Panikattacke erkennen: Symptome und Behandlung

Eine Panikattacke ist ein plötzlicher Anfall intensiver Angst oder Unruhe, der oft ohne erkennbare Auslöser auftritt. Es ist wichtig zu verstehen, dass du diesen Weg nicht alleine gehen musst - Unterstützung ist für dich da.

Was ist eine Panikattacke?

Als Panikattacken, Panikstörungen oder Panikanfälle werden wiederkehrende Angstattacken bezeichnet, zu denen es meist plötzlich und ohne ersichtlichen Grund kommt. Bei einer Panikattacke handelt es sich um eine plötzlich auftretende Alarmreaktion des Körpers, die mit großer Angst und körperlichen und/oder emotionalen Symptomen verbunden ist. Diese Phase dauert in der Regel nur wenige Minuten und es gibt keinen objektiven äußeren Anlass dafür. Innerhalb von etwa zehn Minuten erreicht eine Panikattacke ihren Höhepunkt.

Eine Panikattacke tritt plötzlich, unerwartet und auch situationsunabhängig auf - man spricht daher auch von „Angst aus heiterem Himmel“.

Wie lange dauert eine Panikattacke?

Die Phasen starker Angst während der Panikattacke dauern meistens nur wenige Minuten an, meist maximal eine halbe Stunde, und vergehen von allein. Es können in extremen Ausnahmefällen aber auch mehrere Stunden sein.

Symptome einer Panikattacke

Es zeigen sich verschiedenste körperliche Symptome wie beispielsweise:

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  • Schwindel
  • Herzklopfen
  • Starkes Schwitzen
  • Atemnot
  • Schnelle und flache Atmung bis hin zur Hyperventilation
  • Engegefühl im Brustbereich

Die Symptome sind von Mensch zu Mensch anders und unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Panik gibt den Betroffenen zusammen mit den weiteren auftretenden Symptomen (wie Herzklopfen, Schwitzen und Atemnot) das Gefühl, es läge eine lebensgefährliche Situation vor. Betroffene wissen bei erstmaligem Auftreten meist nicht, dass es sich bei den Symptomen um eine Panikattacke handelt und empfinden häufig Todesangst.

Da es sich um starke körperliche Symptome handelt, die sehr plötzlich einsetzen können, erkennen Betroffene häufig nicht, dass es sich eigentlich um Panik handelt. Sie bekommen Angst, zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden. Manchmal fühlt sich auch das Umfeld unwirklich oder fremd an. Man kann das Gefühl haben, neben sich zu stehen.

Menschen, die eine Panikattacke haben, können zudem „Derealisation“ empfinden. Das ist das Gefühl, dass man sich selbst „unwirklich“ vorkommt, oder dass die Welt um einen herum nicht wirklich ist.

Ursachen von Panikattacken

Es gibt nicht einen genauen Auslöser für Panikattacken. Häufig treten sie bei Menschen während oder nach belastenden Lebenssituationen auf, z. B. nach dem Tod eines nahestehenden Menschen oder bei Stress. Auch bestimmte Erkrankungen wie Asthma, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Herzrhythmusstörungen oder Schilddrüsenüberfunktion werden mit Panikattacken in Verbindung gebracht.

Wie bei der Entstehung der meisten psychischen Erkrankungen wird auch für Panikstörungen und Panikattacken ein Zusammenspiel aus bio-psycho-sozialen Faktoren als Ursache angenommen.

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Mögliche Ursachen

  • Platzangst
  • Überschießende Stressreaktion
  • Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft
  • Familiengeschichte mit Angststörungen oder depressiven Krankheiten

Diagnose einer Panikattacke

Erste Ansprechpartner:in bei Verdacht auf Panikattacken ist die Hausärzt:in. Diese kann an eine Psychiater:in oder Psychotherapeut:in überweisen. Der Arzt wird nach einer ausführlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) eine körperliche Untersuchung durchführen, um andere Erkrankungen ausschließen zu können.

Je nach bisheriger Krankengeschichte können weitere Untersuchungen wie Blutuntersuchung, EKG, Lungenfunktionstest oder MRT nötig sein. Die Diagnose Panikstörung wird gestellt, wenn wiederholt grundlos und unerwartet Panikattacken auftreten und der Betroffene über mindestens ein Monat ständig Angst vor einer weiteren Panikattacke hat und/oder Verhaltensänderungen aufgrund der Panikattacken aufweist (z.B. Vermeidung bestimmter Situationen oder Orte).

