Beklemmendes Gefühl: Psychische Ursachen und Lösungsansätze

Angst ist eine natürliche Emotion, die jeder Mensch mehr oder weniger stark im Leben verspürt. Ängstlich zu sein, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig ein gesundheitliches Problem. Die Gründe für Angst sind vielfältig. Wenn Angst jedoch zum ständigen Begleiter wird und Menschen dadurch in ihrem Alltag eingeschränkt sind, spricht man von einer Angststörung.

Was ist Angst?

Angst ist eine natürliche Emotion, die kulturübergreifend bei jedem Menschen auftritt. Auch Tiere haben diese Körperreaktion. Experten verstehen darunter eine Reaktion auf vermeintliche oder tatsächliche Gefahren. Unterschieden wird zwischen der angeborenen und der erlernten Angst. Eine große Rolle nimmt dabei die Amygdala ein. Dabei handelt es sich um eine Struktur im Gehirn, die eine entscheidende Rolle in der Bewertung von Sinnesreizen, der Entstehung von emotionalen Reaktionen und der Speicherung von Erfahrungen spielt.

Manche Anblicke, Geräusche oder Gerüche lösen bereits von Geburt an Angst aus - ein Schutzmechanismus, der das Überleben sichern soll. Menschen lernen allerdings auch von der Reaktion anderer Menschen in bestimmten Situationen ebenfalls ängstlich zu reagieren, zum Beispiel bei der Begegnung mit einer Spinne. Neben der Amygdala sind auch weitere Hirnregionen wie der Hippocampus und der sogenannte präfrontale Kortex an der Angstverarbeitung beteiligt.

Die Angst gilt als normales Verhalten, solange sie nicht übersteigert ist und sich gegen reale Bedrohungen richtet. Sie tritt in den verschiedensten Situationen auf, so zum Beispiel, wenn Gefahr plötzlich bemerkt wird wie bei der Begegnung mit einem zähnefletschenden Hund oder in einem Auto mit einem rücksichtslosen Fahrer. Angst tritt oft auch im Zeitraum vor einem erwarteten Ereignis ein. Viele Menschen haben beispielsweise Angst vor einer anstehenden Operation oder den Schmerzen danach.

Wie äußert sich Angst?

Plötzliche, situationsbedingt aufkommende Angst oder jene vor einem tatsächlich drohenden Ereignis ist ein unangenehmes Gefühl. Körperlich gibt es automatische biologische Stressreaktionen auf eine Gefahrensituation. Diese werden unter der Fight-Flight-Freeze-Theorie zusammengefasst: Man kämpft oder wehrt sich, man flieht/läuft weg/entzieht sich der Situation oder man erstarrt und resigniert. Oft laufen diese Reaktionen automatisch ab (gesteuert von der Amygdala im Gehirn). Wenn man sich darüber bewusst ist, kann man seine Reaktion aber natürlich beeinflussen.

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Neben den bereits genannten Reaktionen gibt es auch weitere: So passen sich manche Menschen stark an und versuchen, es anderen recht zu machen, damit Konflikte vermieden werden. Dieses Verhalten wird „Fawn Reaktion“ genannt. Generell ist es Menschen möglich, mit der eigenen Angst umzugehen, wenn die Angst nicht zu stark ist.

Oft hilft dabei das Gespräch mit einer vertrauten Person. Manchmal vergeht die Angst aber auch mit dem Erwachsenwerden oder wenn im Nachhinein eine Situation als weniger beängstigend eingestuft wird. Auch die Erkenntnis, dass die Möglichkeit besteht, sich auf eine angsteinflößende Situation vorzubereiten, lindert die Beschwerden oftmals.

Was tun bei Angst?

Wenn ein Angstgefühl aufkommt, ist es erst einmal wichtig, Ruhe zu bewahren. Oft hilft es auch, bewusst und tief zu atmen, um den Körper und Geist zu beruhigen. Häufig sorgen Ängste dafür, dass Menschen den Situationen, vor denen sie sich fürchten, ausweichen. Dies führt bei vielen Menschen dazu, dass sie womöglich wichtige (Arzt-)Termine verschieben, Telefonate nicht tätigen oder nicht alleine in den Keller gehen. Das trägt jedoch nur dazu bei, dass sich die Ängste verstärken.

