Zum Thema Zeugnis erreichen uns viele Anfragen, und die Unsicherheit ist allgemein groß. Das Zeugnis ist ein "Ausweis" für die Fach- oder Führungskraft. Es gibt Auskunft über die Aufgabe, Dauer der Tätigkeit, Leistung und Führungsverhalten.
Rechtliche Grundlagen und Anspruch auf ein Zeugnis
Die Rechtsansprüche auf ein Zeugnis sind gesetzlich geregelt. Es muss wohlwollend, aber wahr und sachlich richtig sein. Nach § 630 BGB haben alle Arbeitnehmer einen Anspruch auf Erteilung eines Zeugnisses (in deutscher Sprache, auf Kosten des Arbeitgebers). Dieser Anspruch ist zwingend. Auf die Zeugniserteilung kann nicht vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses verzichtet werden.
Voraussetzung für den Zeugnisanspruch nach § 630 BGB ist ein dauerndes Arbeitsverhältnis. Dabei genügt es, wenn das Anstellungsverhältnis auf Dauer angelegt war, selbst wenn es tatsächlich nicht lange Zeit gedauert hat. Auch bei befristeten Verträgen oder wenn die Probezeit nicht überstanden wurde, hat der Arbeitnehmer Anspruch auf ein Zeugnis.
Arten von Arbeitszeugnissen
Das einfache Zeugnis findet sich primär im gewerblichen Bereich. Für Angestellte und Führungskräfte wird in der Regel ein qualifiziertes Zeugnis erstellt. Das einfache Arbeitszeugnis erstreckt sich nach § 630 BGB nur auf Art und Dauer des Dienstverhältnisses. Angaben zur Person wie Vor- und Zuname, akademischer Grad, Beruf sowie Ausstellungsdatum und Unterschrift des Arbeitnehmers müssen aus dem Zeugnis hervorgehen.
Enthält das Zeugnis Angaben über Leistung und Führung, handelt es sich um ein so genanntes qualifiziertes Zeugnis. Im folgenden Text befassen wir uns deshalb ausschließlich mit diesem Zeugnistyp.
Lesen Sie auch: Hilfe bei Angst
Grundsätzlich steht dem Arbeitnehmer ein Wahlrecht zu, ob er ein einfaches oder qualifiziertes Zeugnis wünscht. Der Arbeitnehmer hat "bei Beendigung eines Dienstverhältnisses" Anspruch auf ein Zeugnis.
Aufbau eines qualifizierten Zeugnisses
Für den Aufbau von Zeugnissen hat sich im Laufe der Jahre ein Standard durchgesetzt. Dieser Standard macht es dem Leser einfach, ein Zeugnis schnell zu erfassen und empfiehlt sich daher auch für Ihr Zeugnis. Der Aufbau eines qualifizierten Zeugnisses richtet sich allgemein nach folgendem Muster:
- Persönliche Daten
- Art und Dauer der Beschäftigung
- Aufgaben- und Verantwortungsbeschreibung
- Beurteilung der Leistung und Ergebnisse
- Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern
- Schlussformulierung (sog. magischer Vierklang)
- Datum und Unterschrift
Formale Anforderungen an ein Zeugnis
Das Zeugnis ist schriftlich zu erteilen und zu unterschreiben. In seiner äußeren Form muss es den - im Geschäftsleben üblichen - Mindestanforderungen genügen. Das Zeugnis ist in der Regel auf einem Firmenbogen mit ordnungsgemäßem Briefkopf auszustellen, aus dem Name und Anschrift des Ausstellers erkennbar sind.
Ein unsauber geschriebenes Zeugnis (Schreibfehler, Ausbesserungen, Streichungen, Knicke, Flecken) kann der Arbeitnehmer zurückweisen. Durch die äußere Form darf nicht der Eindruck entstehen, dass der ausstellende Arbeitgeber sich von dem Wortlaut seines Zeugnisses distanziert. Geheimzeichen, mit denen der Arbeitnehmer in positiver oder negativer Hinsicht gekennzeichnet werden soll, sind nicht erlaubt.
Inhaltliche Aspekte und Formulierungen
Das Zeugnis muss nach der Rechtsprechung "wahr" und sachlich richtig sein. Der Arbeitgeber muss sich um größtmögliche Objektivität bemühen, gleichzeitig soll die Beurteilung der Leistung von verständigem Wohlwollen getragen sein. Das berufliche Fortkommen des Arbeitnehmers soll nicht erschwert werden.
Lesen Sie auch: Was tun bei einer Hai-Begegnung?
Grundsätzlich obliegt es dem Arbeitgeber, das Zeugnis zu formulieren. Er ist frei bei seiner Entscheidung, welche Leistungen und Eigenschaften des Arbeitnehmers er mehr hervorheben oder zurücktreten lassen will. Das Zeugnis muss wahr sein und darf auch dort keine Auslassungen enthalten, wo der Leser eine positive Hervorhebung erwartet. Andererseits darf das Zeugnis das Fortkommen des Arbeitnehmers nicht ungerechtfertigt erschweren.
In diesem Spannungsverhältnis zwischen Wahrheitspflicht und Wohlwollen steht die Formulierung eines jeden Zeugnisses. Das Zeugnis kann jedoch nur im Rahmen der Wahrheit verständig wohlwollend sein.
Die Leistungsbeurteilung im Detail
Die Leistungsbeurteilung ist der sicherlich wichtigste Abschnitt in einem Zeugnis, der i.d.R. im hinteren Teil des Zeugnisses formuliert wird. Die Leistungsbeurteilung umfasst mehrere Dimensionen:
- Zusammenfassende Leistungsbeurteilung der Arbeitsleistung
- Verhalten gegenüber Vorgesetzten
- Führungseigenschaften
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Beurteilungsformulierungen für die Belastbarkeit, die Arbeitsweise, die Flexibilität oder den Arbeitsstil des Mitarbeiters.
