Wie Sie Ihrer Mutter bei Depressionen helfen können: Tipps und Ratschläge

Depression ist eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Sie kann ein stilles und unsichtbares Leiden sein, das es schwer macht, sie bei sich selbst oder anderen zu erkennen. Das Verstehen der Anzeichen und Symptome einer Depression ist entscheidend, da eine frühzeitige Erkennung zu rechtzeitiger Intervention und besseren Ergebnissen führen kann. Eine aktuelle Studie zeigt: 45 Prozent der Menschen sind von Depression betroffen - entweder direkt aufgrund einer eigenen Erkrankung oder als Angehörige.

Depression erkennen

Das Erkennen von Depressionen ist der erste Schritt zur Bewältigung und Behandlung dieser komplexen psychischen Erkrankung. Unabhängig davon, ob du eine Depression bei anderen erkennen möchtest oder die Erkrankung bei dir selbst vermutest, ist es wichtig, die Symptome einer Depression zu verstehen.

Symptome einer Depression

  • Anhaltende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit: Eines der Hauptzeichen ist ein Gefühl der Traurigkeit, Leere oder Hoffnungslosigkeit, das über einen längeren Zeitraum anhält. Dieser emotionale Zustand geht nicht nur mit einem schlechten Tag einher; er hält Wochen oder Monate an.
  • Verlust von Interesse und Freude: Depressionen können Menschen die Fähigkeit rauben, Aktivitäten zu genießen, die sie einst als angenehm empfunden haben. Hobbys, soziale Kontakte und sogar die Zeit mit geliebten Menschen können plötzlich keinen Reiz mehr haben.
  • Veränderungen des Schlafmusters: Schlafstörungen sind bei Depressionen weit verbreitet. Einige Menschen haben möglicherweise Probleme damit, einzuschlafen oder durchzuschlafen. Andere wiederum können übermäßig viel schlafen und es schwer haben, morgens aufzustehen.
  • Appetit- und Gewichtsveränderungen: Schwankungen im Appetit und Gewicht werden ebenfalls mit Depressionen in Verbindung gebracht.
  • Müdigkeit und niedrige Energie: Depressionen gehen oft mit einem überwältigenden Gefühl von Müdigkeit und einem niedrigem Energielevel einher. Selbst einfache Aufgaben, die einst mühelos waren, können zu monumentalen Herausforderungen werden.
  • Schwierigkeiten beim Konzentrieren und Entscheidungen treffen: Depressionen können die kognitive Funktion beeinträchtigen und es schwer machen, sich zu konzentrieren, Details zu merken und Entscheidungen zu treffen. Selbst kleine Entscheidungen können überwältigend erscheinen.
  • Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle: Menschen mit Depressionen erleben oft irrationale und intensive Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle. Sie mögen sich selbst für ihre Erkrankung verantwortlich machen oder sich selbst als Belastung für andere wahrnehmen.
  • Reizbarkeit und Unruhe: Depressionen äußern sich nicht immer als Traurigkeit; sie können auch zu Reizbarkeit und Unruhe führen.
  • Körperliche Symptome: Depressionen sind nicht nur ein Problem der psychischen Gesundheit; sie können sich auch in körperlichen Symptomen äußern. Dazu gehören z. B. Kopf- und Bauchschmerzen sowie andere, unerklärliche Schmerzen und Beschwerden.
  • Sozialer Rückzug: Isolation und sozialer Rückzug sind bei Depressionen weit verbreitet. Menschen können Freunde und Familie meiden und es vorziehen, allein zu sein.
  • Suizidale Gedanken: In schweren Fällen können Depressionen zu suizidalen Gedanken oder Ideen führen.

Eine Depression bei Angehörigen erkennen zu können, ist genauso wichtig, wie die Symptome einer Depression bei sich selbst wahrzunehmen. Geliebte Menschen zögern möglicherweise, ihre Probleme zu teilen, daher ist es wichtig, aufmerksam zu sein. Achte auf Veränderungen im Verhalten, der Stimmung und den sozialen Interaktionen.

