Die Psychologie ist eine faszinierende Wissenschaft, die das menschliche Verhalten und den Geist erforscht. Sie bietet uns Einblicke in unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen und hilft uns, uns selbst und andere besser zu verstehen.
Was ist Psychologie?
Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. Ihr Ziel ist es, menschliches Erleben und Verhalten, deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen oder Bedingungen zu beschreiben und erklären. Das Wort Psychologie (als psychologia erstmals im 16. Jahrhundert belegt) bedeutet wörtlich Seelenkunde (abgeleitet von griechisch ψυχολογ?α, psychología, von psyché Hauch, Seele, Gemüt und -logie als Lehre bzw. Wissenschaft).
Als empirische Humanwissenschaft unterscheidet sich Psychologie von verwandten Forschungsgebieten anderer Fächer, die zum Teil eigene Psychologien inkorporieren, wie beispielsweise Philosophie, Soziologie, Pädagogik, Anthropologie, Ethnologie, Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Allgemeinen Linguistik, Medizin oder Biologie, durch naturwissenschaftlich-experimentelle Ausrichtung: Mentale Prozesse, konkrete Verhaltensmechanismen sowie Interaktionen von mentalen Prozessen und dem Verhalten von Menschen werden beschrieben und erklärt, wobei Überschneidungen bis hin zur gegenseitigen Interdisziplinarität möglich sind. Diese Abgrenzung kann als eine erweiterte Definition der Psychologie gelesen werden.
Ursprung und Geschichte der Psychologie
Psychologie wurde als eigenständige akademische Disziplin Anfang des 19. Jahrhunderts in damaligen wissenschaftlichen Zentren Deutschlands wie Leipzig und Königsberg begründet. In Leipzig gründete Wilhelm Wundt gemeinsam mit Gustav Theodor Fechner 1879 (zunächst als Privatinstitut) das Institut für experimentelle Psychologie. Um diese beiden sammelte sich binnen kurzer Zeit ein Kreis engagierter junger Forscher, zu denen unter anderem Emil Kraepelin, Hugo Münsterberg, Granville Stanley Hall und James McKeen Cattell gehörten. 1883 wurde das Institut offizielles Universitätsinstitut.
Insbesondere Johann Friedrich Herbart, ab 1809 Nachfolger Immanuel Kants auf dessen Königsberger Lehrstuhl, bemühte sich mit zahlreichen Veröffentlichungen um eine eigene Lehre der Psychologie (siehe die entsprechenden Angaben dazu in dem Namensartikel zu Herbart 1816, 1824, 18391840 und 1840). Dies ist deshalb nicht so geläufig, da Herbart vornehmlich als Begründer der wissenschaftlichen Pädagogik gilt. Dennoch ist die Bedeutung Herbarts für beide Disziplinen nicht zu unterschätzen. Wissenschaftler heutiger Zeit entdecken bisweilen, dass scheinbare neue Entwicklungen sich schon in Ansätzen bei Herbart und zeitgenössischen Wissenschaftlern finden.
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1896 verwendete Sigmund Freud zum ersten Mal den Begriff Psychoanalyse. Die Tierpsychologie (heute: Verhaltensforschung) sonderte sich im frühen 20. Jahrhundert unter Konrad Lorenz als eigenständiges Fach von der Psychologie ab. Sie ging ebenfalls maßgeblich vom ehemaligen Lehrstuhl Kants aus.
Methoden der Psychologie
Als empirische Wissenschaft vom Erleben und Verhalten obliegt es der Psychologie, Theorien und daraus abgeleitete Modelle, Hypothesen, Annahmen für die Beantwortung einer konkreten Fragestellung usw. mit geeigneten wissenschaftlichen Methoden empirisch zu prüfen. Die Methodik ist überwiegend naturwissenschaftlich, mithin quantitativ, in Verbindung mit experimentellem oder quasi-experimentellem Vorgehen. Daher stellen die Mathematik, insbesondere die Deskriptive Statistik, die Stochastik hier besonders die Induktive Statistik und die statistischen Testverfahren sowie zunehmend Ansätze der Systemtheorie insbesondere die mathematische Systemanalyse wichtige Werkzeuge der Psychologen dar.
