Emotionale Ursachen durch die Pille: Ein umfassender Überblick

Die Antibabypille gehört zu den beliebtesten hormonellen Verhütungsmitteln. Wurde die Pille einst als gesellschaftliche Revolution gefeiert, da sie maßgeblich zur sexuellen Freiheit und Unabhängigkeit von Frauen beigetragen hat, hat sich ihr Image in den vergangenen Jahren gewandelt. Doch ihre Nebenwirkungen bewegen viele Frauen mittlerweile zum Umdenken.

Ursachen von Stimmungsschwankungen

Stimmungsschwankungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Oftmals sind sie harmlos, in anderen Fällen deuten schnell wechselnde Gefühlszustände auf eine Erkrankung hin.

Zu den möglichen Ursachen gehören:

  • Pubertät, PMS, Wechseljahre
  • Mangel an Mineralstoffen oder Zucker
  • Psychische Erkrankungen und Nervenerkrankungen
  • Sonstige Erkrankungen
  • Stimmungsschwankungen durch die Pille
  • Stimmungsschwankungen bei Schwangeren
  • Stimmungsschwankungen bei jungen Müttern

Hormonelle Einflüsse

In der Pubertät neigen viele Jugendliche aufgrund der körperlichen und seelischen Veränderungen zu Reizbarkeit und heftigen Stimmungsschwankungen.

Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) ist ein komplexes Beschwerdebild, an dem manche Mädchen und Frauen an den Tagen vor der Regelblutung leiden. Sie haben etwa mit Stimmungsschwankungen, innerer Unruhe, Heißhunger, Blähungen, Unterleibskrämpfen und Brustspannen zu kämpfen.

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Die Wechseljahre (Klimakterium) sind oftmals von Beschwerden wie Hitzewallungen, Schwindel, Übelkeit und Stimmungsschwankungen begleitet.

Mangelzustände

Manchmal ist ein Mangel an Magnesium oder Natrium der Grund für Stimmungsschwankungen. Ein anhaltender Magnesiummangel kann sich zudem beispielsweise mit Depressionen, Nervosität, Kopfschmerzen, Wadenkrämpfen, Herzrasen und einem Druckgefühl hinter dem Brustbein äußern. Ein Natriummangel kann auf Dauer neben Stimmungsschwankungen auch Kreislaufstörungen und niedrigen Blutdruck zur Folge haben.

Unterzucker (Hypoglykämie) ist eine weitere mögliche Ursache. Typisch sind Symptome wie Erschöpfung, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, nächtliches Erwachen und Heißhunger auf Süßes. Aber auch Stimmungsschwankungen können eine Unterzuckerung begleiten.

Psychische und neurologische Erkrankungen

Diverse Erkrankungen des Nervensystems sowie psychische Leiden können sich auf die Stimmungslage niederschlagen. Dazu zählen:

  • Migräne: Stunden oder Tage vor der Kopfschmerzattacke (Prodomalphase) können Symptome auftreten wie Stimmungsschwankungen, Esslust, übermäßiger Durst, Frösteln, Schlaf- und Verdauungsprobleme.
  • Bipolare affektive Störung (manisch-depressive Erkrankung): Extreme Stimmungsschwankungen zeichnen die bipolare affektive Störung aus - Euphorie (Manie) und extreme Niedergeschlagenheit (Depression) wechseln sich ab.
  • Borderline-Störung: Menschen mit dem Borderline-Syndrom fällt es schwer, ihre stark schwankenden Emotionen zu regulieren. Sie leiden unter anderem an heftigen, unvorhersehbaren Stimmungsschwankungen.
  • Demenz: Gedächtnisprobleme, Wortfindungsstörungen, Orientierungsprobleme in fremder Umgebung und Stimmungsschwankungen zählen zu den Merkmalen einer Demenz.
  • Multiple Sklerose (MS): Begleitsymptome dieser chronisch entzündlichen Erkrankung des Nervensystems sind beispielsweise psychische Störungen mit Stimmungsschwankungen und reaktiver Depression.
  • Morbus Parkinson (Schüttellähmung): Die Hauptsymptome Bewegungsverarmung (bis Unbeweglichkeit), Ruhezittern und Muskelsteife können von Stimmungsschwankungen und/oder Schlafstörungen begleitet sein.

Weitere Erkrankungen

Leberzirrhose: Eine Zirrhose verursacht etwa Gewichtsverlust, Völlegefühl im Oberbauch, Hautauffälligkeiten sowie demenzähnliche Symptome wie Gedächtnisverlust, Orientierungsstörungen und Stimmungsschwankungen.

