Psychischer Stress und Druck im Kopf: Ursachen und Behandlung

Kopfschmerzen sind eine der häufigsten medizinischen Beschwerden, die die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben erleben, unabhängig von Alter und Geschlecht.

Sie können ein Zeichen von Stress oder emotionaler Belastung sein oder sich aufgrund einer physischen Erkrankung wie Migräne oder Bluthochdruck oder einer psychischen Störung wie Angstzuständen oder Depression entwickeln.

Starke Kopfschmerzen können dann zu Folgeproblemen führen. Die meisten Kopfschmerzen sind zwar nicht das Ergebnis einer schweren Krankheit, aber in seltenen Fällen können Kopfschmerzen auf einen lebensbedrohlichen Zustand zurückzuführen sein, der eine Notfallbehandlung erfordert.

Primäre und sekundäre Kopfschmerzen

Primäre Kopfschmerzen sind eigenständige Erkrankungen, die direkt durch Überaktivität oder andere Probleme mit schmerzempfindlichen Strukturen im Kopf verursacht werden. Dazu gehören vor allem die Blutgefäße, Muskeln und Nerven von Kopf und Hals. Primäre Kopfschmerzen können auch auf Änderungen der chemischen Aktivität im Gehirn zurückzuführen sein. Manche Menschen sind genetisch veranlagt, solche Kopfschmerzen häufiger zu entwickeln.

Sekundäre Kopfschmerzen sind Symptome, die auftreten, wenn ein anderer Zustand die schmerzempfindlichen Nerven des Kopfes stimuliert. Mit anderen Worten, die Kopfschmerzsymptome können auf eine andere Erkrankung oder eine andere Ursache zurückgeführt werden. Eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren kann sekundäre Kopfschmerzen verursachen.

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Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen sind besonders weit verbreitet. Laut Angaben der deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. Die Ursache dafür sind Verspannungen der Muskulatur, meist im Bereich des Nackens und der Schultern. Spannungskopfschmerzen machen sich in der Regel durch typische Beschwerden bemerkbar. Betroffene empfinden die leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen oftmals als ein starkes Druckgefühl, das wie von außen auf den Kopf einwirkt.

Eine richtige Therapie ist entscheidend, um Kopfschmerzen durch Verspannungen zu lindern und möglichst beschwerdefrei zu bleiben. Für eine effektive Behandlung müssen zuerst alle übrigen möglichen Ursachen für die Kopfschmerzen erforscht werden. Beispielsweise können Infektionen, Bluthochdruck oder auch die Einnahmen von Medikamenten Kopfschmerzen verursachen.

Episodischer oder chronischer Spannungskopfschmerz

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society, IHS) unterscheidet zwischen dem häufig auftretenden episodischen, dem selten auftretenden episodischen und dem chronischen Spannungskopfschmerz.

  • Der selten auftretende episodische Spannungskopfschmerz dauert zwischen 30 Minuten und sieben Tagen. Von dieser Form des Spannungskopfschmerzes sprechen Mediziner, wenn die Betroffenen unter mindestens zehn Kopfschmerzattacken gelitten haben. Die Attacken dürfen im Durchschnitt nur seltener als einmal im Monat auftreten, also weniger als zwölf Mal im Jahr.
  • Der häufig auftretende episodische Spannungskopfschmerz ist definiert als das Auftreten von Spannungskopfschmerz innerhalb von drei Monaten an mindestens einem Tag und maximal 14 Tagen pro Monat.

Generell betrifft der episodische Spannungskopfschmerz Frauen etwas häufiger. Der Krankheitsbeginn liegt häufig zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr, jedoch sind auch Kinder oder ältere Menschen betroffen.

Die Schmerzen beim chronischen Spannungskopfschmerz:

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  • treten in einem Zeitraum von drei Monaten an 15 Tagen oder mehr pro Monat auf oder
  • an mehr als 180 Tagen pro Jahr und
  • sie halten über viele Stunden an oder äußern sich als Dauerschmerz.

Übergänge zwischen beiden Formen sind möglich, vor allem vom episodischen zum chronischen Spannungskopfschmerz. Etwa 80 Prozent der Patientinnen und Patienten mit chronischen Beschwerden litten zuvor unter einem episodischen Spannungskopfschmerz. Besonders häufig kommt der chronische Spannungskopfschmerz zwischen dem 20. und 24. Lebensjahr sowie nach dem 64. Lebensjahr vor. Frauen und Männer sind etwa gleich oft betroffen.

Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom)

Als Zervikalsyndrom werden Verspannungen im Nackenbereich bezeichnet. Häufig kommt es auch zu Schmerzen im Kopfbereich. Die Verspannungen betreffen teils auch die Schulter- und Brustmuskulatur, ebenso treten Schmerzen in den Armen auf. Die Folgen der sogenannten lokalisierten Myogelosen (verhärtete und verspannte Regionen) sind Bewegungseinschränkungen, Schwindel, Kopfschmerzen oder sogar Migräneattacken.

Die Ursachen für das Auftreten eines Zervikalsyndroms sind nicht ausreichend geklärt, Einflussfaktoren wie Übergewicht, Diabetes, Depression, körperliche Arbeit oder Stress scheinen aber eine Rolle bei der Entwicklung zu spielen.

Die Erkrankung ist häufig, Frauen sind öfter betroffen als Männer. Risikofaktoren sind Übergewicht, Stress und körperlich anstrengende Arbeit. Treten außerdem Kribbeln oder Sehstörungen auf, sollte man zum Arzt gehen.

Diagnose von Spannungskopfschmerzen

Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf Spannungskopfschmerz ist ein Facharzt für Neurologie.

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Bei Kopfschmerzen ist das Gespräch zur Erfassung der Krankengeschichte (Anamnese) zwischen Patient und Arzt besonders wichtig. Auf Grundlage des Anamnesegesprächs kann man einschätzen, welche der zahlreichen Ursachen bei den Betroffenen am ehesten vorliegen.

Der Arzt oder die Ärztin bittet zuerst um genaue Informationen zum Spannungskopfschmerz.

Mögliche Fragen an Sie sind:

  • Wie stark sind die Kopfschmerzen (gering, erträglich, kaum auszuhalten)?
  • Wo genau spüren Sie die Kopfschmerzen (einseitig, beidseitig, Schläfen, Hinterkopf etc.)?
  • Wie fühlt sich der Kopfschmerz an (dumpf, bohrend, drückend oder pulsierend, hämmernd)?
  • Treten vor oder während der Kopfschmerzen andere Störungen auf, beispielsweise Sehstörungen, Sprachstörungen, Lichtscheu, Übelkeit und Erbrechen?
  • Verschlimmern sich die Beschwerden bei körperlicher Anstrengung?
  • Stellen sich die Kopfschmerzen nach einer bestimmten Situation ein, oder haben Sie selbst Auslöser für die Kopfschmerzen identifiziert?

Da andere Formen als der Spannungskopfschmerz auch durch Krankheiten oder Medikamente verursacht werden, versucht man im Anamnese-Gespräch, diese anderen Ursachen ausschließen.

Dazu stellt der Arzt oder die Ärztin Ihnen beispielsweise folgende Fragen:

  • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja, welche?
  • Wie viel schlafen Sie? Haben Sie Schlafprobleme?
  • Haben Sie sich in letzter Zeit den Kopf verletzt oder gestoßen?
  • Leiden Sie unter Krampfanfällen?
  • Ist Ihnen regelmäßig übel (zum Beispiel mit morgendlichem Erbrechen)?
  • Sind Sie neuerdings sehr lichtempfindlich oder treten Sehstörungen auf?

Diagnosekriterien für Spannungskopfschmerz
Nach der Definition der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) wird Spannungskopfschmerz diagnostiziert, wenn mindestens zehnmal Kopfschmerzen aufgetreten sind, auf die folgende Kriterien zutreffen:

  • Dauer zwischen 30 Minuten und sieben Tagen
  • Keine Übelkeit, kein Erbrechen
  • Geringe oder keine begleitende Licht- oder Lärmempfindlichkeit
  • Mindestens zwei der folgenden Charakteristika treten auf:
    • beidseitig
    • drückende/beengende/nicht pulsierende Schmerzen
    • leichte bis mittlere Schmerzintensität
    • keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten
  • Nicht auf eine andere Krankheit zurückzuführen

Laut der IHS gehört ein Schwindelgefühl nicht zu den typischen Merkmalen von Spannungskopfschmerzen.

