Alternative Behandlungsmethoden bei Psychose

Psychose ist ein Überbegriff für schwere psychische Störungen, bei denen die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren. Der Begriff Psychose umfasst verschiedene schwere psychische Störungen, bei denen der Bezug zur Realität gestört ist. Wie sich das äußert, stellt sich recht unterschiedlich dar.

Ursachen und Formen von Psychose

Psychosen haben ganz unterschiedliche Ursachen (Erkrankungen, Verletzungen, Medikamente, Drogen) oder sind in ihrer Entstehung noch teilweise ungeklärt (endogene Psychose). Es gibt vorübergehende (akute) oder anhaltende (chronische) Störungen.

Es gibt verschiedene Formen von Psychosen. Eine organische Psychose (exogene Psychose) basiert auf einer organisch feststellbaren Ursache wie etwa einer Verletzung oder Entzündung des Gehirns, einem Hirntumor oder einer Epilepsie. Eine durch Medikamente oder Drogen (Alkohol, LSD, Cannabis und andere) hervorgerufene Psychose wird als substanzinduzierte Psychose bezeichnet oder - im Falle von Drogen - als Drogen-Psychose.

Bei einer nicht-organischen Psychose (endogene Psychose) wie der Schizophrenie sind die genauen Ursachen zum Teil noch unbekannt. Man geht von verschiedenen Faktoren wie genetischen, psycho-sozialen und teilweise organischen Ursachen wie etwa einer Störung der Hirnchemie aus.

Als schizo-affektive Psychose bezeichnen Fachleute die Kombination aus Symptomen, die jeweils die Kriterien einer Schizophrenie und einer affektiven Störung erfüllen. Unter einer affektiven Störung versteht man eine psychische Störung, bei der die Stimmung krankhaft verändert ist - sie ist auffällig gehoben (Manie) oder gedrückt (Depression) oder wechselt zwischen diesen Extremen hin und her (bipolare Störung).

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Eine paranoide Psychose (wahnhafte Störung) ist eine akute psychotische Störung, bei der Wahnvorstellungen (wie Verfolgungswahn) im Vordergrund stehen. Die Grenzen zu anderen psychischen Störungen mit Wahnsymptomen sind fließend.

Der Begriff postpartale Psychose steht für eine im Wochenbett auftretende Psychose.

Es gibt auch Mischformen verschiedener Psychosen.

Alternative Therapieansätze

Die medikamentöse First-Line-Therapie von schizophrenen Psychosen sind atypische Antipsychotika. Da die Wahrscheinlichkeit, einen Rückfall zu erleiden, ohne antipsychotische Medikation etwa viermal höher ist als mit Medikation, wird nach einer ersten psychotischen Episode eine zumindest einjährige Rezidivprophylaxe nach Abklingen aller Symptome empfohlen.

Zusätzlich zu medikamentösen Behandlungen gibt es alternative Therapieansätze, die Betroffenen helfen können, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen.

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Sport und körperliche Aktivität

Dass Sport in vielerlei Hinsicht heilsame Wirkung entfaltet, ist hinlänglich bekannt. Aber hilft Trainieren auch bei einer schweren Störung wie Schizophrenie? Davon überzeugt ist der Psychiater Prof. Peter Falkai, Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.

Gemeinsam mit Kollegen hat er nachgewiesen, dass körperliche Aktivität die für Schizophrenie typischen Volumenverluste im Hippocampus ausgleichen kann. Diese zentrale Hirnregion ist unter anderem für das Abspeichern von Informationen wichtig.

Da sich diese durch körperliche Aktivität verbessert, können sich auch die kognitiven Störungen von Patienten und Patientinnen verbessern, die regelmäßig trainieren.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Sport sowohl die Neurogenese, also das Entstehen neuer Nervenzellen, als auch die Myelin-Produktion fördert.

Eine zentrale Rolle spielt dabei möglicherweise die Regeneration von Myelin, jener fettigen Substanz, die die Ausläufer der Nervenfasern (Axone) umhüllt und isoliert. Ist sie geschädigt, funktioniert die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen nicht mehr reibungslos und beeinträchtigt die Gehirnfunktionen.

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Entsprechende Belege fanden die Forschenden um Falkai unter anderem, als sie die Gehirne verstorbener Schizophrenie-Erkrankter untersuchten.

Derzeit untersucht das Team, wie Ausdauertraining in Kombination mit Clemastin wirkt, einem neu entwickelten Medikament, das die Myelin-Regeneration zusätzlich unterstützen soll.

