Omega-3-Fettsäuren und ihre Bedeutung bei Psychosen: Dosierung und Forschungsergebnisse

Die Behandlung mit Fischölkapseln, die reich an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sind, könnte bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Ausbruch von Psychosen verhindern. Diese Erkenntnis stammt aus einer Studie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien in Kooperation mit Orygen - The National Centre of Excellence in Youth Mental Health der Universität Melbourne, die in "Nature Communications" veröffentlicht wurde.

Die publizierten Resultate basieren auf einer Studie aus dem Jahr 2010, die an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien durchgeführt wurde. Damals wurde festgestellt, dass die Gabe von Fischölkapseln mit mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, über einen Zeitraum von einem Jahr um 22 Prozent senkt.

Nun liegen die Daten des Follow-Ups bei 71 PatientInnen zwischen 13 und 25 Jahren über einen Zeitraum von 6,7 Jahren vor. Die StudienautorInnen erklären: „Es hat sich gezeigt, dass die Langzeitwirkung einen doppelten Effekt zeigt: Einerseits kann das Risiko, eine Psychose zu bekommen, deutlich gesenkt werden, andererseits lässt sich der Ausbruch der Psychose mit Gabe des Fischöls verzögern.“

In der Gruppe, die die hoch dosierten Omega-3-Fettsäuren erhielt, sank das Risiko für das Auftreten einer Psychose auf 9,8 Prozent. Im Vergleich dazu lag der Wert in der Placebogruppe bei 40 Prozent.

Die ForscherInnen betonen, dass diese Ergebnisse die Hoffnung stärken, mit einer natürlichen Substanz künftig den Ausbruch psychotischer Störungen bei Risikogruppen auch längerfristig verzögern und möglicherweise verhindern zu können. Eine zweite Studie, die diese Resultate bestätigen soll, ist bereits in Arbeit und wird maßgeblich von der MedUni Wien unterstützt.

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Hintergrundinformationen zu Psychosen

Psychotische Erkrankungen betreffen etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Sie treten meist im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auf, verlaufen oft chronisch und haben schwerwiegende Auswirkungen für die Betroffenen und ihre Familien. Präventive Behandlungsansätze sind derzeit noch wenig erforscht.

Es gibt Vorzeichen, die es ermöglichen, PatientInnen mit einem hohen Risiko für psychotische Störungen zu identifizieren. Eine Psychose tritt nur selten plötzlich auf. In den meisten Fällen bestehen bereits über Wochen oder Monate Symptome in abgeschwächter Form. In dieser sogenannten Prodromalphase setzen die Forschungsarbeiten rund um die Behandlung mit Fischölkapseln an.

Omega-3-Fettsäuren und ihre Wirkung

Die in Fischöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren gelten seit Langem als gesundheitsfördernd. Sie schützen Herz und Kreislauf und sind auch in der Schwangerschaft von Vorteil. Wie eine neue Studie zeigt, betrifft das auch die Psyche.

Der menschliche Körper kann Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen. Daher wird der Konsum von Fischen, Muscheln, Schalen- und Krustentieren empfohlen. Auch einige Speiseöle sind reich an den ungesättigten Fettsäuren.

Bereits vor einigen Jahren zeigte eine Studie, dass Fischölkapseln das Risiko von Jugendlichen, an einer Psychose zu erkranken, über den Zeitraum eines Jahres um etwa 25 Prozent senken. Nun wurden die Ergebnisse nach sieben Jahren erneut untersucht.

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In einer Nachfolgestudie in Wien überprüften die Forscher 81 Menschen im Alter zwischen 13 und 25 Jahren, die Risikogruppen für Psychosen angehörten. Bei ihnen waren zum Beispiel erste Anzeichen einer Psychose erkennbar, wie das Hören von Geräuschen.

Die eine Hälfte der Studienteilnehmer schluckte in einem Zeitraum von zwölf Wochen zweimal täglich zwei Omega-3-Präparate, was in der Dosierung Nahrungsergänzungsmitteln entsprach. Die andere Hälfte bekam Placebos.

Sieben Jahre nach der Verabreichung haben knapp zehn Prozent der "Fischöl-Gruppe" eine psychotische Krankheit entwickelt (4 von 41). In der Placebogruppe war dies bei 40 Prozent der Fall (16 von 40).

Die Rolle des Dopaminsystems

Die Schizophrenie ist eine häufig schwer verlaufende Erkrankung, die mit Veränderungen des Dopaminsystems assoziiert ist. Es gibt zahlreiche Befunde über Veränderungen des Dopaminsystems bei Schizophrenie.

Obwohl die meisten wirksamen Medikamente im Dopaminsystem wirken, führen die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten nicht immer zu einer zufriedenstellenden Behandlung, sodass es zu deutlichen Beeinträchtigungen bei den Betroffenen und deren Angehörigen kommt.

Frühere Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren (MUFS) das Risiko eine manifeste Schizophrenie zu entwickeln senken könnten. Jedoch ist gänzlich unbekannt, welche Auswirkung MUFS auf die Neurobiologie haben.

Aus diesem Grund wird die Arbeitsgruppe um Dr. Ana Weidenauer nun erstmalig den Einfluss von der täglichen Einnahme von MUFS auf den Dopaminstoffwechsel bei gesunden Probanden und bei Patienten mit einem Schizophrenie-Risiko-Syndrom untersuchen.

Hier werden simultan mit einem PET/MR-Hybridgerät nicht nur die Dopaminausschüttung sondern auch die Aktivierung von Gehirnnetzwerken in Ruhe und während kognitiven Aufgaben gemessen werden. In diesem Projekt sollen außerdem den Studienteilnehmern Hautzellen entnommen werden, die durch Zell-Umprogrammierung in Nervenzellen umgewandelt werden.

Die Ergebnisse dieser Studien könnten neue Einblicke in die Pathophysiologie der Schizophrenie und in die potenziellen therapeutischen Anwendungen von Omega-3-Fettsäuren geben.

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