Traumdeutung: Symbole, Lexikon und psychologische Aspekte

Traumdeutung, auch Oneirologie genannt, umfasst Tätigkeiten und Konzepte, die hinter den Bildern, Handlungen und Gefühlen im Traum symbolische Botschaften vermuten und diese methodisch deuten wollen.

Geschichte der Traumdeutung

Die Geschichte der Traumdeutung lässt sich in Europa vor allem durch Traumbücher nachvollziehen, in denen Traumsymbolen zukunftsweisende Bedeutungen zugemessen wurden. In der Antike wurde Träumen eine göttliche oder dämonische Quelle zugeschrieben, die dem Menschen Botschaften übermittelte. Der wichtigste Traumdeuter der griechischen Antike war Artemidor von Daldis.

Die arabischsprachigen Traumhandbücher des mittelalterlichen islamischen Kulturkreises benutzten ähnliche Formeln wie altägyptische und babylonische Omen-Texte. Der bekannteste Traumdeuter der islamischen Tradition war Ibn Sirin (gest. 728), dem zahlreiche Traum-Handbücher zugeschrieben worden sind.

Seit der Aufklärung wird der Charakter des Traums als Überbringer von Botschaften philosophisch bezweifelt. Im 18. Jahrhundert fand eine Säkularisierung und Psychologisierung bei der Interpretation von Träumen statt. 1814 erschien Gotthilf Heinrich von Schuberts einflussreiches Werk Die Symbolik des Traumes, in dem den "Traumbildern" wieder eine "prophetische Combinationsgabe" zugeschrieben wurde.

Moderne Traumdeutung und Neurowissenschaften

Die moderne Traumdeutung beruht auf den Forschungen Sigmund Freuds, dessen psychoanalytische Theorie das Traumgeschehen als wichtige Informationsquelle über unbewusste Erlebensweisen des Menschen auffasst. In seinem Werk Die Traumdeutung bezeichnet Freud solche Arbeit auch als Traumanalyse.

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In den Neurowissenschaften ist der Stellenwert einer tiefenpsychologischen Traumdeutung umstritten. Crick und Mitchison führen das Traumphänomen auf neuronale und kognitive Prozesse des Gehirns zurück, bei denen unwichtige Verhaltensmodi gelöscht würden. Andere Wissenschaftler sehen in ihrer experimentellen Forschung eine Bestätigung einiger Grundannahmen der psychoanalytischen Traumdeutung.

Varianten der Traumdeutung

Sigmund Freud

Sigmund Freud begründete die moderne Traumdeutung und zeigte in seinem Werk Die Traumdeutung Wege zur Aufdeckung des Traumsinns auf. Freud stellte eine Theorie auf, wonach Träume keine Produkte einer bloßen Verarbeitung vorheriger Tageserlebnisse seien, und der zufolge dem Traum kein prophetischer Gehalt innewohne. Vielmehr sei der Traum eine Befriedigung eines verdrängten Triebwunsches und enthalte eine höchst intime "Botschaft" über die von den Erfahrungen der Kindheit maßgeblich bedingte Situation des Träumenden.

Aus den Ergebnissen seiner Methode der Traumdeutung leitete Freud ab, dass es psychische Inhalte gebe, die aktiv daran gehindert werden, das Bewusstsein zu erreichen. Den dafür maßgeblichen Verdrängungs-Mechanismus bezeichnete er als "Zensur". Der Vorgang der Traumgestaltung wird als "Primärprozess" bezeichnet. Hauptverantwortlich dafür, dass die "Botschaft" eines Traumes nicht unmittelbar nachvollzogen werden könne, sei aber die Zensur, die während des Schlafes zwar herabgesetzt, jedoch nicht gänzlich aufgehoben werde.

Die "tiefsten" Inhalte der Träume entstammen Freuds Theorie zufolge dem Es, das weitreichend mit dem Unbewussten identisch sei - also triebhaften Bedürfnissen, die befriedigt werden sollen. Aus diesen einander widerstrebenden Forderungen ergebe sich der sogenannte latente Inhalt des Traumes, seine in Symbolen verkleidete, einer Deutung bedürfenden Botschaft. Im Gegensatz hierzu stelle der manifeste Traum dar, was dem Träumer in Gestalt der ihm meist unverständlichen Symbole beim Erwachen im Gedächtnis haften blieb. Für die freie Assoziation wird der Träumer aufgefordert, sowohl spontane, unkritische als auch gezielt beschreibende Einfälle über die Symbole seines Traumes zu gewinnen. Mit Hilfe dieser zusätzlichen Informationen könne dann die unter der erinnerten Traumoberfläche verborgen gebliebene (latente) Botschaft ausfindig gemacht werden.

