Ökologisches Verhalten: Definition und Einflussfaktoren

Umweltfragen sind nicht nur von globaler, sondern auch von ganz persönlicher Bedeutung. Der Zustand unserer Umwelt beschäftigt viele Österreicherinnen und Österreicher. Die Klimakrise ist die große Frage unserer Zeit.

Definition und Bedeutung des ökologischen Verhaltens

Umweltfreundliches Verhalten, weitläufig definiert als bewusster und nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen, wird zu einem zunehmend an Bedeutung gewinnenden wichtigen Bestandteil alltäglichen Lebens, um die Ausbeutung natürlicher Öko-Systeme durch den Menschen einzudämmen. Dem zugrunde liegt ein komplexes und heterogenes Konstrukt mit vielen verschiedenen Faktoren und Motivationen.

Die Umweltpsychologie: Eine interdisziplinäre Disziplin

Die Umweltpsychologie (auch: ökologische Psychologie) ist eine relativ junge Disziplin der Psychologie mit starken interdisziplinären und Forschungs- und Anwendungscharakteristika. Sie befasst sich mit Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen, den Einflüssen der Umwelt auf den Menschen und der Beeinflussung der Umwelt durch den Menschen. Die Umwelt wirkt sich auf das Erleben und Verhalten des Menschen aus, und der Mensch gestaltet und beeinflusst die Umwelt in Abhängigkeit von seinem Erleben und Verhalten. Dabei ist der Umweltbegiff breit gefasst mit natürlichen Umwelten und soziokulturellen Umwelten wie Gebäuden, Lernumgebungen und Informationswelten. Neue Arbeitsgebiete in diesem Bereich sind Fragestellungen zu Globalisierung und nachhaltiger Entwicklung.

Begriffsbestimmung Umwelt

Der Umweltbegriff wurde von Jakob Johann von Uexküll in die psychologische Wissenschaft eingeführt. Umwelt umfasst sowohl die „Innenwelt“ als auch die „Außenwelt“ und deren wechselseitige planmäßige Anpassung aneinander. Für Uexküll ist Umwelt ein System, das aus den Beziehungen zwischen Subjekt und Umwelt gebildet wird. Diesem eng gefassten Begriff steht die gegenwärtig geläufigere, weiter gefasste Definition von Umwelt gegenüber: Umwelt ist die Gesamtheit aller Prozesse und Räume, in denen sich die Wechselwirkung zwischen Natur und Zivilisation abspielt.

Mensch und Umwelt

Die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt stellen ein komplexes System dar. Um ein Verständnis für die Umweltpsychologie zu erreichen sind folgende Begriffe ebenfalls von Bedeutung:

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  • Natur: Unter Natur versteht man alle anorganischen und organischen Erscheinungen, die ohne Zutun des Menschen existieren bzw. sich entwickeln.
  • Kultur: Durch seine geistigen Fähigkeiten hat der Mensch große Möglichkeiten in die Natur einzugreifen und diese zu verändern. Durch seine Fähigkeiten (handwerklich & geistig) und Leistungen (künstlerisch & technische) gestaltet er seine natürlichen Bedingungen und schafft "Kultur".
  • Zivilisation: Zivilisation ist die Gesamtheit und Stärke der Veränderungen und Verbesserungen sozialer und materieller Lebensbedingungen, die durch wissenschaftlichen und technischen Fortschritt erzielt werden.

Der Mensch ist also nicht nur ein Geschöpf der Natur, sondern auch ein Produkt seiner selbst hervorgebrachten Kultur und Zivilisation.

Drei Umwelten nach Hellpach

Im Mittelpunkt der Umweltpsychologie stehen also die Wechselwirkungen zwischen Menschen und der sie umgebenden physischen Umwelt. Diese zeigen sich darin, dass die Menschen in ihrem Handeln sowohl stark von ihrer Umwelt beeinflusst werden, aber auch auf diese zurückwirken, indem sie die Umwelt an ihre Bedürfnisse anpassen. Hinzu kommt, dass aus Sicht der Umweltpsychologie die Umwelt immer in Relation zu den Menschen gesehen werden muss, dass die beiden Aspekte nicht losgelöst voneinander betrachtet werden können.