Diese Sicht auf die Krankheit bricht mit früheren Hypothesen, die Schizophrenie als neurodegenerative Krankheit, bei der Gehirnzellen zugrunde gehen, betrachteten - ähnlich wie bei Demenz oder Parkinson.

Eine Option könnte sein, bei der Entwicklung neuer Therapien auf Schutz und Regeneration der Myelinschicht abzuzielen - nicht nur durch Sport.

Der innovative Ansatz könne die Behandlungsstrategien revolutionieren, insbesondere in den frühen Phasen der Krankheit, sagt Falkai.

Psychologische Verfahren

Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung zu Betroffenen und Angehörigen und intensive Psychoedukation (PE) für Patienten und Angehörige verbessern die Therapieadhärenz (+) und können durch Früherkennung die Rückfallrate reduzieren helfen (+). Kognitive Verhaltenstherapie (kVT) hilft bei der Entwicklung von Coping-Strategien zur Krankheitsbewältigung und Stressreduktion; fakultativ helfen kognitives Training, Ergotherapie und Training sozialer Kompetenzen.

Internationaler Standard in der Psychotherapie von schizophrenen Psychosen ist die kognitive Verhaltenstherapie, was auf die hohe wissenschaftliche Evidenz zu deren Wirksamkeit zurückzuführen ist.

Angehörige, die lernen, ihre Kommunikation an die Bedürfnisse des Schizophreniekranken anzupassen (low expressed emotions), können dazu beitragen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Zahlreiche Studien konnten positive Effekte nachweisen, die sich sowohl bei den Patient:innen (z. B. weniger Rückfälle, weniger Spitalsaufnahmen) als auch bei den Angehörigen (z. B. verbesserte Bewältigungsmechanismen) zeigten.

Fehlendes Wissen oder falsche Vorstellungen über Schizophrenie können bei den Erkrankten und deren Angehörigen zu Unsicherheit und Widerstand gegen die Behandlung und Rehabilitation führen.

Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass strukturierte Informationsvermittlung über den Verlauf, die Ursachen, den Umgang mit eventuellen Rückfällen sowie die Möglichkeiten von Behandlung und Rehabilitation sich günstig auf die Compliance auswirken.

Dies wiederum reduziert das Risiko von Rückfällen und erhöht die Chancen auf berufliche und soziale Wiedereingliederung.

Weitere alternative Methoden

Persönlich versuche ich es gerade mit ACEM Meditation (aus Norwegen, weltlich, durch Zen inspiriert, aber von Psychologen weiterentwickelt) und belese mich gerade noch zu Ernährungsumstellung (GAPS-Syndrom; geht um DArm und Psyche). Die Meditation soll mir helfen, gelassener mit kritischen Situationen umzugehen, entspannter zu sein, besser loslassen zu können und die Ernährungsgeschichte ist in meinem Fall auf Grund diverser Nährstoffmängel, die nicht aus meinem derzeitigen Essverhalten herrühren können, ganz interessant.

Außerdem mach ich mit einem Freund auch Klangschalenmeditation, was wirklich beim Abschalten hilft- mir zumindest.

In diesem Zusammenhang halte ich auch Therapie mit Eigenmotivation für keinen schlechten Weg.

Persönlich halte ich aber nicht ganz soviel von eher passiven Methoden, die viel Geld kosten... erstmal bei sich selbst und dem eigenen Lebenstil anfangen.

Soziotherapie

In der Akutphase frühzeitig „erste Hilfe klinische Sozialarbeit“ zur Abwehr akuter sozialer Gefahren (Wohnen, Arbeit).

Wiedereingliederung ins Berufsleben

Internationale Studien zeigen, dass Menschen, die unter Schizophrenie leiden, oft nicht oder nur eingeschränkt berufstätig sind.

Nach einem längeren Krankenstand fällt es vielen schwer, sofort wieder Vollzeit zu arbeiten.

Seit 2017 gibt es das sogenannte Wiedereingliederungsteilzeitgesetz, das es Menschen, deren Berufstätigkeit für zumindest 6 Wochen durch einen Krankenstand unterbrochen ist, durch eine vorübergehende Reduktion der Wochenarbeitszeit den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben erleichtert.

Auf diese Weise kann es gelingen, Schritt für Schritt ins Arbeitsleben zurückzukehren.