Sinnvoll ist es daher, sich diesen nach Möglichkeit zu stellen und sich bewusst zu machen, dass in der Situation nichts Schlimmes passieren kann. Unter Umständen ist es hilfreich, eine gefühlt bedrohliche Situation zusammen mit einer vertrauten Person zu bewältigen. Im Umgang mit seiner Angst ist es wichtig zu wissen, dass es sich um ein natürliches Gefühl handelt und dass es sich in vielen Fällen unter Kontrolle bringen lässt, wenn der Auslöser bekannt ist.

Was sind Angststörungen?

Erst wenn die Ängste überhandnehmen und sich in der Folge Einschränkungen ergeben, sprechen Experten von Angststörungen. Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, bei der Ängste übermäßig stark ausgeprägt sind. Die Ängste lassen sich dabei oft nicht auf einen konkreten Auslöser zurückführen. Sie werden meist durch das Zusammenwirken von sowohl erblichen als auch neurologischen und psychischen Faktoren verursacht. Sie selbst können zu psychischen oder gar körperlichen Schäden führen.

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Bei vielen Betroffenen stecken einschneidende Erlebnisse wie Unfälle, schlechte Erfahrungen mit bestimmten Situationen oder der Verlust eines geliebten Menschen hinter der Angststörung. Lebenskrisen, psychische Belastungen wie Stress und Erkrankungen wie Depressionen gelten daher als Hauptursachen. Aber auch andere körperliche Erkrankungen wie Herzkrankheiten, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder hormonelle Störungen stehen im Verdacht, Angststörungen auszulösen.

Mittlerweile weiß man, dass nicht nur die Psyche, sondern auch der Körper bei Ängsten eine Rolle spielen kann. Forschungen zeigen, dass eine gestörte Darmflora oder stille Entzündungen, also jene, die ohne Symptome wie Schmerzen, Rötung oder Fieber ablaufen, das Risiko für die Entstehung von Angststörungen erhöhen können. Menschen, die sich über sämtliche Aspekte des täglichen Lebens andauernd und über die Maßen Sorgen machen, leiden zumeist an einer generalisierten Angststörung. Es gibt hierbei keinen konkreten Auslöser für die Ängste. Sie reichen von der Angst, etwas falsch zu machen, über Verlustängste bis hin zu der Angst, einen Unfall zu erleiden oder schwer zu erkranken. Generalisierte Angststörungen treten vermehrt bei Frauen und ab einem durchschnittlichen Alter von 30 Jahren auf.

Die Panikstörung ist eine Form der Angststörung, bei der wiederholt akute und starke Angstzustände auftreten. Begünstigt werden diese Panikattacken dadurch, dass Betroffene dazu neigen, Situationen katastrophierend zu bewerten. Dadurch stellen sie diese als gefährlicher oder bedrohlicher dar, als sie es in der Realität sind. Die Symptome der Panikattacke deuten die Betroffenen als Zeichen einer unmittelbar drohenden körperlichen oder psychischen Katastrophe.

In der Regel halten diese für eine bestimmte Zeit lang an (einige Minuten bis Stunden) und vergehen dann wieder. Dabei hält die Sorge vor weiteren Panikanfällen stets an. Die Häufigkeit der Panikattacken variiert stark; sie kommen bei manchen Menschen mehrfach täglich vor und bei anderen wöchentlich oder monatlich. Betroffene einer Panikstörung schränken sich in ihrem Alltag oft stark ein, das heißt, sie vermeiden es an Orte zu gehen oder Aktivitäten auszuüben, bei denen sie davon ausgehen, dass sie eine Panikattacke auslösen könnten. Verschiedene Studien untersuchen derzeit die Anwendung von VR-Brillen (Virtual Reality). Dabei können sich Betroffene schrittweise angstauslösenden Situationen stellen.

Die Phobie stellt eine auf bestimmte Gegenstände, Situationen, Personen oder Tiere gerichtete sehr starke Angst dar. Auch hier ist den betroffenen Menschen klar, dass ihre Ängste unbegründet sind.

