Das Glaubensbekenntnis: Ein Schlüssel zum Verständnis des christlichen Glaubens

Wer sagt: „Ich glaube", sagt: „Ich bejahe das, was wir glauben". Die Gemeinschaft im Glauben bedarf einer gemeinsamen Glaubenssprache, die für alle verbindlich ist und im gleichen Bekenntnis des Glaubens eint.

Die Bedeutung der Glaubensbekenntnisse

Von Anfang an hat die apostolische Kirche ihren Glauben in kurzen, für alle maßgebenden Formeln ausgedrückt und weitergegeben. Schon sehr bald aber wollte die Kirche das Wesentliche ihres Glaubens auch in organische, gegliederte Zusammenfassungen einbringen, die vor allem für die Taufbewerber bestimmt waren.

Diese Kurzfassungen des Glaubens nennt man „Glaubensbekenntnisse", weil sie den Glauben, den die Christen bekennen, kurz zusammenfassen. Man nennt sie auch „Credo", weil sie auf lateinisch für gewöhnlich mit „Credo" [Ich glaube] beginnen. Eine weitere Bezeichnung für sie ist „Glaubenssymbola".

Das griechische Wort „symbolon" bezeichnete eine Hälfte eines entzweigebrochenen Gegenstandes (z. B. eines Siegels), die als Erkennungszeichen diente. Die beiden Teile wurden aneinandergefügt, um die Identität des Trägers zu überprüfen. Das „Glaubenssymbol" ist also ein Erkennungs- und Gemeinschaftszeichen für die Gläubigen. „Symbolon" bedeutet dann auch Sammlung, Zusammenfassung, Übersicht. Im „Glaubenssymbolon" sind die Hauptwahrheiten des Glaubens zusammengefaßt. Deshalb dient es als erster Anhaltspunkt, als Grundtext der Katechese.

Die Struktur des Glaubensbekenntnisses

Das Glaubensbekenntnis wird zum ersten Mal bei der Taufe abgelegt. Das „Glaubenssymbolon" ist zunächst Taufbekenntnis. Weil die Taufe im „Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19) gespendet wird, werden die Glaubenswahrheiten, zu denen man sich bei der Taufe bekennt, nach ihrem Bezug zu den drei Personen der heiligsten Dreifaltigkeit gegliedert.

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Das Symbolum hat somit drei Hauptteile: „Im ersten Teil ist von der ersten Person in Gott und vom wunderbaren Schöpfungswerk die Rede; im zweiten von der zweiten Person und vom Geheimnis der Erlösung des Menschen; im dritten von der dritten Person, dem Urheber und Quell unserer Heiligung". Das sind „die drei Hauptstücke unseres [Tauf-] Siegels".

Diese drei Teile unterscheiden sich voneinander, hängen aber miteinander zusammen. „Wir nennen sie nach einem von den Vätern häufig gebrauchten Vergleich Artikel [Gliederl. Wie man nämlich die Einzelteile eines Körpers nach Gliedern unterscheidet, so bezeichnen wir auch in diesem unserem Glaubensbekenntnis jeden Einzelsatz, der uns zu glauben vorgelegt wird, ganz entsprechend als Artikel". Nach einer alten, schon vom hl. Ambrosius bezeugten Tradition zählt man für gewöhnlich zwölf Artikel des Credo, um mit der Zahl der Apostel das Ganze des apostolischen Glaubens zu versinnbilden.

Historische Entwicklung der Glaubensbekenntnisse

Den Bedürfnissen der verschiedenen Epochen entsprechend entstanden im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Bekenntnisse oder Symbola des Glaubens: die Symbola der verschiedenen alten, apostolischen Kirchen, das sogenannte Athanasianische Symbolum „Quicumque", die Glaubensbekenntnisse bestimmter Konzilien und Synoden oder einzelner Päpste, z. B. die „fides Damasi" und das „Credo des Gottesvolkes" (SPF) Pauls VI. von 1968.

Keines der Bekenntnisse aus den verschiedenen Epochen der Kirche kann als überholt und wertlos angesehen werden. Sie alle fassen den Glauben aller Zeiten kurz zusammen und helfen uns heute, ihn zu erfassen und tiefer zu verstehen.

Zwei besondere Glaubensbekenntnisse

Zwei Bekenntnisse nehmen im Leben der Kirche eine ganz besondere Stellung ein:

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  • Das Apostolische Glaubensbekenntnis, das so genannt wird, weil es mit Recht als treue Zusammenfassung des Glaubens der Apostel gilt. Es ist das alte Taufbekenntnis der Kirche von Rom. Von daher hat es seine große Autorität: „Es ist das Symbolum, das die römische Kirche bewahrt, wo Petrus, der erste der Apostel, seinen Sitz hatte und wohin er die gemeinsame Glaubenslehre gebracht hat".
  • Auch das sogenannte Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis besitzt eine große Autorität, weil es aus den beiden ersten Ökumenischen Konzilien (325 und 381) hervorging und noch heute allen großen Kirchen des Ostens und des Westens gemeinsam ist.

