Die Worte "Die Freude am Herrn ist eure Stärke" (Neh 8,10) sind mehr als nur ein biblischer Vers; sie sind ein Aufruf, eine Verheißung und eine Lebenshaltung. Um die Bedeutung dieser Worte vollends zu erfassen, ist es hilfreich, den historischen Kontext und die tieferen spirituellen Implikationen zu betrachten.
Der historische Kontext: Nehemia und die Rückkehr aus dem Exil
Die erste Lesung versetzt uns ungefähr in das Ende des 6. Jhd. v. Chr. zurück, an das Ende der babylonischen Gefangenschaft. Die Perser, die die babylonische Herrschaft ablösten, erlaubten den unterworfenen Völkern große Eigenständigkeit mit eigenen Gesetzen. Doch die Heimkehr und der Wiederaufbau war schwieriger als erwartet. Viele der Israeliten hatten sich inzwischen in Babylon etabliert und wollten nicht mehr zurück. Für das Projekt fehlten somit die Leute und das Geld.
Es traten dann zwei Propheten - Nehemia und Esra - auf, die das Vorhaben mit gewichtiger Stimme vorantrieben. In der Lesung hörten wir, dass sich das Volk vor dem Wassertor versammelt und der Schriftgelehrte Esra beginnt aus dem Buch der Weisungen vorzulesen. Es fällt dabei auf, dass wir hier nichts über die Inhalte erfahren, was vorgelesen wird. Viel wichtiger ist die Lesung selbst und die Auseinandersetzung mit dem Gehörten. Wir haben also eine alte Tradition, dass die Schrift dem Volk, wie wir das in unseren Gottesdiensten kennen, abschnittsweise vorgelesen, erklärt, interpretiert und gedeutet wird.
Ein Element, das uns Nehemia dazu angibt, ist, dass dem Wort besondere Bedeutung zukommt. Es wird von einem erhöhten Platz gelesen. Als Esra das Buch aufschlägt, stehen alle auf und sie rufen mit erhobenen Händen: Amen! Amen! Mit den äußeren Gesten sollen innere Haltungen gefördert werden, wie zum Beispiel die Offenheit zum Hören und die Achtung vor dem Wort. Es ist die Bereitschaft sich ansprechen zu lassen.
Die Lesung spricht dann davon, dass das Wort Wirkung hat; die Menschen beginnen zu weinen. Es wird wieder nicht gesagt, was für Tränen es sind. Sind es Tränen der Freude über die wiedererlangte, neue Freiheit, oder Tränen, weil der Glaube wieder miteinander gelebt und gefeiert wird? Oder sind es Tränen, die zu rinnen beginnen und nun öffentlich gezeigt werden können über das vergangene Leid und Elend, den Verlust von Menschen, Verstümmelungen und Verwundungen, die das Leben immer noch schwermachen. Oder sind es Tränen die ausbrechen, weil die Worte der Schrift ihnen aufzeigen, dass die Zustände bei ihnen und unter ihnen alles andere als gerecht sind, dass es Reiche und Privilegierte gibt, daneben Arme und Ärmste.
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Nachdem die Menschen das Gesetz gehört hatten und von ihren Sünden berührt waren, forderte Nehemia sie auf, nicht zu trauern, sondern zu feiern und die Freude am Herrn als ihre Stärke zu betrachten. Ein derartiges Treffen kostet Kraft und Substanz. Es muss nicht verwundern, dass danach zu einem gemeinsamen Essen eingeladen wird. Süßer Wein soll kredenzt werden. Nicht zu übersehen seien die Armen. Ladet sie ein und lasst sie mitfeiern. Wir können das Bild, beziehungsweise die Idee unserer Eucharistiefeier erkennen.
Die Freude am Herrn als Quelle der Stärke
Die Freude am Herrn ist unsere Stärke! Der Glaube an Gott und die Liebe zu Ihm schenken tiefe und innerliche Freude. Freude ist mehr als gute Laune oder Spaß … Freude kommt aus dem Wissen, dass wir Menschen von Gott geliebt, gekannt und erlöst sind.
Wenn wir solch einem Gesetzesglauben verfallen, ist es auch nicht verwunderlich, wenn wir unzufrieden sind und keine Erfüllung finden. Wir nehmen da nur immer mehr Anstrengungen auf uns um uns am Ende doch fragen zu müssen „Wieviel ist genug? Wann wird es reichen? Warum ist Gott noch immer nicht zufrieden?
