Theorien der Psychologie: Ein Überblick

Veränderung ist ein zentraler Bestandteil des menschlichen Lebens, sei es im persönlichen Wachstum, im beruflichen Umfeld oder in gesellschaftlichen Strukturen. Psychologische Modelle und Konzepte bieten wertvolle Einsichten und Werkzeuge, um zu verstehen, wie Veränderungsprozesse ablaufen und wie sie gestaltet werden können. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene psychologische Modelle und Konzepte, die erklären, wie Veränderung funktioniert, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie Veränderungsprozesse erfolgreich gestaltet werden können.

Psychologische Modelle und Konzepte der Veränderung

Veränderungskonzepte wie das transtheoretische Modell von Prochaska und DiClemente, Kurt Lewins Drei-Phasen-Modell und die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan helfen dabei, die komplexen Dynamiken von Veränderung zu verstehen und zeigen unterschiedliche Herangehensweisen, um die Veränderung in Gang zu bringen. Während das transtheoretische Modell die Phasen der Verhaltensänderung beschreibt, erklärt Lewins Modell die Phasen des Veränderungsprozesses auf einer systematischen Ebene. Die Selbstbestimmungstheorie beleuchtet, wie Motivation durch Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit beeinflusst wird.

Zusammengefasst zeigt sich, dass Veränderung ein komplexer, oft nichtlinearer Prozess ist, der durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird - von individuellen Bedürfnissen und Motivationen bis hin zu systemischen Einflüssen und narrativen Konstrukten. Das Verständnis dieser Prozesse und der Psychologie der Veränderung ermöglicht es, Veränderungsstrategien effektiver zu gestalten und persönliche und organisatorische Veränderung gut mitzutragen und zu bewältigen.

Im Folgenden werden einige der wichtigsten psychologischen Theorien und ihre jeweiligen Schwerpunkte vorgestellt:

1. Sigmund Freud - Psychoanalyse

Die Psychoanalyse von Sigmund Freud besagt, dass ein immer laufender Konflikt in der Psyche besteht. Der größte Teil, der das tägliche Verhalten, Emotionen und Reaktionen beeinflusst ist der Unbewusste. Dieser soll in der psychoanalytischen Therapie erforscht werden.

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Kritik: Kritisiert wird die Subjektivität der Theorie, ebenso wie die Unschlüssigkeit - Das Unbewusste kann nur durch Methoden wie Hypnose erforscht werden, nicht durch einfache Fragen an den wachen Patienten - Und mit Fragen über Träume, Kindheit und Traumata der Vergangenheit kann lediglich das ‘Vorbewusste’ erforscht werden.

2. John Watson - Behaviorismus

Der behavioristische Ansatz vermerkt, dass der Mensch durch seine Umwelt sein Verhalten erlernt. Beispiel: Eine Mutter lacht ihr Kind an, dieses lernt mit der Zeit zurückzulächeln.

  • Methodologischer Behaviorismus (extreme Form, Referenz auf die ‘leere Tafel’ bei der Geburt (siehe Vorwort))
  • Radikaler Behaviorismus (bezieht Erbanlagen ein)
  • Psychologischer Behaviorismus (regte Psychopraxis an, bezieht Erbanlagen, Emotionen, sowie kognitive Einflüsse ein)

Kritik: Der wohl meistbestrittene Aspekt dieser Theorie ist der Vergleich des Menschen mit dem Tier. Obwohl im Verhalten beider Lebewesen Parallelen entdeckt, werden können, unterscheidet sich die Kapazität der Großhirnrinde des Menschen (der Teil des Hirns, der für die vielfältige Sinneswahrnehmung zuständig ist) immens von der anderer Säugetiere. Ebenso verwirft diese Theorie den freien Willen, sowie jeglichen Hormoneinfluss.

3. Carl Rogers - Humanismus

Vorab muss gesagt werden, dass der Humanismus ein historischer Begriff ist und lediglich von Carl Rogers als Unterstützung für seine Theorie verwendet wird. In der Theorie von Carl Rogers besteht das sogenannte ideale Selbstbild, und das bereits bestehende Selbstbild. Einfach ausgedrückt: Je mehr beide Bilder miteinander übereinstimmen, umso zufriedener ist der betroffene Mensch.

Hier wird Individualismus großgeschrieben. Die Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen des Individuums werden über die der Gruppe gestellt.

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Kritik: Hormonelle und vererbte Einflüsse werden hierbei ignoriert. Ebenso wird kritisiert, dass die individuelle Selbstverwirklichung nicht kollektiv gemessen werden kann.

4. Kognitive Psychologie

Diese Theorie vergleicht das Verhalten und die Gefühlsbearbeitung sowie Regulierung des Menschen mit den Kalkulationen eines Computers.

Beispiel: Ein Autounfall. Der Mensch verarbeitet das Geschehen und handelt durch bereits zuvor erfahrene Informationen oder sogar durch die Erinnerung an ein ähnliches Geschehnis und stellt mit diesen Bausteinen einen Plan für sein weiteres Handeln zusammen.

Kritik: Erbanlagen werden hier ignoriert und der Vergleich von Menschen zu Maschine sei Kritikern zufolge inhuman.

5. Biologische Psychologie

Emotionen, Verhalten und Reaktionen können mit dieser Theorie biologisch erklärt werden. Durch Vererbungen und durch, mit dem Nervensystem verbundenen, Impulsen soll dies möglich sein.

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Beispiel: Zwillinge, die getrennt voneinander aufgewachsen sind und ähnliche Verhaltensmuster besitzen.

Kritik: Veranschaulicht die Auswirkung vererbter Faktoren zwar, berücksichtigt jedoch jeglichen anderen Aspekt des Menschen nicht.

