In der Biologie ist das Verhalten ein breites Feld, das alle Handlungen von Tieren umfasst. Verhaltensweisen treten immer im direkten Austausch mit der Umwelt oder anderen Lebewesen auf und verfolgen ein bestimmtes Ziel, auch wenn dieses nicht immer ersichtlich ist.
Das Verhalten von Tieren sichert im weitesten Sinne häufig ihr Überleben, wie zum Beispiel verschiedene Verhaltensweisen bei der Nahrungssuche oder es dient dazu, den eigenen Fortpflanzungserfolg zu sichern oder zu steigern.
Was ist angeborenes Verhalten?
Angeborenes Verhalten beherrschen wir ab dem Tag unserer Geburt. Im Gegensatz zum erlernten Verhalten können angeborene Verhaltensweisen von den Wirbeltieren direkt nach der Geburt genutzt werden. Häufig werden lebensnotwendige Situationen durch angeborenes Verhalten gesteuert.
Beispiele für angeborenes Verhalten
- Ein Beispiel für angeborenes Verhalten ist der Saugreflex bei jungen Säugetieren. Sie sind schon kurz vor der Geburt im Mutterleib in der Lage mit dem Mund zu saugen. Nach der Geburt sichert dieses Verhalten ihr Überleben, denn auf diese Weise nehmen sie die Muttermilch zu sich.
- Raubtiere besitzen einen Jagdinstinkt. Manche Strategien der Jagd erlernen sie zwar im Laufe der Zeit, aber das Grundprinzip beherrschen sie von Anfang an. Besonders deutlich wird das am Beispiel des Hundes oder einer Hauskatze. Sie bräuchten eigentlich nicht zu jagen, tun es aber zum Teil trotzdem.
Merkmale des angeborenen Verhaltens
Es gibt einige Kriterien für das angeborene Verhalten.
- Stereotypisch: Angeborenes Verhalten ist stereotypisch, das heißt, es verläuft immer gleich. Zum Beispiel rollt eine Gans in einer ganz bestimmten Weise ein Ei, das aus dem Nest gefallen ist, zurück ins Nest. Selbst wenn man der Gans während der Eirollbewegung das Ei wegnimmt, führt sie die Bewegung ohne das Ei weiter aus.
- Rückmeldefrei: In diesem Sinne ist angeborenes Verhalten auch rückmeldefrei.
- Fehlleistungen: Außerdem kann es bei angeborenen Verhaltensweisen zu Fehlleistungen kommen. Zum Beispiel gab es schon Fälle, dass eine Henne sich als Mutter von verwaisten Katzenjungen fühlte und diese umsorgte.
- Kaspar-Hauser-Experimente: Angeborenes Verhalten ist außerdem mithilfe von den schon erwähnten Kaspar-Hauser-Experimenten beziehungsweise Isolationsversuchen feststellbar.
Diese Kriterien sind Anzeichen für ein angeborenes Verhalten. Aber Achtung, wenn nur ein Kriterium bei dem untersuchten Verhalten zutrifft, kann nicht sicher auf ein angeborenes Verhalten geschlossen werden.
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Isolationsversuche (Kaspar-Hauser-Experimente)
Um zu klären, welches Verhalten angeboren und welches erlernt ist, werden häufig Isolationsversuche durchgeführt. Diese werden auch als Kaspar-Hauser-Experimente bezeichnet. Hierbei wachsen die Versuchstiere in der Regel isoliert, also ohne Kontakt zu Artgenossen auf. Dadurch kann man sicher sein, dass sich die Neugeborenen oder frisch geschlüpften Tiere die Verhaltensweisen nicht von einem anderen Tier abschauen beziehungsweise erlernen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Erfahrungsentzug.
Die Neugeborenen beziehungsweise frisch Geschlüpften sind in Isolationsversuchen durchaus in der Lage, gewisse Verhaltensweise und beziehungsweise oder arteigene Signale zu senden oder zu empfangen. Zum Beispiel kann ein Küken piepen, ohne dieses Verhalten erlernen zu müssen. Andere Verhaltensweisen wie das Sexualverhalten treten nicht von Geburt an auf, können aber trotzdem angeboren sein.
Durch die Isolation im Kaspar-Hauser-Versuch gibt es für das Versuchstier stark verringerte Möglichkeiten, etwas zu lernen. Daher können die Verhaltensweisen, die gezeigt werden, als angeborene erkannt und als solche zugeordnet werden.