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Drogenabhängigkeit: Viele Suchtkranke leiden unter emotionalen Störungen wie depressiven Symptomen und Stimmungsschwankungen. Das gilt auch bei einer Medikamentensucht.

Stimmungsschwankungen durch die Pille

Frauen, die mit der Pille verhüten, sind ebenfalls anfällig für Stimmungsveränderungen. So können Kombipräparate mit Östrogen und Gestagen als Nebenwirkung depressive Verstimmungen auslösen. Für die sogenannte Mini-Pille, die ausschließlich Gestagen enthält, gilt das jedoch nicht.

Stimmungsschwankungen in besonderen Lebensphasen

Schwangerschaft

Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft sind nicht ungewöhnlich - die Hormonumstellung und die psychische Herausforderung stecken hinter dem raschen Wechsel zwischen Glücksgefühlen und Traurigkeit. Meist verschwinden die Stimmungsschwankungen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel von selbst.

Junge Mütter

Viele junge Mütter leiden in der ersten Zeit nach der Geburt unter instabiler Stimmung. Der rasche Wechsel der Gefühle lässt sich meist auf eine von drei möglichen Ursachen zurückführen:

  • Postpartaler Blues ("Baby Blues")
  • Postpartale Depression (Wochenbettdepression)
  • Postpartale Psychose

Postpartaler Blues ("Baby Blues")

Ein "Baby Blues" zeigt sich meist zwischen dem dritten und zehnten Tag nach der Geburt. Anzeichen sind zum Beispiel übertriebene Sorgen um das Baby und um die Zukunft, Weinerlichkeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, vorher unbekannte Aggressivität, Stimmungsschwankungen, Gefühle von Verwirrtheit sowie leichte Schlaf- und Appetitstörungen.

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Zahlreiche Experten werten den "Babyblues" nicht als psychische Störung, sondern als normale Reaktion der frisch gebackenen Mutter auf die zahlreichen Veränderungen, die Geburt und Mutterrolle mit sich bringen. Meist legen sich die Symptome mit der Zeit von selbst. Der Babyblues kann sich aber auch zu einer postpartalen Depression weiterentwickeln.

Postpartale Depression (Wochenbettdepression)

Die Wochenbettdepression entwickelt sich in den ersten Wochen, meist bis zum dritten Monat nach der Entbindung und zählt zu den häufigsten Komplikationen im Wochenbett. Hauptsymptome sind anhaltende Traurigkeit, der Verlust der Lebensfreude und des Interesses (vor allem am Baby) sowie ein Gefühl der Wertlosigkeit.

Experten vermuten, dass das Zusammenspiel mehrerer Faktoren eine Wochenbettdepression auslöst. Eine Rolle spielen zum Beispiel Schlafmangel, körperliche und geistige Erschöpfung, Babys, die viel schreien (Schreikinder), sowie psychische Störungen in der Krankengeschichte der Frau oder ihrer Familie.

Postpartale Psychose

Diese schwere psychische Störung nach der Geburt kommt sehr selten vor. Sie entwickelt sich meist schon innerhalb der ersten Stunden oder Tage nach der Entbindung. Experten unterscheiden drei Formen der Wochenbettpsychose:

  • Typisch für die manische Form sind zum Beispiel Überdrehtheit, Größenwahn, ein geringes Schlafbedürfnis sowie motorische Unruhe und Wahnvorstellungen.
  • Die depressive Form zeigt dagegen die typischen Merkmale einer schweren Depression. Zusätzlich verlieren die Betroffenen den Bezug zur Realität.
  • Die schizophrene Form ist unter anderem mit extremer Antriebslosigkeit, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Realitätsferne verbunden.

Neben diesen drei Formen der postpartalen Psychose können auch Mischformen auftreten.

Prämenstruelles Syndrom (PMS)

Viele Frauen klagen in den Tagen vor ihrer Regelblutung über mehr oder weniger starke PMS-Beschwerden. Abgesehen von den körperlichen Beschwerden leiden viele Betroffene vor allem unter den psychischen Auswirkungen des PMS. Die meisten Frauen sind dadurch aber nicht wesentlich in ihrem Leben eingeschränkt. Bei 3 bis 8 von 100 Frauen sind die Beschwerden allerdings so massiv, dass sie nicht arbeiten oder in die Schule gehen bzw. ihrem Alltag in gewohnter Weise nachgehen können.

