Dass Bären Menschen angreifen, kommt zwar sehr selten vor, doch ab und an schleichen sich derartige Meldungen in die Nachrichten und bereiten dem einen oder anderen Wanderer Sorgen. Mitte Februar etwa wurde ein Bärenangriff auf eine Familie vermeldet, die in der Slowakei im Wald wandern war. Glücklicherweise kam dabei niemand ums Leben. Berichten zufolge ging der Braunbär auf die beiden Kinder los, ließ jedoch von ihnen ab, als die Eltern sie mit ihren eigenen Körpern schützten.
Der Bären-Merkspruch: Wahrheit oder Mythos?
Es gibt einen bekannten Merkspruch, der für unterschiedliche Bären unterschiedliche Verhaltensweisen empfiehlt. Doch wie sinnvoll sind die Tipps tatsächlich? In dem Merkspruch wird zwischen drei verschiedenen Arten von Bären unterschieden: braun, schwarz und weiß. Da liegt bereits das erste Problem. Denn eine Bärenart ist nicht zwangsläufig an der Fellfarbe identifizierbar.
Achtung, hier herrscht Verwechslungsgefahr
- Weiße Bären: Die allermeisten dürften weiße Eisbären kennen, doch es gibt auch weiße Schwarzbären. Die seltenen Tiere leben in Kanada und werden auch "Geisterbären" genannt.
- Schwarze Bären: Da gibt es den klassischen Amerikanischen Schwarzbären - doch nicht alle Schwarzbären sind auch unbedingt schwarz. Abgesehen von dem weißen "Geisterbären" hat der Schwarzbär öfter auch blonde und zimtfarbene Schattierungen und ist somit eher braun als schwarz. Zusätzlich gibt es noch den Asiatischen Schwarzbären, auch Kragenbär genannt, und weitere Arten mit schwarzer bzw. dunkelbrauner Fellfarbe.
- Braune Bären: Es gibt verschiedene Arten von Braunbären, beispielsweise den Europäischen Braunbären oder den Grizzlybären. Die Fellfarbe von Braunbären kann jedoch auch ins Graue oder sogar Blonde gehen. Andere sind wiederum so dunkel, dass ihr Fell schwarz wirkt.
Nehmen wir an, Sie wären in der Lage, die Bärenart in dem Schreckmoment, wenn ein Bär vor Ihnen steht, richtig zu identifizieren, ist der Merkspruch tatsächlich nicht gänzlich falsch. Denn wegrennen oder auf einen Baum klettern ist wenig sinnvoll. Bären können sehr schnell rennen und sind gute Kletterer - das sind also keine wirklichen Optionen.
"If it's brown, lay down"? - Verhalten bei Braunbären
Sollte man sich also hinlegen, wenn man auf einen Braunbären trifft? Tatsächlich ja! Nimmt ein Braunbär Augenkontakt mit Ihnen auf, legen Sie sich am besten auf den Bauch, stützen Ihre Ellenbogen in den Boden und umfassen Ihren Nacken mit den Händen. Außerdem sollten Sie Ihren Rucksack auflassen, sofern Sie einen tragen. Diese Maßnahmen dienen im Falle eines Angriffs dem Schutz Ihres Rückens und lebenswichtiger Organe. Stellen Sie sich tot und bleiben Sie so lange ruhig liegen, bis der Bär gegangen ist und länger, falls er zurückkommen sollte.
"If it's black, fight back"? - Verhalten bei Schwarzbären
Wie bereits erwähnt, sollten Sie diese Merkhilfe nicht wörtlich nehmen. Im Kräftemessen mit einem Schwarzbären hätten Sie wohl kaum eine Chance. Sie sollten es im Falle eines Aufeinandertreffens also keinesfalls darauf anlegen, mit ihm zu kämpfen - jedoch sollten Sie so tun, als könnten Sie es mit ihm aufnehmen. Machen Sie sich so groß wie irgend möglich, heben Sie Ihre Arme, reden Sie laut und mit fester Stimme, aber ruhig. Solch ein Verhalten kennen Bären von ihrer Beute nicht. Wichtig ist dabei jedoch auch, dem Tier Platz zur Flucht zu lassen. Gehen Sie langsam rückwärts, ohne den Bären direkt anzublicken. Machen Sie keinesfalls hektische Bewegungen oder fangen an zu rennen.
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"If it's white, say good night"? - Verhalten bei Eisbären
Die Wahrscheinlichkeit, auf einen Eisbären zu treffen, ist zwar noch geringer, als einem der anderen Bären zu begegnen - aber wenn doch, ist dieser Teil des Merkspruchs leider realistisch. Eisbärenangriffe enden so gut wie immer tödlich, wenn man unvorbereitet ist und keine Waffen, wie Messer oder ein Gewehr, dabeihat.