Vor- und Nachteile von angeborenem und erlerntem Verhalten
Wie du siehst, sind angeborene Verhaltensweisen nicht immer zuverlässig. Warum gibt es dann überhaupt angeborenes Verhalten? Betrachten wir also die Vor- und Nachteile von angeborenem und erlerntem Verhalten.
Vorteile des angeborenen Verhaltens:
- Ein Vorteil vom angeborenen Verhalten ist, dass es automatisch funktioniert. Das heißt, es muss nicht erst erlernt werden. Zum Beispiel schmeißt der frisch geschlüpfte Kuckuck die Eier aus dem Nest, ohne dieses Verhalten erlernen zu müssen. Dadurch kann man sicher sein, dass das Tier lebensnotwendige Dinge kann.
- Auch der Greifreflex eines jungen Affen ist angeboren und sichert so sein Überleben, da er sich im Fell der Affenmama festhalten kann.
- Außerdem ist angeborenes Verhalten relativ einfach strukturiert, wodurch wenig Gehirnkapazität beansprucht wird.
Nachteile des angeborenen Verhaltens:
- Nachteile des angeborenen Verhaltens sind allerdings, dass es zu Fehlleistungen kommen kann.
- Außerdem ist es täuschbar. Die Gans rollt zum Beispiel bei ihrer Eirollbewegung ebenfalls Plastikeier in ihr Nest zurück.
- Des Weiteren sind angeborene Verhaltensweisen nicht oder nur kaum veränderbar.
Vorteile des erlernten Verhaltens:
- Hingegen ist es möglich, eine erlernte Verhaltensweise an die Umwelt anzupassen. Dadurch ist eine spezifische Reaktion möglich. Das heißt, das Tier kann auf andere Bedingungen reagieren und lässt sich nicht so leicht täuschen.
Nachteile des erlernten Verhaltens:
- Nachteile des erlernten Verhaltens sind, dass sie nun mal erst erlernt werden müssen und außerdem brauchen sie mehr Gehirnkapazität.
Angeborenes Verhalten bei Hunden
Die Beziehung zwischen Menschen und Hunden reicht Tausende von Jahren zurück und hat sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickelt. Um diese besondere Bindung zu verstehen und zu pflegen, ist es wichtig, das Verhalten von Hunden zu erforschen und die Mechanismen dahinter zu entschlüsseln.
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Ein Beispiel für angeborenes Verhalten bei Hunden ist der Saugreflex bei Welpen, der es ihnen ermöglicht, von Geburt an ohne vorheriges Lernen Milch von ihrer Mutter aufzunehmen. Hunde kommunizieren auf vielfältige Weise, einschließlich Körpersprache, Lautäußerungen und Gerüche. Beispielsweise signalisieren sie ihre Stimmung und Absichten durch Körperhaltung, Ohrenstellung, Schwanzbewegungen und Gesichtsausdrücke. Lautäußerungen wie Bellen, Knurren oder Jaulen dienen der Kommunikation mit Menschen und anderen Hunden.
Das Sozialverhalten von Hunden ist vielfältig und komplex. Frühere Vorstellungen von starren Hierarchien und Dominanzverhalten wurden inzwischen durch ein dynamischeres Verständnis von sozialen Beziehungen und Interaktionen ersetzt.
Die Duftsprache der Katzen
Katzen können riechen, was in ihren Artgenossen vorgeht. Sie nutzen Düfte daher auch gezielt für die Kommunikation. Nicht nur um Reviergrenzen abzustecken. Die Markierungen selbst verraten den anderen Hauskatzen viel über die Befindlichkeit der Verursacher. Zum Beispiel, ob sie dominant, verängstigt, empfängnisbereit oder trächtig sind.
Auch durch gegenseitiges Beschnüffeln erfahren Katzen vieles über Ihre Artgenossen. Duftdrüsen an Kopf, Rücken und Schwanzansatz geben wichtige Botschaften an die anderen Katzen. Empfindliche Rezeptoren hinter den Schneidezähnen, auf der Zunge und in der Nase erlauben die verschiedenen Düfte zu lesen.
Dem Menschen bleiben diese Informationen naturgemäß verschlossen. Die Katze bindet ihn aber in ihre Duftsprache mit ein. Durch Reiben des Kopfes an der geliebten Person, wird diese mit dem vertrauten Duft aus den Drüsen an den Schläfen versehen. Damit stärkt die Katze ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und vereinnahmt den Menschen als Familienmitglied.
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