Störung Definition Psychologie

Psychologie (gr. ψυχή psyché ‚Hauch‘, ‚Seele‘, ‚Gemüt‘ und -logie)[1] ist eine empirische Wissenschaft. Sie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. Psychologie ist als Wissenschaft bereichsübergreifend.

Als Gegenteil von psychischer Gesundheit wird die psychische Krankheit gesehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert psychische Störungen wie folgt: „Psychische Störungen stellen Störungen der psychischen Gesundheit einer Person dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind. Beispiele für psychische Störungen sind Depressionen, Angststörungen, Verhaltensstörungen, bipolare Störungen und Psychosen.“

Der Übergang von (kompletter) psychischer Gesundheit und psychischer Krankheit ist fließend, viele Personen haben manchmal Symptome von psychischer Krankheit, z. B. Ängste oder depressive Verstimmungen, ohne gleich an einer psychischen Krankheit zu leiden. Erst wenn diese schwer werden oder/und lange anhalten, kann man von einer psychischen Erkrankung sprechen.

Im Folgenden werden verschiedene Arten von psychischen Störungen, ihre Ursachen, Diagnose und Behandlung näher beleuchtet.

Arten psychischer Störungen

Es gibt eine Vielzahl an psychischen Störungen. Hier ein Überblick über einige der häufigsten:

