Sie haben Interesse, Ihre Pflegeexpertise mit wissenschaftlichen Kompetenzen im Spezialbereich der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege mit dem besonderen Fokus auf das Recovery-Modell zu vertiefen. Außerdem ist Ihr Ziel, im Rahmen des Pflegeprozesses Ihre Rolle im interdisziplinären Team zu schärfen und Expert*in für die psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege zu werden.
Dazu möchten Sie Expert*in der professionellen Kommunikation und Beziehungsgestaltung werden, Krisen frühzeitig erkennen und mithelfen, psychiatrische Krankheiten vorzubeugen. Sie sehen es als Ihre Aufgabe, Familien dabei zu unterstützen, gesundheitsbezogene Entscheidungsprozesse selbstbestimmt zu beeinflussen.
Kompetenzen und Lernergebnisse
Als Teilnehmende des Hochschullehrgangs erwerben Sie alle nötigen Kompetenzen in der akuten Krisenbewältigung und Deeskalation.
Lernergebnisse:
- Die Absolvent*innen analysieren die Zusammenwirkung unterschiedlicher kultureller, geschichtlicher und sozialer Faktoren (Religion, Herkunft, Sitten und Gebräuche, Familie, Peer Group, Berufsfeld, Gesellschaft, Gesundheitssystem etc.) im Kontext mit Interaktions-/Verhaltensmustern und Glaubenssätzen bei der Entstehung psychischer Erkrankung bzw. dem Umgang mit psychischer Erkrankung, reflektieren internationale Betreuungskonzepte und erkennen daraus die Bedeutung der Ressourcen der Betroffenen und leiten daraus grundlegende Strategien für die pflegerische Begegnung ab. (L1)
- Die Absolvent*innen verstehen die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen persönlichen Identität.
Inhalte und Themenbereiche
Der Lehrgang umfasst diverse Themenbereiche, die zur umfassenden Ausbildung beitragen:
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- Historische Entwicklung in der Pflege und Betreuung psychisch kranker Menschen und deren Auswirkung auf heutige Verhältnisse, Lehren aus der Geschichte
- Normal vs. abnormal
- Selbsteinschätzung vs. Fremdeinschätzung
- Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen (bei einem selbst, in der Familie, im Umfeld, in der Gesellschaft)
- Umgang der Gesellschaft mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, Problem Stigma, Stigmaprävention
- Darstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Film, Fernsehen, Soziale Medien und Presse
- Exkurs: Betreuungskonzepte psychisch kranker Menschen anhand von Beispielen im internationalen Bereich
Normalität und Stigma
Die Studierenden analysieren eigene Auffassungen von Normalität und Abnormalität, leiten daraus aktuelle Kriterien für die Beurteilung von normalem und abnormem Verhalten ab; beachten hierbei das Problem Stigma und stellen mögliche Strategien zum Umgang mit dem Stigma dar. Die Studierenden vergleichen Betreuungskonzepte von Menschen mit psychischen Erkrankungen im internationalen Kontext und vergleichen den Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen in der historischen Entwicklung mit der heutigen Situation und leiten daraus positive Veränderungen, aber auch immer noch vorhandene Gefahren ab.
Die Studierenden reflektieren und analysieren die Auswirkungen von Migration, Kultur, Religion und Spiritualität auf die Einstellungen und Meinungen der Bevölkerung gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen und leiten daraus die Erfordernisse für die psychiatrische Pflege ab.
Lehrmethoden und Prüfung
Lehrmethode: Vortrag, Gruppenarbeit, Diskussion, Feedback, Arbeitsaufträge mit Feedback, Gruppenübungen
Prüfungsmethode: Endprüfung: Einzelprüfung, Referat
Selbstkonzept und Erklärungsmodelle
Inhalt:
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- Selbstkonzept vs. Fremdbild
- Erklärungsansätze zur Entstehung psychischer Erkrankungen (medizinisch biologisch-chemische Ansätze, psychologische Ansätze, spirituell-religiöse Ansätze, kulturelle Ansätze, Ansätze aus der Neurobiologie, Stress-Adaptions Modell)
- Das Bio-Psycho-Soziale Modell als eine Verständnishilfe zum Verstehen von psychischer Erkrankung
- Entwicklung und Störung der eigenen persönlichen Identität (z.B. Gefühle, Bedürfnisse, Erwartungen, Werte)
- Konzept der Selbstwirksamkeit, des Selbstwerts und des Selbstkonzepts der positiven Psychologie
- Medizinische Klassifikationssysteme (ICD 11, DSM5)
Lernergebnisse:
- Die Studierenden beschreiben die Auswirkung kultureller, geschichtlicher und sozialer Faktoren im Kontext mit Interaktions-/Verhaltensmustern und Glaubenssätzen auf die Entstehung psychischer Erkrankung bzw. den Umgang mit psychischer Erkrankung.
- Die Studierenden erläutern die Bedeutung des Selbstkonzepts sowie die Entwicklung der eigenen persönlichen Identität (z.B. Gefühle, Bedürfnisse, Erwartungen, Werte) im Zusammenhang mit der Entstehung psychischer Erkrankung und reflektieren den eigenen Anteil in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen.
- Die Studierenden erläutern unterschiedliche Erklärungsmodelle psychischer Störungen und können aktuelle Klassifikationsschemata zu psychischen Erkrankungen erklären.