Winterdepression (SAD)

Bei vielen Menschen ist die Depression eine jahreszeitlich bedingte Störung, wobei sich die Symptome in den Wintermonaten verschlimmern. Die Winterdepression ist eine Form der SAD, die mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammenhängt, der in der Regel im Herbst beginnt und sich bis in den Winter hinein fortsetzt. Die Symptome halten dabei mindestens 14 Tage lang durchgängig an. Laut Prof. Dr. Hegerl von der Deutschen Depressionshilfe leiden etwa 1-2 % der Bevölkerung an einer Winterdepression. Davon abzugrenzen sind Menschen, die während der Wintermonate ein Stimmungstief oder einen „Winterblues“ erleben: Die Symptome sind hier deutlich schwächer ausgeprägt und nicht durchgängig präsent.

Zu den Symptomen der SAD können Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und ein Verlust des Interesses an Aktivitäten gehören, die man früher gerne gemacht hat. Weitere Symptome können Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, veränderte Appetit- und Schlafgewohnheiten sowie Gefühle der Wertlosigkeit oder Schuldgefühle sein.

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Behandlungsmöglichkeiten für Winterdepression

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für eine SAD. Die am häufigsten angewandte Behandlung ist die Lichttherapie, bei der man sich jeden Tag eine bestimmte Zeit lang hellem Licht aussetzt. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit für eine Winterdepression ist die kognitive Verhaltenstherapie, die dazu beiträgt, negative Gedanken und Verhaltensweisen zu ändern.

Die Ursachen der Winterdepression sind nicht vollständig geklärt, sie hängt jedoch wahrscheinlich mit einem niedrigeren Gehalt bestimmter Gehirnchemikalien zusammen, die durch das geringere Sonnenlicht in den Wintermonaten beeinflusst werden. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für eine Winterdepression, darunter Lichttherapie, kognitive Verhaltenstherapie und Medikamente, sowie Maßnahmen der Selbsthilfe.

Burnout und Depression

Burnout und Depression sind zwei psychische Erkrankungen, die in den letzten Jahren immer häufiger auftreten. Burnout tritt typischerweise auf, wenn sich eine Person überfordert fühlt, sei es durch beruflichen Druck oder durch persönliche Verpflichtungen wie die Pflege von Familienangehörigen. Zu den Symptomen können Müdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und nachlassende Motivation gehören. Es ist wichtig, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen, damit Sie Maßnahmen ergreifen können, um Ihr Stressniveau zu senken, bevor es außer Kontrolle gerät.

Depressionen hingegen werden oft durch Lebensereignisse wie eine Scheidung oder den Verlust des Arbeitsplatzes ausgelöst, können aber auch ohne offensichtliche Ursache auftreten. Menschen, die unter einer Depression leiden, können Hoffnungslosigkeit, Leere oder Schuldgefühle empfinden, haben Schlafstörungen, wenig Energie, leiden unter häufigen Kopf- und Magenschmerzen, haben Konzentrationsschwierigkeiten, ziehen sich von sozialen Aktivitäten zurück und verlieren das Interesse an Hobbys, die ihnen früher Spaß gemacht haben.

Depressionen in der Schwangerschaft

Wenn du schwanger bist, weißt du vielleicht schon alles über die postpartale Depression (auch postnatale Depression), die nach der Geburt des Kindes auftreten kann. Aber auch während der Schwangerschaft ist eine Depression nicht unüblich. Die Schwangerschaft geht mit hormonellen Veränderungen einher und beeinflusst die Hirnchemie auf eine Weise, die Angstgefühle und Depression während der Schwangerschaft verursachen kann.

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Schwangere Frauen, die unter Depressionssymptomen leiden, sollten unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ärzt:innen oder Therapeut:innen können dir helfen, zu entscheiden, welche Form der Behandlung am besten für dich und dein Baby geeignet ist.

Was können Sie als Angehöriger tun?

Leidet ein Mensch an einer psychischen Erkrankung, stellt das auch sein näheres Umfeld häufig vor einige Herausforderungen und Fragen. In manchen Situationen können sich Angehörige etwa sprachlos oder hilflos fühlen. Meist möchten nahestehende Personen Betroffenen helfen oder sie motivieren, Unterstützung zu suchen. Informationen über die jeweilige Krankheit sowie Austausch mit anderen Angehörigen oder Beratungsgespräche können helfen.

Der Alltag mit einem Menschen, der an einer psychischen Erkrankung leidet, kann Angehörige stark fordern. Es ist normal, dass verschiedene Gefühle auftauchen, zum Beispiel Angst, Traurigkeit, Schuldgefühle oder etwa Wut. Zudem ist es sehr gut nachvollziehbar, dass eine solche Situation überfordern kann und man alleine nicht mehr weiter weiß.

