Pille bei PMS Depression: Ursachen, Symptome und Therapieansätze

PMS, das prämenstruelle Syndrom, ist für viele Frauen ein wiederkehrendes Problem. Bis zu 30 Prozent der Frauen haben prämenstruelle Beschwerden, wobei 5 bis 10 Prozent aufgrund des PMS jeden Monat arbeitsunfähig sind. Das prämenstruelle Syndrom (PMS) wird durch wiederkehrende zyklusabhängige psychische und somatische Symptome definiert.

Was ist PMS?

PMS wird als eine Anzahl Beschwerden verstanden, die bei Frauen in der zweiten Zyklushälfte vor der Menstruation eintreten können. Viele Frauen kennen leichte Symptome eines prämenstruellen Syndroms 2-3 Tage vor dem Periodenbeginn wie zum Beispiel ein Ziehen in der Brust, leichte Reizbarkeit und eventuell leichte Kopfschmerzen.

PMDS: Eine schwere Form des PMS

Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist eine schwere Form des PMS, wobei die psychische Komponente im Vordergrund steht. Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist eine schwere Form des PMS mit vor allem psychischen Auffälligkeiten, die bei 2-8 % der gebärfähigen Frauen vorkommt. Betroffene Frauen leiden dabei vor allem sehr unter den psychischen Auswirkungen (z.B. Depression, Angst) des PMS. Die Symptome treten in der zweiten Zyklushälfte auf und lassen mit Beginn der Periode nach. Die Symptome von PMDS beginnen genauso wie bei PMS nach der Ovulation, also gut zehn bis 14 Tage vor der Menstruation.

Symptome von PMS

Mehr als 150 verschiedene Symptome des PMS sind bekannt. Die Symptome sind manchmal auch von Zyklus zu Zyklus unterschiedlich und können sich über die Jahre verändern.

Symptome wie Unterleibskrämpfe, Magen-Darm Beschwerden sowie Kopf- und Rücken Schmerzen aber auch Heißhungerattacken oder Appetitlosigkeit und Übelkeit, unreine Haut, Gewichtszunahme, Müdigkeit oder Erschöpfung und Schmerzhaftes Ziehen der Brüste können Anzeichen für ein PMS sein. Aber auch seelische Anzeichen wie Stimmungsschwankungen, Depression, Aggressivität und Reizbarkeit können Hinweise auf ein PMS sein.

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Körperliche Symptome

  • Unterleibskrämpfe
  • Magen-Darm Beschwerden
  • Kopf- und Rückenschmerzen
  • Heißhungerattacken oder Appetitlosigkeit und Übelkeit
  • Unreine Haut
  • Gewichtszunahme
  • Müdigkeit oder Erschöpfung
  • Schmerzhaftes Ziehen der Brüste

Psychische Symptome

  • Stimmungsschwankungen
  • Depression
  • Aggressivität
  • Reizbarkeit

Zusätzlich kann eine prämenstruelle Exazerbation von Vorerkrankungen (z. B. Depression, Angststörung, Panikattacken, Drogenkonsum, ADHS, Migräne, Hypothyreose, Asthma, Reizdarmsyndrom sowie Autoimmunerkrankungen etc.) auftreten.

Ursachen von PMS

Die genauen Ursachen für die Beschwerden des PMS sind bis heute nicht abschließend geklärt. Die Ätiologie von PMS und PMDS bleibt unklar. Die Symptomentstehung ist multifaktoriell bedingt.

Neben psychosozialen Einflüssen, Lifestyle und Ernährung gelten ein Gelbkörperhormonmangel (Störung der Progesteronbildung) bzw. eine Dysbalance zwischen Östrogen- und Progesteronkonzentration als Ursachen für das Entstehen von PMS. Fachleute vermuten mehrere Auslöser für die Beschwerden: Einerseits dürften manche Frauen empfindlicher als andere auf die natürlichen Schwankungen der weiblichen Hormone nach dem Eisprung reagieren. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung der PMS-Beschwerden dürfte das weibliche Hormon Progesteron spielen.

