Sigmund Freud publizierte 1900 seine Traumdeutung, in der er die unbewussten Anteile der menschlichen Psyche nachwies und ihre Wirkung auf die Befindlichkeit des Einzelnen.
Dr. Dafür war es notwendig, einen epochalen wissenschaftlichen Erfolg zu verbuchen. Gelungen war ihm das durch die Entdeckung, dass unbewusste Vorgänge auf das Leben eines Menschen Einfluss nehmen.
Auch die Rolle des Arztes definierte Freud neu. Als er am 25. April 1886 seine erste Praxis in der Rathausgasse 7 in Wien eröffnete, war der Begriff des analytischen Settings noch nicht bekannt. Behandelt wurden diese Patienten mit Massagen, Wasserbädern und - in schweren Fällen - mit Elektroschocks. Die Behandlungen blieben jedoch erfolglos. Freud und seine Kollegen tappten im Dunkeln.
Seine wissenschaftliche Karriere begann er im Oktober 1873, nachdem er an der medizinischen Fakultät inskribiert hatte. Auf der Suche nach "seinem Thema" forschte er am Aufbau der Nervenzellen und experimentierte mit Kokain.
Denn Charcot demonstrierte in spektakulären Schaustellungen die therapeutische Anwendung der Hypnose bei hysterischen Patienten. In seiner Privatpraxis griff Freud nun Breuers Entdeckung auf. Er setzte die Hypnose nur mehr spärlich ein - und ließ seine Patienten reden.
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Er bemerkte, dass die oft wirren und scheinbar nicht zusammenhängenden Gedankengänge im Seelenleben der Patienten einen inneren Zusammenhang besaßen. Und manchmal brachten ausgesprochene Gedanken die Symptome auch zum Verschwinden. Er suchte nach Gesetzmäßigkeiten und er formulierte Theorien - um diese wieder zu verwerfen.
Das analytische Setting war installiert. Freud sah sich aber nicht nur als Arzt. Seine Leidenschaft galt der Philosophie. Freud verstand alle Äußerungen des menschlichen Geistes, auch die der Kunst und der Literatur, als Material, das auf seinen psychologischen Kontext untersucht werden konnte.
Verdrängung ist ein psychologischer Mechanismus, bei dem unangenehme Gedanken, Erinnerungen oder Gefühle tief ins Unbewusste „verdrängt“ werden, sodass sie nicht bewusst erlebt werden müssen. Dies geschieht, um seelische Belastungen zu verringern.
Verdrängte Inhalte können später, oft in anderer Form (z. B. 1. Verdrängung bedeutet, dass wir unangenehme oder belastende Gedanken und Gefühle „wegschieben“, damit wir uns nicht mit ihnen auseinandersetzen müssen. Das passiert oft unbewusst - man merkt auch gar nicht, dass man bestimmte Erinnerungen oder Gefühle verdrängt.
Beispiel: Wenn jemand etwas sehr Trauriges erlebt hat, wie den Verlust eines geliebten Menschen, könnte die Person die damit verbundenen Gefühle verdrängen, um nicht daran erinnert zu werden. 2. Im Alltag begegnen wir der Verdrängung oft, ohne es zu wissen. Viele Menschen schieben unangenehme Erinnerungen oder Sorgen beiseite, um sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
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Verdrängung kann kurzfristig hilfreich sein, um sich zu schützen, aber auf lange Sicht kann es problematisch werden. Beispiel: Du stehst vor einer schwierigen Prüfung und verdrängst die Angst davor, indem du dich ablenkst. 3. In der Psychologie, insbesondere in der Psychoanalyse, spielt die Verdrängung eine wichtige Rolle.
Sigmund Freud beschrieb Verdrängung als einen Abwehrmechanismus, mit dem man versuchte, unangenehme Erlebnisse und Gefühle zu unterdrücken, um das Bewusstsein zu schützen. Beispiel: Ein Kind, das eine schlimme Erfahrung gemacht hat, könnte diese Erfahrung verdrängen, sodass es sich später gar nicht mehr daran erinnert. 4.
