In den kommenden Tagen und Wochen ist Hitze zu erwarten, mit der Unwetter auch in den Bergen einhergehen werden. Es stürmt, es blitzt, es donnert. Das kann und wird es in nächster Zeit immer wieder spielen, insbesondere in den Bergen. Gerade noch strahlend schön und plötzlich wird der Himmel schwarz. Wer kennt die Situation nicht? Dicken Regentropfen, Blitze und kühler Wind - von einem auf den anderen Moment wird es ungemütlich. Wie man sich in so einem Fall am besten verhält, weiß Chef-Meteorologe und UBIMET-Gründer Mag.
Die Gefahr von Gewittern
Über eine Million Blitze gehen pro Jahr in Österreich nieder, und rund zehn Menschen in Deutschland und Österreich sterben an den Folgen eines direkten oder indirekten Blitzschlages. Besonders gefährdet sind dabei all jene, die im Freien tätig sind oder Sport treiben wie Wanderer und Bergsteiger:innen. Damit es nicht dazu kommt, heißt es vor allem Wandertouren gut planen, Alarmzeichen beachten und sich im Unwetter richtig verhalten.
Wetterbeobachtung und Planung
Um nicht vom Unwetter überrascht zu werden, sollte man (Berg-)Touren in der Zeit von Mai bis Ende September (Gewittersaison!) noch gründlicher als sonst vorbereiten. „Seriöse Wetterprognosen informieren besser als irgendwelche vorinstallierte Apps, wie sich die Gewittergefahr entwickeln soll“, weiß Chef-Meteorologe Manfred Spatzierer vom internationalen Wetterdienst UBIMET. Ebenso empfehlenswert ist es, den Rat von Einheimischen, Wander- oder BergführerInnen einzuholen.
Unberechenbare Blitze
„Allgemein kündigt sich ein Blitz nicht an und kann manchmal auch mehrere Kilometer abseits eines Gewitterkerns einschlagen“, erklärt der Meteorologe, „Blitze schlagen zudem nicht immer an den höchsten Objekten ein und können durchaus auch mehr als einmal denselben Punkt treffen. Richtig gefährlich wird es allerdings vor allem, wenn das Gewitter bereits in unmittelbarer Nähe ist. Ab etwa einem Kilometer Entfernung sollte man dringend Schutz suchen.“
Die 3-Sekunden-Regel
Ob ein Unwetter bereits so nah ist, lässt sich mit der 3-Sekunden-Faustregel feststellen. Hört man den Donner drei Sekunden nachdem man den Blitz gesehen hat, ist das Gewitter etwa einen Kilometer entfernt. Denn der Schall breitet sich mit einer Geschwindigkeit von 343 Metern pro Sekunde aus. In drei Sekunden sind das 1.029 Meter, also rund ein Kilometer.
Lesen Sie auch: Hilfe bei Angst
Verhaltensregeln bei Gewitter im Freien
Schutz suchen
Natürlich wäre es optimal, im Falle von Gewitter in einem Haus oder Auto Schutz zu suchen. Am sichersten sind Sie natürlich in einem Haus mit Blitzableiter. Aber selbst in einem Haus oder einer Hütte ohne Blitzschutz sind Sie sicherer als im Freien. Am besten halten Sie sich dann in der Mitte des Raumes auf. Selbst wenn der Blitz einschlägt, sind Sie hier sicher, da der Strom außen am Auto über die Metallkarosserie in die Erde abfließt. Erwischt Sie ein Gewitter beim Campen, sind Sie im Auto viel sicherer als im Zelt.
Was man vermeiden sollte
- Keine Gegenstände tragen, die deutlich über den Körper hinausragen (Regenschirme, Wanderstöcke, Angelruten ...).
- Die Nähe zu elektrisch leitfähigen Objekten, wie z. B. metallischen Zäunen, meiden.
- Von anderen Personen mindestens zwei Meter Abstand halten, einander nicht berühren, keinesfalls die Hände reichen.
- Einzeln stehende Bäume, Aussichtstürme, Hochsitze etc. meiden. Wenn man sich unter einem Baum unterstellt, mindestens 3 Meter Abstand von Stamm oder Astspitzen halten.
- Im Gebirge: Von Graten und Gipfeln fernhalten und Stahlseile und Skilifte meiden.
Richtiges Verhalten im Notfall
- Auf den Boden kauern, am besten in eine Mulde oder Senke. Die Beine dabei eng geschlossen halten und so dem Blitz möglichst wenig Angriffsfläche bieten.
- Im Notfall lieber hüpfen als laufen.
- Auf ebenem Gelände verringert Niederhocken (nicht jedoch auf den Boden legen!) die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden.
Nach dem Gewitter
Nach dem vermeintlich letzten Donner noch für längere Zeit (mindestens eine halbe Stunde) in Sicherheit bleiben. Denn wenn man keinen Donner mehr hört, bedeutet das nicht, dass das Gewitter vorbei ist.