Beispiele für Formulierungen im Arbeitszeugnis
Immer enthalten ist die zusammenfassende Leistungsbeurteilung, die etwa folgende Formulierung umfasst: "Insgesamt waren die Leistungen des Herrn / Frau Mustermann zu unserer .... Zufriedenheit". Es sind hier verschiedene Formulierungen denkbar.
Lesen Sie auch: Wichtige Verhaltensregeln nach Katarakt-OP
Verhalten gegenüber Vorgesetzten:
- Bsp. für eine mangelhafte Beurteilung: "Das Verhalten im Dienst war angemessen".
- Eine sehr gute Beurteilung könnte dagegen so aussehen: "Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern war stets vorbildlich."
Führungseigenschaften:
Hier geht es um die Ausübung der Führungsverantwortung, die Motivation und nicht zuletzt um die Ergebnisse der Mitarbeiter. Ein Beispiel für eine durchschnittliche Bewertung: "Er befähigte seine Mitarbeiter, die Vorgaben selbständig nach klarer Planung zu erreichen."
Noten im Arbeitszeugnis und ihre Bedeutung
Die Leistungsbeurteilung im Arbeitszeugnis wird oft durch bestimmte Formulierungen ausgedrückt, die einer Schulnote ähneln. Hier eine Übersicht:
Note | Beurteilung | Formulierung |
---|---|---|
Außergewöhnlich gut / sehr gut | 1 | Wir waren mit seinen Leistungen jederzeit und in jeder Hinsicht außerordentlich zufrieden. Seine Leistungen haben jederzeit und in jeder Hinsicht unsere vollste Anerkennung gefunden. Sie hat die ihr übertragenen Arbeiten stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt. |
Überdurchschnittlich / gut | 2 | Wir waren während der gesamten Beschäftigungszeit mit seinen Leistungen voll und ganz zufrieden. Seine Leistungen haben unsere volle Anerkennung gefunden. Sie hat die ihr übertragenen Arbeiten stets zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt. |
Durchschnittlich / befriedigend | 3 | Wir waren mit seinen Leistungen voll / jederzeit zufrieden. Er / Sie hat unseren Erwartungen in jeder Hinsicht entsprochen. Er hat die ihm übertragenden Arbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt. |
Unterdurchschnittlich / nicht befriedigend | 4 | Wir waren mit ihren Leistungen zufrieden. Er hat zufriedenstellend gearbeitet. Er hat die ihm übertragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit erledigt. |
Mangelhaft / schlecht | 5 | Sie führte die ihr übertragenen Aufgaben mit Fleiß und Interesse aus. Seine Leistungen haben unseren Erwartungen in etwa entsprochen. Er hat die ihm übertragenen Arbeiten im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit erledigt. |
Geheimcodes und subtile Botschaften
Der so oft hinterfragte Zeugniscode bezieht sich in der Regel auf die Leistungsbeurteilung des Arbeitnehmers. Personalverantwortliche sind sich deren Formulierungen genau bewusst und erkennen bereits nach wenigen Worten, ob Qualität hinter dem Bewerber steckt oder nicht.
Es gibt verschiedene Techniken, um negative Bewertungen zu verschleiern:
- Reihenfolge-Technik: Um eine negative Bewertung kenntlich zu machen, werden Nebensächlichkeiten und Selbstverständlichkeit (z.B.: Pünktlichkeit, sauberes Erscheinungsbild) ausgesprochen positiv bewertet und die wesentlichen Arbeitsbereiche nur kurz gestreift.
- Einschränkungs-Technik: Die Geltung eindeutig positiver Aussagen wird inhaltlich räumlich oder zeitlich eingeschränkt.
- Andeutungs-Technik: Durch bestimmte Formulierungen sollen negative Assoziationen beim Leser erzeugt werden.
- Widerspruchs-Technik: Mit Hilfe versteckter Widersprüche soll eine negative Bewertung verborgen werden.
Was tun bei Unzufriedenheit mit dem Zeugnis?
Arbeitnehmer*innen können die Ausstellung einer Korrektur oder eines neuen Zeugnisses verlangen, wenn es falsche Tatsachen oder unzutreffende Beurteilungen enthält. In diesem Fall solltest du zunächst das persönliche Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen.
Sollten Sie im Rahmen einer Aufhebung des Arbeitsvertrages aus dem Unternehmen ausscheiden, achten Sie darauf, das Zeugnis als Anhang des Aufhebungsvertrages zu vereinbaren.
Schlussformulierung und ihre Bedeutung
Die Schlussformel ist gerade deshalb besonders wertvoll, da sie freiwillig ist. Diese Formulierung im Arbeitszeugnis gibt Aufschluss darüber, von welcher Seite das Arbeitsverhältnis beendet wurde. Der Wortlaut variiert hier - je nachdem, ob du freiwillig gekündigt hast oder ob dein Arbeitgeber dir gegenüber eine fristlose Kündigung ausgesprochen hat.
Fehlt ein aussagekräftiger Dank für die Zusammenarbeit am Schluss des Zeugnisses, ist das kein gutes Zeichen. Wenn du einen guten Job gemacht hast, dann lässt dich dein Arbeitgeber sicher nicht gerne gehen. Dein Arbeitgeber sollte dein Ausscheiden daher im Arbeitszeugnis mit einer entsprechenden Formulierung bedauern.
Zukunftswünsche sind fester Bestandteil einer Schlussformel - und auch sie können versteckte Botschaften enthalten.
tags: #zeugnis #formulierung #verhalten #vorbildlich