Verdrängung hilft uns, mit belastenden Situationen umzugehen, indem sie unangenehme Gefühle und Gedanken vorübergehend aus unserem Bewusstsein fernhält. Sie schützt uns vor zu viel seelischem Schmerz auf einmal.
Verdrängung ist ein Mechanismus, der uns dabei hilft, unangenehme Gefühle und Erinnerungen ins Unbewusste zu schieben, damit wir sie nicht bewusst erleben müssen. Diese verdrängten Inhalte bleiben jedoch bestehen und können später durch Träume, Ängste oder unerklärliches Verhalten wieder auftauchen.
Die Psychoanalyse (von psych? Atem, Hauch, Seele und ?ν?λυσις analysis Zerlegung, im Sinne von Untersuchung, Enträtselung der Seele) ist eine psychologische Theorie, Kulturtheorie, psychotherapeutische Behandlungsform und Methode zur Selbsterfahrung, die um 1890 von dem Wiener Neurologen Sigmund Freud begründet wurde.
Aus der Psychoanalyse haben sich später die verschiedenen Schulen der Tiefenpsychologie entwickelt.Der Begriff Psychoanalyse steht sowohl für das auf Freuds Theorien über die Psychodynamik des Unbewussten gegründete Beschreibungs- und Erklärungsmodell der menschlichen Psyche als auch für die analytische Psychotherapie und für die psychoanalytische Methodik, die sich auch mit der Untersuchung kultureller Phänomene beschäftigt.
In allen drei Aspekten wird die Psychoanalyse bis heute von Klinikern und Forschern weiterentwickelt und verändert. So ist die Psychoanalyse als medizinisch-psychologische Disziplin1 heute durch einen theoretischen, methodischen und therapeutischen Pluralismus charakterisiert.
Definitionen
Entsprechend den von Freud selbst 1923 im von Max Marcuse herausgegebenen Handwörterbuch der Sexualwissenschaft formulierten drei Definitionen der Psychoanalyse wird unterteilt in Psychoanalyse als wissenschaftliche Disziplin, Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge und Behandlungsmethode:
Psychoanalyse als Wissenschaft
Die Psychoanalyse ist eine Theorie über unbewusste psychische Vorgänge. Laut Freud hat sie auch den Anspruch, eine umfassende Konzeption des Mentalen und seiner Verbindungen zu den Bereichen des Körperlichen und des Soziokulturellen darzustellen.
Psychoanalytiker der auf Freud folgenden Generationen haben die Psychoanalyse in vielfältige Richtungen weiterentwickelt, teils mit Freud übereinstimmend, teils weit von ihm abweichend. Diese stetige Differenzierung der psychoanalytischen Theorie und Methodik hat ergänzt um integrative Bemühungen zur Entstehung einer Vielzahl von psychoanalytischen Schulen mit unterschiedlichen Konzepten und Schwerpunkten geführt.
Dazu zählen z. B. die Ich-Psychologie, die Objektbeziehungstheorie (u. a. Melanie Klein, Donald Winnicott, Wilfred Bion), die Selbstpsychologie (Heinz Kohut), die Relationale und Intersubjektive Schule der Psychoanalyse sowie die Strukturalistische oder Strukturale Psychoanalyse (Jacques Lacan).
Psychoanalyse als Methodik
Die Psychoanalyse als psychologisches Theoriegebäude hat außerdem Methoden zur Untersuchung des menschlichen Erlebens, Denkens und Verhaltens sowohl einzelner Menschen (z. B. Entwicklungspsychologie, Psychopathologie) als auch von Gruppen (Massenpsychologie) und Kulturen (Ethnopsychoanalyse) hervorgebracht.
Leitidee ist, dass sich hinter der wahrnehmbaren Oberfläche von Verhaltensweisen (z. B. eines individuellen Verhaltens), aber auch hinter Normen und Werten einer kulturellen Gemeinschaft oft unbewusste, dem Ich nicht ohne Weiteres bewusst zugängliche Bedeutungen verbergen, die sich mit Hilfe der psychoanalytischen Konzepte und Methoden jedoch aufdecken lassen und verständlich werden.
