Johann Sebastian Bach beherrschte die Kunst der Verbindung von Sprache und Musik. Seine Motetten standen im Mittelpunkt eines Konzertes der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik.
Unter Chorfreunden gilt sie als das Herzstück der Bach-Motetten, das fünfstimmige, aus elf Einzelsätzen bestehende Werk "Jesu meine Freude", BWV 227. Als Entstehungszeitraum kommen die Leipziger Jahre zwischen 1723 und 1735 in Frage.
Die Blütezeit der Motette war schon vorbei, als Bach sich im 18. Jahrhundert mit diesem Genre beschäftigte. Meist schrieb er sie für bestimmte Anlässe und zeigte darin einmal mehr seine Genialität im Umgang mit Satztechnik und komplexer Durchführung.
„Jesu, meine Freude“ ist eine Motette für fünfstimmigen gemischten Chor von Johann Sebastian Bach.
Die 11 Sätze der Motette bestehen einerseits aus den Strophen des Kirchenlieds „Jesu, meine Freude“ von Johann Franck (Text) und Johann Crüger (Musik) und andererseits vertont Bach zwischen den Strophen des Liedes in fünf Sätzen Text aus dem 8. Kapitel des Römerbriefes.
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Die Motette behandelt die Hoffnung auf die Verwandlung des Lebens durch Christus. Durch den Geist Christi sind wir verwandelt zu neuem Leben. Am Anfang und am Ende der Motette steht ein Choral. Als Nummern 2 und 10 kommen Spruchmotetten, die Verse aus Röm 8 aufgreifen. Direkt vor und nach der Fuge steht ein Block aus jeweils drei Sätzen, bestehend aus Choral, Terzett und einem freien Choral.
Paulus stellt im Römerbrief seine Theologie einer Gemeinde vor, die er persönlich noch nicht kennt. Dementsprechend ausführlich ist er in seinen Erläuterungen. Im 8. Kapitel geht er besonders darauf ein, dass sich durch Christus im Leben der Getauften wirklich fundamental etwas verändert.
Die Getauften leben im Geist Christi und nicht durch das Fleisch. Sie haben Erkenntnisse, die andere nicht haben und durch diesen Geist werden sie durch alles getragen werden, was die (sündige) Welt ihnen in die Quere legt.
Röm 8,9 Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt.
Als Nummern 2 und 10 kommen Spruchmotetten, die Verse aus Röm 8 aufgreifen.
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Herausragend in ihrer Form die elfsätzige Motette „Jesu, meine Freude“ BWV 227 mit Wechsel zwischen Choralsätzen und Bibeltexten, wobei Bach prägnante Stellen durch Registerauswahl hervorhob. So betonten die Frauenstimmen mit Leichtigkeit und strahlender Klangschönheit das „Gesetz des Geistes“.
Der Spannungsbogen, den uns Johann Sebastian Bach in Jesu, meine Freude bereitet, ist an herrlicher Raffinesse und plastischer Textausdeutung ohnegleichen und bedarf ob seiner Präsenz keiner oberflächlichen Analyse.
Spannender als viele Fugen u.ä., weil in gewisser Weise frei und flexibel, aber dennoch gebunden durch den Cantus firmus, die Choralmelodie. Und die mittlere Strophe (Zion hört die Wächter singen bzw. die Orgelversion als Schüblerscher Choral) mit der tänzerischen Melodie hat Ohrwurmqualitäten und fehlt auf keiner Bearbeitungsplatte von Loussier über W. Carlos zum Modern Jazz Quartet...
Auch das Continuo passt sich diesem affekt- und figurenbezogenen Konzept an. Der Cellist Harnoncourt artikuliert die hier Achtel gewohnt abwechslungsreich.
So könnte man hier z.B. von einem grundsätzlichen weichen Portato bei den Achteln ausgehen und immer wieder durch Artikulation bekannte Figuren herausmodellieren.
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In diesem Choralsatz scheint mir die bewegte Bassstimme meistens expressiver als die anderen Stimmen komponiert zu sein, z.B. der nach oben gehende Oktavsprung in Takt 8 „und englischen Zungen“. Dadurch wird im Bass sozusagen in Richtung der Engel gezeigt, also nach oben.
In Takt 18 ( „Kein Aug`hat je gespürt“) bekommt die Harmonik für mich durch die Terzparallen im Sopran und Alt, sowie die vom Bass ausgehenden Intervalle einen ergriffen-schwärmenden Charakter.
Bei „Dess sind wir froh“ springt der Bass nach „solcher Freude“ im Tritonus (!) nach unten. Auf „sind“ sehen wir den Vorhalt A-halbvermindert sich nach F7 über der Bassterz auflösen, danach geht es über G-Dur mit Bassterz leittönig zurück zur parallelen Molltonart c-moll.
Dieser Takt wirkt auf jeden Fall recht spannungsreich und nach vorne weisend; nach der vorhergehenden Beschreibung der himmlischen Harmonie vielleicht sogar wie eine kalte Dusche, wenigstens am Anfang.
Deswegen wirkt auf mich das anschließende, durch Viertelnoten freudig bewegte „Io, Io!
abschließend noch einige generelle Bemerkungen zu dieser und auch zu anderen mir bekannten Einspielungen. Aufgrund der hervorragenden Instrumentalanteile ziehe ich Harnoncourts Einspielung letztendlich vor.