Mythen und Fakten
„Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“
Die alte Gewitterregel zum Unterstellen „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“ verbannt Manfred Spatzierer in das Reich der Legende: „Für den Blitz macht es keinen Unterschied, welche Art von Bäumen sich im Wald befinden. Ausschlaggebend für einen möglichen Blitzschlag sind nur die Höhe und die Form des Objektes: Je höher bzw.
Metallische Gegenstände
Metallene Gegenstände wie Stockspitzen, Pickel oder Mountainbike ziehen Blitze zwar nicht an, leiten diese aber gut. Am besten man trägt keine über den Körper hinausragenden Gegenstände wie Schirme, Stöcke, Sportgeräte, Werkzeuge (Gabel, Rechen usw.), denn sie ziehen Blitze an.
Erste Hilfe nach einem Blitzschlag
„Nach einem Blitzschlag sind meist nur Verbrennungen auf der Haut zu erkennen. An der Kleidung sind aber deutliche Spuren zu sehen. Mehr als die Hälfte der Opfer klagt über Hörschäden. Als Folge eines Blitzschlags drohen Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kreislaufstillstand und Schock. Es müssen daher sofort die lebenswichtigen Funktionen überprüft und rasch Erste Hilfe Maßnahmen durchgeführt werden“, sagt Dr. Susanne Schunder-Tatzber vom Österreichischen Roten Kreuz.Bei Atem-Kreislauf-Stillstand: Die Rettung rufen, Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage und künstlicher Beatmung) durchführen bis zum Wiedereinsetzen von Atmung und Puls bzw.
Lesen Sie auch: Was tun bei einer Hai-Begegnung?
Besondere Gefahren in den Bergen
Immer wieder kommt es im Sommer zu schnell aufziehenden Gewittern. Gerade wenn man in den Bergen ist, sollte man sich davor besonders schützen, denn die größte Gefahr stellen Gewitter oberhalb der Baumgrenze dar.
Anzeichen erkennen
Sobald die ersten Anzeichen, wie etwa Schwüle, Quellwolken mit ausgefransten Rändern und dunkler Unterseite oder entferntes Donnergrollen feststellbar sind, sollte man so schnell wie möglich umkehren oder die nächstgelegene Schutzhütte aufsuchen. Feuchte und dunstige Morgenluft und Wolkentürme zeugen beispielsweise von einer labil geschichteten Luftmasse.
Verhaltensregeln am Berg
Kommt man doch einmal in ein Gewitter, kann auch richtiges Verhalten Leben retten:
- Ruhe bewahren, bei Panik droht Absturzgefahr
- Gipfel, ausgesetzte Grate, nasse Rinnen, eisengesicherte Steiganlagen und Klettersteige und die Nähe von einzelnen Bäumen so rasch wie möglich verlassen
- Im Ernstfall auf eine isolierende Unterlage (z.B.
Blitzaktivität in Österreich
In den Sommermonaten schlägt in Österreich durchschnittlich zwischen 100.000 und 250.000 Mal ein Blitz am Boden ein. Österreichs Blitzortungssystem ALDIS registriert in den Sommermonaten durchschnittlich 70.000 bis 180.000 Einschläge (Wolke-Erde-Blitze). Teile Österreichs, vor allem Steiermark und Kärnten, gehören mit Oberitalien und Slowenien zu den Regionen mit den meisten Blitzen in Europa.
Tipps für sicheres Verhalten bei Gewitter
- Informieren und planen: Beachten Sie vor ihren Wanderungen, Radtouren und Badeausflügen immer die Wettervorhersage und planen Sie Ihre Aktivitäten so, dass Sie im Falle eines Gewitters rechtzeitig eine sichere Unterkunft erreichen.
- Frühzeitig reagieren: Schon bei den ersten Anzeichen eines Gewitters sollte man sich überlegen, wo man sich in Sicherheit bringen kann.
- Im Notfall richtig reagieren: Wissen Sie, wie Sie in unterschiedlichen Situationen schnell und richtig reagieren können.
Was sollte man bei einem Gewitter nicht tun?
Unter einen Baum stellen
Du hast bestimmt schon das Sprichwort: "Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" gehört? Dieses Sprichwort solltest du lieber nicht befolgen. Bei Gewitter sollst du Bäume jeglicher Art meiden. Besonders gefährlich sind hohe, allein stehende Bäume und Baumgruppen. Sie bieten Blitzen den kürzesten Weg zur Erde auf freier Fläche.
Lesen Sie auch: Wichtige Verhaltensregeln nach Katarakt-OP
Mit dem Regenschirm laufen
Belegt ist es zwar nicht, dass Regenschirme direkt Blitze anziehen, allerdings erhöhst du durch sie auf freier Fläche deine Position. Da ihr Gerippe Strom leitet, besteht grundsätzlich ein Risiko.
