Feindbilder und Propaganda begleiten üblicherweise die sich verschärfenden Konflikte und Kriege. Wenn derartige und weitere Maßnahmen gezielt und kombiniert eingesetzt werden, um den Gegner zu destabilisieren oder die eigene Bevölkerung zu mobilisieren, spricht man von „psychologischer Kriegsführung“.
Ziele der psychologischen Kriegsführung
Psychologische Kriegsführung zielt darauf ab,
- den Willen zum Sieg bei den eigenen Truppen und Verbündeten zu stärken
- Rückhalt in der eigenen Bevölkerung zu erzeugen.
Mittel der psychologischen Kriegsführung
Das Konzept der psychologischen Kriegsführung erlaubt prinzipiell jegliche Methode, mit der sich die Psyche der Zielgruppe beeinflussen lässt. Dazu gehört jegliche Form der Erzeugung politischen, kulturellen, ökonomischen oder sozialen Drucks.
Informationsbeschaffung und Analyse
Ein wichtige Aufgabe psychologischer Kriegsführung besteht in der systematischen Erfassung und Analyse der Zielgruppe. Hierher gehört beispielsweise die Analyse der „Feindpresse“, die Befragung von Gefangenen und Überläufern, Spionageeinsätze sowie das Abhören offizieller und privater Kommunikation auf Seiten des Gegners.
„Information Warfare“ und Massenmedien
Unter Information Warfare versteht man jegliche Aktivität, Informationen des Gegners auszuwerten, zu bestreiten, zu verfälschen oder zu zerstören, während die eigenen Informationen gegen ähnlich Maßnahmen geschützt werden.
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Eine besondere Bedeutung kommt letztlich den Massenmedien zu, da es nur ihnen möglich ist, möglichst breite Wirkung in den jeweiligen Öffentlichkeiten zu erzielen. Sie können die Kriegsfaszination mit Mitteln der Ästhetisierung, der Personalisierung durch Heldenverehrung und der Schwarz-Weiß-Malerei, dem Denken in Gut-Böse-Kategorien zu erhöhen.
Sabotage im Zweiten Weltkrieg
Wie stiftet man erfolgreich Verwirrung, Chaos und Misstrauen? Diese Frage beschäftigte den US-Geheimdienst während des Zweiten Weltkriegs. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in zwei Leitfäden zusammengefasst.
Ausgestattet mit diesem Wissen sollten alliierte Agenten ins besetzte Europa einsickern und die Menschen mit Ideen und Anregungen versorgen, wie die Nazi-Herrschaft von innen unterminiert werden konnte. Als Waffe sollte dabei nur dienen, was im Alltag verfügbar war - allen voran der eigene Verstand, ein wenig schauspielerisches Talent und der Inhalt des eigenen Werkzeugkastens.
Das nun von Florian Wenninger vom Institut für Zeitgeschichte gemeinsam mit dem Münchner Politikwissenschafter Jürgen Pfeffer edierte Handbuch legt die beiden Geheimdienst-Dokumente des Jahres 1944 erstmals in deutscher Sprache vor und bettet sie historisch ein. Dabei wird rasch deutlich: Die Zeiten sind andere geworden, viele der Methoden haben aber nichts von ihrer Aktualität verloren.
Auszug aus dem Handbuch: Allgemeine Hinweise zur Senkung der Moral und zum Stiften von Verwirrung
- Geben sie ausführliche und unverständliche Erklärungen ab, wenn man ihnen Fragen stellt.
- Melden Sie imaginäre Spione oder Gefahren an die Gestapo oder die Polizei
- Stellen Sie sich dumm.
- Seien Sie so reizbar und streitlustig wie möglich.
- Weinen und schluchzen Sie bei jeder Gelegenheit hysterisch, besonders wenn Sie Behördenvertretern gegenüberstehen.
Beispiele für Sabotageakte
Dieses Handbuch legt die beiden Dokumente erstmals in deutscher Sprache vor und bettet sie historisch ein. Dabei wird rasch deutlich: die Zeiten sind andere geworden, viele der Methoden haben aber nichts von ihrer Aktualität verloren.
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Experten
Florian WENNINGER: Historiker und Politologe, ist Assistent am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Neben der Diktatur und Gewaltforschung und der Auseinandersetzung mit historischen Identitäten befasst er sich besonders mit Polizei- und Militärgeschichte seit dem 19.
Jürgen PFEFFER: Professor für Computational Social Science & Big Data an der Hochschule für Politik der Technischen Universität München.
Literatur
- Andreas Elter (2004): Die Kriegsverkäufer. Geschichte der US-Kriegs-Propaganda 1917-2005. Frankfurt am Main: Suhkamp Verlag.
- John R. Mac Arthur (1992): Die Schlacht der Lügen. Wie die USA den Golfkrieg verkauften. München: Deutscher Taschenbuchverlag.
- Gert Sommer/Albert Fuchs (2004): Krieg und Frieden. Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie.
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