelart an zwei Merkmalen: Dem weißen Schnabelansatz und die plumpere Erscheinung, durch die sie sich von den schwarzen Rabenkrähen unterscheidet.
Bezüglich der Lebensweise ist das Brüten in Kolonien hervorzuheben. Befinden sich in einem Baum (vornehmlich Platanen) mehr als 2-3 Nester, handelt es sich um eine kleine Saatkrähenkolonie.
Saatkrähen sind in ganz Mitteleuropa verbreitet. Bei uns sind sie im Winter zu sehen, wenn sie aus dem noch kälteren Osten herbeiziehen. Bevorzugt leben sie in agrarlandschaftlich geprägten Gebieten, lichten Wäldern, aber auch in Städten. In urbanen Bereichen werden beispielsweise Parks und Friedhöfe als Lebensraum genutzt. Gebrütet wird ebenso am liebsten im Tiefland und Tallandschaften. Selten, aber doch verschlägt es Saatkrähen in mittel- oder hochgebirgige Lagen.
Lesen Sie auch: Was tun bei einer Hai-Begegnung?
Ihre Vorliebe für den heute bevorzugten Lebensraum führen Experten und Expertinnen darauf zurück, dass sie einst Steppenbewohner waren. Wichtig ist, dass sich in den offenen Landschaften durchaus große Baumgruppen auffinden lassen. Diese nutzen Saatkrähen nämlich als Nistplätze. Das Brutverhalten ist wahrlich ein Spektakel. Brutpaare, welche übrigens lebenslange Partnerschaften eingehen, schließen sich zu großen Kolonien zusammen. Diese Kolonien können einige Hundert Brutpaare umfassen.
Auch wenn besonders im Wohngebiet eine derartige Ansammlung als „lästig“ empfunden werden kann, sollte man das Brutverhalten von Saatkrähen viel mehr als spannendes und beeindruckendes Naturschauspiel betrachten. Das sich treue Paar ist auch während der Brut füreinander da. Während das Weibchen mit den Eiern beziehungsweise anschließend den Jungvögeln im Nest bleibt, versorgt das Männchen Partnerin und Nachkommen unermüdlich mit Nahrung. Die jungen Krähen verlassen das Nest nach etwa fünf Wochen und schließen sich dann mit anderen Jungvögeln zusammen. Gemeinsam bilden sie sogenannte Jungschwärme.
Auch hinsichtlich ihrer bevorzugten Nahrung unterscheiden sich Krähen untereinander. Oftmals wird etwa angenommen, dass Saatkrähen ebenso wie Aaskrähen auch Junghasen oder Jungvögel verspeisen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Saatkrähen ernähren sich ausgewogen von pflanzlicher sowie tierischer Nahrung. Ihre Hauptnahrung bilden hierbei Wirbellose und Samen. Diese suchen sie vorwiegend hüpfend oder schreitend auf dem Boden. Besonders beliebt sind Würmer, Larven von bodenbewohnenden Insekten, aber auch gelegentlich Mäuse.
Insbesondere bei der Nahrungssuche kommt die Intelligenz der Vögel zum Vorschein. Sie sind nicht nur in der Lage, Futter zu verstecken und wiederzufinden, sondern haben auch gelernt, wie man beispielsweise Nüsse besonders effizient knacken kann.
Die Saatkrähe ist zurzeit als nicht gefährdet eingestuft. Aufgrund ihres Auftretens auf Feldern wurde Saatkrähen in der Vergangenheit immer wieder die Schuld an landwirtschaftlichen Schäden gegeben. Dies führte leider häufig zur gezielten Bejagung der eigentlich unschuldigen Vögel. Auch im Falle der Saatkrähe ist Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung dringend nötig und eine wesentliche Methode, um gegen derartige Maßnahmen vorzugehen.
Lesen Sie auch: Wichtige Verhaltensregeln nach Katarakt-OP
Eigentlich ist nämlich genau das Gegenteil der Fall. Saatkrähen sollten aufgrund ihres Appetits auf landwirtschaftliche Schadinsekten viel mehr als Nützling betrachtet werden. Eine Gruppe Saatkrähen kann Plagen durch beispielsweise Engerlinge, Kartoffelkäferlarven oder etwa Schnecken durchaus Einhalt gebieten. Die hungrigen Vögel sind also ein ideales Beispiel dafür, wie biologische Schädlingsbekämpfung unter anderem funktionieren kann. Auch wenn Saatkrähen als nicht gefährdet gelten, sollte dennoch laufend beobachtet werden, wie sich die Populationszahlen entwickeln.