In den Jahrzehnten nach Freud haben andere Psychoanalytiker weitere Methoden entwickelt, so z. B. zur Analyse der Persönlichkeitsstruktur (u. a. Arbeitskreis OPD) oder der Erzählstrukturen (z. B. Boothe: Erzählanalyse JAKOB). Auch Märchen, Mythen und Werke der bildenden Kunst, der Literatur und des Films wurden psychoanalytisch interpretiert.2
Psychoanalyse als Therapie
Im engeren Sinn ist die Psychoanalyse ein psychotherapeutisches Behandlungsverfahren. Im Unterschied zu übenden bzw. trainierenden Verfahren (wie Verhaltenstherapie) zählt sie zu den aufdeckenden Therapien, die versuchen, dem Patienten ein vertieftes Verständnis der ursächlichen (meist unbewussten) Zusammenhänge seines Leidens zu vermitteln was oft mit dem Begriff der Einsicht verbunden wird.
Es wäre jedoch ein Missverständnis, eine rationale Einsicht in die Verursachungszusammenhänge als wesentliches Ziel einer psychoanalytischen Therapie anzusehen. Vielmehr wird eine weitergehende Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen angestrebt, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente (Symptome, Persönlichkeitseigenschaften) beitragen.
Die klassische Psychoanalyse findet in drei bis fünf Sitzungen von je 50 Minuten Dauer pro Woche statt, oft über mehrere Jahre. Der Patient bzw. im Fall von Selbsterfahrung oder einer Lehranalyse der Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (freies Assoziieren).
Der Analytiker sitzt hinter ihm, hört mit einer Haltung gleichschwebender Aufmerksamkeit zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit (Deutung), wann immer er es für günstig hält. Insbesondere bemüht sich der Analytiker, die sich in der Beziehung zu ihm einstellenden Übertragungen typischer emotionaler Muster bzw. Motive des Analysanden aufzuspüren, und ihre Bedeutung innerhalb der Psychodynamik des Analysanden zu interpretieren, um sie einer Veränderung zugänglich zu machen (Übertragungsanalyse).
Auch die Traumanalyse kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung.Neben der großen psychoanalytischen Therapie mit bis zu 300, von der gesetzlichen Krankenversicherung finanzierbaren Sitzungen sind heute kürzer dauernde tiefenpsychologische Therapieformen weit verbreitet (siehe unter anderem analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie), bei denen sich Analytiker und Analysand gegenübersitzen und sich ein- bis zweimal wöchentlich treffen.
Erwähnenswert sind noch die psychoanalytischen Fokaltherapien und Kurzzeittherapien, bei denen versucht wird, ein zentrales, mehr oder weniger klar umschriebenes Problem in insgesamt ca. 20 bis 30 Sitzungen zu behandeln, sowie die niederfrequente psychoanalytische Psychotherapie, mit ein bis zwei Sitzungen wöchentlich.
Es wurden Methoden entwickelt, die besonders für die Behandlung von spezifischen psychischen Störungen geeignet sind.Die Psychoanalyse findet Anwendung bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen. Zudem gibt es psychoanalytische Paar- und Familientherapie, Gruppenanalyse, stationäre psychodynamische Therapie und psychoanalytisch orientierte Supervision.
Grundlagen der psychoanalytischen Theorie
Die Grundzüge der Psychoanalyse als erste umfassende Theorie des Mentalen unter besonderer Berücksichtigung unbewusster Prozesse wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Wiener Neurologen Sigmund Freud anfangs in intensiver Zusammenarbeit mit dem bekannten Wiener Arzt und Begründer der kathartischen Methode, Josef Breuer entwickelt.
Die Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche und auch dem Unbewussten ist freilich älter und kann bis zur Antiken Philosophie zurückverfolgt werden. Als unmittelbare Vorgänger Freuds gelten der Naturwissenschaftler Carl Gustav Carus (17891869), die Philosophen Johann Friedrich Herbart (17761804), Arthur Schopenhauer (17881860) und Friedrich Nietzsche (18441900), aber auch in den Werken bedeutender Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Arthur Schnitzler, besonders aber Fjodor Michailowitsch Dostojewski können literarische Analogien psychoanalytischer Theorien gefunden werden.