C. G. Jung

Carl Gustav Jung verstand den Traum als unmittelbar deutlich werdende Darstellung der inneren Wirklichkeit des Träumenden, d. h. es bedürfe von diesem keiner freien Assoziationen, um den Traum verstehen zu können. Um den spezifischen Traumsinn zu verstehen, schlägt Jung statt der freien Assoziationen, die vom Traummaterial wegführen, eine "Umkreisung, deren Zentrum das Traumbild bleibt", als Methode zur Traumdeutung vor. Indem man jedes einzelne Symbol eines Traumes mit direkt dazugehörigen persönlichen Assoziationen anreichert, sowie mit den unpersönlichen Amplifikationen, könne der Traumsinn deutlich werden.

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Jung prägte auch den Begriff des kollektiven Unbewussten, ein Bereich, aus dem Kultur-unabhängig gleiche Motivbilder entstehen. Jung teilte Freuds Auffassung, dass Träume ein "Königsweg zum Unbewussten" seien. Jedoch unterscheiden sich die Ansätze Jungs und Freuds folgendermaßen: Dadurch, dass Jung die unpersönliche, kollektive Bedeutung des jeweiligen Symbols zu den persönlichen Assoziationen hinzunimmt.

Jung betonte, dass es keine "gebrauchsfertige systematische Anleitungen zur Traumdeutung" gibt, "als ob man einfach ein Nachschlagewerk kaufen und ein bestimmtes Symbol und seine Bedeutung heraussuchen könnte. Kein Traumsymbol kann von dem Menschen, der davon geträumt hat, abgetrennt werden; denn es gibt keine allgemeingültige Deutung für einen Traum." Motive und Symbole müssen jeweils "im Kontext des Traumes, nicht als sich selbst erklärende Chiffren gesehen werden".

Für Freud waren die freien Assoziationen seiner Patienten maßgeblich für die Auslegung derer Träume. Jung hingegen verstand sich als Empiriker – und somit Naturwissenschaftler – und betont an vielen Stellen seines Werkes die Hypothesenhaftigkeit seiner Begriffe und Konzepte. In seiner Auseinandersetzung mit Freud erörterte er jedoch auch die Bedeutung der persönlichen, individuellen Voraussetzungen des Forschers für die von einem Einzelnen entwickelte Psychologie.

Nach Jung spricht der Traum eine eigene Bildersprache, die es zu verstehen gilt, die jedoch direkt ausdrückt, was der Traum "zu sagen" hat. Nach Freud wirkt im Traum ein Zensor, der die Traumaussage verzerrt. Während nach Freud der Traum eine versteckte Wunscherfüllung bringt, ist der Traum nach Jung ein natürliches Phänomen, das die bewusste Haltung des Ichbewusstseins kompensiert und ausgleicht.

Traumdeutung: Symbole und ihre Bedeutungen

Die Anzahl der heute bekannten Traumsymbole ist groß, was nicht zuletzt der verschiedenen Traumtheorien vieler Traumforscher geschuldet ist. Hier sind einige häufige Traumsymbole und ihre möglichen Bedeutungen:

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  • Baby: Etwas verdient Liebe und Aufmerksamkeit.
  • Blumen: Achten Sie auf die Art und Farbe der Blumen.
  • Dunkelheit: Entscheidend ist, ob Sie Licht ins Dunkle bringen können.
  • Feuer: Steht oft für einen Wandel, der sich im Innern vollzieht.
  • Fliegen: Bedeutet meist ausschließlich Positives.
  • Hochzeit: Ein Blick auf die eigene Lebenssituation lohnt sich.
  • Katze: Ein Zeichen für wichtige, zukünftige Ereignisse.
  • Meer: Ein Ort, der zahlreiche Geheimnisse unseres Unterbewusstseins hütet.
  • Schlange: Nicht immer negativ belastet.
  • Tod: Etwas fällt ins Auge, das bis dahin verborgen war.
  • Wasser: Thematisiert häufig die emotionale Ebene.
  • Zähne: Stehen meistens für Ärger.