Mit dem Handy telefonieren
Wenn du während eines Gewitters mit einem schnurlosen Telefon telefonierst, geht davon keine höhere Gefahr eines Blitzeinschlags aus. Smartphones ziehen keine Blitze an. Der Mythos basiert noch auf den alten Schnurtelefonen. Hier besteht tatsächlich eine Gefahr bei Gewitter, besonders wenn im Haus keine Blitzschutzsysteme installiert sind.
Duschen oder Wasser laufen lassen
Wenn in deine Wohnung oder dein Haus neue Rohre aus Plastik verlegt sind, ist das kein Problem. Bei Altbauten und nicht geerdeten Metallrohren hingegen besteht durchaus Gefahr.
Fernseher aus bei einem Gewitter
Wenn auf dem Dach ein Blitzableiter installiert ist, kann bei einem Blitzeinschlag in den Blitzableiter wenig passieren. Die Spannung wird durch eine Leitung in den Erdboden abgelenkt. Allerdings sind heutzutage viele andere Gegenstände auf Dächern montiert, die Blitzen ein mögliches Ziel bieten können: Solaranlagen, Satellitenschüsseln, Antennen.
Wie weit ist ein Gewitter entfernt?
Um die Entfernung eines Gewitters zu bestimmen, zählst du die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Teile diese Zahl durch drei, um die Entfernung in Kilometern zu erhalten. Bei beispielsweise 10 Sekunden beträgt die Entfernung 3,3 km (10/3 = 3,3). Ist das Gewitter weniger als 10 km entfernt, solltest du Schutz suchen.
Verhalten im Wald
Wenn du dich zum Zeitpunkt eines Gewitters in einem Wald befindest und keine Möglichkeit mehr hast, einen sicheren Ort wie dein Auto oder ein festes Gebäude zu erreichen, dann solltest du dir eine Mulde oder eine Gruppe junger Bäume suchen. Die Bäume sollten auf keinen Fall aus der Umgebung herausragen und in einem losen Verband stehen. In einem Wald wird es schwer werden, ausreichend Abstand zu Bäumen einzuhalten. Dennoch solltest du versuchen, mindestens zehn Meter Abstand zu Bäumen einzuhalten, besser sind 30 Meter. Hügel, Masten, Türme und alles was hoch herausragt, solltest du meiden.
Verhalten auf Wanderungen in den Bergen
Wenn du bei einer Wanderung am Berg von einem Gewitter überrascht wirst, dann solltest auf keinen Fall einzeln stehende Bäume, Waldränder oder Nischen in oder unter frei stehenden Felsblöcken aufsuchen. Auch ein eventuell mitgeführtes Zelt bietet keinen Schutz. Wenn ein Notabstieg nicht mehr möglich ist, solltest du idealerweise eine Schutzhütte oder andere befestigte Gebäude aufsuchen. Auch Felshöhlen können geeignet sein. Hier solltest du aber mindestens 1,5 Meter Abstand zur Wand einhalten.
Schnell verlassen solltest du ausgesetzte Grate und jegliche Arten von Erhebungen, wie zum Beispiel auch Gipfelkreuze. Von Bereichen mit Wasser solltest du größtmöglichen Abstand halten. Metallene Ausrüstungsgegenstände wie Steigeisen oder eventuell Eispickel solltest du mit ausreichend großem Abstand deponieren.
Sehr gefährlich sind auch seilgesicherte Steige. Diese solltest du schnellstmöglich verlassen. Wenn du mit anderen Personen im Freien auf einem Berg vom Gewitter überrascht wirst und ihr keinen Schutz findet, solltet ihr den Abstand zueinander vergrößern und eine Schutzposition einnehmen. Mit geschlossenen und angezogenen Beinen auf eine isolierende Unterlage wie etwa einen trockenen Rucksack oder ein Kletterseil kauern. Je kleiner die Kontaktfläche zum Boden, desto geringer die Gefahr von Kriechströmen.
Verhalten zu Hause
Wenn du dir nicht sicher bist, ob deine Wohnung oder dein Haus über eine entsprechende Schutzeinrichtungen verfügt, solltest du einige Dinge beachten.
Duschen oder baden solltest du nur dann, wenn die Rohre im Haus aus Kunststoff sind. In Altbauten ist oft nicht klar, ob wirklich alle Einrichtungen aus Metall elektrisch verbunden und an dem Erdungsanschluss des Hauses angeschlossen sind. Im Zweifel solltest du während eines Gewitters also Abstand von metallischen Gegenständen halten und auf den Kontakt zu Wasser in Dusche, Badewanne und Waschbecken verzichten.
Elektrische Geräte solltest du sicherheitshalber dann ausstecken, wenn weder ein Blitzableiter noch ein Überspannungsschutz installiert ist. Deine empfindlichen Geräte könnten bei einem Blitzeinschlag beschädigt oder zerstört werden.