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Arten der Angststörungen und ihre Merkmale

Insgesamt leiden 25 Prozent aller Menschen mindestens einmal im Leben unter Angststörungen. Je 12 Prozent der Menschen sind hierbei konkret von einer Sozialen Phobie oder einer spezifischen Angsterkrankung betroffen. Je 6 Prozent der Menschen leiden an einer Panikstörung. Dabei sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer.

Art der AngststörungMerkmale
Soziale Angststörung/Soziale PhobieBetroffene haben in alltäglichen gesellschaftlichen Situationen (Smalltalk, Menschen ansprechen, Partys) enorm starke Angst und fürchten sich übermäßig vor Kritik oder Bloßstellung. Angst, im Mittelpunkt zu stehen, negativ bewertet zu werden oder sich zu blamieren.
Spezifische Angststörung/Spezifische PhobieMassive Angst vor bestimmten Dingen oder Objekten. Die Angst ist klar an etwas Konkretem festzumachen (z.B. Tiere, Höhe, geschlossene Räume, Autofahren).
PanikstörungForm der Angststörung, bei der eine Person von Panikattacken betroffen ist. Diese äußern sich in besonders intensiven Angstattacken, die bis zum Gefühl der Todesangst reichen können, da die Attacken häufig mit körperlichen Symptomen einhergehen (Schwindel, Herzrasen, Atemnot, Druck auf der Brust), die an einen Herzinfarkt erinnern.
Generalisierte AngststörungBetroffene leiden unter einem permanenten Gefühl von Besorgtheit und Anspannung in Bezug auf Alltägliches. Häufig wird die Befürchtung geäußert, dass dem Betroffenen selbst oder einem Angehörigen etwas Schlimmes passieren könnte (Unfall, Tod).

Ursachen von Angststörungen

Es gibt viele verschiedene Theorien, wie Ängste und Angsterkrankungen entstehen. Sie unterscheiden sich je nach therapeutischer Schule und auch hinsichtlich der entsprechenden Form der Angststörungen. Einig ist man sich in der Forschung jedenfalls, dass am Entstehen von Ängsten meist mehrere Faktoren beteiligt sind. In der Fachsprache nennt man das „multifaktoriell“.

  • Neurobiologische Faktoren: Die biologischen und chemischen Vorgänge in unserem Körper spielen beim Ursprung von Angstattacken eine sehr wichtige Rolle. Bei Angststörungen ist vermutlich das Gleichgewicht von Botenstoffen wie etwa Serotonin, Noradrenalin oder Gamma-Aminobuttersäure im Gehirn gestört.
  • Genetische Faktoren: Scheinen für die Entstehung der verschiedenen Angststörungen bedeutsam zu sein. In den Familien von Betroffenen findet man eine Häufung von Angsterkrankungen.
  • Psychische Faktoren: Mehrere psychische Faktoren sind an der Entwicklung von Angsterkrankungen beteiligt. Traumatische Kindheitserlebnisse (z.B. Angst ist ein Gefühl, für die meisten Menschen ein sehr unangenehmes Gefühl. Angst ist ein Gefühl unangenehmer Beunruhigung. Körperlich geht diese einher mit einer Unruhe, Nervosität, körperlichen Anspannung.
  • Psychosoziale Aspekte: Auch Faktoren unseres Aufwachsens und täglichen Erlebens - also psychosoziale Faktoren - haben Einfluss auf die Entstehung unterschiedlicher Angststörungen.
  • Erziehungsstile: Als maßgeblicher Aspekt bei der Entstehung von Angsterkrankungen werden auch Erziehungsstile von Expert:innen genannt.
  • Sozioökonomische Faktoren: Auch Bildung und Arbeitssituation müssen bei der Entstehung von Ängsten betrachtet werden. So gibt es Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und der Entstehung von Angsterkrankungen.
  • Lerntheoretische Aspekte: Als Faktor der Entstehung von Ängsten kann auch die Lerntheorie genannt werden, nach der wir auf Angst konditioniert werden können.
  • Psychodynamische Faktoren: Je nach psychotherapeutischer Methode gibt es zahlreiche Überlegungen, welche psychodynamischen Faktoren am Entstehen von spezifischen Ängsten beteiligt sind.