Unsere Darlegung des Glaubens wird sich an das Apostolische Glaubensbekenntnis halten, das gewissermaßen „den ältesten römischen Katechismus" darstellt. Die Darlegung wird jedoch durch beständige Verweise auf das Nizäno-konstantinopolitanische Bekenntnis ergänzt werden, das oft ausführlicher und eingehender ist.

Machen wir uns das Bekenntnis unseres Leben schenkenden Glaubens zu eigen wie am Tag unserer Taufe, als unser ganzes Leben „der Gestalt der Lehre" (Röm 6,17) anvertraut wurde. Gläubig das Credo beten heißt, mit Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist in Verbindung treten; es heißt aber auch, mit der Gesamtkirche verbunden zu werden, die uns den Glauben überliefert und in deren Gemeinschaft wir glauben.

Unser Glaubensbekenntnis beginnt mit Gott, denn Gott ist „der Erste" und „der Letzte" (Jes 44,6), der Anfang und das Ende von allem. Das Credo beginnt mit Gott dem Vater, denn der Vater ist die erste göttliche Person der heiligsten Dreifaltigkeit; es beginnt mit der Erschaffung des Himmels und der Erde, denn die Schöpfung ist der Anfang und die Grundlage aller Werke Gottes.

Artikel 1: "Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde"

„Ich glaube an Gott": diese erste Aussage des Glaubensbekenntnisses ist auch die grundlegendste. Das ganze Bekenntnis spricht von Gott, und wenn es auch vom Menschen und von der Welt spricht, geschieht dies im Blick auf Gott. Die Artikel des Credo hängen alle vom ersten ab, so wie die weiteren Gebote des Dekalogs das erste Gebot entfalten. Die folgenden Artikel lassen uns Gott besser erkennen, wie er sich Schritt für Schritt den Menschen geoffenbart hat. „Mit Recht bekennen die Gläubigen zuerst, daß sie an Gott glauben".

I "Wir glauben an den einen Gott"

Mit diesen Worten beginnt das Credo von Nizäa-Konstantinopel. Das Bekenntnis der Einzigkeit Gottes, das in der göttlichen Offenbarung des Alten Bundes wurzelt, läßt sich vom Bekenntnis des Daseins Gottes nicht trennen und ist ebenso grundlegend. Gott ist der Eine; es gibt nur einen Gott. „Der christliche Glaube hält fest und bekennt ... daß Gott nach Natur, Substanz und Wesen Einer ist".

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Israel, dem von ihm erwählten Volk, hat sich Gott als der Eine geoffenbart: „Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft" (Dtn 6,4-5). Durch die Propheten ruft Gott Israel und alle Völker auf, sich ihm, dem einzigen Gott, zuzuwenden: „Wendet euch mir zu, und laßt euch erretten, ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde; denn ich bin Gott, und sonst niemand ... Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir schwören: Nur beim Herrn ... gibt es Rettung und Schutz" (Jes 45,22-24).

Jesus selbst bekräftigt, daß Gott „der einzige Herr" ist und daß man ihn mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit allen Gedanken und aller Kraft lieben soll. Gleichzeitig gibt er zu erkennen, daß er selbst „der Herr" ist. Zwar ist das Bekenntnis „Jesus ist der Herr" das Besondere des christlichen Glaubens. Es widerspricht jedoch dem Glauben an den einen Gott nicht. Auch der Glaube an den Heiligen Geist, „der Herr ist und lebendig macht", bringt in den einzigen Gott keine Spaltung:

„Wir glauben fest und bekennen aufrichtig, daß nur Einer der wahre, ewige, unermeßliche und unveränderliche, unbegreifliche, allmächtige und unaussprechliche Gott ist, der Vater, Sohn und Heilige Geist: zwar drei Personen, aber eine Wesenheit, Substanz oder gänzlich einfache Natur" (4. K. im Lateran: DS 800).

II Gott offenbart seinen Namen

Seinem Volk Israel hat Gott sich dadurch geoffenbart, daß er es seinen Namen wissen ließ. Der Name drückt das Wesen, die Identität der Person und den Sinn ihres Lebens aus. Gott hat einen Namen. Er ist nicht eine namenlose Kraft. Seinen Namen preisgeben heißt sich den anderen zu erkennen geben; es heißt gewissermaßen sich selbst preisgeben, sich zugänglich machen, um tiefer erkannt und persönlich gerufen werden zu können.

Gott hat sich seinem Volk Schritt für Schritt und unter verschiedenen Namen zu erkennen gegeben. Die Grundoffenbarung für den Alten und den Neuen Bund war jedoch die Offenbarung des Gottesnamens an Mose bei der Erscheinung im brennenden Dornbusch vor dem Auszug aus Ägypten und dem Sinaibund.

Der lebendige Gott

Gott ruft Mose an aus der Mitte eines Dornbusches, der brennt, ohne zu verbrennen. Er sagt zu Mose: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs" (Ex 3,6). Gott ist der Gott der Väter, der die Patriarchen gerufen und sie auf ihren Wanderungen geleitet hat. Er ist der treue und mitfühlende Gott, der sich an die Väter und an seine Verheißungen erinnert. Er kommt, um ihre Nachkommen aus der Sklaverei zu befreien. Er ist der Gott, der dies unabhängig von Zeit und Raum kann und tun will. Er verwirklicht diesen Plan durch seine Allmacht.