Rabenkrähe
Aaskrähen kommen in Wien in zwei Unterarten vor: Die kohlschwarzen Rabenkrähen, die man mit jugendlichen Saatkrähen leicht verwechseln kann, und die grau-schwarzen Nebelkrähen. Es handelt sich hier nicht um zwei verschiedene Arten, sondern um Unterarten, die auch durchaus miteinander ein Paar bilden können. Sehr oft sieht man einen schwarzen und einen grau-schwarzen Elternteil - deren Junge dann ebenfalls beiderlei Federkleid aufweisen.
Die Rabenkrähe ist gänzlich schwarz gefärbt. Ihre Zwillingsart, die Nebelkrähe, unterscheidet sich von der Rabenkrähe durch ihren grauen Rücken und ihre graue Unterseite. Im Osten Österreichs gibt es eine Übergangszone, wo auch viele Hybriden anzutreffen sind, die zwischen den beiden Formen stehen - also oft nur wenig grau aufweisen. Raben-und Nebelkrähe werden gerne unter dem Begriff "Aaskrähe" zusammengefasst.
Die Rabenkrähe ist in einer Vielzahl von Lebensräumen anzutreffen. Sie bevorzugt offene Landschaften wie Felder und Wiesen, aber auch städtische Gebiete, Parks und Gärten sind häufig besiedelt. Ihre Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihr, sowohl in ländlichen als auch in urbanen Umgebungen zu leben, wo sie Nahrung und Nistplätze leicht findet.
Die Rabenkrähe ist ein Allesfresser; sie ernährt sich von Kleintieren v. a. verschiedenen Insekten und Regenwürmern, aber auch von kleinen Wirbeltieren, Aas und nimmt auch Vogeleier. Aber auch verschiedenste pflanzliche Nahrung wie Getreide und andere Samen, Beeren und andere Früchte, Nüsse sowie menschliche Abfälle nimmt sie an.
Verpaarte Krähen verteidigen ihre Reviere gegen Krähentrupps, die sich aus Nichtbrütern und Jungvögeln zusammensetzen. Die großen Nester werden in der Regel hoch in Bäumen gebaut. Diese sind für Nachnutzer wie Falken und Eulen von großer Bedeutung.
Feinde (Habicht) werden insbesondere zur Brutzeit mit großer Vehemenz angegriffen und vertrieben.
„Einmal verpaart hält die Ehe der monogamen Rabenkrähe meist ein Leben lang, enger Paarzusammenhalt zeigt sich allerdings meist erst ab Februar zum Beginn der Brutzeit und wird durch gegenseitiges Kraulen gefestigt."
Nebelkrähe
Im östlichen Österreich findet man nur noch Nebelkrähen, im westlichen vor allem Rabenkrähen - Wien ist dabei auch für Krähen ein Schmelztiegel.
Aaskrähen leben paarweise und verteidigen ganzjährig ihr Revier, besonders heftig zur Brutzeit von März bis Mai. Das ist auch notwendig, denn revierlose, nicht brütende Artgenossen streunen auf der Suche nach geeigneten Brutplätzen herum. Wird von einer Gruppe „heimatloser“ Aaskrähen ein schöner Platz mit Nestern gefunden, versuchen die Vögel diesen Ort für die nächste Brutsaison zu erobern.
Blutige Verteidigungskämpfe der Elternvögel gegen bis zu 20 „Besitzlose“ um ihr Nest, ihre Eier oder ihre Jungen, kommen immer wieder vor.
Aus diesem Grund betteln junge Aaskrähen auch sehr leise, um nicht auf sich aufmerksam zu machen.
Kolkrabe
Kolkraben können Artgenossen gezielt täuschen, z. B. um kampflos an deren Futterverstecke zu gelangen.
Doch den eigentlichen Raben, nämlich den Kolkraben (Corvus corax), den größten aller Krähenvögel (sie sind größer als Mäusebussarde und damit ein gutes Drittel größer als Krähen!), gibt es in Wien leider nicht, ihn gibt es in Österreich noch v.a. im Gebirge.
Aggressive Krähen?
