Johanniskraut: Natürliche Hilfe bei Depressionen und mehr

Johanniskraut, wissenschaftlich bekannt als Hypericum perforatum, ist eine Heilpflanze, die seit Jahrhunderten für ihre therapeutischen Eigenschaften geschätzt wird. Besonders bekannt ist es für seine Wirkung bei psychischen Beschwerden wie Depressionen und Angstzuständen. Doch die Bandbreite seiner Wirkungen reicht weit darüber hinaus.

Wirkstoffe und Wirkmechanismen

Johanniskraut verdankt seine Wirkung einer Kombination von bioaktiven Substanzen, die synergetisch zusammenarbeiten. Die Hauptwirkstoffe von Johanniskraut sind Hypericin und Hyperforin. Beide Stoffe spielen eine Schlüsselrolle bei der Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Daneben enthält die Pflanze Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle, die ebenfalls zur Gesamtwirkung beitragen.

  • Hypericin: Beeinflusst das Gleichgewicht der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, die für die Regulation der Stimmung wichtig sind. Es wird angenommen, dass Hypericin dabei hilft, den Abbau dieser Botenstoffe zu hemmen, was zu einer verbesserten Stimmung führen kann.
  • Hyperforin: Moduliert Transportproteine in den Nervenzellen, sodass wichtige Neurotransmitter wie Serotonin länger im Gehirn verfügbar sind.
  • Flavonoide: Flavonoide wie Quercetin und Rutin ergänzen die Wirkstoffe Hypericin und Hyperforin, indem sie entzündungshemmend und antioxidativ wirken.

Die Pflanze wird traditionell genutzt, weil sie die Verfügbarkeit von stimmungsaufhellenden Botenstoffen wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin erhöht. Hypericin und Hyperforin hemmen die Wiederaufnahme dieser Stoffe, sodass sie länger aktiv bleiben und die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verbessern.

Wirkung bei Depressionen

Johanniskraut ist vor allem für seine Wirkung auf die Psyche bekannt und wird häufig als natürliches Mittel bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt. Johanniskraut funktioniert ähnlich wie synthetische Antidepressiva, aber auf natürlicher Basis. Viele Studien zeigen, dass Johanniskraut eine effektive natürliche Unterstützung bei leichten bis mittelschweren Depressionen sein kann. Die beiden Hauptwirkstoffe der Pflanze, Hyperforin und Hypericin, sorgen dafür, dass stimmungsaufhellende Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und GABA länger im Gehirn verfügbar bleiben.

Besonders interessant: In Studien wurde die Wirkung von Johanniskraut mit der von synthetischen Antidepressiva wie SSRIs (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors) verglichen. Dabei zeigte sich, dass Johanniskraut genauso gut wirken kann - allerdings mit deutlich weniger Nebenwirkungen.

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Weitere Vorteile bei psychischen Beschwerden

Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung hilft Johanniskraut auch bei Begleitsymptomen wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen, die oft mit Depressionen einhergehen. Wichtig ist jedoch, dass die Dosierung und Qualität des Präparats stimmen. Bei schweren Depressionen reicht Johanniskraut allein oft nicht aus.

Weitere Anwendungsgebiete von Johanniskraut

Johanniskraut ist nicht nur für seine Wirkung auf die Psyche bekannt, sondern hat auch beeindruckende physische Effekte. Schon seit Jahrhunderten wird Johanniskraut bei Hautproblemen eingesetzt. Seine entzündungshemmenden und wundheilenden Eigenschaften kommen vor allem durch Flavonoide und ätherische Öle zustande. Das aus den Blüten gewonnene Johanniskrautöl ist ein beliebtes Mittel bei kleineren Verletzungen, Verbrennungen und Ekzemen. Es hilft der Haut bei der Regeneration und kann Schwellungen sowie Rötungen reduzieren. Aber Achtung: Johanniskraut kann die Haut lichtempfindlicher machen.