Der Begriff Unbewusstes taucht in einer noch unscharfen Form erstmals bei Eduard von Hartmann 1869 in Philosophie des Unbewußten auf.3 Freud kommt so gesehen nicht das Verdienst zu, das Unbewusste entdeckt, sondern als Erster eine Methode zu seiner wissenschaftlichen Untersuchung gefunden zu haben. Hierfür entwickelte er insbesondere die Methoden der freien Assoziation, der Traumdeutung und der Analyse von Fehlleistungen.
Durch die langjährige Auseinandersetzung mit den Ergebnissen aus seinen Behandlungen theoretisierte er schließlich ein aus drei Instanzen gebildetes Strukturmodell der Psyche. Freud ging davon aus, dass Triebe in der Psyche von der frühen Kindheit an eine Dynamik in Gang setzten, die bestimmend für das weitere Leben ist.
Auf der Grundlage dieser Konzepte war es ihm möglich, Erklärungen für pathologische Abweichungen zu finden, die er in seiner spezifischen Therapieform, der Psychoanalyse, anwenden konnte, um Patienten zu behandeln.Weiterhin untersuchte Freud auch Alltagsphänomene wie Mythen, Bräuche, Witze und die sogar nach ihm benannten Freudschen Fehlleistungen, welche wie die Träume zuvor bei der Wissenschaft kaum Interesse erregt hatten.
Bei jeder Darstellung der Grundlagen von Freuds Theorien und so auch besonders in Hinblick auf die letztgenannten psychoanalytischen Annahmen muss zweierlei vorweggeschickt werden: dass Freuds Ansichten und Annahmen nicht in geschlossener Form vorliegen, weil er selbst fast alle seiner früheren Thesen nach und nach revidierte, weiterentwickelte oder gar verwarf, wenn sich ihm neue Erkenntnisse aufgedrängt hatten, und die späteren ohne Kenntnis der früheren unverständlich bleiben.
dass die Psychoanalytiker der nachfolgenden Generationen diese Theorien vielfach weiterentwickelten, ergänzten oder gänzlich neue Konzepte und Theorien eingeführt haben, sodass die Psychoanalyse in ihrer zeitgenössischen Form keineswegs mit dem Werk Freuds gleichgesetzt werden darf.
Bei der Weiterentwicklung der Psychoanalyse war ein wichtiger theoretischer Schritt der von einer one-body psychology, wie Michael Balint die klassische, Freudsche Psychoanalyse bezeichnete, zu einer Mehr-Personen-Psychologie. Freuds Triebtheorie war sehr stark an dem mechanistischen Weltbild seiner Zeit orientiert. Triebe liefern hierbei die Energie, die einen komplexen psychischen Apparat in Gang setzen.
Störungen entstehen durch die Fixierung der Triebenergie auf frühen Entwicklungsstufen.Hierbei übernimmt die Umwelt des Individuums eine eher untergeordnete Rolle. Nach der Abkehr Freuds von seiner Traumatheorie stand für lange Zeit fest, dass eher unbewusste Phantasien als reale Erfahrungen die Ursachen für pathologische Entwicklungen darstellen.
Die Objekte, also die Personen der Außenwelt, werden mit Triebenergie besetzt, was den eigentlichen Grund für die Aufnahme jeglicher Beziehungen darstellt.Diese Einstellung änderte sich erst allmählich. Heute betrachtet die Psychoanalyse viel eher die Beziehungen, in die ein Mensch eingebettet ist.
Sie betrachtet seine Entwicklung und Reifung immer in Wechselwirkung mit seiner Umwelt. Hierbei stehen die Beziehungen des Menschen zu seinen engsten Bezugspersonen von seiner frühesten Kindheit an im Vordergrund. Die Psychoanalyse untersucht, wie er sich an diese frühen Beziehungen erinnert und diese in seiner Psyche repräsentiert.