Methodisch finden sich heute neben den naturwissenschaftlichen Ansätzen auch solche der empirischen Sozialwissenschaften. Eine Schwerpunktsetzung schwankt je nach Ausrichtung eines psychologischen Fachbereiches. Vorherrschend sind hier quantitative Methoden, wiewohl auch qualitative Methoden zum Repertoire gehören, zum Beispiel Grounded Theory oder Inhaltsanalyse. Die Trennung zwischen qualitativer und quantitativer Sozialforschung ist nicht immer eindeutig: Die Psychologie unterscheidet eher zwischen primär naturwissenschaftlichen und primär sozialwissenschaftlichen methodischen Ansätzen, die sehr oft neben den quantitativen in einer gewissen Art und Weise auch qualitative Aspekte beinhalten. Eine Trennung zwischen natur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen ist nicht immer eindeutig möglich.
Verhältnis zu angrenzenden Fächern
Häufig wird die Psychologie mit Psychotherapie, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychoanalyse verwechselt oder gleich gesetzt. Hierbei handelt es sich um irrtümliche Auffassungen.
Psychotherapie und Psychiatrie
Psychotherapie ist die professionelle Behandlung von psychischen Erkrankungen mit psychologischen Mitteln. Um als Psychotherapeut in Deutschland tätig werden zu dürfen, ist eine Approbation nötig. Diese setzt grundsätzlich neben einem einschlägigen wissenschaftlichen Hochschulstudium in Psychologie oder Medizin (im letzteren Fall mit Approbation zum Arzt) auch eine entsprechende, gesetzlich geregelte Weiterbildung voraus. Auch wenn das Fach Klinische Psychologie absolviert wurde, dürfen daher Psychologen ohne entsprechende Approbation nicht als Psychotherapeuten tätig sein. In Deutschland ist zwischen einem (bloßen) Psychologen und einem Psychologischen Psychotherapeuten bzw. zwischen einem (bloßen) Arzt und einem Ärztlichen Psychotherapeuten zu differenzieren. Für Ärzte gibt es mehrere Wege, die Qualifikation zum Psychotherapeuten zu erlangen. Darüber hinaus existiert das Berufsbild eines Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Unter gewissen Voraussetzungen dürfen auch Heilpraktiker Psychotherapie betreiben.
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Psychoanalyse
Ein Psychoanalytiker ist in den meisten Fällen ein Psychologe oder Arzt, der nach dem jeweiligen Studium eine Weiterbildung in Psychoanalyse abgeschlossen hat. Die Psychoanalyse ist Teil der Tiefenpsychologie und wurde durch Sigmund Freud begründet. Das Spezifische der Psychoanalyse ist ihre Ausrichtung auf die Erforschung des Unbewussten. Psychoanalytische Konzepte spielen in der Entwicklungspsychologie, der Pädagogischen Psychologie, der Klinischen Psychologie, der Sozialpsychologie, sowie in der Differentiellen- und Persönlichkeitspsychologie eine Rolle. In der internationalen Psychotherapie stellt die Psychoanalyse in vielen modifizierten Formen keine einzelne, vielmehr verschiedene Behandlungsverfahren für Psychische Störungen dar. Gleichzeitig ist die Psychoanalyse nicht nur eine Behandlungsmethode der Psychotherapie, sondern auch ein Modell des Menschen im Sinne von Heuristiken durch Induktion.
Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud sowie die Theorien anderer Vertreter einer Tiefenpsychologie wie Carl Gustav Jung oder Alfred Adler spielen in der heutigen Psychologie an den meisten deutschen Universitäten eine Nebenrolle, an vielen naturwissenschaftlichen Fakultäten wird an den psychologischen Instituten die Psychoanalyse (im Gegensatz zu kultur- und geisteswissenschaftlichen Fakultäten) praktisch ausgeklammert und häufig wissenschaftshistorisch aufgrund des Induktionsproblems kritisiert.