Pro Jahr werden von Privatpersonen dutzende Krähenkinder aufgelesen - sehr oft die einzige Rettung für die Jungvögel, denn in Hundezonen, kleinen Parks oder auf befahrenen Straßen, haben sie keine Chance.
Wird nun eine einzelne junge Krähe von Menschen großgezogen, lernt sie in der wochenlangen Pflege, Menschen als eine „etwas andere Krähenart“ kennen. Aaskrähen füttern ihre Jungvögel recht lange, bis mehr als 4 Wochen nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch weitergefüttert. Auch die Ersatzeltern Mensch können nicht nach wenigen Tagen das Junge wieder freilassen. Sollte der Vogel nach erfolgter Freilassung überleben, wird er ab dem 2. Lebensjahr geschlechtsreif und beginnt dann auch die „etwas andere Krähenart Mensch“ je nach Situation eventuell zu bekämpfen. Auch wenn er „verwildert“ und nicht mehr „zahm“ und „zugänglich“ ist, bleibt eine Fehlprägung auf Menschen zurück und kann nie wieder rückgängig gemacht werden.
An in den Medien zumeist hochgespielten Attacken ist ganz bestimmt der eine oder andere handaufgezogene Vogel beteiligt. Wobei es definitiv Grenzen gibt: Geschichten von Krähen, die Menschen die Köpfe blutig schlagen oder die Augen aushacken, sind der blühenden Phantasie der jeweiligen Journalisten zuzuordnen. Bei Krähen können Spiel-, Aggressions- und Jagdverhalten fließend ineinander übergehen, das hat aber absolut nichts mit Bosheit zu tun.
Allerdings kann es vorkommen, dass auch nicht fehlgeprägte Krähen auf Menschen zufliegen, wenn es darum geht, ihre Jungen zu verteidigen. Im Stadtbereich gehört der Mensch zum Lebensraum und wird natürlich dementsprechend von den Krähen behandelt. Ein Mensch, der sich einem Jungtier nähert, wird zunächst von den Eltern misstrauisch beäugt und beobachtet. Wenn dann das Junge auch noch aufgehoben wird, um es über die Straße zu tragen oder an einen sicheren Ort zu verfrachten oder auch gefüttert wird, verstehen die Eltern natürlich nicht, dass dies in bester Absicht für das Junge geschieht - sie sehen nur ein Lebewesen, das ihr Junges bedroht. Vor allem Aaskrähen-Eltern sind extrem fürsorglich und anhänglich ihrem Nachwuchs gegenüber. In solchen Situationen kann sehr wohl passieren, dass ein resoluter Vater oder eine besorgte Mutter ein Junges verteidigt und den vermeintlichen Feind anfliegt oder auch einmal mit dem Schnabel hinschlägt. Das hat nichts mit Bosheit zu tun, sondern resultiert aus der streng territorialen Lebensweise der Vögel.
Rachitische Krähen
Alle Krähenarten (ebenso wie Vögel generell während der Jugendentwicklung) haben einen immens hohen Kalkbedarf, da sich das Vogelskelett in sehr schneller Zeit entwickeln muss. Vor allem im Stadtbereich werden immer wieder reichlich zurückgebliebene, magere Kümmerlinge aufgegriffen, die mit verbogenen Beinen und zerfleddertem Federkleid keine Chance auf ein normales Vogelleben haben. In solchen Fällen hilft meist auch eine weitere Aufzucht mit qualitativ hochwertigem Futter, sowie zusätzlicher Versorgung mit Kalzium, nicht mehr.
In Ermangelung geeigneter Nestlingsnahrung wie Gehäuseschnecken, Insekten und Regenwürmer machen sich Elternvögel in der Stadt sehr oft über menschliche Speisereste oder ähnliche Dinge her. Krähen sind ausgesprochen kluge Tiere, die schnell erlernen, Mistkübel zu plündern, um die Inhalte an ihre heranwachsenden Kinder zu verfüttern. Das füllt zwar den Magen, die körperliche Fitness des Jungvogels bleibt dabei aber auf der Strecke. Krähen auf dem Land haben deshalb in der Regel gesündere Junge, die sich schneller entwickeln und auch größer werden als ihre städtischen Artgenossen.
Krähen sind keine bösen Nesträuber
Aaskrähen, Elstern und Eichelhäher haben den schlechten Ruf, üble Nesträuber zu sein, die ohne Rücksicht die Nester von Kleinvögeln plündern.
