Sigmund Freud: Ein Witz über Skispringer

Die Erschütterungen im Gefüge der menschlichen Gesellschaft folgten einander seit dem ersten Weltkrieg rascher und die Intervalle der ruhigen Besinnung wurden kürzer.

Betrachten wir einmal die Menschen, die die gleiche Strecke Weges fahren! Wir sehen ernste Gesichter, blasse Wangen, Runzeln, Falten und scharfgezogene Linien.

Wir schauen verstohlen auf unser Gegenüber, aber unser Blick wird gar nicht wahrgenommen. Die Menschen sind in ihr eigenes Leben eingepaßt wie das Bild in den Rahmen, und das Antlitz liegt hinter Glas.

„Dummheit bedeutet eine Stumpfheit des Herzens und eine Abstumpfung der Sinne und deshalb wird die Dummheit mit Recht der Weisheit entgegengesetzt."

Etymologisch leitet sich dumm von stumm (entmündigt), dumba (finster, dunkel) und taub (nicht hören wollen/können) her. Das Nicht-Hören, das Nicht-Vernehmen - von Vernehmen kommt Vernunft -, das Taubsein macht stumm, macht die Sinne stumpf und führt zur Erstarrung, Verstockung, Vertrottelung.

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Dummheit erfaßt den ganzen Menschen: sein Fühlen, Empfinden, Wahrnehmen, Wollen und Denken. Alle Sinnes- und Besinnungsorgane werden geschädigt.

Der Kontakt mit der inneren und äußeren Wirklichkeit wird mehr oder weniger zerstört. Manipulation total wird möglich.

Ich fasse meine Eindrücke zusammen: Ein sprachlicher Hollywood-Film wird über die globale Wirklichkeit eines Brutalkapitalismus gelegt und es entstehen glückliche Marke-Ich-Menschen. So einfach ist das.

Die Menschen-Würde verwandelt sich in Marken-Würde. Die Autoren entpuppen sich als Hohepriester der Kapitalismusreligion. Wer von diesem Weltheilsystem nicht profitiert, ist selber schuld.

Greisinger verwendet das ökonomische Sprachspiel "Marke Ich" als reflektierte Metapher, nicht als verdinglichtes Wesen.

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Er versteht sein Buch als "Plädoyer für den aufrechten Gang": "Es soll Mut zum eigenen Weg machen.

Denn Markenpersönlichkeiten sind Menschen mit Ecken und Kanten, mit Intellekt und Humor, sie sind unbequem, ... sie haben was zu sagen und sie tun, was sie tun müssen - das macht ihren Erfolg aus" (175).

Er unterscheidet zwischen dem "Ego", das den Schein liebt, und dem "Ich", das das Sein und die Entfaltung bevorzugt: "Ich lasse mich nicht (extern) vom Markt leiten, und von den sich selbst aufschaukelnden Prinzipien der Gewinnmaximierung, sondern ergründe (intern) meine urtypischen Stärken und Werte" (116).

Und: "Die Markenpersönlichkeit ,verkauft' sich nicht, sondern weist gezielt und wertorientiert auf sich hin" (37).

Die Eingangstür zur Klasse ist mit Blumen geschmückt.

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Schon hat, wer heute versucht, eine vorläufige Bilanz der Veränderungen aufzustellen, auf der Verlustseite des historischen Hauptbuches eine Liste moralischer und sachlicher Werte einzutragen, die einst hoch im Kurse standen.

Die Monarchien sind selten geworden. Der Adel ist vielfach de-possediert. Und das Bürgertum, das sich stolz für den starken Erben hielt, kämpft mühsam um die Erhaltung unterwaschener Stellungen.

Unser Ziel ist ein Konzert. Während die Musik die Zuhörer fesselt, wenden wir uns von dem Podium ab und blicken auf unsere Nachbarn.

Es ist nicht uninteressant, zu beobachten, wie der in meinem Buch „Homo Sapiens" gemachte Versuch, das Leben in der menschlichen Gesellschaft durch psychologische Aufklärung reibungsloser zu gestalten, an beiden Flügeln der herrschenden Weltanschauungen schweren Bedenken begegnet.

Wir sind, als einzelne und in der Gesamtheit, an äußeren Gütern ärmer geworden, doch braucht das nicht allen ein Nachteil zu sein.

Es wurde in der Geistesgeschichte aller Zeiten und Völker genugsam berichtet, daß Verarmung nach außen hin oft auch manche Bereicherung nach innen mit sich bringen konnte, so unbequem sie sich zu Anfang auch anfühlen mochte.

Inmitten technischer Überforderung, permanenter Reizflut und dem Verlust innerer Maßstäbe steht der Mensch heute mehr denn je im Widerspruch zu sich selbst.

Während Maschinen schneller, Produkte perfekter und Bilder bunter werden, geht das eigentliche Fragen nach dem Menschen, seinem Wesen, seinem Ziel - und seinem Halt - verloren.

Die Geschichte hat ihre eigene Konsequenz. Die politischen Strömungen und Ereignisse kommen nicht von ungefähr, sie sind immer das Bild des jeweiligen Menschen.

Es kann nicht geleugnet werden, daß ehrenwerte Männer und Frauen bemüht sind, unserer Jugend in den Schulen jenes vielfältige Wissen zukommen zu lassen, das in seinem Zusammenklang „bildend“ zu wirken vermag.

Wenn auch das erstrebenswerte Bildungsideal noch keineswegs in einer klaren, eindeutigen, umfassenden Form erkennbar wird, die wünschenswert wäre. Wenn auch unleugbar durch Überschätzung reiner Wissensanhäufung allzu oft dem kindlichen Gehirn mehr zugemutet wird, als dieses aufnehmen und verarbeiten kann.

Wenn alle, die zur katholischen Kirche heifcgefunden haben, ihren Weg schildern sollten, würde es sich vielleicht zeigen, daß auch nicht zwei die gleiche Straße zogen.

Es geht eine Welle Ungeists durch die Welt, und Stimmen melden sich, die sich zu der Meinung bekennen, man habe dieses Tief als das Vorauswehen des Sturmes hinzunehmen, der sich als ein dritter Weltkrieg vorbereite.

Bereits 1950 starb sie nach längerer Krankheit. Wenn auch der „kalte Krieg“ - und das gleiche gilt für den „kalten Frieden“ - die Welt in einer schädlichen Spaltung hält, verhindert er doch bis zu diesem Augenblick nicht, daß in ihr, der Welt, ein reger Lebensrhythmus herrscht.

In Wirklichkeit handelt es sich um ein Leben, das sich fast ausschließlich auf dem wirtschaftlichen Gebiet abspielt. Unser literarisches Leben ist blühend, geradezu tropisch blühend.

Wenigstens gilt das, wenn man auf die Quantität sieht. Bei einem Blick auf die Qualität ist die Fruchtbarkeit auch tropisch, aber in einem anderen Sinne: schnell emporschießend und ebensoschnell dahinwelkend.

Diese ständige Zunahme der Produktion auf allen Gebieten der Literatur ist beunruhigend. Sieburg beginnt mit einer Anleitung zur „Kunst, Deutscher zu sein“.

Da soll etwas zur Kunst werden, was doch Natur ist, die, auch mit der Mistgabel des Kosmopolitismus, nicht ausgetrieben werden kann.

Ich will jetzt nicht von den verschiedenen Stilen sprechen, das ist für mich recht abstrus geworden in den letzten 35 Jahren. Was mich interessiert, ist, daß es zwei polare Strömungen gibt in einem menschlichen Hirn.

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