Psychogene Schwindelgefühle

Viele Menschen nehmen diese körperlichen Manifestationen psychischer Belastung oft früher wahr als die emotionalen oder kognitiven Aspekte. Dies liegt teilweise daran, dass körperliche Symptome konkreter und leichter zu erkennen sind als emotionale Veränderungen. Hier spielt die EMOTIO eine entscheidende Rolle: Als schnelles, automatisches und unbewusstes Verarbeitungssystem registriert sie Bedrohungen und Belastungen oft schon auf körperlicher Ebene, bevor die RATIO - unser bewusstes, analytisches Denksystem - diese Signale kognitiv einordnen kann.

Psychogene Schwindelgefühle, auch bekannt als funktionelle oder psychische Schwindelgefühle, sind eine besondere Kategorie, die Körper und Geist verbindet. Laut Experten können psychogene Schwindelgefühle durch Stress, Angst oder Depressionen entstehen. Dabei handelt es sich nicht um "Vortäuschung" - die Patienten erleben ihre Beschwerden tatsächlich, lediglich ihr Ursprung ist nicht physisch, sondern psychisch.

Am häufigsten klagen Menschen über ein Gefühl der "Unsicherheit im Raum", "schwimmende Böden" oder "Schwanken". Typisch ist auch die Variabilität - in einem Moment fühlt sich die Person relativ gut, im nächsten muss sie sich an der Wand festhalten. Ein Schlüsselmerkmal ist, dass psychogene Schwindelgefühle nicht von anderen neurologischen Symptomen begleitet werden, wie zum Beispiel einem Kraftverlust in den Gliedmaßen oder Sprachstörungen.

Manchmal verbirgt sich hinter der Entstehung psychogener Schwindelgefühle auch die Angst vor dem Schwindel selbst. Dieser Teufelskreis beginnt, wenn eine Person ein unangenehmes Schwindelerlebnis hat, sich vor dessen Rückkehr fürchtet und es dadurch selbst hervorruft.

Die Diagnose psychogener Schwindelgefühle ist nicht einfach. Ärzte müssen zunächst alle potenziellen organischen Ursachen ausschließen, wie Erkrankungen des Innenohrs (z.B. Morbus Menière), neurologische Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose) oder kardiovaskuläre Probleme. Einige spezialisierte Tests, wie die sogenannte Posturographie, können spezifische Instabilitätsmerkmale zeigen, die für psychogene Gleichgewichtsstörungen typisch sind.

Behandlung von psychogenen Schwindelgefühlen

Die Behandlung erfordert einen umfassenden Ansatz. Das bloße Beruhigen des Patienten, dass "alles in Ordnung ist", reicht meist nicht aus. Zu den häufigsten therapeutischen Ansätzen gehört die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die dem Menschen hilft, negative Denkmuster im Zusammenhang mit Schwindelgefühlen zu beseitigen. Daneben sind oft Entspannungs- und Atemübungen hilfreich, die Spannungen lösen und das innere Empfinden beruhigen.

Eine hervorragende Unterstützung bietet auch Physiotherapie, die auf das Gleichgewicht abzielt - durch sie gewinnt der Mensch wieder mehr Vertrauen in seine Bewegungen und verliert die Angst. Gerade die Kombination aus psychologischer Unterstützung und physischer Rehabilitation erweist sich als am effektivsten.

Eine der Schlüsselmaßnahmen ist, einen regelmäßigen Tagesablauf einzuhalten - Körper und Geist mögen Sicherheit und Rhythmus, sonst geraten sie leicht ins Chaos. Regelmäßige Bewegung hilft wirklich, aber ohne Überanstrengung - sanfte Aktivitäten wie Yoga, Pilates oder ein ruhiger Spaziergang in der Natur sind ideal. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Stressmanagement; Techniken wie Meditation, Achtsamkeit oder autogenes Training sind effektive Werkzeuge, um die Emotionen unter Kontrolle zu bekommen.

Innere Unruhe und Spannungszustände

Bei anhaltender innerer Unruhe fühlen Betroffene sich häufig ruhelos und getrieben. Sie können nicht entspannen oder stillsitzen. Die Gedanken rasen und springen zwischen verschiedenen Themen. Körperlich zeigt sich dies durch Muskelanspannung, besonders im Nacken- und Schulterbereich. Viele beschreiben ein unangenehmes Kribbeln oder Zittern.