Tipps für Angehörige

  • Sich über die Erkrankung informieren: Symptome und Krankheitsverlauf zu kennen hilft, Anzeichen richtig zuzuordnen und Betroffene besser zu verstehen sowie zu unterstützen.
  • Darüber reden: Mit jemandem Vertrauten über die eigenen Situation zu sprechen entlastet meist. Da sich seelische Krankheiten auf menschliche Beziehungen auswirken, kann auch eine Beratung sehr hilfreich sein. Professionelle Helfer:innen oder andere Angehörige bringen zudem eine andere Sicht auf die Dinge mit.
  • Auf sich selbst achten: Es ist wesentlich, auch auf sich zu schauen. Wenn es Ihnen selbst schlecht geht, können Sie andere nicht so gut unterstützen.
  • Verständnisvoller, aber konsequenter Umgang mit Betroffenen: Zuhören und Mitgefühl sind wichtig, damit Menschen mit einer psychischen Erkrankung sich verstanden fühlen.

Im Fall einer Depression neigen viele dazu, ganz viel schwarz zu sehen. Eine Depression ist für jede Beziehung eine Belastungsprobe. Die meisten Angehörigen erleben viele Momente der Sorge, Enttäuschung, Hilflosigkeit, Wut oder Angst. Aus Sorge und Unsicherheit versuchen viele Angehörige, den Erkrankten so viel wie möglich abzunehmen. wem alles abgenommen wird, der zieht sich immer mehr zurück und wird immer passiver. je passiver depressiv Erkrankte werden, desto mehr müssen die Angehörigen leisten.

Was Sie vermeiden sollten

Angehörige und Freund:innen versuchen im Kontakt mit depressiven Menschen das, was bei „gewöhnlicher Traurigkeit“ auch hilft: sie motivieren, sie pushen und überreden. Sie behandeln einen depressiven Menschen so, als wäre alles eine Frage der eigenen Motivation. Dieses Verhalten ist logisch und dann absolut nachvollziehbar, wenn man nicht ausreichend über das Krankheitsbild Depression informiert ist. Gut gemeinte Worte können den Betroffenen dennoch schaden und sie so dazu bringen, Kontakt zu meiden.

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Sätze wie „Lach doch wieder!“ oder „Reiß dich zusammen!“ bringen allerdings nichts. Sie können im Gegenteil sogar schaden. Es geht in erster Linie darum, für den Depressiven da zu sein. Für Angehörige ist es wichtig, sich stets vor Augen zu führen, dass es sich bei Depression um eine Krankheit handelt, die den Menschen vorübergehend verändert.

Die Rolle der Familie

Das Deutschland-Barometer Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention untersucht jährlich Einstellungen und Erfahrungen zur Depression in der erwachsenen Bevölkerung. Befragt wurde im September 2024 ein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt aus 5.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren.

Die Familie ist für viele Betroffene eine wichtige Stütze auf dem Weg durch die Erkrankung. Vor allem gibt die Familie den Betroffenen das Gefühl, nicht alleine zu sein (46 Prozent). Bei 41 Prozent der Erkrankten haben Familienmitglieder bemerkt, dass etwas nicht stimmt und den Erkrankten darauf angesprochen. 38 Prozent der Betroffenen wurden dann von Angehörigen ermutigt, sich professionelle Hilfe zu suchen. Oft ist die Familie auch eine wichtige Hilfe, um den Alltag zu meistern (34 Prozent) oder Aufgaben im Haushalt zu übernehmen (24 Prozent).

Rund drei Viertel der Angehörigen beschreibt die Depression jedoch auch als große Belastung für das Familienleben. Dabei werden die Angehörigen noch zu selten (16 Prozent) in die Behandlung einbezogen.

Belastungen für Angehörige

Gut drei Viertel der Angehörigen (77 Prozent) empfinden die Depressionserkrankung für das Familienleben als belastend oder sehr belastend. Vor allem die Sorge um den Erkrankten (81 Prozent) und dessen Antriebslosigkeit (73 Prozent) und Interessenlosigkeit (67 Prozent) wurden für die Familie als belastend erlebt. In 43 Prozent der Familien gab es während der Depression häufiger Streit als sonst. In jeder fünften Familie führte das sogar zu einem Kontaktabbruch (19 Prozent).

