Der Unterschied zwischen Psychologe, Psychotherapeut und Psychiater

In der Welt der psychischen Gesundheit gibt es verschiedene Fachkräfte, die sich auf die Diagnose, Behandlung und Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen spezialisiert haben. Klinische Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater werden oft miteinander verwechselt, aber es gibt wichtige Unterschiede zwischen ihnen.

Was macht ein Psychologe?

Die Berufsbezeichnung Psychologe darf jede Person tragen, die ein Studium der Psychologie abgeschlossen hat. Konkret bedeutet das nach neuen europäischen Standards ein Studium mit einem Umfang von 300 ECTS-Punkten (European Credit Transfer System) beziehungsweise 7.500 Stunden. In Österreich ist die Berufsbezeichnung Psychologe ein anerkannter und geschützter Titel, der nur von Personen mit einer entsprechenden Ausbildung geführt werden darf.

Zusammengefasst widmet sich die Psychologie der wissenschaftlichen Erforschung des menschlichen Verhaltens, Denkens und Fühlens. Sie beschäftigt sich mit einer breiten Palette von Themen, darunter die Wahrnehmung, Emotionen, Gedächtnis, Lernen, Intelligenz, Persönlichkeit, Sozialverhalten und psychische Störungen.

Psychologen sind in der Regel in verschiedenen Arbeitsfeldern tätig, wie z.B. Forschung, Wirtschaft oder Bildung. Achtung: Psychologen dürfen keine Psychotherapie anbieten!

Was ist ein Klinischer Psychologe?

Klinische Psychologen legen nach dem Psychologiestudium noch einmal nach: Es werden weitere 2.500 Stunden in theoretischer und vor allem praktischer Ausbildung fällig. Diese Ausbildung deckt große Themenfelder ab, die mit der psychologischen Behandlung im Zusammenhang stehen.

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Klinische Psychologen arbeiten evidenzbasiert, das heißt sie nutzen ein großes Repertoire an Therapiemethoden, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich belegt wurde. Dadurch lässt sich jedem Patienten individuell helfen. Außerdem sind klinische Psychologen in der Lage, psychologische Tests durchzuführen, um festzustellen, ob eine Person unter einer psychischen Störung leidet.

Was macht ein Psychotherapeut?

„Die“ Psychotherapie als solche existiert streng genommen nicht. In Österreich werden derzeit 23 verschiedene Formen der Psychotherapie von den Krankenkassen anerkannt, es gibt jedoch noch weit mehr. Ebenso wie bei der klinischen Psychologie müssen alle Therapieschulen in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich belegt sein - es darf keinen Hinweis auf negative Wirkungen geben, solange sie den Regeln entsprechend ausgeführt werden.

Jede Psychotherapieform hat für sich ihr eigenes Verständnis und mögliche Ursachen für Erkrankungen formuliert, um diese mit ihren Methoden zu behandeln. Psychotherapeuten müssen in Österreich nicht unbedingt Psychologen oder Ärzte sein. Für ihre Anerkennung müssen sie eine Ausbildung in einer der anerkannten Methoden bei einem akkreditierten Ausbildungsverein abgeschlossen haben.

Psychotherapie kann bei verschiedenen psychischen Störungen helfen, wie zum Beispiel Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Essstörungen und Suchterkrankungen. Es kann auch bei Beziehungsproblemen, Identitätsfragen und schwierigen Lebensereignissen wie Scheidung oder Verlust von Arbeitsplatz oder Angehörigen hilfreich sein.

Wo arbeiten Psychiater?

Psychiater sind Ärzte, die eine psychiatrische Facharztausbildung nach dem medizinischen Grundstudium gewählt haben. Vergleichbar etwa mit klinischen Psychologen, welche im Anschluss an das Psychologiestudium die Zusatzausbildung absolvierten.

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Das Tätigkeitsfeld von Psychiatern beschäftigt sich ebenso mit der Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrenie oder bipolare Störungen. Allerdings sind sie gesetzlich die einzigen Personen, welche Patienten Psychopharmaka, also psychisch wirksame Medikamente, verschreiben und verabreichen dürfen.

Psychiater arbeiten oft in Krankenhäusern, psychiatrischen Kliniken oder Praxen. Sie arbeiten eng mit anderen Fachärzten, Psychotherapeuten und Psychologen zusammen, um Patienten eine umfassende und integrative Behandlung anzubieten.

Eine psychiatrische Behandlung stützt sich auf drei Säulen:

  • Somatotherapie: Hier kommen vor allem Medikamente (Psychopharmaka) zum Einsatz (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika...), aber auch weitere Verfahren wie z.B. therapeutischer Schlafentzug oder die Lichttherapie.
  • Psychotherapie: Arbeitet hauptsächlich auf einer verbalen Ebene, z.B. therapeutische Gespräche.
  • Soziotherapie: Hier geht es um die Interaktionen zwischen einem kranken Menschen und seinem sozialen Umfeld. Es werden Trainings- und Motivationsmethoden sowie Koordinierungsmaßnahmen angewandt (z.B. bei der beruflichen Rehabilitation).

Die Unterschiede auf einen Blick

Obwohl sich die Tätigkeitsfelder jener drei Berufsgruppen überschneiden können, gibt es also wichtige Unterschiede zwischen ihnen:

  • Klinische Psychologen sind darauf spezialisiert, psychologische Tests durchzuführen und bieten in der Regel evidenzbasierte Kurzzeittherapien an. Sie arbeiten zielorientiert und symptomfokussiert.
  • Psychotherapeuten können auf eine große Methodenvielfalt zurückgreifen und begleiten Menschen meist längerfristig bei der Bewältigung von umfassenderen Lebensfragen.
  • Psychiatern führen medikamentöse Behandlungen durch und konzentrieren sich auf die neurologischen Abläufe im Gehirn.

Viele Leute haben Schwierigkeiten diese Berufsgruppen auseinander zu halten. Alle drei befassen sich mit der Behandlung psychischer Erkrankungen - wenn auch nicht ausschließlich. Der Unterschied liegt in ihren Ausbildungen, Tätigkeitsfeldern und Behandlungsmethoden.

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Um die Unterschiede zu verdeutlichen, hier eine Zusammenfassung:

Berufsgruppe Ausbildung Tätigkeitsfeld Medikamentenverschreibung
Psychologe Universitätsstudium der Psychologie Forschung, Wirtschaft, Bildung Nein
Klinischer Psychologe Psychologiestudium + postgraduale Ausbildung Psychologische Tests, evidenzbasierte Kurzzeittherapien Nein
Psychotherapeut Ausbildung in einer anerkannten Psychotherapiemethode Langfristige Begleitung bei Lebensfragen, vielfältige Methoden Nein (außer Ärzte mit Zusatzausbildung)
Psychiater Medizinstudium + Facharztausbildung Psychiatrie Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen, medikamentöse Behandlung Ja

Wir halten fest: Nur Ärzte dürfen auch Medikamente verschreiben. Alle „Psychiater“ sind Ärzte, aber nicht alle Ärzte, die Psychotherapie praktizieren, sind auch „Psychiater“. Psychologen müssen Psychologie studiert haben, Psychotherapeuten nicht unbedingt. Wer am besten helfen kann, ist abhängig vom Patienten.

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