Angstbedingte Unruhe äußert sich durch ein ständiges Gefühl drohender Gefahr. Betroffene erleben wiederkehrende Sorgengedanken, die sich kaum kontrollieren lassen. Der Körper reagiert mit erhöhtem Herzschlag, schnellerer Atmung und Schwitzen. Oft entsteht ein Engegefühl in der Brust.

Unter anhaltender Stressbelastung entwickelt der Körper einen Dauerzustand der Anspannung. Die Ruhephasen reichen nicht mehr zur Erholung. Betroffene fühlen sich ständig unter Zeitdruck und gereizt. Kleinigkeiten führen zu unverhältnismäßigen emotionalen Reaktionen. Typisch sind auch Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen und ein unregelmäßiger Appetit.

Anders als oft vermutet, können Depressionen mit starker innerer Unruhe einhergehen. Diese zeigt sich durch rastloses Umhergehen oder ständiges Wippen. Gleichzeitig fehlt die Energie für zielgerichtete Aktivitäten. Betroffene beschreiben ein qualvolles Gefühl innerer Leere bei gleichzeitiger Anspannung.

Anhaltende psychische Belastungen können sich in körperlichen Spannungszuständen manifestieren. Betroffene leiden unter Muskelverspannungen, die zu Schmerzen führen. Häufig sind auch Kiefer- und Zahnprobleme durch nächtliches Zähneknirschen. Die Atmung bleibt flach, und der Körper verharrt in einer Alarmbereitschaft.

Nach traumatischen Erlebnissen kann der Körper in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit verharren. Betroffene schrecken leicht auf und reagieren überempfindlich auf Geräusche oder Berührungen. Sie fühlen sich ständig bedroht und angespannt. Der Schlaf wird durch Albträume gestört.

Ein weiterer Unterschied: Normale Anspannung lässt sich durch bewusste Entspannung oder angenehme Aktivitäten reduzieren. Bei pathologischen Zuständen funktionieren diese Strategien nicht oder nur kurzzeitig. Betroffene fühlen sich der Unruhe ausgeliefert.

Grundsätzlich erleben die meisten Menschen in ihrem Leben Phasen der inneren Unruhe. Häufig liegen offensichtliche Ursachen zu Grunde, die harmloser Natur sind, beispielsweise eine Prüfung, Arbeitsstress oder ein wichtiger Termin. Zudem ist es normal, dass belastende Lebensphasen wie Trennungen, eine Geburt oder auch eine Operation vorübergehend innere Unruhe verursachen können. Auch eine falsche Ernährung oder unzureichende Bewegung sind mögliche Faktoren. Viele Frauen erleben solche Zustände auch im Kontext ihrer Wechseljahre.

Darüber hinaus kann die Nervosität auch psychische Ursachen haben. So kann sie sich im Rahmen der sogenannten psychovegetativen Allgemeinstörungen zeigen. Dazu zählen unspezifische Beschwerden wie Erschöpfung, Schwindel, Schmerzen und eben auch innere Unruhezustände. Ausgelöst werden diese Beschwerden nicht durch organische Ursachen, sondern allein durch psychische Vorgänge.

Anhaltende nervöse Unruhezustände können auch im Rahmen einer Depression auftreten. Treten zusätzliche Symptome wie gedrückte Stimmung, ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Druckgefühle in Brust- und Bauchraum sowie Freudlosigkeit auf, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Des Weiteren können verschiedene Genussmittel zu unruhigen Zuständen, Ängstlichkeit und depressiven Verstimmungen führen. Dazu zählen Kaffee, Nikotin und Alkohol. Besonders bei übermässigem Konsum kann ein nachfolgender Entzug starke Nervosität hervorrufen.

Die innere Unruhe kann beispielsweise aber auch als Begleiterscheinung einer Reihe organisch bedingter Grunderkrankungen auftreten, etwa im Rahmen funktioneller Herzbeschwerden, einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder bei Unterzuckerung (Hypoglykämie).

Therapie

Die kognitive Verhaltenstherapie bietet wirksame Ansätze zur Behandlung innerer Unruhe und Spannungszustände. Ein wichtiger Baustein ist das Erlernen von Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen. Diese Techniken zielen darauf ab, die Überaktivität der EMOTIO zu reduzieren und gleichzeitig die RATIO zu stärken. Im therapeutischen Prozess werden auch die gedanklichen Muster identifiziert, die zur Anspannung beitragen und alternative Denkmuster entwickelt.

