Depression ist eine häufige Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann im Leben an einer Depression zu erkranken, liegt bei Frauen bei ca. 20% und bei Männern bei 10%. Das heißt, dass ca. jede 5te Frau und jeder 10te Mann einmal im Leben eine klinisch manifeste Depression erlebt. Es konsultieren nur ca. 50% von den Betroffenen einen Arzt und von diesen werden wiederum nur ca. Für die Behandlung stehen psychotherapeutische, klinisch-psychologische Verfahren und Medikamente zur Verfügung. Alle drei Methoden haben sich als wirksam erwiesen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie Menschen mit Depressionen selbst für ihre Genesung oder vorbeugend gegen Rückfälle sorgen können. Das Wichtigste ist, die passende Behandlung für die persönlichen Bedürfnisse zu finden.
Diagnose von Depressionen
Für die Diagnose einer Depression berücksichtigen Ärztinnen oder Ärzte unter anderem den Schweregrad und die Dauer der Symptome. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung.
Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.
Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:
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- Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
- Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.
Behandlungsmethoden bei Depressionen
Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die Ärztin oder der Arzt legt mit der betroffenen Person Ziele der Behandlung fest. Die Ziele können sich auch im Verlauf der Behandlung ändern. Milderung bzw.
Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.
Medikamentöse Behandlung
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.
Es gibt verschiedene Arten von Antidepressiva:
- Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Diese erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
- Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer): Diese blockieren die Wirkung des Enzyms Monoaminooxidase.
- Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI) erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.
Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind.
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Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.
Bei der Behandlung einer Depression können auch andere Medikamente als Antidepressiva zum Einsatz kommen. Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie über die Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie Nutzen und Risiko der Medikamente auf.
Psychotherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.
Psychotherapie ist eine wissenschaftlich fundierte Heilbehandlung und geht von einer Einheit von Körper und Seele aus. Krankheiten oder Leidenszustände sind demnach entweder Ursache oder Ausdruck eines seelischen Ungleichgewichtes.
Die klinisch-psychologische Behandlung setzt an dem durch die Depression veränderten Erleben (Denken, Fühlen) und Verhalten an. Nach Erstellen eines gemeinsamen Behandlungsziels wird ein Behandlungsplan erstellt, mit dessen Hilfe die Depression bewältigt werden kann.
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Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von Psychotherapien bei der Behandlung von Depressionen. Ihr Erfolg hängt von der Schwere der Beschwerden, der Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten und den individuellen Lebensumständen ab.
Psychotherapiemethoden in Linz
In Linz übernehmen die Krankenkassen zur ambulanten Behandlung von Depressionen folgende Psychotherapiemethoden:
- Psychoanalytisch-psychodynamische Psychotherapie: Diese basiert auf der Annahme, dass psychische Erkrankungen auf unbewusste Impulse und Konflikte aus der Kindheit zurückzuführen sind. In der Psychotherapie werden diese bewusst gemacht und aufgearbeitet.
- Humanistische Psychotherapie: Sie basiert auf dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Ein Beispiel ist die Integrative Therapie: Sie ermöglicht es, Gefühlen in Form von Sprache, Musik, Malerei oder Bewegung Ausdruck zu verleihen und sie zu reflektieren.
- Systemische Psychotherapie: Diese setzt bei krankmachenden Kommunikationsmustern innerhalb von Systemen, z. B. einer Familie (Systemische Familientherapie), an. Gearbeitet wird sowohl am Selbstbild einer Person als auch an ihrem Beziehungsumfeld.
- Verhaltenstherapie: Sie setzt beim Verhalten und Handeln des Patienten an. Die Grundidee: Verhalten ist erlernt - und kann daher mit verschiedenen Techniken auch umgelernt werden.
Alternative und ergänzende Behandlungsmethoden
Neben den klassischen Therapieformen gibt es auch alternative und ergänzende Methoden, die bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können:
- Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall. Eine Therapieserie besteht aus ca. acht bis zwölf Einzelbehandlungen. Diese werden meist zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt. Die EKT kann für einige Wochen das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen.
- Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen. In seltenen Fällen kann es zu einem Krampfanfall kommen.
