Psychiatrie in der DDR: Erzählungen von Zeitzeugen

Die DDR ist Teil der deutschen Geschichte, und sie existierte über vierzig Jahre lang. Lange habe ich gezögert, ob ich wieder ein Buch lesen soll, das in der ehemaligen DDR spielt. Die meisten Bücher, die ich über die Zeit der deutsch-deutschen Teilung gelesen habe, spielen zur Zeit des Mauerbaus.

„Die Freiheit so nah“ spielt Mitte/Ende der 1980er Jahre, also nur wenige Jahre vor dem Mauerfall. In diesem Buch schaut die Autorin A. A. Kästner auf eine Clique von Freunden in der DDR, aber es ist nicht irgendeine Gruppe von Freunden. Es ist die Clique ihres Mannes. Das Buch ist ein Blick auf ein reales Geschehen, ist ein Blick auf ein nahes Geschehen.

Und dies merkt man als Leser. Dieses Buch sitzt und dringt in mich ein. Denn die DDR kenne ich noch und von daher sitze ich auch nicht so weit weg vom Geschehen. Die Autorin erzählt die Geschichte ihres Ehemannes Andreas, der im Buch Kay genannt wird.

Kay ist Teil einer Jungen-Clique, die acht Freunde, das sind neben Kay Sascha, Juri, der Prof, Oliver, die Zwillinge Alexander und Ricksen und Hannes. Sie sind seit der ersten Klasse befreundet und leben in Rostock. Alle, aber ganz besonders Kay, träumen von der großen weiten Welt.

Kays Vater war Seemann und hat in ihm die Liebe zum Meer und die Sehnsucht nach fremden Ländern geweckt. Kay schafft es und schließt erfolgreich eine Ausbildung zum Seemann ab, doch bereits nach seiner ersten Reise nach Lateinamerika wird ihm sein Seefahrtsbuch entzogen und sein Berufsleben findet ein jähes Ende. Dann wird er auch noch von seiner Freundin und dem Prof tief enttäuscht.

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Von da an geht es in seinem Leben bergab, die einzigen Lichtblicke sind die Treffen mit seinen Freunden in der Kneipe, die Saschas Vater gehört. Kay grübelt tage- und nächtelang darüber nach, warum ihm das Seefahrtsbuch entzogen wurde, und wer ihn bei der Stasi denunziert hat.

Eine Clique von Freunden versucht nach der Schule ihr Leben zu führen und diese Clique scheitert an ihrem Leben. Denn in der Gruppe gibt es viel Kritik am System und diese Kritik bekommt leider ein Eigenleben und stürzt diese Gruppe von jungen Männern ins Chaos.

In der Clique wird oft über eine Flucht in den Westen gesprochen, manch einer überlegt, die Stasi herauszufordern, um ins Gefängnis zu kommen und anschließend von der Bundesrepublik freigekauft zu werden. Die Geschichte wird aus Kays Perspektive erzählt, der Schreibstil ist angenehm und flüssig, ich hatte anfangs Schwierigkeiten, die acht Jungs zuzuordnen und auseinanderzuhalten.

Traurig. Aber nicht nur dadurch finde ich dieses Buch richtig gut. Die Autorin kann natürlich schreiben und sie hat einen besonderen Blick auf die Menschen, wobei ihre Ausbildung/ihr Studium/ihre Arbeit in der Psychologie und in der Psychiatrie sicher sehr hilfreich war. Dieses Buch ist spannend und intensiv. Aber es ist auch etwas düster, bzw. lauert dieses Düstere etwas am Rande. Bevor es dann zu Tage tritt. Manchen mag das natürlich zu viel erscheinen, besonders wenn man mit dem System nicht kollidierte. Besonders zu jetzigen Zeiten finde ich dieses Buch sehr sehr passend.

Im Großen und Ganzen mochte ich das Buch und empfehle es allen, die sich für das Leben in der DDR in den 1980ern interessieren.

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Ehemalige Heimkinder der DDR: Traumatische Erfahrungen und deren Bewältigung

In der DDR waren zwischen 1949 und 1989 etwa eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Normal- und Spezialheimen sowie Jugendwerkhöfen untergebracht. Ihre oftmals belastenden und traumatischen Erfahrungen und die psychosozialen Folgen wurden bisher zu wenig beachtet.

Das Buch gibt Einblicke in die Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsverbunds »Testimony - Erfahrungen in DDR-Kinderheimen. Bewältigung und Aufarbeitung«. Im Fokus stehen das Erleben der damaligen Kinder und Jugendlichen und ihre Bewältigungsleistungen bis in die Gegenwart, die für die gesellschaftliche Aufarbeitung von großer Bedeutung sind.

Die große Stärke des Bandes ist das weite Spektrum der angelegten Perspektiven. Ein Buch für wissenschaftlich Interessierte und Praktiker:innen aus dem Bereich der psychosozialen Versorgung, aber auch für die Betroffenen selbst.

Autorinnen:

  • Heide Glaesmer, Prof. Dr., ist stellvertretende Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig und Leiterin der dortigen Arbeitseinheit »Psychotraumatologie und Migrationsforschung«.
  • Birgit Wagner, Prof. Dr., ist Professorin für Klinische Psychologie & Psychotherapie - Verhaltenstherapie an der Medical School Berlin. Sie ist psychologische Psychotherapeutin, zertifizierte Psychoonkologin und psychologische Gutachterin.

Details zum Buch:

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  • ISBN/EAN: 978-3-608-98095-0
  • Produktart: Buch
  • Einband: Kartoniert, Paperback
  • Format: Paperback (Deutsch)
  • Erscheinungsdatum: 16.12.2023
  • Seiten: 240 Seiten
  • Sprache: Deutsch

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