Die Wiedereingliederungsteilzeit dauert üblicherweise zwischen einem und sechs Monaten.

Während dieser Zeit kann die Wochenarbeitszeit um mindestens ein Viertel und maximal die Hälfte der ursprünglichen Normalarbeitszeit reduziert werden.

Neben dem Entgelt aufgrund der beruflichen Tätigkeit steht den Arbeitnehmer:innen ein Wiedereingliederungsgeld aus der Krankenversicherung zu.

Unterstütztes Wohnen

Jene Kranken, deren Erkrankung einen eher ungünstigen Verlauf nimmt, haben immer wieder Probleme, ohne fremde Hilfe in der eigenen Wohnung zurecht zu kommen.

In den letzten 4 Jahrzehnten haben sich daher unterschiedlichste Formen von unterstütztem Wohnen für Menschen entwickelt, die aufgrund einer Schizophrenie Schwierigkeiten im Alltag haben.

Die verschiedenen Formen von unterstütztem Wohnen unterscheiden sich durch die Intensität der Betreuung und Art der Einrichtung (z. B. Wohnheim, betreutes Übergangswohnen, Wohngemeinschaft).

Viele Erkrankte wollen aber weder bei den Eltern noch in einer Einrichtung leben, sondern in der eigenen Privatwohnung.

In den letzten Jahren haben sich daher in einigen europäischen Ländern Wohnmodelle entwickelt, die nicht auf institutionellem Wohnen basieren, sondern auf einer Unterstützung des Wohnens in der eigenen Privatwohnung (Individual Housing and Support).

Ein sogenannter Wohncoach unterstützt, berät und hilft bei Schwierigkeiten in der eigenen Wohnumgebung.

Kürzlich veröffentlichte Studien zeigen, dass Individual Housing and Support sich oft auch für die Betroffenen günstig auswirkt (z. B.

Medikamentöse Behandlung

Sowohl AP der ersten Generation („first generation AP“ FGA) als auch AP der zweiten Generation („second generation AP“ SGA) verringern effektiv psychotische Symptome (++). Einige SGA bieten möglicherweise Vorteile bei der Gesamtwirksamkeit und in der Rückfallprophylaxe (+). Wegen des erhöhten Risikos von neurologischen Störungen (EPMS) unter FGA sind bestimmte SGA zu favorisieren (+).

Die folgende Tabelle fasst die Empfehlungen zur medikamentösen Behandlung zusammen:

Behandlungsphase Empfohlene Medikamente
Akute Psychose, erste Episode Einige FGA und SGA sind gleichermaßen wirksam, sollten aber in geringeren Dosierungen als bei chronisch Kranken zum Einsatz kommen (++). Wegen des geringeren Risikos für neurologische UAW (+) und geringerer Abbruchrate sollten SGA bevorzugt werden (+).
Akute Psychose, multiple Episode Auch hier gilt: alle FGA und SGA sind gleichermaßen wirksam, einige SGA aber möglicherweise effektiver.
Erhaltungstherapie und Rückfallprophylaxe Bei etablierter Schizophrenie ist eine dauerhafte Behandlung mit AP im empfohlenen Dosisbereich zu empfehlen (++) wobei einige SGA Vorteile hinsichtlich Negativsymptomatik, Behandlungsdauer und Rückfallsvermeidung bieten (+).

Wichtige Hinweise

  • Wichtig ist ein Gesamtbehandlungsplan mit multiprofessionellen Therapiemaßnahmen, der unter Beteiligung der Betroffenen und aller am Behandlungsprozess Beteiligten erstellt werden sollte.
  • Als Behandlungs-Setting soll das am wenigsten restriktive (verfügbare) Setting gewählt werden, initial kann eine ambulante Behandlung versucht werden.
  • Bei unfreiwilligen Aufnahmen sollten Zwangsmaßnahmen wegen der negativen Auswirkungen auf die weitere Therapieadhärenz soweit als möglich vermieden werden (NICE, ÖGPB).
  • Patienten müssen über Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente aufgeklärt und sollten in den therapeutischen Entscheidungsprozess miteinbezogen werden.
  • Rasche Dosissteigerungen („loading dose“) sollten vermieden werden (+).
  • Die niedrigste effektive Dosis ist anzustreben (+).
  • Vor dem Wechsel auf ein anderes AP sollte ein kontrollierter Behandlungsversuch unter optimaler Dosierung und Adhärenz für mindestens vier bis maximal acht Wochen erfolgen (+).

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