Untersuchungen haben hingegen ergeben, dass sowohl bei Elstern als auch bei Aaskrähen während der Brutzeit bloß 0,1% - 0,2% ihrer Nahrung aus Vogeleiern und Jungvögeln bestehen. Reste von Niederwild (z. B. Feldhasen, Fasan) konnten nicht nachgewiesen werden. Krähenvögel haben keinen negativen Einfluss auf die Singvogelpopulation. Nur der großflächige Erhalt der Lebensräume kann kleine oder gefährdete Arten langfristig schützen - „regulierende Eingriffe“ wie Abschüsse und andere grausame Tötungsmethoden erreichen das sicher nicht.
Der beste Schutz für die Gelege und Jungen unserer Kleinvögel ist immer noch ein stark verwilderter Garten, wo Nester versteckt gebaut und flügge gewordene Junge in Brombeerhecken, Brennnesseln oder Wildrosengestrüpp Zuflucht suchen können - nicht nur vor Krähen, auch vor Katzen, Spechten, Eichhörnchen, Mardern und anderen Nesträubern.
Auch darf man nicht vergessen, dass Kleinvögel wie Meisen oder Amseln zwei, manchmal sogar dreimal pro Jahr brüten, Krähen hingegen nur einmal. Die Anzahl an geschlüpften Jungen kann in einem guten Jahr bei Kleinvögeln mehr als 15 Nachkommen ausmachen - wenn eines davon überlebt, ist für die Arterhaltung gesorgt.
Krähen kommen dagegen max. auf drei bis vier Junge pro Jahr und mit sehr viel Glück erreicht eines davon die Geschlechtsreife. Zudem sind Krähen klug genug, um gewisse Situationen ausnutzen zu können. Z. B. werden menschliche Störungen, die die Eltern vom Gelege treiben, sofort genutzt, um an die kurzfristig ungeschützten Eier oder Jungvögel zu gelangen. Tatsächlich kommt ein großer Teil der Gelegeverluste durch solche Störungen zustande.
Üblicherweise ziehen Krähen ihre Jungen während der ersten Lebenswochen mit Regenwürmern, Insekten und kleinen Gehäuseschnecken auf. Im Stadtbereich, vor allem in sauberen Gärten und Parkanlagen findet man als Elterntier wenig davon und muss, vor allem bei dem mit den Jungen mitwachsendem Hunger, auch anderes Futter herbeischaffen.
Strategien des sozialen Lernens bei Raben- und Nebelkrähen
Krähen gelten, wie alle Rabenvögel, als äußerst intelligent. Sie können ihr Verhalten schnell an veränderte Gegebenheiten anpassen und zeigen sich dabei sehr erfinderisch, neugierig und verspielt. Auch hier im Tiergarten Schönbrunn lassen sie keine Möglichkeit aus, um an Nahrung zu gelangen. Sie fressen bei den Zootieren mit, lassen sich von den BesucherInnen füttern, stehlen gar deren Jausensäcke und nehmen auch manchmal Müllsäcke auseinander.
Wie kommen sie aber auf all diese Ideen? Ist wirklich jede einzelne Krähe so schlau um jede Möglichkeit an Futter zu gelangen selbst zu „erfinden"? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass die Tiere sich derartige Verhaltenweisen von Artgenossen abschauen, von ihnen also lernen? Denn Krähen sind für ihre schnelle Auffassungsgabe, für ihre gute Lernfähigkeit bekannt. Warum also sollten sie diese nicht auch dazu nutzen, um sich ein mühseliges, manchmal gefährliches Versuch-und-Irrtums-Lernen zu ersparen und lieber Artgenossen Neues ausprobieren lassen und erfolgreiches Verhalten dann sozial erlernen.
Die spannende Frage hierbei ist, ob Krähen von allen anderen Artgenossen gleichermaßen gut und gerne lernen, oder ob sie bestimmte Individuen als „Vorzeigemodelle" bevorzugen. Um dies untersuchen zu können, müssen wir Menschen die Krähen zuerst voneinander unterscheiden können. Hierzu werden die Vögel mit Farbringen markiert.
Die WissenschaftlerInnen der Uni Wien nehmen an, dass etwa Junge von Alten lernen, Weibchen von Männchen, Freunde voneinander oder aber auch Vögel, die am unteren Ende der Hierarchie stehen vorrangig von den „Bossen" des Verbandes. Wer von wem lernt wollen sie in einem 3-Jahres-Projekt herausfinden.