Wann sollte man Angst ärztlich abklären lassen?

Verspüren Betroffene vermehrt Ängste und haben das Gefühl, sich ungewöhnlich viele Sorgen zu machen, sodass der Alltag deutlich beeinträchtigt ist, ist es ratsam sich ärztliche Hilfe zu suchen. Meist veranlasst der Arzt oder die Ärztin weitere Untersuchungen, um etwaige körperliche Erkrankungen abzuklären. Dazu gehört vor allem eine Blutuntersuchung, um beispielsweise Organschäden oder Infektionen aufzudecken, die wiederum Ursache für eine psychische Erkrankung sein können.

Um zu überprüfen, ob das Herz betroffen ist, wird zumeist ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. Können körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, empfiehlt der Arzt ode die Ärztin möglicherweise eine Psychotherapie, um die Angsterkrankung zu behandeln. Weiterhin kann ein Psychiater oder eine Psychiaterin Medikamente gegen die Angsterkrankung (z.B. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Benzodiazepine ) verschreiben, die jedoch begleitend zur Psychotherapie eingenommen werden sollten.

Angststörungen können von unterschiedlichen Fachkreisen diagnostiziert werden. Der erste Verdacht auf eine mögliche Angsterkrankung erhärtet sich meist bei Hausärzt:innen. Im besten Fall werden Patient:innen im Anschluss daran zur weiteren Diagnostik an psychiatrische Fachärzt:innen weiterverwiesen. Auch klinische Psycholog:innen sowie Psychotherapeut:innen können an der Diagnose von Angststörungen beteiligt sein.

Um eine Angststörung zu diagnostizieren, wird mit Patient:innen zuerst ein ausführliches Gespräch geführt. Im Anschluss daran wird mithilfe des ICD-11 ein strukturierter Befund erstellt. Neben der eigentlichen Anamnese kann auch die Fremdanamnese zum Einsatz kommen. Dabei liefern Angehörige oder enge Vertraute der Patient:innen mit dem entsprechenden Einverständnis oft wertvolle Informationen zur Diagnosestellung.

Je nach Form der Angststörung und deren Schweregrad gilt die Verschränkung von medizinischer Behandlung und Psychotherapie als ideale Ausgangssituation für die Therapie der Angst. In der Medizin kommen bestimmte Psychopharmaka zum Einsatz, deren Dosierung und Auswahl immer psychiatrisch fachärztlich begleitet werden sollte. Seit kurzem stehen auch wirksame pflanzliche Arzneimittel aus der Phytotherapie zur Behandlung von ängstlichen Symptomen zur Verfügung. Ein Präparat aus dem medizinischen Lavendel, das frei in der Apotheke erhältlich ist, gilt als erstes Mittel der Wahl bei milden Formen der Angststörung, um schweren Verläufen zeitgerecht vorzubeugen.

In der Psychotherapie kommen unterschiedliche Methoden und Interventionsformen zum Einsatz, welche die langfristige Heilung der zugrundeliegenden Ursachen der Angsterkrankung sowie einen gesunden Umgang mit den eigenen Verhaltensweisen und Gedankenmustern zum Ziel haben.

Wenn Sie von Angst betroffen sind, ist es wichtig, dass Sie sich rasch Hilfe holen. Warten Sie nicht zu lange, denn je früher Sie Ihrer Angst ins Auge blicken, desto eher können Sie verhindern, dass sich eine ängstliche Verstimmung zu einer chronischen Angsterkrankung manifestiert. Setzen Sie auf pflanzliche Unterstützung bei ersten Anzeichen einer ängstlichen Verstimmung.

Bewusst zu entspannen kann im Umgang mit der Angst besonders hilfreich sein. Achten Sie also einerseits auf ein aktives Stressmanagement sowie darauf, Ihren Stress abzubauen. Je eher wir also Dinge vermeiden, die uns ängstigen, desto größer können die entsprechenden Ängste werden. Vermeidung sollte also vermieden werden. Fassen Sie Mut und holen Sie sich dafür bei Bedarf entsprechende Hilfe.

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