Zudem vermuten Fachleute, dass die weiblichen Hormone Einfluss auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn (Serotonin) haben. Dadurch könnte es zu den psychischen Veränderungen kommen. Zudem spielt auch die familiäre Veranlagung eine Rolle. Rauchen, Alkohol und psychische Belastungen, wie Stress, dürften die PMS-Beschwerden verstärken.

Immer mehr nehmen Progesteronmetabolite (ALLO und Pregnanolon) in der Pathogenese der PMS-Symptomatik an Bedeutung zu. Ursprünglich wurde ein ALLO-Mangel bei der Entstehung von PMS-Symptomen vermutet. Die serotonerge Aktivität im Gehirn, insbesondere die Verfügbarkeit von Serotonin an den neuronalen Synapsen, wird durch Östrogen und Progesteron beeinflusst. Eine genetische Prädisposition spielt dabei eine wichtige Rolle.

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Diagnose von PMS

Leidet eine Frau regelmäßig unter PMS-Beschwerden, sollte sie eine Frauenärztin/einen Frauenarzt aufsuchen. Dies besonders dann, wenn die Beschwerden ihren Alltag oder ihre sozialen Beziehungen stark beeinträchtigen. Die Diagnosestellung basiert auf der Anamnese. Eine Hormonuntersuchung zeigt meist keine Auffälligkeiten. Die peripher gemessenen Progesteron-/Östrogenwerte bei PMS/PMDS-Patientinnen und gesunden Kontrollen zeigen häufig keine signifikanten Unterschiede. Dennoch ist eine Hormonbasisdiagnostik wichtig zu eruieren, um andere Ursachen auszuschließen.

In einem genauen Gespräch (Anamnese) schließt die Ärztin/der Arzt andere Krankheiten aus, die gleiche Beschwerden hervorrufen können. So z.B. Depression oder Erkrankungen der Schilddrüse. Zu diesem Zweck benötigt diese/dieser genaue Angaben zur Art und zum zeitlichen Auftreten der Beschwerden. Hilfreich dabei ist, wenn die betroffene Frau über mindestens zwei bis drei Monate ein Tagebuch führt. In diesem wird notiert, wann die Beschwerden auftreten und wodurch sie verstärkt bzw. gebessert werden.

Tipp: Solche Zyklustagebücher gibt es mittlerweile auch als App für das Smartphone.

Um den Erfolg einer Behandlung beurteilen zu können, sollte dieses auch während der Behandlung fortgeführt werden. Nach dem ärztlichen Gespräch folgt eine gynäkologische Untersuchung. In bestimmten Fällen führt die Ärztin/der Arzt auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Eine Blutuntersuchung zeigt, ob die Beschwerden auf hormonelle Ursachen zurückzuführen sind.

Therapiemöglichkeiten bei PMS

Die Behandlung eines PMS richtet sich in erster Linie nach den vorhandenen Beschwerden. Ein gesunder Lebensstil (Sport, ausgeglichene Ernährung etc.) stellt die Basis für alle Therapieoptionen dar. Als Therapiemöglichkeiten empfiehlt Frau Dr. Helmy-Bader die Gabe von natürlichem Progesteron in der 2. Zyklushälfte. Auch die Verordnung bestimmter Antibabypillen im Dauerzyklus (ohne 7tägige Pause!) bringt in vielen Fällen Linderung. Auch ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität, Yoga oder Massagen können prämenstruelle Symptome oft deutlich lindern.

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Bei leichten Beschwerden muss nicht gleich zu Medikamenten gegriffen werden. Oft hilft es schon, die Lebensgewohnheiten zu ändern: Dazu gehören u.a. regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, Entspannungsmaßnahmen (z.B. Yoga), eine abwechslungsreiche Ernährung sowie möglichst wenig Alkohol und Nikotin. In manchen Fällen dürften auch pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer oder Johanniskraut die Beschwerden lindern. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Mittel nicht wissenschaftlich bewiesen.