Auch betont die Psychoanalyse viel eher die realen Umweltbedingungen, in denen ein Mensch lebt und aufwächst, und betrachtet, wie er auf diese Bedingungen reagiert.Heute existieren vier Hauptrichtungen der Psychoanalyse, die sich gegenseitig beeinflussen und ergänzen, einander teilweise aber auch widersprechen. Die Triebtheorie, die von Sigmund Freud begründet wurde; die Ich-Psychologie, die auf Heinz Hartmann zurückgeht; die Objektbeziehungstheorie, die von unterschiedlichen Autoren eingeführt wurde, und die Selbstpsychologie von Heinz Kohut.4
Einige Autoren, insbesondere Selbstpsychologen, plädieren dafür, die Triebtheorie endgültig aufzugeben, andere Autoren halten sie jedoch noch für nützlich.Auch haben sich einige Theorien gebildet, die nicht dem psychoanalytischen, wissenschaftlich-therapeutischen Mainstream entsprechen oder entsprachen. Sie werden im Folgenden kurz skizziert.
Traumatheorie
Bis 1897, der sogenannten Frühphase der Psychoanalyse, steht Freud ganz unter dem Eindruck der Behandlung hysterischer Patientinnen, die ihm eine vielfältige Symptomatik präsentierten und häufig von sexuellen Übergriffen in ihrer Kindheit berichteten. Aufgrund dessen betonte Freud die zentrale Stellung, welche Traumatisierungen (primär, aber nicht nur sexueller Natur) in der Entstehung von psychischen Erkrankungen zukommt.
Später revidierte er diese Auffassung weitgehend zugunsten anderer Faktoren: Das Hauptaugenmerk liegt nunmehr auf inneren Konflikten und den entsprechenden Phantasien; an die Stelle der sog. Verführungs- bzw. Traumatheorie tritt die triebtheoretische Begründung psychopathologischer Zustände.
Die geschilderten Missbrauchserlebnisse - deren skandalöse Häufigkeit Freuds erster Theorieentwurf nahelegt entfalten, sofern sie nicht eben nur als Phantasieproduktion (die die Tatsache der infantilen Masturbation ebenso verschleiert wie ihren vornehmlich inzestuösen Vorstellungsinhalt darstellt) zu gelten haben, demnach nur im Rahmen der ödipalen Triebdynamik ihre pathogene Wirkung.
Die Traumatheorie, mithin die Erkundung der realen, individuellen Kindheitsgeschichte wird, auf Grund nunmehr behaupteter faktischer Unnachweisbarkeit, durch das überindividuelle, triebtheoretisch argumentierende Ödipus-Modell ersetzt. Die Traumatheorie wird zwar nicht völlig verworfen, gerät jedoch aus dem Fokus analytischer Begründungsstrategie.
Praktisch bedeutet diese sogenannte Kehre im Denken Freuds eine theoretische Wendung von passiv zu aktiv: Aus unschuldigen Opfern traumatisierender Übergriffe werden nun aktive, von infantiler Sexualität und ödipalem Begehren gesteuerte (Trieb)-Täter der Phantasie.
Die analytisch provozierte Wahrheit, die frei machen soll, besteht nun nicht mehr in der Erinnerung und Bewusstmachung des traumatisierenden Übergriffs (Was hat der Vater/die Mutter/etc. denn da gemacht?), sondern in der Anerkennung der infantilen Sexualität als ödipales Begehren (Was hat die Tochter, der Sohn, der Analysand, die Analysandin denn da gemacht?).
Die Abkehr Freuds von der Traumatheorie ist zu einem Skandalon der späteren Psychoanalysekritik geworden.56Objektbeziehungstheoretisch orientierte Psychoanalytiker wie René A. Spitz und Massud Khan haben im Gegensatz zu einmalig auftretenden Extremtraumatisierungen noch die Wichtigkeit so genannter kumulativer Traumatisierungen bzw. Mikrotraumatisierungen herausgestellt.
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