Behandlung von Panikattacken

Bei Panikattacken bzw. einer Panikstörung können Medikamente wie Antidepressiva oder angstlösende Präparate sowie Psychotherapie (einschließlich Konfrontationstherapie) zum Einsatz kommen. Panikattacken sind immer heilbar, wenn die Auslöser gefunden werden. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die helfen können, Panikattacken zu bewältigen:

  • Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich als besonders effektiv erwiesen.
  • Medikamentöse Behandlung
  • Phytotherapie

Bei Panikstörungen sollten Betroffene sowohl über Psychotherapie als auch über Pharmakotherapie aufgeklärt werden. Die Wahl der passenden Behandlungsform bei wiederkehrenden unerwarteten Panikattacken sollte sich nach deren Ausprägung sowie nach den Bedürfnissen der Patient:innen richten.

Verhaltenstherapie

Jeder Behandlung geht eine umfassende Diagnostik voraus. Zudem wird ein individuelles Erklärungsmodell erstellt, welches Einsicht in die Entwicklung der Störung bietet. Die Beziehung zwischen KlientIn und PsychotherapeutIn stellt einen bedeutenden Wirkfaktor in der Behandlung dar. Die Patientin erhält Informationen über den Angstverlauf, die Entstehung der Panikattacke, auslösende, aufrechterhaltende Faktoren, die Bedeutung von Erwartungsängsten und Sicherheitsverhaltensweisen etc. Außerdem wird mit der Patientin ein individueller Teufelskreis der Angst erstellt. Im Rahmen jeder Angstbehandlung kommt dem Erlernen einer Entspannungsmethode (z.B. Verhaltensexperimente: Körperreaktionen werden von Betroffenen schnell als Gefahr interpretiert und lösen Angst aus. Kommt es zu einer Panikattacke, so soll die Patientin weiterhin die Aufmerksamkeit auf die körperlichen Veränderungen richten, Flucht und andere Sicherheitsverhaltensweisen (Medikament einnehmen, Rettung rufen) müssen unterlassen werden. Die Patientin erfährt so, dass die Angst - nachdem sie ihr Maximum erreicht hat - von alleine (ohne Zutun der Patientin) wieder abnimmt und die befürchtete Katastrophe ausbleibt. Die Patientin erkennt, dass die Ängste zwar unangenehm aber nicht gefährlich sind. Diese korrigierenden Erfahrungen spielen in der Behandlung von Panikattacken eine wichtige Rolle.

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Was kann man im Akutfall tun?

Im Akutfall einer Panikattacke können Selbsthilfemaßnahmen zu einer rascheren Entspannung beitragen:

  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung: Atmen Sie bewusst langsam durch die Nase ein (zählen Sie dabei bis vier), halten Sie kurz die Luft an (zählen Sie dabei bis vier) und atmen Sie langsam wieder durch den Mund aus (zählen Sie dabei bis acht). Vorgang so lange wiederholen bis Entspannung eintritt.
  • Muskelentspannung: Bei einer Panikattacke sind meist alle Muskeln angespannt - vor allem Schultern, Nacken, Gesicht, Hände und Po. Konzentrieren Sie sich auf jeden einzelnen Körperteil und versuchen Sie diesen bewusst zu entspannen.
  • Machen Sie sich bewusst, dass Sie gerade eine Panikattacke haben, aber nicht in Lebensgefahr sind. Dieser Zustand geht vorbei, er ist zwar unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich.
  • Gedanken umlenken: Versuchen Sie sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Überlegen Sie beispielsweise, wohin die nächste Reise gehen könnte, was Sie heute noch vorhaben oder was Sie einkaufen müssen.

Bei Panikattacken ist es wichtig, sich gut zuzureden und abzulenken, um das Gefühl der Angst abzuschwächen. Es hilft, tief ein- und auszuatmen. Dies beruhigt. Alternativ kann zur Ablenkung ein leichter Schmerzreiz ausgewählt werden. Die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit hilft ebenso. Die Panik muss nicht unterdrückt werden, denn Gegendruck kann sie verschlimmern. Entspannungsverfahren, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, bieten sich ebenso an.