Ausgeprägte psychische Beschwerden können mit Hilfe von Antidepressiva in der 2. Zyklushälfte effektiv behandelt werden. Auch pflanzliche Präparate wie Isoflavone, Mönchspfeffer und Nachtkerzenöl können helfen das hormonelle Gleichgewicht und das Wohlbefinden wieder herzustellen.

Alternative Therapieansätze

Eine Phytotherapie mit Mönchspfeffer, Johanniskraut, Gingko biloba oder Kalzium- und Magnesiumsubstitution, sowie Vitamin-B6-Gabe stellen weitere alternative Therapieoptionen dar.

Tab. 2: Alternative Therapieansätze (Modifiziert nach Stute et al.)

Mikroelemente Dosierung Wirkung
Kalzium 600 mg/2xTag; kontinuierlich Vermindert sowohl somatische als auch psychische Beschwerden
Vitamin E 150-600 IU/Tag; kontinuierlich -
Vitamin B6 (pyridoxine) 50-100 mg/Tag; kontinuierlich/ max. -

Hormonelle Therapie

Zur Auswahl stehen hierbei beispielsweise die Antibabypille, das Hormonpflaster oder die Depotspritze. Auch die Verordnung bestimmter Antibabypillen im Dauerzyklus (ohne 7tägige Pause!) bringt in vielen Fällen Linderung. Östrogenhaltige orale Kontrazeptiva können das Mikrobiom des Darms verändern.

Drospirenon ist ein Spironolactonderivat. Neben seiner gestagenen und antiandrogenen Effekte weist es eine antimineralokortikoide Partialwirkung auf. Als neuer östrogenfreier Ovulationshemmer stellt z. B. Drospirenon 4 mg eine zusätzliche Option in der Wahl eines oralen Kontrazeptivums dar. Auch Frauen mit BMI > 30 kg/m2, Alter > 35 Jahre und Raucherinnen können von dem Medikament ohne erhöhtes Thromboserisiko profitieren.

Ein Levonorgestrel-IUS alleine kann allerdings nicht zur Behandlung eines PMS/einer PMDS angewendet werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die empfängnisverhütende Wirkung der Hormonspirale durch örtlich begrenzte Prozesse auf der Gebärmutterschleimhaut und dem Muttermund erreicht wird. Im Gegensatz zu oralen Kontrazeptiva unterdrückt das Levonorgestrel-IUS nicht den Eisprung.

Bei starker Ödemneigung, Mastodynie sowie Flatulenz im Vordergrund der Beschwerden kann eine zyklische Gabe von Spironolacton bis zu 100 mg/Tag oder zyklische Gestagengabe erwogen werden. Bei Spironolaktonanwendung ist auf sichere Kontrazeption zu achten!

Psychopharmakologische Therapie

Der zweite Therapieansatz ist die Modifikation der ZNS-Prozesse mithilfe von selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) oder selektiven Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren (SNRI). Diese dürfen entweder kontinuierlich (über den gesamten Zyklus) oder zyklisch (nur in der zweiten Zyklushälfte) eingenommen werden.

Tab. 3: Psychotrope Therapieansätze (Nach Stute et al.)

Beide Darreichungsformen haben sich als effektiv erwiesen. Bei ausbleibendem Erfolg ist ein Wechsel auf die kontinuierliche Verabreichung möglich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von SSRI gehören Übelkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Durchfall und Schwindel (Inzidenz 15%). Diese klingen aber in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Im Gegensatz dazu können sexuelle Funktionsstörungen wie verminderte Libido oder verzögerter Orgasmus bestehen bleiben (Häufigkeit 9-30%), erholen sich jedoch rasch nach Absetzen der SSRI.

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