„Wir wollen mithilfe von Verhaltensbeobachtungen zunächst die genauen Beziehungen der ‚Schönbrunn-Krähen' untereinander bestimmen um den Vögeln dann Lernaufgaben zu stellen und zu sehen, wer von wem lernt und welchem Muster die Ausbreitung des Gelernten innerhalb des Verbandes folgt. Außerdem wollen wir untersuchen wielange sich gelerntes Wissen innerhalb des Verbandes hält, ob und für wie lange Zeit sich somit eine Tradition ausbilden kann. Die Ergebnisse solcher Studien helfen uns zu verstehen welche Vorraussetzungen es zur Entstehung von Kultur braucht und welche Mechanismen dabei am Werk sind."
Kontroverse um die Bejagung von Rabenvögeln
Hierzulande sind Eichelhäher, Elster, Tannenhäher, Alpendohle, Dohle, Aaskrähe, Saatkrähe und der Kolkrabe zu finden. Dennoch werden in den meisten österreichischen Bundesländern regelmäßig Verordnungen zur Bejagung von Rabenvögeln erlassen. In Vorarlberg hat beispielsweise erst kürzlich die Bezirkshauptmannschaft wieder eine Abschussverordnung bis 2025 vorbereitet. Auch andere Bezirkshauptmannschaften wie St. Pölten, Amstetten und Wiener Neustadt haben im Laufe dieses Jahres Ausnahmen für die Schonzeiten verschiedener Rabenvögel erlassen.
Zudem wurde wiederholt die Erlaubnis für die Verwendung eines sogenannten „Norwegischen Krähenfangs“ erteilt. Das sind eigens für den Krähenfang konzipierte, volierenartige Lebendfallen, die nach einem ähnlichen Prinzip wie Fischreusen funktionieren. Der Begriff Lebendfalle täuscht hierbei, denn Rabenvögel, die gefangen werden, dürfen anschließend getötet werden. Derartige Fallensysteme stehen in großer Kritik. Nicht nur weil auch andere Tiere, wie geschützte Greif- oder Eulenvögel, darin gefangen werden können, sondern vor allem, weil sich die gestressten Tiere bei der Suche nach einem Ausweg leicht verletzen können und ohne sachgemäße Versorgung in den Fallen verhungern oder verdursten.
Besonders aus dem Landwirtschafts- und Jagdsektor wird immer wieder der Abschuss von bestimmten Rabenvögeln gefordert. Prominentestes historisches Beispiel ist die Saatkrähe. Wie ihr Name verrät, wurden diese Tiere seit jeher eng mit der Ernte assoziiert. Vor dem Einsatz von Pestiziden erfüllten Saatkrähen die wichtige Aufgabe sogenannte Landwirtschaftsschädlinge, wie Larven, Käfer, Engerlinge und Raupen, zu beseitigen. Durch den Pestizideinsatz erweiterten sie ihre Nahrungsquelle notgedrungen auf Feldfrüchte und wurden dafür erbarmungslos bejagt, bis sie in Österreich an den Rande des Aussterbens gedrängt wurden.
Während Saatkrähen aktuell noch nicht wieder ins Visier gerückt sind, steigt der Druck auf andere Rabenvögel. Ebenso wie die Saatkrähe, weichen auch Aaskrähen in Ermangelung tierischer Nahrung auf pflanzliche aus. Gelegentlich werden Siloballen aufgepickt oder ausgebrachtes Saatgut als leichtzugängliches Futter aufgesammelt. Auch Forderungen den streng geschützten Kolkraben abzuschießen, werden laut. Ihnen wird mitunter angelastet, dass sie gelegentlich neugeborene Lämmer verletzen können.
Die Wissenschaft, der Bio-Landwirtschaftsektor und auch der ökologische Jagdverband beschäftigen sich seit langem mit tierfreundlichen Lösungen gegen Schäden durch Rabenvögel. Durch den Erhalt natürlicher Wiesen wird den Saat- und Aaskrähen eine ausgewogene Ernährung abseits der Felder geboten und zudem die heimische Artenvielfalt geschützt. Hecken und Feldgehölze bieten außerdem natürlichen Feinden, wie dem Habicht, Schutz.