6. Lerntheorien

Lerntheorien sind Modelle und Hypothesen, die versuchen paradigmatisch Lernen psychologisch zu beschreiben und zu erklären. Der augenscheinlich komplexe Vorgang des Lernens, also der relativ stabilen Verhaltensänderung, wird dabei mit möglichst einfachen Prinzipien und Regeln erklärt. Die Lernpsychologie entwickelt solche Theorien und überprüft mit Hilfe empirischer Untersuchungen ihren Gehalt.

Der Überblick über die wichtigsten lerntheoretischen Ansätze und Aussagen zeigt, dass sich die meisten der vorhandenen Lerntheorien auf besondere, einzelne Formen des Lernens konzentrieren.

6.1. Konditionierung

Edward Lee Thorndike erforschte am Ende des 19. Jahrhunderts Problemlösen und die Rolle von Einsicht. In seinem paradigmatischen Experiment von 1898 setzte er Katzen in einen Käfig, der von innen durch Ziehen an einer Schnur zu öffnen war, legte außen Futter hin und maß die Zeit, die die Katzen zur Selbstbefreiung benötigten. Seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen führten zur Theorie der instrumentellen Konditionierung.

Kurze Zeit später entstand die Theorie der . Zufällig stieß 1905 der Physiologe auf dieses Prinzip (zum Versuch: siehe auch Pawlowscher Hund). Eine klassische Konditionierung erfolgt, wenn ein ursprünglich neutraler Reiz (etwa ein Ton) einen Reflex, zum Beispiel Speichelfluss oder Lidschluss auslöst.

B. F. Skinner hat sich v.a. mit dem operanten Verhalten, also der Rückwirkung der Konsequenzen eines Verhaltens auf dasselbe, beschäftigt und das Prinzip der operanten Konditionierung beschrieben.

Diese Lernprinzipien wurden ab den 1960er Jahren in der Psychologie um die Prinzipien des Lernens am Modell und (mit Einschränkungen) des Lernens durch Einsicht ergänzt.

6.2. Lernen durch Einsicht, Lernen am Modell

Die Lerntheorien des Kognitivismus beziehen Kognitionen und Emotionen mit ein. Eine kognitive Theorie ist beispielsweise die des Lernens durch Einsicht (kognitives Lernen). Die Theorie des Lernens am Modell beruht darauf, dass viele Tiere und die Menschen durch Abschauen bei anderen lernen und das Gesehene in einfachen oder komplexen kognitiven Prozessen verarbeiten, wobei sie ein kognitives Konzept als Modell eigenen Verhaltens erstellen. Die Bedeutung von Kognition zeigt sich in der Albert Banduras: Die (auch: Self-Efficacy) ist hier ein zentraler Einfluss auf das Verhalten - ein anderer ist hier die aktuelle Gefühlslage.

  • Lernen am Modell liegt die Attraktivität bei dem Erfolg der beobachteten Handlung.
  • Imitationslernen liegt die Attraktivität in der beobachteten Handlung.
  • Identifikationslernen liegt die Attraktivität in der beobachteten Person.

6.3. Situativer Kontext / Transfer

Dass Lernen in bestimmten Situationen geschieht, ist der Ausgangspunkt für lerntheoretische Ansätze zum Situativen Lernen oder auch situiertem Lernen. Sie beruhen unter anderem auf der Beobachtung, dass Schüler das schulisch Gelernte zwar unter Umständen ganz ordentlich im Unterricht und Schule anwenden, jedoch in einer neuen oder andersartigen Situation (etwa beim Bezahlen im Geschäft) nicht zur Anwendung bringen (Kluft zwischen Wissen und Handeln).

6.4. Biokybernetisch-neuronale Lerntheorien

In letzter Zeit werden auch vermehrt biokybernetisch-neuronale Ansätze (Neurobiologie) formuliert, welche in erster Linie die Funktionsweise des menschlichen Gehirns und des Nervensystems beschreiben.

6.5. Maschinelles Lernen

Die statistische Lerntheorie nach Wladimir Wapnik und Alexey Chervonenkis untersucht die statistischen Eigenschaften von Lernalgorithmen (Maschinelles Lernen). Das Hauptziel ist, einen theoretischen Rahmen für das Problem der Inferenz zu bieten - d. h. für das Problem, aus einem Datensatz Wissen über zugrunde liegende Muster zu erlangen.

Die Bedeutung der Theorien in der heutigen Psychologie

Keiner der oben genannten Theorien zieht in Betracht, dass jeder biologische, erlernte und unbewusste Faktor, den der Mensch erlebt, eine Rolle dabei spielt, was wir fühlen, wie wir Selbstregulierung betreiben und sogar, wie wir andere beeinflussen.

Verständlich ist, dass zu Zeiten neuer Erkenntnisse ein gigantischer Konkurrenzkampf bestand. Heute wissen wir, dass Extreme das absolute Gegenteil einer progressiven, produktiven Konversation sind.

Wir wissen ebenso, dass wir verschiedene Aspekte jeder Theorie verwenden können und das große Ganze objektiv betrachten können, um schließlich eine Grundlage für die Praxisanwendung zu schaffen.

Heute wird zum Beispiel die abgeänderte Psychoanalyse (nicht die klassische von Sigmund Freud) von einigen Ärzten, entweder ausschließlich oder auch in Verbindung mit anderen Methoden, in der Praxis verwendet. Die Wirkung dessen ist bis heute äußerst umstritten.

Obwohl Kritik an den Theorien verständlich ist, ist zu beachten, dass diese Theorien wie Puzzleteile sind, die, mit anderen Erkenntnissen eingebunden, am Ende ein Gesamtbild ergeben.

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