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  • Angststörungen: Angststörung (auch: phobische Störung) ist ein Sammelbegriff für psychische Störungen, bei denen entweder eine übertriebene unspezifische Angst oder konkrete Furcht (Phobie) vor einem Objekt bzw. einer Situation auftritt. Bei einer Angststörung ist die Angst im Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung unangemessen und übersteigert. Angststörungen führen zu einer erheblichen psychischen Belastung und körperlichen Begleiterscheinungen. Angststörungen können mit körperlichen Anzeichen der Angst wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Übelkeit, Brustenge und Schwindel einhergehen. Es gibt verschiedene Arten von Angststörungen, wie z.B. spezifische Phobien oder soziale Phobien. Soziale Phobie gehören zu den phobischen Störungen (Angststörungen) und werden im ICD-10 unter F40.1 klassifiziert. Das zentrale Merkmal sind ausgeprägte Ängste, in sozialen Situationen.
  • Depressionen: Die Depression (von lateinisch deprimere „niederdrücken“) ist eine psychische Störung mit Zuständen psychischer Niedergeschlagenheit als Leitsymptom. Die Depression ist eine psychische Erkrankung, die mit gedrückter Stimmung, Freud- und Interesselosigkeit sowie Antriebsarmut einhergeht. Die Depression tritt sehr häufig auf. Der Entstehung einer Depression liegen meist mehrere Ursachen zugrunde. Meist sind verschiedene Faktoren beteiligt, die erst im Zusammenspiel eine Depression hervorrufen. Neben psychosozialen Triggern können auch biochemische Veränderungen im Körper oder genetische Faktoren Auslöser sein. Vereinfacht lässt sich sagen, dass es innere und äußere Umstände sind, die einen Menschen an einer Depression erkranken lassen.
  • Bipolare Störungen: Die bipolare affektive Störung (früher bekannt unter der Bezeichnung manisch-depressive Erkrankung) ist eine psychische Störung und gehört zu den Affektstörungen. Bipolare Störungen oder manisch-depressive Erkrankungen zeichnen sich durch ausgeprägte Schwankungen im Antrieb, im Denken und in der Stimmungslage einer Person aus. So durchleben Menschen mit Bipolaren Störungen depressive Phasen und Phasen euphorischer oder ungewöhnlich gereizter Stimmung. Letztere gehen mit einem deutlich gesteigerten Antrieb einher. Sind diese Phasen schwach ausgeprägt, spricht man von hypomanen, in voller Ausprägung von manischen Episoden.
  • Psychosen: Psychosen sind psychische Erkrankungen, deren Ausgestaltung abhängig vom Lebenskontext der betroffenen Person verschiedene Formen annehmen kann. Allerdings existieren Symptombereiche, die übereinstimmend bei vielen Betroffenen verändert sind. So können bei einer Psychose das Denken, Fühlen, Empfinden zum eigenen Körper und der Kontakt zu anderen Menschen verändert sein. Erkrankte Menschen haben häufig Mühe, zwischen der Wirklichkeit und der eigenen, subjektiven Wahrnehmung zu unterscheiden. Für Außenstehende lässt sich die Psychose am ehesten als ein Zustand extremer Dünnhäutigkeit beschreiben. Der Begriff ‚Psychose‘ wird heute als eine Art Überbegriff für verschiedene psychische Erkrankungen benutzt, bei denen Halluzinationen oder Wahn zu den auffälligsten Krankheitsanzeichen gehören.
  • Sucht: Abhängigkeit (umgangssprachlich Sucht) bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Sucht bezeichnet die psychische oder physische Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten. Sie entsteht, weil das Suchtmittel oder die Verhaltensweise auf das Belohnungszentrum im Gehirn wirkt und dort positive Gefühle auslöst. Sucht ist keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit, die auf einer Fehlregulierung im Gehirn beruht. Die Ursachen für eine Suchterkrankung sind vielfältig.
  • Essstörungen: Eine Essstörung ist eine ernsthafte Erkrankung. Im Mittelpunkt steht das Thema „Essen“. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Ernährungsproblem, sondern der Umgang mit dem Essen und das Verhältnis zum eigenen Körper sind gestört. Betroffene schränken ihr Essverhalten übermäßig stark ein, kontrollieren es ausgeprägt oder verlieren völlig die Kontrolle darüber. Es gibt verschiedene Formen: die Magersucht, die Bulimie und die Binge-Eating-Störung. Viele Essstörungen treten nicht in Reinform auf. Kennzeichnend für Essstörungen sind: ständiges Sorgen um Gewicht und Essen, Nahrungsverweigerung oder unkontrollierte Essanfälle, heimliches Essen, Panik vorm Zunehmen, Ablehnen des eigenen Körpers, hoher Leidensdruck. Die Krankheit wirkt sich auf Körper und Seele aus.
  • Persönlichkeitsstörungen: Die Persönlichkeitsstörung ist eine schwere Störung der Persönlichkeit und des Verhaltens, bei der bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur in besonderer Weise ausgeprägt, unflexibel oder wenig angepasst sind. Persönlichkeitsstörungen können als extreme Ausprägung eines Persönlichkeitsstils mit unflexiblen, starren und unzweckmäßigen Persönlichkeitszügen betrachtet werden, die dabei die Lebensqualität des Betroffenen beeinträchtigen, zu (subjektivem) Leid oder zu häufigen Konflikten mit seiner Umwelt führen. Abweichende, unangepasste Erlebensweisen, Erfahrungs- und Verhaltensmuster schränken dabei den Betroffenen in seiner Zufriedenheit und im Erreichen seiner persönlichen Ziele ein oder führen zu häufigen Problemen mit anderen Menschen oder der Gesellschaft. Eine Persönlichkeitsstörung liegt dann vor, wenn diese problematischen Persönlichkeitszüge stabil und langdauernd vorliegen und bis ins Jugend- oder frühe Erwachsenenalter zurückverfolgt werden können. Sie ist keine Folge einer anderen psychischen Störung, der Wirkung einer Substanz (z.B.
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychische Erkrankung, die als Folge auf ein traumatisches Ereignis auftreten kann. Traumatische Ereignisse sind extrem bedrohliche oder schreckliche Situationen, die das Leben oder die Sicherheit von einem selbst oder anderen bedrohen. Beispiele für solche Situationen sind Naturkatastrophen, schwere Unfälle, Kriege, lebensbedrohliche Erkrankungen sowie körperliche oder sexuelle Gewalt. Dabei können PTBS als Folge einer oder mehrerer traumatischer Erlebnisse auftreten, wenn entweder eine Person selbst betroffen ist oder wenn eine Person zum Beispiel Zeuge eines schrecklichen Ereignisses bei andere...
  • Neurosen: Neurosen sind psychische Störungen, bei denen keine körperlichen Ursachen vorliegen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Ängste, Phobien und depressive Verstimmungen, aber auch körperliche Symptome (z.B. Der Psychoanalytiker Sigmund Freud befasste sich intensiv mit Neurosen und führte diese auf frühkindliche Konflikte zurück. Neurosen sind von Psychosen abzugrenzen, bei denen der Bezug zur Realität verloren geht. Die Störungsbilder werden in Angststörungen, Zwangsstörungen, Dysthymia, hypochondrische sowie dissoziative Störungen eingeteilt. Von neurotischen Störungen sind rund 6 - 10 % aller Menschen betroffen.

Ursachen psychischer Störungen

Psychische Erkrankungen können viele Ursachen haben. Viele davon sind nach wie vor Gegenstand der Forschung. Bei der Entstehung einer psychischen Erkrankung wirken biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammen. Zum Beispiel ein mögliches Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn, genetische Veranlagung sowie Lebensumstände.

Bei Persönlichkeitsstörungen geht die Fachwelt derzeit davon aus, dass diese durch ein Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren entstehen:

  • Biologische Faktoren
  • Psychosoziale Faktoren

Unter dem Oberbegriff „organische psychische Störungen“ (OPS) werden alle psychischen Befindlichkeitsstörungen zusammengefasst, denen direkt eine Schädigung des Gehirns zugrunde liegt. Früher waren diese Störungen u.a. unter dem Begriff „Hirnorganisches Psychosyndrom“ bekannt. Zu dem Formenkreis OPS zählen auch körperliche Erkrankungen, die das Gehirn beeinträchtigen (z.B. psychische Störungen bei Schilddrüsenfunktionsstörungen etc.). Mit dem OPS gehen meist auch soziale Beeinträchtigungen einher.