Übrigens bedroht Sie der Bär nicht unbedingt, wenn er sich auf die Hinterbeine stellt. Die Tiere machen dies, um einen besseren Überblick über die Situation zu erlangen. Auch greift er Sie nicht zwingend an, nur weil er auf Sie zurennt. Viele Bären versuchen es mit "Bluff-Attacken", um zu schauen, ob Sie wegrennen - was Sie dann keinesfalls tun sollten.
Wie Sie einem Bärenangriff vorbeugen können
Von einem Bären angegriffen zu werden, ist sehr unwahrscheinlich. Die wilden Tiere sind sehr scheu und kommen dem Menschen in der Regel nicht zu nahe. In Arealen, in denen Bären zu Hause sind, sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit dennoch Vorkehrungen treffen.
- Es ist erst einmal wichtig, die Augen offenzuhalten und immer wieder Lärm zu machen.
- Pfeifen Sie, lachen Sie, unterhalten Sie sich lautstark oder tragen Sie eine Glocke oder Ähnliches bei sich.
- Denn bemerkt ein Bär, dass sich irgendwo Menschen aufhalten, kommt er im Normalfall gar nicht erst zu ihnen.
- Sollten Sie einen Hund dabeihaben, sollte dieser unbedingt angeleint sein.
- Wichtig ist außerdem, kein Essen mitzuführen, da das die Bären anlocken könnte.
- Zu guter Letzt ist es in einigen Gebieten auch sinnvoll, ein Bärenspray griffbereit mit sich zu führen.
- Informieren Sie sich immer vorab, ob es in dem Gebiet, in dem Sie wandern wollen, Bären gibt.
In Europa leben Braunbären in verschiedenen Ländern. Laut der "Large Carnivore Initiative for Europe" (LCIE) ist die größte Bärenpopulation in den Karpaten zu finden, vor allem in Rumänien.
Eisbären und der Klimawandel
Wissenschaftler haben berechnet, in welchem Ausmaß der Klimawandel die Zahl der Eisbären in der Hudson Bay in Kanada, der am besten erforschten Eisbärengruppe der Welt, drastisch reduziert hat.
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Eisbären-Population halbiert
Das Schmelzen des arktischen Meereises in der Hudson Bay beeinträchtigt die Fähigkeit der Eisbären, zu jagen, ihre Energiereserven aufrechtzuerhalten und das Überleben ihrer Jungen zu sichern, erheblich. Laut eines Artikels in Science habe dies seit Mitte der 1990er-Jahre zu einem Rückgang der Population um 50 Prozent geführt.
Fress-Saison immer kürzer
Das Schmelzen des Meereises habe die Fress-Saison der Eisbären verkürzt, was für die Bären über längere Zeiträume des Jahres zu einem Energiedefizit geführt habe, erklärte Forscherin Louise Archer von der Universität von Toronto. Im Vergleich zur Mitte der 1980er-Jahre verbringen die Bären jedes Jahr durchschnittlich drei bis vier Wochen weniger auf dem Meereis.
Mütter und Jungtiere besonders gefährdet
Mütter und Jungtiere seien demnach besonders anfällig für den Verlust des Meereises. Wenn die Fütterungssaison der Eisbär-Mütter verkürzt wird, nehmen sie im Jahresverlauf weniger Energie auf, was es ihnen erschwert, ihre Jungen mit Milch zu versorgen - was das Überleben der Jungen gefährdet, sagte Archer.
Mitte der 1990er Jahre habe es in der Population der Hudson Bay etwa 1.200 Eisbären gegeben, sagte Molnar. Diese Zahl sei inzwischen auf 600 Bären gesunken, fügte er hinzu.
Festland-Jagd bringt zu wenig Nährstoffe
Eine Vorjahres-Studie zeigte, dass Eisbären, die gezwungen waren, an Land Nahrung zu finden - normalerweise indem sie Beeren sammelten oder Vögel fraßen -, genauso viel Gewicht verloren wie Bären, die einfach fasteten. Dies deutet darauf hin, dass die Nahrung an Land nicht die gleiche Menge an Nährstoffen liefert wie Robben, die voller Fett und Speck sind.
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Der Rückgang des Meereises sei die beste Erklärung für den Rückgang der Reproduktion, die Überlebenschancen und die Populationsgröße, sagte Molnar. "Sie verbringen nicht mehr genug Zeit auf dem Meereis, weil das Meereis aufgrund des Klimawandels verschwindet", sagte er.
Gesamte Nahrungskette abhängig
Auch die gesamte Nahrungskette in der Region ist vom Meereis abhängig - von den Algen, die im Eis wachsen, bis hin zu den Robben, die für ihre Geburten auf das Eis angewiesen sind, sagte Archer. Eisbären sind der "Vorbote" dessen, was im Ökosystem passiert, aber sie sind nicht die einzige Art, die vom Verlust des Meereises betroffen ist.
Aufgrund der aktuellen Treibhausgasemissionen werden Eisbären in den südlichen Arktisregionen voraussichtlich aussterben, wenn das Meereis weiter abnimmt, sagte Molnar. Um weitere Rückgänge zu verhindern, müsste die Förderung fossiler Brennstoffe drastisch eingeschränkt werden.