Außerdem muss eine andere Ursache für den Kopfschmerz ausgeschlossen werden. Das bedeutet, dass für die Diagnose von Spannungskopfschmerzen folgende Untersuchungen weitgehend unauffällig sein müssen, weil sie auf einen anderen Grund für die Symptome hinweisen würden:

Bei einer ausführlichen neurologischen Untersuchung prüft der Arzt mit verschiedenen Tests die Funktion von Gehirn und Rückenmark. Gegebenenfalls testet er außerdem verschiedene Reflexe, beispielsweise den Pupillenreflex oder den Achillessehnenreflex.

Neben der neurologischen Untersuchung wird auch die Muskulatur an Kopf, Hals und Schulter mit den Händen abgetastet. Sollten die Muskeln an diesen Körperpartien offensichtlich verspannt sein, so ist dies eventuell ein Hinweis auf Spannungskopfschmerzen.

Außerdem wird der Blutdruck gemessen, da auch ein erhöhter Blutdruck als Ursache für Kopfschmerzen infrage kommt. Gegebenenfalls ist eine Blutentnahme sinnvoll, um generell Auffälligkeiten (zum Beispiel erhöhte Entzündungswerte) zu entdecken.

Ist unklar, ob Spannungskopfschmerzen oder ein sekundärer Kopfschmerz hinter den Beschwerden steckt, sind weitere Untersuchungen notwendig. Dazu gehören vor allem Verfahren, mit denen das Gehirn bildlich dargestellt wird. Dazu gehören zum Beispiel eine CT- oder eine MRT-Untersuchung.

Außerdem sind manchmal spezielle Untersuchungen wie die Aufzeichnung der Gehirnströme (EEG) und die Analyse des Nervenwassers (Liquor) notwendig.

Bildgebende Verfahren: CT und MRT

Besteht der Verdacht, dass statt Spannungskopfschmerzen ein krankhaft erweitertes Blutgefäß im Gehirn (Aneurysma) oder ein Gehirntumor für die Beschwerden verantwortlich sind, wird meistens ein bildgebendes Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt.

Um die Blutgefäße besser darzustellen, wird den Betroffenen zunächst ein spezielles Kontrastmittel in eine Vene gespritzt, bevor sie auf einer beweglichen Liege mit dem Kopf in die Untersuchungsröhre gefahren werden (CT-Angiografie).

Elektroenzephalogramm (EEG)

Um den Spannungskopfschmerz von einem nicht diagnostizierten Krampfleiden, Gehirntumor oder einer anderen Strukturveränderung des Gehirns abzugrenzen, wird ein Elektroenzephalogramm (EEG) gemacht.

Dazu bringt man kleine Metallelektroden auf der Kopfhaut an, die mit Kabeln an ein spezielles Messgerät angeschlossen sind. Damit misst der Arzt die Hirnströme in Ruhe, im Schlaf oder unter Lichtreizen.

Dieses Verfahren ist schmerzfrei und auch nicht schädlich, und es ist daher besonders für die Untersuchung von Kindern geeignet.

Nervenwasseruntersuchung (Liquorpunktion)

Um einen veränderten Hirnwasserdruck (Liquordruck) oder eine Gehirnhautentzündung auszuschließen, ist mitunter eine Nervenwasserpunktion notwendig.

Dafür desinfiziert man zunächst den Lendenbereich am Rücken und deckt ihn mit sterilen Tüchern ab. Damit die Betroffenen bei der Punktion keine Schmerzen haben, wird - falls gewünscht - ein örtliches Betäubungsmittel unter die Haut gespritzt.

Anschließend schiebt der Arzt oder die Ärztin eine Hohlnadel bis in ein Liquorreservoir im Rückenmarkskanal vor, bestimmt dort den Liquordruck und entnimmt ein wenig Nervenwasser für eine Laboruntersuchung. Das Rückenmark endet oberhalb von der Einstichstelle, weshalb es keine Verletzungsgefahr bei dieser Untersuchung gibt.

Die meisten Menschen empfinden die Untersuchung zwar als unangenehm, aber erträglich, zumal die Liquorpunktion in der Regel nur wenige Minuten dauert.

Behandlung und Vorbeugung von Spannungskopfschmerzen

Die oben genannten Methoden tragen dazu bei, die Spannungskopfschmerzen zu lösen und können sogar helfen, ihrem erneuten Auftreten vorzubeugen. Die Einnahme von Schmerzmitteln kann in akuten Fällen sinnvoll sein. Die Betroffenen können durch Selbstmedikation leichte bis mäßig starke Kopfschmerzen rasch lindern.