Folgende allgemeine Mechanismen können zum Beispiel zu Schädigungen von Hirnsubstanz bzw. -funktionen führen:

  • Schädel-Hirn-Verletzungen
  • Durchblutungsstörungen im Gehirn (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Störungen des Immunsystems (z.B. Infektionen - vor allem des Zentralnervensystems
  • Stoffwechselstörungen
  • Medikamente (z.B. das Anti-Parkinson-Medikament Levodopa)

Diagnose psychischer Störungen

Die Diagnose einer psychischen Störung erfolgt in mehreren Schritten:

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  1. Anamnese: Es erfolgt zuerst eine Erhebung der Krankengeschichte, die Anamnese. Es kann auch hilfreich sein, wenn eine Vertrauensperson bei der Anamnese dabei ist und ihre Sicht der Situation schildert - sofern das die Patientin oder der Patient möchte.
  2. Körperliche und neurologische Untersuchung: Es erfolgt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
  3. Psychologische Tests und Gespräche: Im Rahmen von regelmäßigen fachärztlichen bzw. klinisch-psychologischen Gesprächen und Untersuchungen werden die Symptome erfasst und beurteilt.

Bei organischen psychischen Störungen (OPS) ist eine Grundvoraussetzung der Diagnose, dass eine organische Erkrankung direkt oder indirekt einzelne oder mehrere Gehirnfunktionen beeinträchtigt. Zusätzliche Hinweise können sein:

  • Auftreten einer psychischen Erkrankung in einem dafür untypischen Alter
  • Zusätzlich zu psychischen Symptomen neurologische Auffälligkeiten
  • Ausbleibender Therapieerfolg bei etablierter Behandlung einer psychiatrischen Erkrankung

Folgende Untersuchungsmethoden können zum Einsatz kommen:

  • Funktionsdiagnostik
  • Bildgebende Verfahren
  • Laboranalysen

Behandlung psychischer Störungen

Glücklicherweise gibt es beim Auftreten von psychischen Störungen viele Möglichkeiten, Hilfe und Unterstützung zu bekommen und diese zu behandeln. Hier können verschiedene Berufsgruppen hilfreich sein: PsychiaterInnen, (klinische) PsychologInnen, PsychotherapeutInnen und auch SozialarbeiterInnen.

Die Behandlung einer Persönlichkeitsstörung erfolgt in erster Linie durch Psychotherapie. Diese kommt vor allem bei Menschen zum Einsatz, die aufgrund der Persönlichkeitsstörung schwerwiegende Probleme mit ihrem Verhalten und eigenen Erleben haben. Medikamente können vor allem gezielt gegen Symptome zum Einsatz kommen. Dies empfehlen Fachleute vorrangig jedoch in Kombination mit Psychotherapie.

Im Rahmen einer Psychotherapie können Betroffene über ihre Probleme bzw. ihr Leben sprechen. Es erfolgt die Vereinbarung von individuellen Therapiezielen. Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen hat auch das Training sozialer Fähigkeiten sowie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten und Verhaltensänderungen im Alltag zum Inhalt. Wenn die Patientin oder der Patient einverstanden ist, ist zudem die Einbeziehung von nahestehenden Menschen in die Psychotherapie möglich.

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Es kommen zum Beispiel Verhaltenstherapie bzw. spezielle Techniken der Verhaltenstherapie zum Einsatz wie dialektisch-behaviorale Therapie sowie andere spezialisierte Techniken im Bereich der Psychotherapie. Besonders gut wissenschaftlich untersucht ist die Psychotherapie bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung.

Die Ärztin oder der Arzt kann auch Medikamente vorschlagen. Der Einsatz von Medikamenten kann vor allem sinnvoll sein bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, die schwere Symptome und größere Beeinträchtigungen dadurch haben bzw.

Gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten bespricht die Ärztin oder der Arzt Therapieziele und richtet die Medikation danach aus. Bei starker Impulsivität bzw. Bei Störungen mit der Stimmung wie depressive Verstimmungen, Stimmungsschwankungen, große Ängste oder Wut können ebenso Stimmungsstabilisierer zur Anwendung kommen.

Die Ärztin oder der Arzt berät Sie zu weiteren Möglichkeiten einer medikamentösen Behandlung - je nach Form der Persönlichkeitsstörung.

Die Therapie einer organisch psychischen Störung richtet sich nach der Ursache und den individuellen Symptomen, die sehr unterschiedlich sein können. Es kommen je nach Grunderkrankung diverse Behandlungstechniken von Medikamenten über Operationen bis hin zu Physiotherapie, Psychotherapie und anderen Maßnahmen (z.B. Rehabilitation) zum Einsatz.

Ein Schwerpunkt liegt auf der Aktivierung der Betroffenen (z.B. tagesstrukturierende Maßnahmen etwa in Tageszentren). Sie sollen so selbstständig wie möglich leben können. Bewährt hat sich zudem eine Beratung (z.B. zu Pflegeleistungen, Selbsthilfegruppen) von Angehörigen, die sich oft mit sehr herausfordernden Situationen (z.B. rechtlich) konfrontiert sehen.

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