Umgang mit Panikattacken als Angehöriger

Für Familie und Freunde von Betroffenen mit Panikattacken ist der Umgang mit den Patient:innen nicht immer einfach, zumal Panikattacken auch für Außenstehende oft wie ein medizinischer Notfall aussehen und kaum von einem solchen zu unterscheiden sind.

  • Psychoedukation: Informieren Sie sich über das Krankheitsbild.
  • Kommunikation: Sprechen Sie offen mit den Betroffenen darüber, was Betroffene von Ihnen benötigen, um gegebenenfalls nach den entsprechenden Wünschen reagieren zu können.
  • Unterstützung: Bieten Sie an, gemeinsam Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen und bei der Wahl der passenden Therapien hilfreich zur Seite zu stehen. Respektieren Sie gleichzeitig geduldig, wenn Betroffene Ihre Unterstützung erst einmal nicht annehmen.
  • Grenzen wahren: Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch Sie auf Ihre Grenzen achten. Sprechen Sie mit den Patient:innen darüber, wie Sie die Situation erleben und was Sie dabei leisten können und was nicht. Achten Sie selbst gut auf Ihre Gesundheit.

Panikattacken bei Kindern

Auch bei Kindern und Jugendlichen treten Panikattacken auf, allerdings weitaus seltener als bei Erwachsenen. Bei Jugendlichen sind Panikstörungen zudem verbreiteter als bei jüngeren Kindern. Mädchen treffen sie etwa doppelt so häufig wie Jungen.

Die Auslöser für die Panikanfälle sind vielfältig. Oft haben die Kinder Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder fürchten sich vor Tieren oder der Dunkelheit beim Einschlafen.

Meist haben Kinder und Jugendliche Panikattacken, wenn auch ihre Eltern unter einer Panikstörung leiden. Sie übernehmen oft das ängstliche Verhalten ihrer Eltern. Gerade kleine Kinder imitieren ihre Eltern, um zu lernen. Auch bei besonders schüchternen und zurückhaltenden Kindern zeigt sich eine Panikstörung im Erwachsenenalter häufiger.

Stress ist ein möglicher Auslöser. Vor allem bei Schulkindern ruft oft Leistungsdruck Panikattacken hervor. Zudem erleben auch Kinder mit Trennungsangst häufiger Angstattacken. Bei ihnen ist das Risiko zudem erhöht, später als Erwachsene eine Panikstörung zu entwickeln.

Daher ist es wichtig, Kinder möglichst frühzeitig zu behandeln. Meist ist es sinnvoll, die Eltern in die Therapie miteinzubeziehen. Auf diese Weise lernen die Eltern, wie sie ihre Kinder am besten unterstützen.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Angst ernst nehmen und nicht herunterspielen
  • Kind darüber aufklären, dass es sich bei den Symptomen um eine Panikattacke handelt
  • Beobachten Sie beim Wiederauftreten von Panik, welche Anzeichen es dafür gibt
  • Offenes Ohr für die Probleme und Belastungen Ihres Kindes
  • Kommen Sie mit Ihrem Kind darüber ins Gespräch, ob es Dinge gibt, die das Auftreten von Panikattacken lindern bzw. was diese fördert.
  • Regelmäßige Entspannung im Alltag
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind Zuversicht, dass es die Probleme in den Griff bekommen kann.

Wie kann ich während einer Panikattacke helfen?

  • Machen Sie sich und dem Kind bewusst, dass es sich um eine Panikattacke handelt und sich die Beschwerden im Normalfall nach einigen Minuten wieder legen werden.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind bereits vorab, dass Atemübungen bei Panikattacken hilfreich sein können.
  • Bei einer Panikattacke neigt man dazu, sehr auf seine körperlichen Symptome zu achten und vielleicht bestimmte Dinge überzubewerten. Hier können Ablenkungstechniken hilfreich sein z.B. Musik hören, am Handy spielen, Filme schauen, von 100 rückwärts zählen.
  • Lassen Sie sich nicht selbst von der Angst Ihres Kindes anstecken und vermitteln Sie ihm, dass es die Situation gut bewältigen kann.

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