Bereiche der Traumdeutung

Generell unterscheidet man die symbolische und die psychologische Form der Traumdeutung. Diese beiden Ansätze variieren in Bezug auf die Blickrichtung, die bei der Interpretation der Träume eingenommen wird.

Der symbolische Deutungsansatz

Hier geht es vor allem um die einzelnen Traumsymbole und ihre Bedeutung für die Zukunft. Die zugrundeliegende Annahme ist, dass die Seele des Träumenden im Schlaf Informationen erhält, die als Symbol verschlüsselt im Bewusstsein auftauchen und Aufschluss über Problemlösungen oder zukünftige Erlebnisse geben.

Der psychologische Deutungsansatz

Dieser Bereich befasst sich eher mit der Vergangenheit und Gegenwart des Träumenden und analysiert, was er oder sie unbewusst mit dem betreffenden Traumbild verbindet. Es werden also die Assoziationen und Erinnerungen betrachtet, die die betreffende Person zu den Traumerlebnissen hat.

Traum Schlafphasen: Wann träumen wir eigentlich?

Generell träumt jeder Mensch in jeder Nacht, ob er sich nach dem Erwachen nun daran erinnert oder nicht. Das Erinnern hängt stark davon ab, wie sehr sich der Einzelne mit seinen Träumen auseinandersetzt und auch, wie geübt sein Gedächtnis darin ist, sich seine Träume zu merken. Unterteilt wird unser Schlaf in REM-Phasen (Rapid Eye Movement) und NONREM-Phasen (Tiefschlaf), wobei wir auch in letzteren träumen. Wird ein Mensch aus einer REM-Phase geweckt, kann er seine Trauminhalte jedoch viel häufiger detailliert wiedergeben, als wenn er aus dem Tiefschlaf erwacht.

Verschiedene Traumformen

Es gibt nicht nur Albträume und "normale" Träume, sondern verschiedene Arten.

Wie lassen sich Albträume vermeiden?

Durch Unverarbeitetes aus dem wachen Zustand, Stress und Unausgeglichenheit, aber auch durch traumatische Erlebnisse können Albträume vorkommen. Nehmen diese jedoch überhand und treten gehäuft auf, kann dem auch ein schwerwiegendes Trauma oder psychische Probleme zugrunde liegen. In diesem Fall sollte man einen Fachmann für das Auffinden und Behandeln der Ursache der Albträume aufsuchen.

Forschung zur Traumdeutung

Die Traumforschung sieht sich mit dem Problem konfrontiert, dass der Traum an sich nicht unmittelbar beobachtet werden kann. Die Zugänge zur Erforschung des Phänomens Traum gliedern sich in drei Bereiche:

  1. Physiologische Ansätze, insbesondere Neurobiologie: Hirnstrommessungen (EEG), Identifizierung von Schlafphasen des Gehirns, Erforschung beteiligter Hirnstrukturen.
  2. Beobachtbares Schlafverhalten: Augenbewegungen, Muskelzuckungen, Lagewechsel.
  3. Experimentell-Psychologisch: Untersuchung der Erfahrungsberichte von Probanden nach gezieltem Wecken im Schlaflabor.

Neurobiologie

Es gibt bisher keine unter Neurophysiologen allgemein anerkannte Hypothese zur Funktion des Traumes und des REM-Schlafs. Die medizinisch-naturwissenschaftliche Erforschung des Phänomens Traum begann 1953 mit Eugene Aserinskys Entdeckung der REM-Phase im Schlaf. Allan Hobson und Robert McCarley entwickelten das reziproke Interaktionsmodell und die Aktivierungs-Synthese-Hypothese.

Der Neurophysiologe und Psychoanalytiker Mark Solms meint, dass Träume durch höhere Hirnfunktionen generiert werden und kein direkter Zusammenhang zwischen REM-Schlaf und Träumen besteht.

Experimentell-Psychologisch

Die Inhalte der experimentell-psychologischen Traumforschung lassen sich in drei Gruppen einteilen:

  1. Die Beschreibung von Träumen, um sie eindeutig von Wachfantasien und -gedanken abgrenzen zu können.
  2. Die Einflussfaktoren auf Träume, d. h. die Frage, welche Auswirkungen das vorangegangene Wacherleben und äußerliche Reize während des Schlafs auf den Traum hat.
  3. Die Rückkopplung von erlebtem Traum auf das Wacherleben, wie beispielsweise nach Albträumen oder kreativen Träumen.

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