Wir können die ganzen religiösen Schuldgefühle hinter uns lassen und ein Leben in Freude führen. Wir können mit Gott in eine so enge Gemeinschaft treten, als würden wir mit ihm unter einer Haut stecken. Denkt an die wunderbaren Taten Gottes, die Er in eurem Leben schon getan hat. Vertraut darauf, dass Er es auch weiter gut machen wird mit euch! Seid gewiss, dass Gott euch alle liebt. Erinnert euch an das, was Gott euch in eurem Leben schon alles geschenkt hat. Es gibt so viele Gründe, sich an Gott zu freuen.
Es mag manches gegen uns sprechen - aber dass Gott uns liebt, das spricht am Ende des Tages immer für uns. Und ist Grund zur Freude. Die Freude bekämpft die Verdrießlichkeit, in der ich mich manchmal so bequem einrichte. Mögen wir uns beschenken lassen mit der Freude an Gott und sie als Elixier unseres Lebens erfahren.
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Wenn wir die heutige Situation in der Welt betrachten, sei es die Politik, die Umwelt oder die soziale und religiöse Situation in vielen Ländern, scheint es plausibel sich Sorgen zu machen. Wenn Sie sich an Ihm freuen und an dem, was Er für Sie getan hat, dann wird das Kraft geben, auch in den ganz schwierigen Zeiten. Gott möchte in einer Zeit, in der es drunter und drüber geht diese Stärke und Freude schenken. Die Frage ist nur, ob wir wagen wollen es auszuprobieren?
Freude inmitten von Schwierigkeiten
Die Freude am Herrn ist eine Freude, die nicht von äußeren Umständen abhängt. Sie verbieten geradezu die kümmerliche Stimmung. “Seid nicht traurig. Macht euch keine Sorgen. Denn die Freude am Herrn ist eure Stärke!” Sie sagen aber den Menschen eine Freude zu. Eine Freude, die nicht abhängig ist von den äußeren Umständen. Eine Freude, die im Menschen sich tief verwurzeln kann, so dass sie unzerstörbar wird. Mehr noch: Eine Freude, die dem Menschen zur Zuflucht wird. Weil sie den Menschen stark macht. Kräftig. Belastbar.
Egal wie deine innere Verfasstheit ist, egal wie es um deinen seelischen Zustand besteht, egal wie die äußeren Umstände sind, die Freude am Herrn birgt dich! Stell dir doch immer und immer wieder den fröhlichen Gott vor: Gott, das froheste Wesen im Universum. Entdecke immer und immer wieder die kleinen Spuren seiner Freude in deinem Leben. Und über diese Mentalität der Freude ein.
Man kann Freude nicht befehlen, und doch reden Esra und Nehemia im Modus der Anweisung. Sie gebieten, ordnen an: Seid nicht traurig. Haltet ein festliches Mahl. Trinkt süßen Wein. Auch Paulus schrieb aus dem Gefängnis, in einer doch trostlosen Situation: “Freut euch am Herrn, abermals sage ich euch: Freut euch!” Und einer der kleinen Propheten des Alten Testaments, Habakuk, reagiert angemessen auf solche und ähnliche Anweisungen, wenn er in seinem Gebet bekennt: “Ich will jubeln über den Herrn und mich freuen über Gott meinen Retter. Gott, der Herr ist meine Kraft” (Hab 3,18f.)
So etwas hat mit Entscheidung zu tun und mit Übung. Man muss es nicht mit Bohnen machen. Man kann es mit einem Tagebuch probieren, in dem man einen Gedanken am Abend niederschreibt: Wo habe ich heute Freude erlebt? Wo ist mir Freude geschenkt worden? Denn: nur wenn wir die Spiritualität der Freude pflegen, wenn wir unsere Mundwinkel immer und immer wieder nach oben ziehen: Mundwinkel und Augenmuskel. Auch oder gerade in der Kirche.
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Praktische Anwendung der Freude am Herrn
Vielleicht sollte man ja das versuchen, was Esra getan hat, und sagen: „Geht, haltet ein festliches Mahl, und trinkt süßen Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; denn heute ist ein heiliger Tag zur Ehre des Herrn. Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke." (Neh 8,10)
Gott sagt ihnen, sie sollen so lange Feste feiern! Ja, David z.B. hat so sehr gefeiert, dass seine Frau sich für ihn geschämt hat! Er hat Gott gefeiert. Tun wir das zu Hause und in der Gemeinde heute noch? Ist es uns egal, wie wir Gott feiern? Ist es uns egal, wie das ausschaut? Egal, was der andere denkt über uns? Oder machen wir das heimlich, vielleicht nur am Sonntag im GD, auch nur dezent...ein wenig die Arme heben maximal... vielleicht nur alle paar Sonntage im GD...? Ab jetzt feiern wir!