Lehrmethode: Vortrag, Gruppenarbeit, Diskussion, Feedback, Arbeitsaufträge mit Feedback, Gruppenübungen
Prüfungsmethode: Immanente Leistungsüberprüfung: Immanente Leistungsüberprüfung
Beziehungsgestaltung und Kulturelle Aspekte
Inhalt:
- Selbst- und Fremdwahrnehmung, Übertragung - Gegenübertragung, eigener Anteil in der Begegnung
- Zulassen von Eigenheiten unter Abwägen von Fürsorge vs. Autonomie
- Wertschätzung als Grundhaltung
- Bedeutung von Nähe und Distanz in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
- Ressourcenorientierung als professionelle Grundhaltung
- Auswirkung unterschiedlicher kultureller Aspekte auf den Prozess der Beziehungsgestaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen
- Religion, Spiritualität, spiritueller Distress
- Ethnozentrismus und kulturelle Erwartungen in Bezug auf psychische Erkrankung
- Ethnopharmakologiekultursensible Pflege
- Culture-Bound-SyndromesSelected Cultural Implications of Psychotropic Agents
- Migration
- Soziales Umfeld, Familie, Freunde und „Peer-Groups“
Lernergebnisse:
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- Die Studierenden analysieren die Bedeutung der Ressourcenorientierung als Grundhaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, beziehen persönliche und soziale Ressourcen (u. a. Familie, Berufsfeld, Peer Group, Selbsthilfegruppen) in den Pflege- und Behandlungsprozess mit ein und passen die Unterstützung bei Selbstpflege/Alltagskompetenzen krankheits-, alters-, entwicklungsentsprechend sowie Individuums- und situationsbezogen an (z. B. Zulassen von Eigenheiten unter Abwägen des ethischen Dilemmas von Fürsorge vs. Autonomie).
- Die Studierenden erläutern exemplarisch die Auswirkung unterschiedlicher kultureller, spiritueller und sozialer Aspekte auf das Selbstkonzept des Betroffenen sowie den Prozess der Beziehungsgestaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen.
- Die Studierenden definieren die besondere Bedeutung von Nähe und Distanz in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und berücksichtigen dies auf Basis der Reflexion der eigenen persönlichen Identität in der professionellen Beziehungsarbeit mit ihnen.
Lehrmethode: Vortrag, Gruppenarbeit, Diskussion, Feedback, Arbeitsaufträge mit Feedback, Gruppenübungen
Prüfungsmethode: Endprüfung
Personenzentrierte Arbeit und Kommunikation
Inhalt:
- Grundlagen der personenzentrierten Arbeit nach Carl Rogers
- Psychodynamische Pflege auf den Grundlagen des Pflegemodells von Hildegard Peplau
- Kongruente Beziehungspflege nach Rüdiger Bauer
- Grundlagen des Gezeitenmodells von Phil Barker und Poppy Buchanan-Barker
- Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg als ein wesentliches Instrument zur kommunikativen Umsetzung personenenzentrierten Pflegehandelns
- Selbstempathie und authentischer Ausdruck von Ich-Botschaften
- Selbstreflexion - der eigene Anteil in der Begegnung mit dem „Anderem“
- Empathie im Sinne der GFK gegenüber anderen Menschen - Urteile/Bewertungen in Gefühle und Bedürfnisse übersetzen
- Anwaltschaftliches Handeln im Rahmen des Behandlungs-, Pflege- und Betreuungsprozesses auf Basis einer ethischen Reflexion und Verstehens psychischer Erkrankung, Wahrung der Interessen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
Lernergebnisse:
- Die Studierenden erkennen situations- und entwicklungsspezifische Kommunikationseinschränkungen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wählen bedarfsangepasst geeignete Kommunikationsformen und -hilfsmittel aus und setzen diese zielgerichtet ein.
- Die Studierenden erheben Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung, erkennen deren Auswirkung auf die Lebens- und Alltagswelt sowie Vorlieben, Kompetenzen des Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen; planen unter Berücksichtigung der eigenen Gefühls- und Bedürfnislage und der Reflexion des eigenen Anteils in der Begegnung entsprechende Interventionen im Sinne der gewaltfreien Kommunikation und setzen diese um.
- Die Studierenden reflektieren im Beziehungsprozess die Werte, Realitäten, Gefühle und Bedürfnisse von Menschen mit psychosozialem Leiden und analysieren diese und sprechen sie wertfrei an; sie erläutern exemplarisch anhand des Modells von Peplau den Prozess der Beziehungsgestaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, vertreten anwaltschaftliches Handeln im Rahmen des Behandlungs-, Pflege- und Betreuungsprozesses auf Basis einer ethischen Reflexion und Verstehens psychischer Erkrankung, und wahren die Interessen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Lehrmethode: Vortrag, Diskussion, Fallbeispiele, Rollenspiele, Selbstreflexionsübungen, Kleingruppenarbeit, Partnerübungen
Prüfungsmethode: Immanente Leistungsüberprüfung
Forschungsmethoden
Die Studierenden unterscheiden quantitative Forschungsdesigns in der Pflegewissenschaft und erläutern Vor- und Nachteile digitaler Softwareprogramme zur quantitativen Auswertung Die Studierenden unterscheiden Deskriptiv- und Inferenzstatistik und erklären diese Unterschiede unter Rückbezug auf den Forschungsprozess.
Lehrmethode: Überwiegend aktivierende Methoden
Prüfungsmethode: Modulprüfung
Dozenten
Alle Lehrenden verfügen über langjährige Erfahrung in berufsfeld-relevanten Strukturen und eine ausgewiesene Expertise und Anerkennung im speziellen Berufsfeld der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege. Ebenso zeichnen sie sich durch ein hohes Maß an formellen, wissenschaftlichen und pflegepädagogischen Fähigkeiten aus.
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