- Transkranielle Gleichstrom Stimulation (tDCS): Mittels tDCS kann oft ohne Medikamente eine Besserung einer Depression bis hin zur Remission erzielt werden. Die tDCS der frontalen Hirnregionen ist eine moderne, nicht-invasive Form der Hirnstimulation bzw. Neuromodulation. Dabei wird ein sehr schwacher Strom (bis maximal 2 mA) über Elektroden am Kopf abgegeben. Für die Behandlung von Depressionen gilt es als eine gut erforschte und wissenschaftlich belegte Methode. Nebenwirkungen treten, wenn überhaupt, nur mild auf und verschwinden in der Regel rasch. Der antidepressive Effekt ist sehr gut und laut wissenschaftlichen Studien sogar mit dem einer medikamentösen Behandlung Die meisten Patient:innen berichten nach etwa 10 Tagen von einer spürbaren Verbesserung ihrer Stimmung. Im Unterschied zur TMS (Transkraniellen Magnetstimulation) oder zur EKT (Elektrokonvulsionstherapie) arbeitet die tDCS mit deutlich geringerer Intensität und ist dadurch wesentlich sanfter.
- Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie. Diese hat das Ziel, den Spiegel der Hormone Serotonin und Melatonin zu regulieren. Am häufigsten kommt bei der Lichttherapie ein Licht von hoher Lichtstärke zum Einsatz. Fachleute raten zu einer Lichtstärke von ca. 10.000 Lux.
- Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt. Dabei kommt es zu einem Schlafentzug über die ganze Nacht oder in der zweiten Nachthälfte.
- Ketamin: Ketamin hat sich als vielversprechende Behandlung für therapieresistente Depressionen erwiesen. Studien zeigen, dass etwa 50-70% der Patienten mit schweren Depressionen auf Ketamin ansprechen, oft innerhalb weniger Stunden. Die Verabreichung erfolgt intravenös oder intranasal. Esketamin-Nasenspray ist seit Dezember 2019 als Spravato® bei therapieresistenter Depression (TRD) zugelassen.
- Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt. Sport führt auf biologischer Ebene zu einem Abbau von Stresshormonen und zur Ausschüttung von BDNF (brain derived neurotropic factor), welches Nervenzellen im Gehirn repariert.
- Meditation: Meditation hilft insbesondere bei stressbedingten Depressionen. Insbesondere für mindfulnessbased orientierte Richtungen gibt es deutliche medizinische Evidenz. Mindfulness bedeutet, den Fokus der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu legen.
Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel
Generell ist bei einer Depression eine Ernährung mit viel Fisch, Gemüse, Obst und hochwertigem Fleisch empfehlenswert.
- Vitamin D: Vitamin D Mangel (<30ng/ml) ist signifikant mit Depression und psychischen Wohlbefinden assoziiert. Eine Substitution bei einem vorhandenen Mangel kann die Depression mindern und wirkt auch präventiv. Insbesondere bei saisonalen Depressionen, bei denen es immer im Winter zu einer Depression kommt, ist dies eine wirksame Strategie.
- L-Tryptophan und 5-HTP: In der Nahrung wird die Aminosäure L-Tryptophan aufgenommen, aus der im Körper 5-HTP gebildet wird und daraus entsteht schlussendlich der Transmitter Serotonin. Wenn als Nahrungsergänzung 5-HTP aufgenommen wird, liegt mehr Serotoninvorläufersubstanz im Körper vor. Mehrere Studien zeigen eine vergleichbare Wirkung von 5-HTP und Antidepressiva.
Allerdings ist Vorsicht geboten, da Johanniskraut in der Leber zu verstärkter Bildung von einem Enzym (Cyp3A4) führt, durch welches verschiedene Medikamente abgebaut werden. Es kann dadurch zu einer verminderten Wirksamkeit der Verhütungspille kommen. Eine weitere zu beachtende Eigenschaft von Johanniskraut ist das Auftreten einer deutlichen Lichtempfindlichkeit.
Selbsthilfe und Unterstützung
Auch ohne Behandlung kann eine Depression nach einiger Zeit wieder abklingen. Hilfe suchen: Es kann schwer sein, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen. Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt bzw.
Zudem können Selbsthilfegruppen u.a. durch gegenseitigen Austausch entlasten. Wenn die Patientin oder der Patient damit einverstanden ist, können Angehörige in die Behandlung eingebunden werden. Zum Beispiel klärt die Ärztin oder der Arzt diese über die Erkrankung auf.
Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Es kann z.B. zu einer verlangsamten Entwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder Problemen in der Schule kommen.
Wichtig: Die hier dargestellten Informationen dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen keine professionelle Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder Psychotherapeuten.
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