- Wir feiern, dass wir von einem feiernden Gott gemacht sind!
- Die in Tränen säen werden in Freuden ernten!
- Gottes ernste ste Beschäftigung ist Freude!
Als die Israeliten nach langer Zeit das Gesetz vorgelesen bekommen haben, haben sie geweint, weil es sie so getroffen hat. Ja, das hätten wir tun sollen! wir sind nicht heilig! Doch Nehemia sagt zu ihnen: Nehemia 8/10: Geht hin, esst Fettes und trinkt Süßes und sendet Teile davon auch denen, die nichts für sich zubereitet haben; denn dieser Tag ist unserem Herrn heilig; darum seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN ist eure Stärke!
Das erinnert mich ganz stark an den Psalm 23:Er bereitet vor mir ein Festmahl, er deckt so auf, dass alles überfließt, ich esse mit ihm mitten zwischen den Feinden! Und Öl fließt nur so, also meine Salbung ist mitten da drinnen in meinem Fest mit Jesus, so stark, dass das Öl einfach nur so runter rinnt. Es gibt nichts Schlechtes in meinem Leben, wenn ich mit Jesus so feiere, weil wenn ich sterbe, dann ist er auch da und feiert mit mir weiter. Und in diesem Leben kann mir immer nur Gottes Güte und seine Barmherzigkeit begegnen, wenn ich mit ihm beim Fetten und Süßen sitze.
Die Freude am Herrn und die Einheit
Einmal hat jemand gesagt: „Der Teufel fürchtet nicht eine große Kirche, aber er fürchtet eine Kirche in Einheit!“ Und ich glaube, am meisten stört ihn, wenn jemand fröhlich ist oder gar feiert! Besonders wenn Menschen in einer Kirche in Einheit feiern. Die Freude am Herrn schafft Einheit!
Dir hat Gott ein Auto geschenkt? Das freut mich sooo sehr! Und Gott hat mir das gegeben, was ich brauch. Ich danke dir, Jesus! Gott hat dir einen Durchbruch in deiner Gesundheit geschenkt? Wie super cool! Danke Jesus! Und danke Jesus, dass du mir alles gibst, wie ich es brauche! Ich bin vollkommen gesättigt mit deiner Liebe zu mir! Jesus hat dir einen Durchbruch in deinem Gemeindedienst gegeben? Wie toll! Ich feiere mit dir, ich feiere Jesus! Und danke Jesus, dass ich genau dann einen Durchbruch bekommen werde, wenn ich ihn brauche! Ich bin völlig im Frieden.
Die Freude am Herrn: Eine persönliche Entscheidung
Wir müssen Ausschau halten, was er alles tut und getan hat. Dann fällt es uns leicht, zu feiern. Er macht alles neu! Das ist seine Art. Neuen Wein! Neue Schläuche. Schau aus nach dem, was Gott alles neu macht! Flüsse in der Wüste heißt es in der Bibel. Hast du eine Wüste in deinem Leben? Feiere Gott, weil er lässt Flüsse in der Wüste fließen! Ist dein Leben fad - immer das Alte? Feiere Jesus, weil er macht alles neu!
Preise Gott bereits vor dem Wunder! Wie Paulus und Silas, als sie im Gefängnis Gott lobten und es war ein Erdbeben. Sie haben Gott gelobt bevor das Erdbeben war! Als sie noch nicht wussten, dass sie freikommen würden!
Zusammenfassung
Die Freude am Herrn ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Quelle der Stärke, die uns in schwierigen Zeiten trägt. Sie ist eine Entscheidung, eine Haltung und eine Lebensweise, die uns mit Gott und miteinander verbindet. Indem wir uns auf Gottes Güte konzentrieren, seine Taten feiern und uns der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen öffnen, können wir die Freude am Herrn erfahren und ihre stärkende Kraft in unserem Leben entfalten.
Aspekt | Bedeutung |
---|---|
Historischer Kontext | Rückkehr aus dem Exil, Wiederaufbau des Glaubens |
Quelle der Stärke | Glaube, Liebe zu Gott, Wissen um Erlösung |
Freude inmitten von Schwierigkeiten | Unabhängigkeit von äußeren Umständen, Zuflucht in Gott |
Praktische Anwendung | Festmahle, Teilen mit anderen, Feiern von Gottes Güte |
Einheit | Gemeinsame Freude stärkt die Gemeinschaft |
Persönliche Entscheidung | Fokus auf Gottes Wirken, Lobpreis vor dem Wunder |