„Ich bin der Ich-bin"

„Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie lautet sein Name? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der Ich-bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt ... Das ist mein Name für immer, und so wird man mich nennen in allen Generationen" (Ex 3,13-15).

Indem er seinen geheimnisvollen Namen JHWH - „Ich bin der, der ist" oder „Ich bin der Ich-bin" - offenbart, sagt Gott, wer er ist und mit welchem Namen man ihn anreden soll. Dieser Gottesname ist geheimnisvoll, wie Gott selbst Geheimnis ist. Er ist ein geoffenbarter Name und zugleich gewissermaßen die Zurückweisung eines Namens. Gerade dadurch bringt er jedoch das, was Gott ist, am besten zum Ausdruck: der über alles, was wir verstehen oder sagen können, unendlich Erhabene. Er ist der „verborgene Gott" (Jes 45,15); sein Name ist unaussprechlich; und er ist zugleich der Gott, der den Menschen seine Nähe schenkt.

Mit seinem Namen offenbart Gott zugleich seine Treue, die von jeher war und für immer bleibt: Er war treu („Ich bin der Gott deines Vaters": Ex 3,6) und wird treu bleiben („Ich bin mit dir": Ex 3,12). Gott, der sich „Ich-bin" nennt, offenbart sich als der Gott, der immer da ist, immer bei seinem Volk, um es zu retten.

Angesichts der geheimnisvollen und faszinierenden Gegenwart Gottes wird der Mensch seiner Kleinheit inne. Angesichts des brennenden Dornbusches zieht Mose seine Sandalen aus und verhüllt vor der göttlichen Herrlichkeit sein Gesicht. Angesichts der Herrlichkeit des dreimal heiligen Gottes ruft Jesaia aus: „Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen" (Jes 6,5). Angesichts der göttlichen Zeichen, die Jesus wirkt, ruft Petrus aus: „Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder" (Lk 5,8). Doch da Gott heilig ist, kann er dem Menschen verzeihen, der sich vor ihm als Sünder erkennt: „Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte" (Hos 11,9). So sagt auch der Apostel Johannes: „Wir werden unser Herz in seiner Gegenwart beruhigen. Denn wenn das Herz uns auch verurteilt - Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles" (1 Joh 3, 19-20).

Aus Ehrfurcht vor Gottes Heiligkeit spricht das Volk Israel den Namen Gottes nicht aus. Bei der Lesung der Heiligen Schrift wird der geoffenbarte Name durch den göttlichen Würdetitel „Herr" [„Adonai", auf griechisch „Kyrios"] ersetzt. Unter diesem Titel wird die Gottheit Jesu feierlich bekannt: „Jesus ist der Herr".

„Ein barmherziger und gnädiger Gott"

Nachdem Israel gesündigt und sich so von Gott abgewandt hat, um das goldene Kalb anzubeten, hört Gott auf die Fürbitte des Mose und nimmt es auf sich, mit seinem untreuen Volk mitzuziehen. So zeigt er seine Liebe. Als Mose darum bittet, seine Herrlichkeit schauen zu dürfen, antwortet ihm Gott: „Ich will meine ganze Schönheit an dir vorüberziehen lassen und den Namen JHWH vor dir ausrufen" (Ex 33,18-19). Und der Herr zieht an Mose vorüber und ruft: „JHWH‘ JHWH ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue" (Ex 34,6). Da bekennt Mose, daß der Herr ein verzeihender Gott ist.

Der Gottesname „Ich-bin" oder „Er-ist" drückt die Treue Gottes aus. Trotz der Untreue, die in der Sünde der Menschen liegt, und trotz der Bestrafung, die sie verdient, bewahrt Gott „Tausenden Huld" (Ex 34,7). Gott offenbart, daß er „voll Erbarmen" (Eph 2,4) ist, und geht darin so weit, daß er seinen eigenen Sohn dahingibt. Jesus opfert sein Leben, um uns von der Sünde zu befreien, und offenbart so, daß er selbst den göttlichen Namen trägt: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, daß Ich bin" (Joh 8,28).

Gott allein ist

Im Lauf der Jahrhunderte konnte der Glaube Israels die Reichtümer, die in der Offenbarung des Namens Gottes enthalten sind, ausfalten und sich in sie vertiefen. Gott ist einzig; außer ihm gibt es keinen Gott. Er ist über Welt und Geschichte erhaben. Er hat Himmel und Erde geschaffen: „Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand ... Du aber bleibst, der du bist, und deine Jahre enden nie" (Ps 102, 27-28). Bei ihm gibt es „keine Veränderung und keine Verfinsterung" (Jak 1,17). Er ist der „Er-ist" von jeher und für immer und so bleibt er sich selbst und seinen Verheißungen stets treu.

Die Offenbarung des unaussprechlichen Namens „Ich bin der Ich-bin" enthält somit die Wahrheit, daß allein Gott ist.

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