Die Inhaltsstoffe von Johanniskraut wirken entzündungshemmend, indem sie die Bildung von entzündungsfördernden Enzymen hemmen. Dies macht die Pflanze zu einem natürlichen Mittel bei chronischen oder akuten Entzündungen. Die Gerbstoffe im Johanniskraut wirken adstringierend, was bei Durchfall und anderen Magen-Darm-Beschwerden helfen kann. Außerdem beruhigt Johanniskraut die Schleimhäute und wirkt entspannend auf den Verdauungstrakt.

Risiken und Nebenwirkungen

Trotz seiner vielseitigen Vorteile ist Johanniskraut nicht für alle uneingeschränkt geeignet. Eine der bekanntesten Risiken von Johanniskraut ist seine Wirkung auf das Enzymsystem der Leber, insbesondere das Enzym Cytochrom P450. Dieses Enzym ist für den Abbau vieler Medikamente verantwortlich. Johanniskraut kann dessen Aktivität steigern, wodurch die Wirksamkeit bestimmter Medikamente wie Antibabypillen, Blutverdünner oder Antidepressiva reduziert wird. Diese Wechselwirkungen können die Therapie mit diesen Medikamenten erheblich beeinträchtigen.

Eine häufige Nebenwirkung von Johanniskraut ist die sogenannte Photosensibilisierung. Das Hypericin in der Pflanze kann die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlen machen. Dadurch steigt das Risiko für Sonnenbrand oder Hautirritationen.

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Wer sollte Johanniskraut meiden?

Nicht alle können Johanniskraut bedenkenlos einnehmen. Für Schwangere und stillende Frauen wird es nicht empfohlen, da es an Studien zur Sicherheit fehlt. Ebenso sollten Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie bipolaren Störungen vorsichtig sein, denn Johanniskraut könnte manische Episoden auslösen.

Langfristige Studien zur Sicherheit von Johanniskraut fehlen weitgehend, doch es wird allgemein als sicher angesehen, wenn es über einen begrenzten Zeitraum eingenommen wird. Bei längerer Einnahme können jedoch unerwünschte Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Müdigkeit auftreten.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie wirkt Johanniskraut bei Depressionen? Johanniskraut erhöht die Konzentration von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn. Diese Wirkung kann depressive Symptome wie Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit lindern.
  • Welche Nebenwirkungen sind möglich? Ja, mögliche Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut.
  • Wann setzt die Wirkung ein? Die Wirkung von Johanniskraut setzt in der Regel nach etwa zwei bis vier Wochen regelmäßiger Einnahme ein.
  • Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten? Johanniskraut kann die Wirkung vieler Medikamente beeinflussen, insbesondere durch die Aktivierung des Leberenzyms Cytochrom P450.

Johanniskraut Produkte und Anwendung

Die Heilpflanze gibt es in den verschiedensten Darreichungsformen - als geschnittenes Kraut zur Tee-Zubereitung, als Trockenextrakt in Johanniskraut-Kapseln, -Pillen, -Tabletten, -Dragees, als alkoholischer Auszug (in Form von Tropfen etc.), als Frischpflanzenpresssaft sowie als Johanniskraut-Öl. Letzteres wird aufgrund seiner Farbe auch Rotöl genannt.

Vor allem für die Anwendung als pflanzliches Antidepressivum sollten standardisierte Fertigarzneimittel verwendet werden. Die Dosierung, Art und Dauer der Anwendung erfahren Sie aus den jeweiligen Packungsbeilagen sowie vom Arzt oder Apotheker.

Johanniskraut-Öl selber herstellen

Johanniskraut-Öl für die äußerliche Anwendung können Sie auch selber herstellen: Geben Sie frisch aufgeblühte Blüten in ein helles Schraubglas und füllen Sie ein kalt gepresstes Olivenöl guter Qualität ein, bis die Blüten etwa einen fingerbreit damit bedeckt sind. Dann schrauben Sie das Glas zu und stellen es für vier bis fünf Wochen an einen hellen oder sonnigen Ort. Zwischendurch sollten Sie das Glas hin und wieder aufschütteln. Am Ende seihen Sie die Blüten ab und gießen das Öl zur Aufbewahrung in eine dunkle Flasche. Bei der Anwendung können Sie Ihren Handteller damit benetzen und auf dem betroffenen Hautareal einreiben.

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