Eine besonders schwere Form des PMS ist die sogenannte prämenstruelle dysphorische Störung (PMSD). Betroffene Frauen leiden dabei vor allem sehr unter den psychischen Auswirkungen (z.B. Depression, Angst) des PMS. Sie sind in den Tagen vor der Menstruation ungewöhnlich leicht reizbar, weinerlich und stark deprimiert. Dadurch ist ihr alltägliches Leben sehr eingeschränkt. Typisch ist auch hier, dass die psychischen Veränderungen, ebenso wie die körperlichen Beschwerden, mit dem Einsetzen der Regelblutung bzw.

Mehr als 150 verschiedene Symptome des PMS sind bekannt.

Körperliche Symptome

  • Wasseransammlungen im Gewebe: Die Brüste sind gespannt und empfindlich; Bei manchen Frauen sind durch die Wasseransammlungen die Augenlider, Hände, Füße oder Beine geschwollen. Durch die Einlagerung von Wasser im Gewebe steigt auch das Körpergewicht.
  • Verdauungsprobleme: z.B.

Ursachen von PMS

Die genauen Ursachen für die Beschwerden des PMS sind bis heute nicht abschließend geklärt. Fachleute vermuten mehrere Auslöser für die Beschwerden: Einerseits dürften manche Frauen empfindlicher als andere auf die natürlichen Schwankungen der weiblichen Hormone nach dem Eisprung reagieren. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung der PMS-Beschwerden dürfte das weibliche Hormon Progesteron spielen. Dieses wird in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung vermehrt gebildet. Zudem vermuten Fachleute, dass die weiblichen Hormone Einfluss auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn (Serotonin) haben. Dadurch könnte es zu den psychischen Veränderungen kommen. Zudem spielt auch die familiäre Veranlagung eine Rolle.

Rauchen, Alkohol und psychische Belastungen, wie Stress, dürften die PMS-Beschwerden verstärken.

Diagnose von PMS

Leidet eine Frau regelmäßig unter PMS-Beschwerden, sollte sie eine Frauenärztin/einen Frauenarzt aufsuchen. Dies besonders dann, wenn die Beschwerden ihren Alltag oder ihre sozialen Beziehungen stark beeinträchtigen. Die Frauenärztin/der Frauenarzt stellt anhand der Symptome fest, ob hinter diesen ein PMS oder eine andere Ursache steckt. In einem genauen Gespräch (Anamnese) schließt die Ärztin/der Arzt andere Krankheiten aus, die gleiche Beschwerden hervorrufen können. So z.B. Depression oder Erkrankungen der Schilddrüse. Zu diesem Zweck benötigt diese/dieser genaue Angaben zur Art und zum zeitlichen Auftreten der Beschwerden. Hilfreich dabei ist, wenn die betroffene Frau über mindestens zwei bis drei Monate ein Tagebuch führt. In diesem wird notiert, wann die Beschwerden auftreten und wodurch sie verstärkt bzw. gebessert werden. Mithilfe dieser Notizen kann die Ärztin/der Arzt erkennen, ob die Beschwerden mit der Regelblutung bzw. dem Zyklus der Betroffenen zusammenhängen. So kann die Ärztin/der Arzt die geeignete Behandlung finden. Solche Zyklustagebücher gibt es mittlerweile auch als App für das Smartphone. Um den Erfolg einer Behandlung beurteilen zu können, sollte dieses auch während der Behandlung fortgeführt werden.

Nach dem ärztlichen Gespräch folgt eine gynäkologische Untersuchung. In bestimmten Fällen führt die Ärztin/der Arzt auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Eine Blutuntersuchung zeigt, ob die Beschwerden auf hormonelle Ursachen zurückzuführen sind.

Behandlung von PMS

Die Behandlung eines PMS richtet sich in erster Linie nach den vorhandenen Beschwerden. Bei leichten Beschwerden muss nicht gleich zu Medikamenten gegriffen werden. Oft hilft es schon, die Lebensgewohnheiten zu ändern: Dazu gehören u.a. regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, Entspannungsmaßnahmen (z.B. Yoga), eine abwechslungsreiche Ernährung sowie möglichst wenig Alkohol und Nikotin. In manchen Fällen dürften auch pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer oder Johanniskraut die Beschwerden lindern. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Mittel nicht wissenschaftlich bewiesen. Ebenso wenig bewiesen ist, dass sich die Beschwerden durch die Einnahme von bestimmten Vitaminen oder Spurenelementen, wie beispielsweise Vitamin B6 oder Kalzium, bessern. Da diese Mittel durchwegs auch Nebenwirkungen (z.B. Nierensteine, Herzerkrankungen) mit sich bringen können, raten Ärztinnen/Ärzte diese nur nach vorheriger Rücksprache einzunehmen.