Wichtige Bücher im Überblick
Hier ist eine Auswahl von Büchern, die einen guten Einblick in verschiedene Bereiche der Psychologie geben:
- „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl: Führt den Leser durch das Konzept des „inneren Kindes“ und zeigt, wie prägende Erlebnisse aus der Kindheit unser Erwachsenenleben beeinflussen können.
- „Besser fühlen: Eine Reise zur Gelassenheit“ von Dr. Leon Windscheid: Untersucht, wie unsere Emotionen unser Denken und Handeln beeinflussen und bietet praktische Ratschläge für den Umgang mit schwierigen Gefühlen.
- „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ von Viktor E. Frankl: Teilt Erfahrungen aus Konzentrationslagern und reflektiert über den Sinn des Lebens und die menschliche Fähigkeit, Hoffnung zu finden.
- „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick: Zeigt auf humorvolle Weise, wie man garantiert unglücklich wird, und regt zur Selbstreflexion an.
- „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann: Untersucht die zwei Systeme, die unser Denken steuern, und wie sie unsere Urteile und Entscheidungen beeinflussen.
- „Das Psychologie-Buch“: Bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Psychologie und stellt die wichtigsten Theorien und Konzepte vor.
- „Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft“ von Christina Berndt: Beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter der seelischen Widerstandskraft und bietet praktische Ratschläge zur Stärkung der eigenen Resilienz.
- „Willenskraft: Wiederentdeckung der größten menschlichen Stärke“ von Roy Baumeister und John Tierney: Untersuchen das Phänomen der Willenskraft und wie es unser tägliches Leben beeinflusst.
- „Psychokybernetik“ von Dr. Maxwell Maltz: Untersucht die Idee, dass Menschen durch positive Visualisierung und Selbstbild-Verbesserung ihre Ziele erreichen können.
- „Zahlen beherrschen deine Welt“ von Kaiser Fung: Zeigt, wie Zahlen und Daten unser tägliches Leben, unsere Entscheidungen und unsere Wahrnehmung der Welt beeinflussen.
Diese Bücher bieten nicht nur tiefgreifende Einblicke in die Welt der Psychologie, sondern sind auch fesselnde Lektüren, die den Leser inspirieren und bereichern werden.
Menschentypen in der Psychologie
Die Psychologie beschäftigt sich seit langem mit der Klassifikation von Menschentypen, um individuelle Unterschiede besser zu verstehen und zu erklären. Diese Typologien helfen nicht nur in der Forschung, sondern auch in der praktischen Anwendung, wie etwa in der klinischen Psychologie, im Coaching oder in der Personalentwicklung. Aber was genau sind Menschentypen und wie werden sie definiert?
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Menschentypen oder Persönlichkeitstypen sind Klassifikationen, die versuchen, Menschen basierend auf bestimmten Merkmalen oder Verhaltensweisen in Gruppen einzuteilen. Diese Typen helfen dabei, komplexe menschliche Verhaltensmuster zu simplifizieren und systematisch zu analysieren.
Beispiele für Menschentypen:
- Extraversion (E)
- Sensing (S)
- Thinking (T)
- Judging (J)
- Enneagramm: Das Enneagramm klassifiziert Menschen in neun Persönlichkeitstypen, die jeweils spezifische Denk- und Verhaltensmuster aufweisen.
Menschentypen bieten einen wertvollen Rahmen, um individuelle Unterschiede zu verstehen und zu nutzen. Ob in der Forschung, der Therapie oder der beruflichen Entwicklung - die Klassifikation von Persönlichkeitsmerkmalen hilft dabei, menschliches Verhalten systematisch zu analysieren und zu optimieren.
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