Nur 16 Prozent der Betroffenen berichten jedoch, dass ihre Angehörigen von Ärzten informiert und in die Behandlung eingebunden wurden. Die Angehörigen selbst empfanden es als Belastung, nicht gut von den Behandlern informiert worden (41%) und nicht in die Behandlung integriert zu sein (39 Prozent).

Allerdings berichten auch 42 Prozent der befragten Menschen mit Depression, dass die Familie ihnen nicht helfen konnte, weil die Angehörigen selbst Probleme mit Depression oder anderen psychischen Erkrankungen hatten. Jede zweite Familie berichtet rückblickend jedoch auch von positiven Erfahrungen: Bei 55 Prozent der befragten Angehörigen hat sich das erkrankte Familienmitglied gegenüber der Familie mehr geöffnet, 47 Prozent beschreiben, dass sich durch die Depression die Beziehung zueinander vertieft oder gefestigt habe.

Umgang mit Suizidgedanken

Im Rahmen einer schweren Depression kann der empfundene Schmerz so unerträglich sein, dass sich eine Hoffnungslosigkeit entwickelt, in der manchmal der Suizid als letzter Ausweg erscheint. Viele Angehörige meinen, das offene Ansprechen der Selbstmordgedanken würde das Suizidrisiko erhöhen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wer das Gefühl hat, ein Mensch könnte an Suizid denken, soll den Betroffenen danach fragen. Das ehrliche Ansprechen der Sorge und der vermuteten Gefahr ist in jedem Fall hilfreich. Ab einer deutlichen Ausprägung der Suizidgefährdung ist dringend ärztliche oder stationäre Behandlung nötig. Wird die Behandlung abgelehnt, muss der Suizid durch Beiziehen des Amtsarztes/Sprengelarztes bzw. mit Hilfe der Polizei verhindert werden.

Selbsthilfe und Unterstützung

Depressionen erfordern professionelle Hilfe, denn sie lassen sich nicht einfach überwinden. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von Therapien (die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als besonders hilfreich erwiesen) bis hin zu Medikamenten wie Antidepressiva, die das Gleichgewicht der an der Emotionsregulierung beteiligten Neurotransmitter wiederherstellen (dies sollte jedoch immer zuerst mit einer Ärztin bzw. einem Arzt besprochen werden).

Verhaltensweisen, die helfen können

  • Dem depressiv erkrankten Menschen vertrauen, dass er selbst richtig handeln wird.
  • Unterstützen Sie, falls nötig, den depressiv erkrankten Menschen dabei, seinen Interessen nachzugehen - trotz der Depression. Warten Sie nicht darauf, bis er „genug Energie“ hat oder in „der richtigen Stimmung“ ist. Jetzt gilt: Dabei sein ist alles.
  • Ermutigen Sie den Betroffenen zu Aktivitäten, machen Sie Angebote, immer und immer wieder.
  • Geben Sie sich nicht die Schuld, wenn Ihr Familienmitglied auf Ihre Bemühungen nicht wie erhofft reagiert. Es ist toll, dass Sie trotzdem versuchen, Unterstützung zu bieten.
  • Nehmen Sie die Krankheit an. Die Depression als Krankheit zu akzeptieren, heißt auch: Niemand ist schuld daran, weder Sie noch der erkrankte Mensch.

Zusammenfassung

Es ist wichtig, daran zu denken, dass eine Depression eine behandelbare Erkrankung ist. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, unter SAD-Symptomen leiden, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine qualifizierte Fachkraft für psychische Gesundheit kann dabei helfen, einen Behandlungsplan zu entwickeln, der auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ein solcher Plan unterstützt Betroffene dabei, die Symptome zu bewältigen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Depression ist behandelbar und Hilfe zu suchen, ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche.

Wichtige Fakten und Ratschläge für Angehörige

Aspekt Details
Verständnis Zeigen Sie Verständnis für die Situation und Symptome Ihres Gegenübers.
Kommunikation Reden Sie authentisch über Ihre Gedanken und Gefühle.
Aufklärung Informieren Sie sich umfangreich über die Erkrankung.
Selbstfürsorge Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen.
Unterstützung Bieten Sie Unterstützung an, ohne zu überfordern.

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