Für Frauen, die unter stärkeren Beschwerden leiden, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Diese sollten nur nach Rücksprache mit einer Ärztin/einem Arzt eingenommen werden.

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten

  • Hormonelle Verhütungsmittel: Zur Auswahl stehen hierbei beispielsweise die Antibabypille, das Hormonpflaster oder die Depotspritze. Hormonelle Verhütungsmittel können auch Nebenwirkungen, wie beispielsweise Kopfschmerzen oder Übelkeit, verursachen. Zudem erhöhen diese auch geringfügig das Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombose).
  • Entwässernde Medikamente (Diuretika): Diese helfen Frauen, die mit Beschwerden durch Wassereinlagerungen beispielsweise in den Brüsten, den Armen oder Beinen zu kämpfen haben.
  • Antidepressiva: Manchen Frauen können bei starken psychischen Beschwerden, wie beispielsweise einer Depression, sogenannte SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) helfen.

Die "Pille danach" und ihre Nebenwirkungen

Ähnlich wie die Anti-Baby-Pille und andere Medikamente kann auch die „Pille danach“ leichte, vorübergehende Nebenwirkungen verursachen. Diese sind meist harmlos und klingen meist innerhalb weniger Tage und ohne die Einnahme weiterer Medikamente ab.

Bisher wurden keine schwerwiegenden Komplikationen mit der „Pille danach“ in Verbindung gebracht.

Besonders häufig leiden Frauen unter Veränderungen der Menstruationsblutung. Das kann beispielsweise eine verspätete, unregelmäßige oder starke Regelblutung sein. Zudem ist es möglich, dass in den Tagen nach der Einnahme der "Pille danach" Zwischenblutungen und/oder Schmierblutungen auftreten.

Weitere bekannte Nebenwirkungen der "Pille danach"

  • Durchfall
  • Blutungen
  • Erbrechen

Bei allen Formen von Nebenwirkungen gilt: Wenn es Ihnen schlecht geht oder Sie sich unsicher fühlen, zögern Sie nicht, Ihren Arzt um Rat zu fragen.

Nebenwirkungen wie Durchfall oder Erbrechen setzen mitunter die Wirksamkeit der „Pille danach“ außer Kraft. Haben Sie Zyklusstörungen und Ihre Periode tritt gar nicht mehr ein, sind Sie möglicherweise schwanger.

Durchfall als Nebenwirkung

Durchfall als Nebenwirkung ist gar nicht so selten. Kommt es innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme der „Pille danach“ zu starkem Durchfall, müssen Sie unter Umständen eine zweite Tablette einnehmen, damit die volle Wirkung der Pille gegeben ist. Sie sollten aber zuvor Ihren Frauenarzt zu Rate ziehen, um diese Möglichkeit zu besprechen.

Blutungen als Nebenwirkung

Eine weitere häufige Nebenwirkung betrifft die Menstruation nach Einnahme der „Pille danach“: Zwischenblutung, Schmierblutung, verfrühte und verspätete Regelblutung und ungewohnt starke Blutung - all diese Nebenwirkungen sind möglich und zunächst kein Grund zur Besorgnis. Sprechen Sie dennoch mit Ihrem Frauenarzt.

Erbrechen als Nebenwirkung

Übelkeit und Erbrechen nach der Einnahme der „Pille danach“ kommen eher selten vor. Studien zeigen: Bei der „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Levonorgestrel leiden weniger als 20 Prozent der Anwenderinnen unter Übelkeit. Beim Wirkstoff Ulipristalacetat sind etwa 12 Prozent betroffen. Um den Brechreiz zu unterbinden, empfiehlt es sich, vor der Tabletten-Einnahme etwas zu essen - zum Beispiel eine Scheibe Brot.

Wird die Pille innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme trotzdem erbrochen, muss so bald wie möglich eine zweite Tablette eingenommen werden. Der Körper hat den Wirkstoff in dieser kurzen Zeit möglicherweise noch nicht vollständig aufgenommen hat. Lesen Sie dazu unbedingt den Beipackzettel!

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