Faktoren, die ökologisches Verhalten beeinflussen

Untersucht werden auch die Einstellungen zum Klimawandel und die Hitzebelastung. Außerdem werden die Einschätzung der allgemeinen Umweltqualität in Österreich sowie der Verschmutzung des öffentlichen Raums, das vordringlichste Umweltproblem und die Einflussfaktoren für die Lebensqualität dargestellt. Zudem erfolgt eine Analyse des Umweltverhaltens in Bezug auf den Kauf umweltfreundlicher Produkte.

Ziel einer Studie war es herauszufinden, ob empathisches Einfühlungsvermögen hervorgerufen durch das Lesen einer detaillierten Schilderung von Personen, die unter den Folgen von Umweltverschlechterung leiden, dazu genutzt werden kann, um umweltfreundlichere Einstellungen und dementsprechendes Verhalten hervorzurufen. Des Weiteren stellte die persönliche Betroffenheit (engl.: distress) im Vergleich zur empfundenen Empathie einen zuverlässigeren Prädiktor für Veränderungen in der Einstellung zur Umwelt dar.

Die allgemeine Einstellung zur Umwelt verbesserte sich in der Empathie Bedingung, allerdings wies dies nur eine kleine Effektgröße auf. Dieser Umstand lässt sich wahrscheinlich auf einen geringen Übertragungseffekt zurückführen, da sich bei EAI Items mit thematisch spezifischem Bezug zum vorgegebenen Text ein eindeutigerer Anstieg umweltfreundlicher Einstellungen feststellen ließ, unabhängig von der Instruktionsbedingung.

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Kreislaufwirtschaft und Mobilität

Fragen zur Veranlagung in umweltfreundliche Finanzprodukte und zur Umweltfreundlichkeit der Urlaubsreisen werden ergründet. Beim Themenkomplex Mobilität werden die Verkehrsmittelwahl und die Attraktivität öffentlicher Verkehrsmittel analysiert. Im Jahr 2023 lag ein besonderer Fokus auf Kreislaufwirtschaftsthemen wie Nutzungsdauer, Reparatur und Weitergabe.

Methoden in der Umweltpsychologie

Umweltpsychologie zeichnet sich durch den Anspruch zur Interdisziplinarität aus, der sich aus der Erkenntnis ergibt, dass die menschliche Umwelt in ihrer hohen Komplexität einer vielschichtigen Herangehensweise bedarf. Es wird deshalb stets die Zusammenarbeit mit Ingenieuren, Naturwissenschaftlern, Ökonomen, Soziologen, Politologen und anderen Fachleuten gesucht.

Umweltpsychologie als Wissenschaft ist - größtenteils - problemorientiert und nicht theorieorientiert. Für eine Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes spielt also beispielsweise Wissen aus der Kognitions-, Sozial-, Arbeits-, Organisations- und der Werbepsychologie eine Rolle. Die Ansätze von Hellpach über die Einflüsse von Wetter, Klima, Boden und Landschaft wurden bisher kaum aufgegriffen.

Fragestellungen in der Umweltpsychologie

Um den Aufgabenbereich der Umweltpsychologie zu verdeutlichen, seien ein paar Beispiele für Fragestellungen aufgeführt, wie sie sich in umweltpsychologischer Forschung finden:

  • Reicht eine Beschreibung physikalischer Art aus, um die Wirkungen von Schall auf Menschen vorherzusagen? In welchem Verhältnis stehen Reizgrößen zur psychologischen Reaktion (Empfindung, Beurteilung...)?
  • Ist die bebaute Umwelt ein besonderes Biotop, dessen Art und Gestaltung z.B. Kriminalität fördern kann? Wirkt sich die architektonische Gestaltung von klinischen Settings auf das kommunikative Verhalten der Patienten aus?
  • Was bedeutet ökologisch bewusstes Handeln in einer komplexer werdenden Wirklichkeit angesichts begrenzter Erfahrbarkeit, Bewertbarkeit, Verkraftbarkeit und Handlungsfähigkeit? Welches Naturverhältnis des Menschen lässt sich daraus ableiten und welche umweltpsychologischen Förderstrategien können als konstruktive Antwort hierauf gefunden werden?
  • Wie kam es, dass der Bezug des Menschen zum Erhalt unserer Natur (dem Ökosystem) so beeinträchtigt wurde, so dass immer mehr ökologische Krisen auf der Erde, und damit den Menschen drohen? Wie kann die Ökopsychologie das Bewusstsein zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen fördern?

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tags: #ökologisches #verhalten #definition