Da das Krankheitsbild bei vielen Betroffenen immer wiederkehrt oder sogar in einigen Fällen einen chronischen Verlauf nimmt, sind langfristige vorbeugende Maßnahmen essenziell bei Spannungskopfschmerz.

Betroffenen wird empfohlen, gegen die wiederkehrenden Schmerzen regelmäßig (zwei bis dreimal wöchentlich) Ausdauertraining wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren zu betreiben und gezielt ihre Schulter- und Halsmuskulatur zu trainieren. Außerdem gibt es weitere Maßnahmen, um Spannungskopfschmerzen vorzubeugen.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

Entspannungsverfahren und Stressbewältigungstraining wirken sich positiv aus. Meistens verbessern diese Veränderungen leichte bis mäßig starke Spannungskopfschmerzen, eine langfristige Heilung ist jedoch nicht zu erwarten.

Ob eine Akupunkturbehandlung den Patientinnen und Patienten hilft, ist umstritten. Bringen medikamentöse Verfahren allerdings nicht die gewünschte Besserung, ist Akupunktur eine Alternative, die einen Versuch wert ist.

Neben den genannten Möglichkeiten soll auch das sogenannte Biofeedback-Verfahren Spannungskopfschmerz reduzieren. Dabei lernt man, seine Körperfunktionen bewusst zu beeinflussen. Es eignet sich also besonders für Menschen, die bei Spannungskopfschmerzen unter Muskelverspannungen leiden: So lernen sie, diese selbst zu lösen. Das Verfahren zeigte sich in einigen Studien als sehr wirksam.

Beim Biofeedback misst ein Gerät bestimmte körperliche Parameter, wie Puls, Blutdruck, Hautwiderstand, Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz. Die Ergebnisse werden auf einem Bildschirm dargestellt. So erkennt man direkt, ob sie von der Norm abweichen und durch welche Gedanken, Gefühle oder Stimmungen sie positiv beeinflusst werden können.

Je häufiger man trainiert, desto besser nimmt man den eigenen Körper wahr und kann ihn auch besser steuern. Irgendwann gelingt dies auch ohne direkte Rückmeldung durch das Messgerät. So lernen Betroffene mit Spannungskopfschmerzen, ihre Symptome und langfristig auch die Häufigkeit der Schmerzepisoden zu verringern.

Medikamentöse Vorbeugung

Vor allem bei einem chronischen Verlauf von Spannungskopfschmerz können regelmäßig eingenommene Medikamente das Krankheitsbild verbessern. Eingesetzt wird vor allem das Antidepressivum Amitriptylin, das auch gegen Schmerzen wirkt.

Alternativ gibt es weitere Wirkstoffe wie Doxepin, Imipramin oder Clomipramin. Da bei diesen Präparaten manchmal unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, wird die Dosierung langsam gesteigert - das Medikament wird „eingeschlichen“. Die Wirksamkeit zeigt sich frühestens nach vier bis acht Wochen.

Ungefähr die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit Spannungskopfschmerz profitiert laut einer Studie von dieser medikamentösen Therapie. Unter Experten ist die Wirksamkeit allerdings umstritten.

Falls diese Behandlung nicht ausreichend wirksam ist, verordnet der Arzt weitere Wirkstoffgruppen, beispielsweise das bei Migräne eingesetzte Epilepsiemedikament Topiramat. Außerdem scheint es sinnvoll zu sein, die Medikamente mit einer Stressbewältigungstherapie zu kombinieren.

Das Muskelrelaxans Tizanidin, das eine muskelentspannende Wirkung hat, wurde ebenfalls in Studien zur Wirksamkeit gegen Spannungskopfschmerz untersucht. Die Ergebnisse sind allerdings widersprüchlich, sodass es derzeit keine eindeutige Empfehlung zur Verwendung von Tizanidin gibt.

Verlauf und Prognose

Grundsätzlich ist die Prognose von Spannungskopfschmerz gut. Häufig verschwinden die Schmerzen von selbst. Bei etwa drei bis zwölf Prozent der Betroffenen geht der Kopfschmerz jedoch in eine chronische Form über. Diese ist für die Betroffenen häufig sehr belastend. Hier ist eventuell auch eine kompetente Unterstützung beim Umgang mit seelischen Problemen hilfreich.

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