Dümmer durch Depressionen: Studien und Erkenntnisse

Viele Menschen erleben Schlafprobleme, und die Auswirkungen können gravierend sein. Das Immunsystem, der Hormonhaushalt, die Leistungsfähigkeit und die Psyche können beeinträchtigt werden.

Es gibt mehr als 100 Formen von Schlafstörungen, die Mitursache von Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Diabetes sein können. Auslöser für schlechten Schlaf sind unter anderem Stress, internistische Probleme wie zu hoher Blutdruck, Depressionen oder Herz- bzw. Lungenerkrankungen.

Schlaf und Gedächtnis

„Im Volksmund heißt es, zu wenig Schlaf mache krank, dick und dumm. Wie so häufig besitzt auch diese Binsenweisheit einen wahren Kern“, bestätigte die Präsidentin der Gesellschaft für psychosomatische Medizin, Heidemarie Abrahamian. Wer zu wenig schläft, läuft Gefahr, Gedächtnisstörungen und Infektionen zu riskieren oder Gewicht zuzulegen.

Studie: Depressionen und verminderte Denkleistung

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Eine Studie zeigt, dass ein gestörtes Schlafverhalten zu einer verminderten Denkleistung bei Patient:innen mit Depression führt. Verzögerte Schlaf-Wach-Phasen haben einen negativen Effekt auf die Denkleistung, soziale Funktionen und die Lebensqualität von Menschen mit Depression.

Eine Querschnittstudie aus Japan untersuchte das Schlafverhalten sowie die Auswirkungen eines gestörten Schlafrhythmus bei 33 Patient:innen mit Depression. Die Forscher:innen fanden eine signifikante Korrelation zwischen dem Verschieben des Rhythmus und funktionellen Störungen wie Denkleistung, sozialer Funktion und Lebensqualität (BACS-J: r = -0,489; p = 0,010; WHO-DAS: r = 0,466; p = 0,014; EQ5D: r = 0,472; p = 0,013).

Musiktherapie als Lösungsansatz

Laut Forschern der Paracelsus Universität Salzburg kann Musiktherapie Abhilfe schaffen. Insbesondere in den vergangenen 20 Jahren sei die positive Wirkung von Musik auf den menschlichen Körper in zahlreichen Studien nachgewiesen worden, erklärte Vera Brandes, Leiterin des Forschungsprogramms MusikMedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, bei einem Pressegespräch in Wien.

Das Hören von Musik helfe vor allem beim Abbau von Stress und angestauten Emotionen, bei der Stärkung des Immunsystems und der Förderung des hormonellen Gleichgewichtes. Dadurch sei Musiktherapie insbesondere zur Behandlung von Schlafstörungen geeignet. Ein Soundpolster, der mit einem speziellen Player verbunden ist, soll die Stimulation durch die Musik während des Schlafes ermöglichen. Die Therapie soll durch ihre entspannende Wirkung zu tieferem Schlaf verhelfen, wodurch die Regenerationskraft von Körper und Psyche angeregt werde.

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Weitere Faktoren, die die Denkleistung beeinträchtigen können

  • Passiver Medienkonsum: Forscher warnen, dass stundenlange Binge-Sessions auf Netflix oder das Dauerberieseln durch Reality-TV die geistige Leistungsfähigkeit spürbar herunterziehen. Passiver Medienkonsum macht träge, mindert die Konzentration und beeinträchtigt die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu verstehen.
  • Schlafmangel: Nur während des Schlafs werden Erinnerungen gefestigt, Nervenverbindungen gestärkt und Abfallstoffe im Gehirn abgebaut.
  • Alkohol: Schon geringe Mengen Alkohol beeinträchtigen die Kommunikation zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit sinken unmittelbar nach dem Konsum.
  • Ungesunde Ernährung: Ihr Gehirn braucht gesunde Fette, Vitamine und Mineralstoffe, um optimal zu funktionieren.

Sport und Gehirn

Neben Freude und Intensität wirkt sich auch die Dauer des Sports auf das Gehirn aus. Hobbysportlern rät Leitner zu drei bis maximal fünf Stunden Bewegung pro Woche: „Ob Radfahren, Laufen oder Schwammerl suchen ist dem Hirn egal.“ Relevant ist die Zeiteinteilung: Wer Sport nicht zum Beruf hat, sollte ein Drittel der Tageszeit für die Arbeit, ein Drittel für Schlaf und ein Drittel für Freizeit aufwenden.

Burn-out und Depressionen bei Sportlern

„Tatsächlich sind besonders professionell trainierende Leistungssportler genauso häufig von Burn-out oder Depressionen betroffen wie ,normale‘ Menschen“, sagt Klaus-Michael Braumann von der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft an der Universität Hamburg. Die Gründe dafür ortet er neben oftmals zu hohen Trainingsbelastungen im hohen Erwartungsdruck, begrenzter Selbstbestimmtheit, krampfhaftem Streben nach Anerkennung und finanziellen Sorgen.

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Um nicht zu scheitern, verausgaben sich die Betroffenen oft bis zum Zusammenbruch. „Die Leute, Hobby- wie Spitzensportler, geraten in ein Übertraining: Das Verhältnis von Belastung zu Belastbarkeit kippt, die Leistung sinkt trotz gesteigertem Trainingsumfang“, erläutert Braumann das Szenario, in dem sich rund 60 Prozent der Ausdauersportler zumindest einmal in ihrer Karriere wiederfinden.

Vier Stufen des Burn-outs

  1. Überaktivität: Der Betroffene will durch Eigenengagement eine Situation verbessern.
  2. Leistungsabbau: Der Leistungsabbau löst Geringschätzung seitens der Kollegen aus.
  3. Geringschätzung: Die Geringschätzung führt in Phase vier.
  4. Verzweiflung: „Der Zustand gleicht einer mittel- bis schwergradigen Depression“, so Braumann.

Braumann ergänzt um eine ausgewogene Ernährung und mahnt zur guten Laune: „Trainierte sind im Vergleich zu Untrainierten emotional stabiler, toleranter gegenüber Stress und haben mehr Sexualitäts- und Schlafqualität.“

Zusammenhang zwischen Schlafverhalten und funktionellen Störungen bei Depression
Funktionelle Störung Korrelation (r) p-Wert
Denkleistung (BACS-J) -0,489 0,010
Soziale Funktion (WHO-DAS) 0,466 0,014
Lebensqualität (EQ5D) 0,472 0,013

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